Belehrungsblatt 9 (Ziffern 249 bis 252)Belehrungsblatt 9 (Ziffern 256 bis 260)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 9
Vereinheit-
lichung der brit. Bomben-zünder
Stand: Juli 1943
253.

Die Auswertung der britischen Luftangriffe der letzten zwei Monate hat ergeben, daß nur noch die nachstehend aufgeführten Zünder verwendet werden. Es ist daher bei Ausbildung des Fachpersonals in erster Linie auf die Kenntnis dieser Zünder Wert zu legen:

  a)

Kopfzünder 27 (Abb. 273 u. 274) als Kopfzünder für Minenbomben mit o.V.-Detonator.

  b)

Kopfzünder 42 (Abb. 273 u. 274). Formgeänderter Zünder 27, Schlag-bolzenspitze zum Anstechen von Friktionszündhütchen verlängert. Die aus Bombe heraustragenden Teile haben grünen Anstrich. Sonstiges Aussehen wie Zünder 27.

     

Neuerdings sind fast alle Minenbomben und die für o.V.- Wurf vorgese-henen GP- und MC-Bomben mit diesem Zünder versehen.

  c)

Heckzünder 28 (Abb. 208), häufig in Bakelitausführung als Heckzünder für die Bomben

   

GP 500 LB
GP 1000 LB
GP 1900 LB

   

sowie für die U-Boot-Abwehrbomben

   

AS 250 LB und
AS 500 LB        

  d)

Heckzünder Nr. 30 (Abb. 208 und 274) entspricht in seinem Aufbau dem Zünder 28, hat jedoch eine lange dünne Schlagbolzenspitze zur Ver-wendung von Friktionszündhütchen. Dem Vernehmen nach soll er auch in Bakelitausführung gefunden worden sein.

     

Anwendung in allen GP-Mehrzweckbomben sowie in den MC-Sprengbom-ben wie auch in den SAP-Panzerbomben. Er hat neuerdings offenbar den Zünder 28 vollkommen verdrängt.

  e)

Langzeitzünder Nr. 37 a und WeCo (Heckzünder) für die Bomben

   

GP 500 LB
GP 1000 LB
GP 1900 LB
MC 500 LB
MC 1000 LB.

   

Die britische Bezeichnung für den in Abb. 231 dargestellten Zünder ist "Fuze LD No 37 Mk IV" (LD = Long Delay = Langzeitzünder). Häufig tra-gen Bombenkörper oder Leitwerk das von Hand ohne Schablone mit Öl-farbe aufgemalte Zeichen "LD 37", so daß ein Rückschluß auf den ein-gebauten Zünder möglich ist.

     

Aufbau und Wirkungsweise siehe Abb. 231, Belehrungsblatt 8, und Ziffer 242, ferner Abb. 274. Gleichzeitig mit dem Zünder WeCo befindet sich häufig in der Bombenspitze der

  f)

Elektrische Kippzünder Nr. 845 (siehe Abb. 232 und Ziff. 243, Beleh-rungsblatt 8), der ein Herausbefördern einer LZZ.-Bombe aus einem em-pfindlichen Fundorte verhindern soll. (Ergänzung Abb. 275).

  g)

Langzeitzünder Nr. 17 (Heckzünder) (Abb. 276 und 277) wird vereinzelt noch in den Bomben

   

GP 250 LB Mk IV oder V,
GP 500 LB Mk IV oder V,

   

d.h. in das Bombeninnere eingebaut, verwendet.

     

Diese Bomben werden immer seltener abgeworfen, sie werden also wahrscheinlich nicht mehr gefertigt.

  h)

Kopfzünder Nr. 846. Er wird in den Phosphorbomben 14 kg = INC 30 LB Mk II und III verwendet.

  i)

Kopfzünder Nr. 38 (siehe Abb. 64, Belehrungsblatt 8). Der Zünder Nr. 38 wurde vereinzelt noch in den jetzt nicht mehr abgeworfenen Phosphor-bomben INC 30 LB Mk I verwendet.

  k)

Kopfzünder Nr. 36. Nur bei Brandbomben INC 250 LB. Beschreibung sie-he Ziffer 34, Abb. 8.

  l)

Leuchtbombenzünder. Für Leucht- und Blitzlichtbomben wird jetzt ein-heitlich der Zünder Nr. 848 mit auswechselbaren Brennsätzen (siehe Ziff. 194, Abb. 175, Belehrungsblatt Nr. 7) verwendet. Teilweise wurden auch Leucht- und Blitzlichtbomben gefunden, die unter Verwendung eines Zwischenringes mit dem

  m)

