Belehrungsblatt 7 (Ziffern 190 bis 193)Belehrungsblatt 8 (Ziffern 199 bis 202)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 7
Engl. Leucht-
bombenzün-
der Nr. 848
(Abb. 175)
194.

Der engl. Leuchtbombenzünder Nr. 848 ist ein nicht sprengkräftiger Pulver-brenn-Zeitzünder mit Windradentsicherung, Auslösung des Schlagbolzens durch Windrad und auswechselbaren, festeingestellten Pulverbrennsätzen. Er stellt eine Weiterentwicklung des in Ziff. 39 und Abb. 14 beschriebenen Leuchtbombenzünders dar. Der grundsätzliche Aufbau ist folgender:

Der Zünderkörper mit dem darin enthaltenen Anfeuerungssatz aus Schwarzpulver ist aus Spritzguß hergestellt und wird in die Leuchtbombe fest eingeschraubt. Sein äußerer Rand enthält Nuten, in denen die Zünder-kappe mit der Schlagbolzeneinrichtung durch Bajonettverschluß befestigt wird. Die leicht abnehmbare Kappe, die außerdem durch Rastfedern gesi-chert ist, dient zur Aufnahme der Pulverbrennsätze, die aus einer Blech-kapsel mit eingebauter Zeitzündschnur bestehen. Diese Blechkapseln sind mit der Abwurfhöhe in Fuß (0,33 m) über dem Erdboden beschriftet. Der Schlagbolzen wird in gespanntem Zustande durch die Kugeln gehalten, die durch einen Dorn auseinandergedrückt werden. Diesen hält eine von hinten eingeschraubte Schraube mit Windrad. Nach dem Abwurf dreht der Fallwin-kel die Halteschraube nach hinten heraus, der Dorn weicht nach hinten aus, die Kugeln gleiten nach innen und der Schlagbolzen wird freigegeben. Er schnellt vor, schlägt das Zündhütchen an und dessen Feuerstrahl setzt die Pulverzündschnur des Verzögerungssatzes in Brand. Im Inneren des Zünderkörpers befindet sich noch ein seitlich ausweichender Schnappdek-kel mit einer Bandfeder, der den Zündkanal zum Anfeuerungssatz ver-schlossen hält, solange kein Verzögerungssatz eingesetzt ist. Dieser Deckel muß beim Einsetzen des Verzögerungssatzes zur Seite gedrückt werden. Er soll verhindern, daß der Feuerstrahl des Zündhütchens die Bombe ohne Verzögerung in Brand setzt, falls das Einsetzen der Verzögerungskapsel vergessen wird (wichtig für den Gebrauch von Blitzlichtbomben, deren De-tonation das Flugzeug beschädigen würde). Die Windradentsicherung ver-hindert eine versehentliche Auslösung innerhalb des Flugzeuges, wie sie bei dem früheren Zugzünder 42 (Abb. 14) möglich war.

 

Tabelle der Verzögerungskapseln für Zünder Nr. 42 Mk I und II sowie Zün-der 848 Mk I/A.

P 6 = Flughöhe 5 000 Fuß = 1650 m
P 7 = Flughöhe 6 000 Fuß = 2000 m
P 8 = Flughöhe 8 000 Fuß = 2650 m
P 9 = Flughöhe 10 000 Fuß = 3300 m
P 10 = Flughöhe 12 000 Fuß = 4000 m
P 11 = Flughöhe 14 000 Fuß = 4700 m
 
 

Berechnet für Brenndauer 3 bis 4 Minuten und Sinkgeschwindigkeit von 500 Fuß/min = 167 m/min = 2,3 m/sec bei Fallschirmdurchmesser von 11 Fuß = 3,7 m und 750 000 "candle power" = 12 500 000 Hefnerkerzen.

Engl. Zünder
für Sabotage-
zwecke
(Abb. 176,
177, 178,
179)
195.

Da die eingesetzten Sprengkommandos, insbesondere auf dem Vormarsch, an der Front häufig zum Entschärfen von Zündungen der Sabotagespreng-körper (Höllenmaschinen) eingesetzt werden, sind nachfolgend die wich-tigsten, auch in größeren Mengen nach Rußland gelieferten Sabotagezün-der engl. Herkunft beschrieben. Sie werden häufig in den beim Rückzug zu-rückgelassenen Munitionsstapeln, Kraftstoffbehältern, Fahrzeugen, Flug-zeugen usw. verwendet, befanden sich aber auch vielfach in Versorgungs-behältern für Fallschirmagneten, die, im Heimatkriegsgebiet abgeworfen als Minenbombenblindgänger gemeldet und durch die Sprengkommandos gebor-gen wurden.

a) Zeitzündstift mit chem. Verzögerung durch Zersetzung eines Spann-drahtes (Abb. 176).

