Belehrungsblatt 9 (Ziffern 273 bis 279)Belehrungsblatt 9 (Ziffern 284 bis 286)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 9
USA-Kopf-
zünder M 110
und M 126
(Abb. 286)
280.

Der USA-Kopfzünder M 110 ist ein empfindlicher, einseitig wirkender sprengkräftiger Kopfzünder mit Windradentsicherung. Durch Einbau eines Untersetzungsgetriebes wird die Zeitdauer des Entsicherungsvorganges so lange verzögert, daß bei Tiefabwürfen, z.B. im Notwurf bei Fehlstart, der Zünder noch nicht entsichert ist, wenn er den Boden berührt. Die genaue Fallhöhe bis zur Entsicherung konnte noch nicht ermittelt werden. Sie dürf-te jedoch zwischen 20 und 60 Metern liegen.

Der Zünder wurde bisher nur auf der Splitterbombe "FRAG 20 LB" (siehe Abb. 260, 261 und Ziff. 258) verwendet.

Aufbau und Wirkungsweise:

Der Zünder besteht im wesentlichen aus einem langen Schlagbolzen, der nach vorn unter Federdruck aus der Bombe herausragt und dessen vorde-res Ende mit einem Aufschlagteller versehen ist. Zwischen Aufschlagteller und Zünderkörper liegen in gesichertem Zustande 3 Sicherungsbacken, so daß der Schlagbolzen nicht in das Innere des Zünders hineingestoßen wer-den kann. Die 3 Sicherungselemente werden durch eine Sicherungshülse in der gesicherten Stellung fest gehalten. Die Drehung des Windrades wird auf einem Zahnkranz mit 58 Zähnen übertragen. Mit diesem Zahnkranz steht eine umlaufende Zahnwalze in Eingriff, die ihrerseits in einen Zahn-kranz mit 57 Zähnen eingegreift, der auf dem Hinterteil der Sicherungshülse sitzt. Dreht das Windrad den äußeren Zahnkranz, so wird bei jeder Um-drehung der innere Zahnkranz durch die umlaufende Zahnwalze um einen Zahn weiter gedreht. Dadurch schraubt sich die Sicherungshülse langsam nach hinten und gibt die Sicherungsbacken frei, so daß sie herausfallen. Danach ist der Zünder scharf.

Beim Aufschlag berührt der Aufschlagteller das Ziel und stößt die Spitze des Schlagbolzens in das Zündhütchen hinein. Dieses bringt über die Sprengkapsel die am Zünder fest eingebaute Übertragungsladung aus graphitiertem Tetryl zur Detonation. Blindge gangene Bomben können vor-sichtig in waagerechter Lage zu einer Sprenggrube befördert werden. Der Zünder kann zum Entschärfen der Bombe vorsichtig abgeschraubt werden. Er hat gewöhnliches Rechts gewinde.

Der Zünder M 126 ist nicht sprengkräftig. Er hat gleichen Aufbau und glei-che Wirkungsweise wie der Zünder M 110, jedoch sind die drei Sicherungs-backen durch einen geschlitzten Ring ersetzt.

USA-Heck-
zünder M 100
bis M 102
(Abb. 286)
281.

Der Zünder M 102 ist ein einseitig wirkender, nicht sprengkräftiger Heck-zünder mit Trägheitsschlagbolzen und Windrad-entsicherung. Er wurde bis-her in den Bomben Demo 500 LB und Demo 1000 LB verwendet. Er enthielt dabei einen Verzögerungssatz von 0,025 = 1/40 Sekunde.

Aufbau und Wirkungsweise:

Im Zünder befindet sich ein Trägheitsschlagbolzen, der durch eine Ab-standsfeder in seiner hinteren Lage gehalten wird. Ihm gegenüber steht ein Zündhütchen, das mit einem Verzögerungssatz zusammen in den Zündhüt-chenträger eingebaut ist.

Dieser Zündhütchenträger hat eine Kordelung und ist offenbar von Hand leicht gegen einen o.V.-Zündhütchenträger oder andere Verzögerungs-sätze auswechselbar.