USA-Leuchtbombenzünder M 111 (Uhrwerkszünder) (Abb. 278) verse-hen waren. Das Uhrwerk entspricht in seiner Wirkungsweise dem sow-jetischen Uhrwerkszünder TM-24, der in Abb. 207 dargestellt ist. Auslö-sung geschieht durch Herausreißen eines seitlichen Sicherungsbolzens und Entsicherung durch ein zweiflügeliges Windrad. Die Zünderlaufzeit kann nach Lösen einer gerändelten seitlichen Feststellschraube durch Verdrehen des Zünderkopfes unter Verwendung eingeschlagener Zahlen eingestellt werden. Beim Ausbau der Zünder ist darauf zu achten, daß die vorderen beweglichen Teile nicht bewegt werden. Nach Möglichkeit sind Blitzlichtbomben am Fundort zu sprengen oder mit einem Seil von einer Deckung aus in eine vorbereitete Sprenggrube zu ziehen.

     

Die Leuchtbomben sind ebenso wie Zielmarkierungsbomben neuerdings versehen mit dem

  n)

Britischen barometrischen Kopfzünder Nr. 860 (Abb. 279, 280, 281), der schon in der Fabrik auf die günstigste Ausstoßhöhe für Leucht- und Zielmarkierungsbomben eingestellt wird. Beschreibung siehe Ziffer 301.

  o)

Kopfzünder Nr. 45 (Abb. 282, 283). Dieser Zünder wird neuerdings für Splitterbomben F 20 LB und GP 40 LB verwendet. Er ist ein hochem-pfindlicher, einseitig wirkender Membranzünder mit Windradentsicherung und langer dünner Zündnadel für Friktionszündhütchen. Er läßt sich aus blindgegangenen Bomben leicht ausbauen. Es muß dabei vermieden werden, die Membran nach innen zu drücken.

  p)

Allseits-Aufschlagzünder Nr. 854 Dieser Zünder ist als Aufschlagzünder für britische Handgranaten und Wurfladungen entwickelt worden. Er wird jedoch auch für Brand- und Nebelkanister verwendet. Die Entsi-cherung geschieht entweder durch einen herausspringenden Siche-rungsbolzen oder durch einen herumgewickelten Leinwandstreifen mit Sicherungsstift und Bleigewichten. Die Sicherungskappe ist je nach An-wendungsart aufgeschraubt oder übergeschoben.

Darstellung des Zünders siehe Belehrungsblatt Nr. 8, Abb. 120. Vorsicht bei Blindgängern insbesondere von Brandkanistern an Störballonen: Der Zünder spricht infolge seiner leicht beweglichen Teile bereits bei einer Abwurfhöhe von 30 cm an.

  q)

Britischer elektrischer Verzugszünder F 870 (Abb. 232 und 244). Unter Verwendung des Körpers und der Einzelteile des Kippzünders 845 unter Fortlassung der Queck-silberampulle wurde ein Verzugszünder geschaf-fen, dessen Stromkreis mit Hilfe des durch eine Gummibremse verzöger-ten Kontaktbolzens etwa 30 Sekunden bis 3 Minuten nach dem Auf-schlag geschlossen wird. Zünder bisher nur in der Minenbombe HC 9000 LB für Tiefangriffe auf Wasserbauanlagen angewendet.

  r)

Stabbrandbombenzünder (Abb. 235). Die zur Zeit gebräuchlichsten Stabbrandbombenzünder sind in den Abb. 228 und 229 (Belehrungsblatt Nr. 8) sowie in Abb. 235 dargestellt.

  s)

Detonatoren (Abb. 1 und 284). Für die Zünder 42, 30 und WeCo werden "Friktionszündhütchen" benötigt. Dann ist die Sprengkapsel auf eine Länge von 25 bis 30 mm grün gestrichen (Ziff. 277, Abb. 284). Ge-bräuchlichste m.V.-Zeit ist 0,025 = 1/40 Sekunden.

Alle vorstehend beschriebenen Zünder müssen vom Fachpersonal in al-len Einzelheiten beherrscht werden.

USA-Bomben-
zünder
Stand:
1. Nov. 1943
254.