Der Zündstift, der etwa die Länge und den Durchmesser eines gewöhnli-chen Bleistiftes hat, läßt sich auf gewöhnliche Zeitzündschnur, Sprengkap-seln oder schnellbrenende Zündschnüre aufschieben. Er wird auch häufig zur Entzündung von Thermitsätzen für Brandstiftungszwecke verwendet. Seine Zünderlaufzeit ist nicht veränderlich und von der Herstellerfirma fest eingestellt. Die Laufzeit wird durch bunte Ringe oder bunte Sicherungs-streifen gekennzeichnet:

rot = ½ Std. Die Genauigkeit der Zündlaufzeit weicht etwa 25% nach oben oder unten ab.
weiß = 2 Std.
grün = 3 Std.
gelb = 8 Std.
blau = 20 Std.

Aufbau und Wirkungsweise.

Der Zeitzündstift besteht im wesentlichen aus einem gespannten Schlag-bolzen, der ein Zündhütchen anschlägt, dessen Feuerstrahl die Zündschnur oder den Thermitsatz in Brand setzt. Der Schlagbolzen wird in gespanntem Zustand durch einen dünnen Stahldraht gehalten. Der Stahldraht ist durch eine dünnwandige Kupferhülse geführt und an deren hinterem Ende durch eine geschlitzte Schraube mit Unterlegscheibe aus Blei festgeklemmt. Im Inneren der dünnwandigen Kupferhülse befindet sich eine Glasampulle mit ätzender Flüssigkeit, an der der Draht seitlich vorbeigeführt wird. Der Zün-der wird dadurch in Gang gesetzt, daß die dünnwandige Kupferhülse ver-bogen und dadurch die Glasampulle zerbrochen wird. Die Flüssigkeit zerfrißt den Stahldraht und gibt so den Schlagbolzen frei. Die Zünderlaufzeit ergibt sich aus der Zusammensetzung der Flüssigkeit und der Dicke des Stahl-drahtes. Im Gegensatz zu dem Azeton-Zelluloid-Langzeitzünder ist der Zeitzündstift hinsichtlich seiner Laufzeit fast unabhängig von seiner Lage. Der Stift ist bisher in drei Ausführungen bekannt. Sie unterscheiden sich nur durch die Art der Befestigung an der Zündschnur oder den Brandsät-zen. Bei den älteren Ausführungen war das Zündhütchen herausnehmbar und wurde durch Überwurfmuttern in einem besonderen Zündhütchenträger gehalten. Die neueste Ausführung hat als Haltevorrichtung eine durchbro-chene Stahlblechhülse (in ihren Abmessungen und Farbe einer Schreibfeder sehr ähnlich), die durch Widerhaken die Zeitzündschnur festhält und den Abstand zwischen Zündhütchen und Zeitzündschnur durch nach innen ge-bogene Begrenzungshaken festlegt. Diese Hülse wird einfach auf die Zünd-schnur aufgeschoben und dann erforderlichenfalls durch Umwickeln mit Iso-lierband vor Feuchtigkeit geschützt.

 
 

b) Sabotage-Sprengkörper mit barometrischem Zünder (Abb. 179).

Dieser Sprengkörper, der in Flugzeuge eingeschmuggelt wird, soll bei Be-nutzung des Flugzeuges in einer bestimmten Flughöhe detonieren, das Flugzeug beschädigen und zum Absturz bringen. Er hat etwa die Form und das Aussehen eines Gummiknüppels. Der kentbare Sprengstoff ist in einem dünnwandigen Gummischlauch von etwa 32 cm Länge und 2,5 cm Durch-messer untergebracht, so daß sich das Gerät infolge seiner Biegsamkeit und seines leichtmetallähnlichen Aussehens unauffällig in den Tragflächen oder in der Nähe der Steuerorgane im Rumpf unterbringen läßt. Der elektri-sche Batteriezünder hat folgenden Aufbau und Wirkungsweise:

