Belehrungsblatt 9 (Ziffern 267 bis 272)Belehrungsblatt 9 (Ziffern 280 bis 283)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 9
Verwerten
brit. 12,5 kg-
Brandbomben
273.

Die britische 12,5 kg-Brandbombe INC 25 LB – siehe Abb. 295 – wird zwar seit 1940 nicht mehr abgeworfen, jedoch befinden sich bei vielen LS.-Dienststellen noch Beutebestände, die für Vorführungszwecke vorgesehen sind. Da die Bomben nicht mehr im Einsatz sind, haben Vorführungen zu unterbleiben. Die Bomben sind zum Verwerten ihrer Rohstoffe zum Versand zu bringen an:

 
  L.Mun.Verwert.Anst. beim Sprengkommando
Kalkum bei Düsseldorf, Anschlußgleiß.
Hinweise zum
Untersuchen
und Entschär-fen unbe-kannter Bom-ben und Zün-der
(Abb. 293 b)
273
a.

Beim Reinigen freigelegter Bomben und Zünder durch Abkratzen der Erde usw. gehen vielfach Farbkennzeichnungen – Buchstaben und Zahlen – auf Bomben und Zündern verloren, deren Feststellung jedoch von Wichtigkeit gewesen wäre. Andererseits besteht beim Abkratzen von Schmutz mit Schraubenziehern usw. die Gefahr, daß bewegliche Teile, wie Vorstecker, Stellringe usw. betätigt werden und zu Unfällen führen. Es ist zweckmäßig verschmutzte Zünder in Bomben, die untersucht werden müssen, mit dem Wasserstrahl einer Luftschutzhandspritze zu reinigen. Bei diesem Verfahren bleiben Schriftkennzeichen erhalten und auch kleinste Stempel und Schrauben werden sofort sichtbar, ohne daß bewegliche Teile an Zündern durch den Wasserstrahl betätigt werden. Zum Ausbau von Zündern leisten die sogenannten "Polygripzangen" gute Dienste. Zentrale Beschaffung oder Ankauf im freien Handel sind zur Zeit nicht möglich. Die Zangen können so-weit nicht anderweitige Rohrzangen mit schmalen Backen zur Verfügung stehen, nach Abb. 293 b in der Truppenwerkstatt gefertigt werden.

Verkürzte
brit. Blitzlicht-
bombe
4,5 Zoll
274.

Die in Abb. 222, Belehrungsblatt Nr. 8, dargestellte Blitzlichtbombe 4,5 Zoll wurde durch Fortlassen des überflüssigen hohlen Leitwerkteiles verkürzt (siehe Abb. 293 c). Als Zünder wurde bisher nur das Baumuster gemäß Be-lehrungsblatt Nr. 1, Ziffer 39, Abb. 14, festgestellt. Häufige tödliche Unfälle durch unsachgemäßen Umgang mit dieser Bombe, insbesondere bei undich-ten Bomben mit losem Blitzlichtpulver (Spielereien, Abbrennversuche usw.), geben Veranlassung, erneut auf die Gefährlichkeit dieser Bomben hinzuwei-sen.

Lehrtafeln
über feind-
liche Abwurf-
munition
275.

Aus Gründer der Papierersparnis können Lehrtafeln in größeren Mengen nicht geliefert werden. Es ist daher bei Vorträgen auf die Belehrungsblätter zurückzugreifen, die Bilddarstellungen sind mit Hilfe von Bildwerfern (Epi-diaskopen) einem größeren Zuschauerkreis zugänglich zu machen. Da das Herstellen der Belehrungsblätter aus kriegsbedingten Gründen längere Zeit in Anspruch nimmt, werden die wichtigsten Bilddarstellungen über neu auf-tretende Munition in Form von pausfähigen Lichtpausen sofort nach ihrer Fertigstellung den Luftgaukommandos zugeleitet. Diese vervielfältigen die Zeichnungen und geben sie als Lehrtafeln an die Sprengkommandos weiter. Handelt es sich um Munitionsarten, von denen auch andere Luftschutz-dienststellen Kenntnis erhalten müssen, so bekommen die Luftgaukomman-dos entsprechende Anweisungen zur Vervielfältigung und Verteilung der betreffenden Tafeln. Anforderungen von Lehrtafeln in Großformat für Aus-stellungszwecke usw. beim RdluObdL. sind zwecklos. In begründeten Be-darfsfällen kann auf die vorgenannten, bei den Luftgaukommandos – I a op 3 – vorhandenen pausfähigen Tafeln zurückgegriffen werden. Aus Grün-den der Arbeits- und Papierersparnis sind derartige Anträge an die Luftgau-kommandos jedoch auf ein Mindestmaß zu beschränken.