In den bis Ende Juni 1943 abgeworfenen amerikanischen Bomben befinden sich folgende Zünder:

  a)

Zünder M 102 als Heckzünder mit Verzögerung von 0,025 = 1/40 Se-kunde. Beschreibung des Zünders in Ziff. 281, Abb. 285. Heckzünder M 101 und M 100 haben den gleichen Aufbau und die gleiche Wirkungs-weise wie der Zünder M 102, weichen jedoch in ihren Abmessungen von diesem ab (Länge der Kupplungsstange für größere Bomben, siehe Abb. 287a).

  b)

Als Kopfzünder wird für die Bomben Demo 500 und 1000 LB der Zünder M 103 verwendet (Abb. 47 und 215).

  c)

Der Heckzünder M 106 wird nur bei Tiefangriffen in Bomben Demo 500 LB und 1000 LB benutzt (Abb. 46 und 214).

  d)

Kopfzünder M 110 (siehe Ziff. 280, Abb. 286) befindet sich auf der bis-her nur in Afrika verwendeten Splitterbombe Frag 20 LB (siehe Ziffer 245 h und Abb. 237a, 260 und 261). Als nicht sprengkräftiger Zünder heißt er M 126 A 1 (vgl. Ziff. 299).

Zur Zeit werden hauptsächlich Bomben Demo 500 LB und bisweilen auch Demo 1000 und 2000 LB geworfen. Es sollen in den besetzten Westge-bieten auch die Demo 2000 LB und Demo 4000 LB geworfen worden sein. Blindgänger von 4000 LB wurden noch nicht gefunden.

  e)

USA-Langzeitzünder M 124 hat etwa die gleiche Wirkungsweise wie der britische Langzeitzünder WeCo, erlaubt jedoch kürzere Verzögerungs-zeiten und hat eine Ausbausperre, die durch eine Kugel ähnlich wie beim britischen Zünder Nr. 17 ausgelöst wird. Abbildung und Beschreibung siehe Ziffer 302, Abb. 287.

  f)

USA-Leuchtbombenzünder M 111 ist von Hand einstellbar, wird durch seitlich herausgerissenen Auslösebolzen ausgelöst und durch ein Wind-rad entsichert. Darstellung siehe Abb. 278. Er wurde bisher nur auf Blitzlichtbomben gefunden.

  g)

Brandbomben-Kopfzünder M 126 ist die nicht sprengkräftige Ausführung des Zünders M 110 (vgl. Ziffer 280).

Verlängerte
Laufzeiten
bei Langzeit-
zünder-
bomben, Warte-
zeiten
255.

Durch verstärkten Einsatz des Langzeitzünders WeCo, der sehr lange Zün-derlaufzeiten ermöglicht, konnte der Gegner in vielen Fällen Detonationen von Bomben nach 10 bis 100 Tagen erreichen. Die meisten Langzeitzünder-bomben detonieren im Verlauf des ersten Tages, häufig wenige Stunden nach dem Abwurf noch in der Nachtzeit, ein Teil im Verlaufe von 1 bis 5 Tagen und dann wieder eine Anzahl in der Zeit zwischen 9 und 15 Tagen. Genaue Zahlen über den prozentualen Anteil der verschiedenen Verzöge-rungszeiten konnten noch nicht ermittelt werden. Ihre genaue Ermittlung führt auch zu Trugschlüssen, denn ein Zünder WeCo, der z.B. eine Soll-Laufzeit von 4 Stunden hat, läuft bei waagerecht liegender Bombe 15 bis 20 Stunden und bei Bomben, die mit der Spitze nach oben liegen, 40 bis 100 Stunden, weil dann nur die Azetondämpfe das Zelluloid erweichen. Bei einzelnen Bomben in freiem Felde traten Detonationen erst nach 7 Wochen ein. Da der verbesserte LZZ. Baumuster WeCo sehr zuverlässig arbeitet, ist kaum noch mit Versagern zu rechnen. Teilweise kommen Bomben mit LZZ. WeCo erst nach 3 Monaten zur Detonation.

Ein grundsätzliches Verlängern der Wartezeit von 7 Tagen ist nicht mög-lich, weil dadurch die Absichten des Gegners, längeren Ausfall von Wohn- und Fertigungsstätten oder Verkehrsanlagen herbeizuführen, unterstützt würden. Wie bereits in der L.Dv. 764, Ziff. 33, angegeben, kann die Warte-zeit jedoch, wenn es die örtlichen Verhältnisse erlauben (z.B. Bomben in Parkanlagen auf dem Lande oder Bomben unter Splitterschutz in genügen-dem Abstand von empfindlichen Zielen) verlängert werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß der größte Teil der Bomben innerhalb der ersten 7 Tage zur Detonation kommt, so daß die Ausgrabungsarbeiten bei selbsttätiger Detonation erspart bleiben. Eine große Zahl der Bomben kam in den letzten Monaten zwischen 200 und 300 Stunden nach dem Abwurf zur Detonation. Deshalb sind nach Möglichkeit von 12 bis 14 Tagen anzustreben.

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