Eine einzellige Stabbatterie im Inneren des Zündergehäuse liefert den Strom für einen am entgegengesetzten Ende des mit Sprengstoff gefüllten Gummischlauches untergebrachten Glühzünder. Die beiden Zuleitungsdräh-te zu dem in der Sprengkapsel untergebrachten Glühzünder sind, durch buntes Rüschrohr geschützt, außen am Sprengkörper entlanggeführt. Die Durchtrittsöffnung dieser Leitung durch den Gummischlauch sind mit Iso-lierband abgedichtet. Der Glühzünder mit seiner Sprengkapsel steckt in einer kurzen, aus festem Sprengstoff bestehenden Übertragungsladung aus Tetryl. Der positive Kohlepol der Batterie ist unmittelbar durch einen der beiden Kupferdrähte mit dem Glühzünder verbunden, während der negative Pol, also der Zinkboden der Batterie, durch eine kegelförmige Druckfeder mit dem barometrischen Kontaktkörper verbunden ist. Der barometrische Kontaktkörper ist zylindrisch und besteht aus einer gefalteten dünnwandi-gen Messingblechhülse (ähnliche Faltung wie der Lederbalgen eines Foto-apparates). Eine in seinem Inneren untergebrachte Schraubendruckfeder drückt in auseinander, so daß er sich bei abnehmendem Außenluftdruck, also beim Steigen des Flugzeuges, ausdehnt. Die genaue Einstellung des Körpers im Herstellungswerk geschieht durch Einpressung einer bestimmten Luftmenge in das Innere durch ein dünnes Messingröhrchen, das dann zu gelötet und abgeschnitten wird. Diesem Kontaktkörper gegenüber befindet sich in der Stirnplatte des Zünderkopfes eine einstellbare Kontaktschraube, von der aus die Leitung zum Glühzünder weitergeführt wird. Dehnt sich bei zunehmender Flughöhe der Kontaktkörper aus, so erreicht er die einstell-bare Kontaktschraube in der Stirnplatte und schließt so den Stromkreis, der den Glühzünder in Tätigkeit setzt. Als Transportsicherung wird ein Vor-stecker aus Isolierstoff zwischen den Kontaktkörper und die Kontakt-schraube geschoben. Durch Herausschrauben der Kontaktschraube in der Stirnwand wird die erforderliche Flughöhe verkleinert und durch Heraus-schrauben wird sie vergrößert. Um zu verhindern, daß sich durch die Er-schütterungen der Flugzeugmotoren die Kontaktschraube ungewollt hinein- oder herausschraubt, dient ein geschlitzter Blechstreifen als Verdrehungs-sicherung. An der Halteschraube dieses Blechstreifens ist außerdem der Zuleitungsdraht zum Glühzünder angeklemmt. Zur Entschärfung des Gerä-tes genügt es, die außen entlanggeführten Drähte zu durchschneiden oder einen behelfsmäßigen Vorstecker aus Isolierstoff, z.B. Pappe, in den Zün-derkopf einzuschieben und so einen Kontakt zwischen Kontaktkörper und Kontaktschraube zu verhindern. Das Gerät läßt sich dann nach Herauszie-hen des Glühzünders und der Sprengkapsel gefahrlos zerlegen.

Berichtigung
einer
Zünderbe-
schreibung
196.

Auf Grund nachträglicher Feststellung ist im "Belehrungsblatt 3", Ziff. 91, in Absatz 2 folgende Berichtigung durchzuführen:

Es ist von Zeile 11 angefangen nachstehender Wortlaut zu streichen:

"von denen eine glatt durchgeführt ist usw." bis ". . . sitzt in der Zündla-dung (16), die mit einem Stahlmantel umgeben ist."

Dafür ist zu setzen : "Neuer Text siehe Ziffer 196".

Der neue Text lautet:

 
 

". . . von denen die beiden sich gegenüberliegenden Bohrungen glatt hin-durchgeführt sind. In der mittleren Bohrung befindet sich ein Schwarzpul-ver-Verzögerungssatz von 0,3 Sek. Brenndauer. Die beiden glatt hindurch-geführten Bohrungen werden von 2 angespitzten Stäben (8) verschlossen. Die Stäbe werden durch kegelförmige Schrauben (4) im Zündkopf in ihrer unteren Lage festgehalten.

Soll eine o.V.-Zündung erreicht werden, so wird die mit "m" bezeichnete Schraube am Zünderkopf entfernt. Dadurch kann der vom Zündkanal des Kolbens austretende Feuerstrahl durch die glatte Bohrung im Abschluß-stück des Kolbens zum Anfeuerungssatz über die Sprengkapsel (18) gelan-gen. Bei m.V. 0,1 Sek. bleibt diese Bohrung im Abschlußstück des Kolbens geschlossen, es wird durch Herausschrauben der mit "3" bezeichneten Schraube im Zünderkopf die der o.V.-Bohrung gegenüberliegende Bohrung freigegeben. Die Verzögerung von 0,1 Sek. wird durch den längeren Weg erreicht, den der aus dem Zündkanal des Kolbens austretende Feuerstrahl zurückzulegen hat, bis er durch die leere Bohrung zum Anfeuerungssatz über die Sprengkapsel gelangt.