Der Trägheitsschlagbolzen wird in gesichertem Zustand in seiner hinteren Lage durch einen Sicherungsstab festgehalten. Dieser Sicherungsstab ist von hinten in ein linksgängiges Innengewinde im Schlagbolzen einge-schraubt. Beim Abwurf der Bombe wird durch einen Sicherungsdraht das Windrad am hinteren Ende des Zünders entriegelt und schraubt über ein hoch untersetztes Zahnradgetriebe den Sicherungsbolzen aus dem Schlag-bolzen nach hinten heraus. Danach ist der Zünder scharf. Das hoch unter-setzte Getriebe soll offenbar bewirken, daß der Zünder erst nach eine Fall-zeit von etwa 40 bis 70 m scharf wird. Der Zünder selbst läßt sich durch Herausdrehen aus der Zünderbuchse (siehe Abb. 298 b) leicht entschärfen und zerlegen. Ein Zerlegen des Zahnradgetriebes ist in den meisten Fällen nicht möglich, weil es bei Blindgängern sehr stark verformt ist.

Der Zünder M 100 und M 101 haben gleichen Aufbau und gleiche Wirkungs-weise, jedoch andere Einbaulängen für größere Leitwerke.

Einzelheiten
zum briti-
schen Zünder
Nr. 845
(siehe Abb. 232, Beleh- rungsbl. 8,
und
Abb. 275)
282.

In der Abb. 275 sind inzwischen festgestellte Einzelheiten zum Zünder 845 dargestellt. Die Stahlspitze wird neuerdings vereinzelt sehr flach ausge-führt, offensichtlich, um ein unbeabsichtigtes Abbrechen zu vermeiden. Die Windradentsiicherung hat folgende Wirkungsweise:

Das Windrad selbst ist lose auf die Spindel aufgeschoben und durch seitli-che Abflachung der Spindel gekuppelt. Zwei seitlich nach unten gebogene Fahnen aus Blech greifen in gesichertem Zustand in zwei Nuten des Zün-derkopfes. In gesichertem Zustand ist eine Vorstecker gabel vor das Wind-rad geschoben und drückt dieses mit seinen seitlichen Fahnen in die Nuten des Zünderkopfes hinein. Nach Abziehen der Vorsteckergabel beim Abwurf schnellt das Windrad unter Feder druck nach vorn, die beiden Sicherungs-fahnen werden frei und das Rad kann sich im Luftstrom drehen.

Einige Unfälle geben Veranlassung, nochmals darauf hinzuweisen, daß bei allen aufgefundenen Bomben mit Hilfe der Luftschutzhandspritze die Spitze gesäubert werden muß; sodann ist die Bombe auf Vorhandensein von et-waigen Resten des Zünders 845 zu untersuchen. Erst, wenn einwandfrei erkannt ist, daß kein Zünder 845 eingebaut ist, darf die Bombe bewegt werden; andernfalls ist nach den an die Sprengkommandoführer herausge-gebenen Sonderbestimmungen für das Behandeln von Bomben mit Kippzün-dern zu verfahren.

Änderungen
am brit. Leuchtbom-
benzünder
Nr. 848
(Abb. 300)

283.

Am britischen Leuchtbombenzünder Nr. 848 wurde neuerdings eine verbes-serte Auslösevorrichtung für den gespannten Schlagbolzen gefunden. Eine kegelig ausgebohrte Hülse hält mit Hilfe von Sicherungskugeln den ge-spannten Schlagbolzen in seiner gesicherten Stellung fest. Beim Abwurf dreht das Entsicherungswindrad die Auslösespindel aus dem Zünder heraus. Die Sicherungshülse gibt unter dem Druck des gespannten Schlagbolzens und der Kugeln nach, die Kugeln weichen nach außen aus, der Schlagbol-zen wird entriegelt und kann das Zündhütchen anstechen. Es ist möglich, daß dieser Zünder eine neue Baumusternummer erhalten hat. Entsprechen-de Feststellungen sind zu melden. Da bisher nur Bruchstücke zur Untersu-chung vorlagen, konnte die genaue Bezeichnung noch nicht ermittelt wer-den.

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