?????????
276.

 

 
   

 

 
  5.

Beseitiung während erneuter Fliegeralarme.

Werden die Beseitigungsarbeiten im Innern von Gebäuden vorgenom-men, bei denen ausreichend Verdunkelung nach außen hin möglich ist (in Kellern, innerhalb von Fabrikhallen usw.), so können in besonders dringenden Fällen die Arbeiten auch bei erneuter Luftgefahr oder Flie-geralarm fortgesetzt werden. Sie sind nur bei Luftangriffen auf die un-mittelbare Umgebung der Arbeitsstelle zu unterbrechen.

Neue Detona-
toren in engl.
Bomben
277.

Die englische Luftwaffe ist dazu übergegangen, die früher verwendeten "Perkussionszündhütchen", d.h. Zündhütchen, die mit einem kurzen abge-rundeten Schlagbolzen, ähnlich wie bei Infanteriepatronen, angeschlagen werden, durch sogenannte "Friktionszündhütchen", bei denen ein spitzer Schlagbolzen in das Zündhütchen hineinsticht, zu ersetzen. Diese Frikti-onszündhütchen werden beim Heckzünder 30 und beim LZZ. WeCo vor-zugsweise angewandt. Sie sind äußerlich dadurch gekennzeichnet, daß die kupferne Sprengkapsel mit ihrem Unterteil auf eine Länge von 30 mm in dunkelgrüne Farbe eingetaucht ist und das aufgeklebte Papierblättchen ebenfalls nicht mehr weiß, sondern dunkelgrün gefärbt ist. Sie werden in den Ausführungen o.V. mit weißem Ring und verschiedenen m.V.- und Ver-zugszündungen mit den üblichen Farbringen abgeworfen. Da das Anstechen der Friktionszündhütchen wesentlich weniger Kraft erfordert als das An-schlagen eines Perkussionszündhütchen, ist die Anzahl der Blindgänger sehr stark zurückgegangen. Auch bei schrägen Auftreffen genügt die geringe Kraft des einseitig wirkenden Schlagbolzens beim Zünder Nr. 30, um die Durchzündung zu gewährleisten. Es ist daher künftig bei nicht detonierten britischen Bomben mit etwa 90 v.H. Wahrscheinlichkeit mit dem Vorhan-densein einer Langzeitzünderbombe zu rechnen. Blindgänger von AZ.-Bom-ben wurden nach Einführung dieser neuen Zündhütchen nur noch gefun-den, wenn die Bombe vollkommen waagerecht aufgeschlagen oder der Zünder nicht entsichert war. Siehe Abb. 284 und Abb. 1, Blatt 1.

Brit. baro-
metrischer
Kopfzünder
Nr. 860 für Zielmar-
kierungs-
bomben
(Abb. 280,
281 und
297)
278.

In der britischen Zielmarkierungsbombe "Target-Marker 250 LB" wird neuer-dings ein barometrischer Kopfzünder verwendet. Dieser Zünder entspricht in einer bestimmten, beim Fertigmachen der Bombe einstellbaren Flughöhe an und bringt die Bombe, unabhängig von der Abwurfhöhe, in der taktisch notwendigen Höhe zur Entzündung. Da er gewöhnliches Leuchtbombenzün-dergewinde hat, muß damit gerechnet werden, daß er später auch in Leuchtbomben eingebaut wird. Die Gewindeteile und der Aufbau der Aus-stoßladung ähneln dem Zünder Nr. 848 mit auswechselbaren Brennsätzen.

Aufbau und Wirkungsweise:

Im Innern des Zünders befindet sich ein gespannter Schlagbolzen, der durch eine Sicherungskugel festgehalten wird. Über diese Kugel legt sich eine bewegliche Sicherungshülse mit einer kegelförmigen Ausdrehung, die durch die Sicherungskugel nach unten gedrückt wird. Sie kann nach unten ausweichen bis zur Auslösekugel, die ihrerseits durch den Auslösebolzen nach außen gedrückt wird und die Sicherungshülse in ihrer gesicherten La-ge festhält. Der Auslösebolzen steht in Verbindung mit dem barometrischen Druckkörper, der von einem Führungszylinder umgeben ist. Im gesicherten Zustand wird der Führungszylinder einschließlich Druckkörper durch die mit einem Windrad versehene Auslösespindel soweit in das Zündergehäuse hin-eingedrückt, daß der Auslösebolzen die Kugelsperre sichert. Im Zünderge-häuse befindet sich außerdem eine Stellschraube für die Auslösehöhe.

Wirkungsweise beim Abwurf:

Beim Aufsteigen des Flugzeuges in größere Flughöhen dehnt sich der Druckkörper im Innern aus und drückt eine Abstandsfeder zusammen. Gleichzeitig wird der Auslösebolzen weiter in das Innere des Schlagbolzen-lagers, wo genügend Platz vorhanden ist, hineingedrückt. Beim Abwurf schraubt ein Windrad die Auslösespindel aus dem Zündergehäuse heraus und die Abstandsfeder schiebt das ganze Führungsgehäuse einschließlich Druckkörper nach unten bis zum Anschlag an die Höhenstellschraube. Der Auslösebolzen bleibt, da sich der Druckkörper in großen Flughöhen aus-dehnt, noch genügend tief in der Schlagbolzenhülse, so daß die Kugelsper-re gesichert bleibt. Fällt die Bombe beim Abwurf in tiefere Luftschichten, so drückt der dort herrschende Luftdruck den Druckkörper zusammen und zieht den Auslösebolzen nach und nach aus der Schlagbolzenhülse heraus. Die Auslösekugel kann nach innen treten, die Sicherungshülse schiebt sich nach unten, gibt die Sicherungskugel zum Schlagbolzen frei und der Schlagbolzen schnellt infolge der gespannten Schlagbolzenfeder nach oben und sticht das Zündhütchen an. An der Höhenstellschraube befindet sich keine Angabe oder Skala mit Zahlen für die Auslösehöhe. Wahrscheinlich wird die Schraube, die mit einer Feststellmutter versehen ist, vom Herstel-lungswerk auf eine bestimmte Auslösehöhe eingestellt.

Behandeln von Blindgängern:

Infolge des Aufbaues des Zünders aus verhältnismäßig dünnen Blechteilen verformen sich die beweglichen Teile beim Aufschlag sehr stark; meist bricht das Spritzgußgehäuse einschließlich Schlagbolzen ab. Die Gewinde-teile mit Zündhütchen und Anfeuerungssatz lassen sich leicht mit einer Rohrzange herausschrauben (gewöhnliches Rechtsgewinde). Sollten in ab-geschossenen Feindflugzeugen gut erhaltene Zünder gefunden werden, so sind sie zwecks Ermittlung der eingestellten Auslösehöhe einzusenden. Wie aus Aufschriften auf blindgegangenen Bomben zu ersehen ist, heißt der Zünder: ".. Air-Armed-Fuze" 860. Es ist damit zu rechnen, daß der Zünder im Zuge seiner Weiterentwicklung eine Baumusternummer erhält und auch für Leuchtbomben verwendet wird.

Brit. Kopf-
zünder
Nr. 381
(s. Abb. 298)
279.

Der britische Kopfzünder 381 hat den gleichen Aufbau und die gleiche Wir-kungsweise wie der Zünder 27. Er hat jedoch das gleiche Zündergewinde und die gleiche Einbautiefe wie der Zünder 29 und ist offensichtlich für Splitterbomben bestimmt. An Stelle des Vorsteckers als Transportsicherung sind Sicherungsklötze zwischen den Aufschlagtellern und die vordere Flä-che des Zünderkörpers eingebaut. Die Sicherungsklötze sind paarweise an Blattfedern festgenietet und werden durch diese Blattfedern herausge-schleudert, sobald die Sicherungs-kappe im Luftstrom abgedreht wird.

Empfindlichkeit, Wirkungsweise und Entschärfung sind die gleichen wie beim Zünder Nr. 27. Der Zünder wurde nur erbeutet und in Blindgängern bisher nicht festgestellt.

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