Bei m.V. 0,3 Sek. bleiben durch Belassen der beiden Schrauben "3" u. "m" im Zünderkopf der beiden glatten Bohrungen im Abschlußstück des Kolbens geschlossen. Der aus dem Zündkanal des Kolbens austretende Feuerstrahl kann nur über den Verzögerungssatz 0,3 Sek. der mittleren Bohrung zum Anfeuerungssatz über der Sprengkapsel gelangen und bringt diese zur De-tonation. Die Sprengkapsel sitzt in der Zündladung (16), die mit einem Stahlmantel umgeben ist."

Engl. Flug-
zeugver-
nichter
(Abb. 180)
197.

Da bei der Bergung der Munition abgeschossener Feindflugzeuge durch die Sprengkommandos auch die Flugzeugvernichter in Sicherheit gebracht und entschärft werden müssen, wird nachfolgend einer der z.Zt. gebräuchlichs-ten englischen Flugzeugvernichter beschrieben:

Aufbau und Wirkungsweise:

Es handelt sich um einen pulverförmigen Elektron-Thermit- Brandsatz, der in einer zylindrischen Weißblechhülse mit Schraubverschluß (Form und Ab-messungen der deutschen Sodaflaschen) untergebracht ist. Anstrich der Blechbüchse ist den englischen Brandmittelvorschriften entsprechend dun-kelrot.

Zündung:

Die Zündung geschieht durch ein Zündhütchen, das im Kopf der Flasche mit dem Zündboden nach außen untergebracht ist. Der Feuerstrahl des Zündhütchens erreicht eine Pulverbrennzündschnur von einigen Sekunden Brenndauer, die dann den Thermitsatz entzündet. Über das an der Spitze des Schraubverschlusses angeordnete Zündhütchen ist eine Schutzkappe geschraubt.

Soll mit dem Gerät ein Flugzeug vernichtet werden, so wird die Kappe ab-geschraubt und das Gerät von Hand mit dem Zündhütchen auf einen har-ten Gegenstand geschlagen. Man hat dann noch einige Sekunden Zeit, die Büchse an eine brandgefährdete Stelle des Flugzeuges zu legen.

Entschärfung des Gerätes:

    1.

Abschrauben der Schutzkappe, so daß das Zündhütchen freiliegt.

    2.

Abschrauben der Überwurfmutter aus Blech und Heraus ziehen des Zündhütchenträgers mit Zündschnur.

    3.

Abbrennen des ausgeschütteten Brandsatzes nach den Bestimmungen der L.Dv. 764.

Die Entschärfung des Flugzeugvernichters ist verboten. Das Gerät ist durch Abbrennen oder Sprengen nach den Bestimmungen der MDv 872.

Neue russ.
Spreng-
Brand bombe 100 kg
198.

Seit August 1942 werden durch russische Flugzeuge neue Sprengbrand-bomben 100 kg auf das Reichsgebiet abgeworfen. Bombenhülle und Leit-werk sind die gleichen wie die der FAB-100 (siehe Abb. 39 und 137). Zün-der APUW als Kopfzünder eingebaut. Anstrich feldgrau mit rotem Ring am Übergang vom zylindrischen Teil zur Spitze.

 
 

Aufbau und Wirkungsweise:

Der innere Hohlraum der Bombe ist mit pulverförmigem Sprengstoff gefüllt. Aussehen wie handelsübliches deutsche Blitzlichtpulver (grauschwarz bis silberglänzend). In der Mitte dieses Sprengstoffes, also in Höhe des zylin-drischen Teiles der Bombe, befindet sich ein Bündel aus 10 Brandbomben ZAB 2,5 kg (siehe Abb. 42 und 147) (Stahlkopf, Stahlblechhülle und Ther-mitfüllung), jedoch ohne Zünder und Leitwerk. Hintere Öffnung der Brand-bomben ist durch Pappdeckel verschlossen.

Bei Detonation des Sprengstoffes werden die Brandbomben durch die Deto-nationsflamme gezündet und 30 bis 50 m im Umkreis herumgeschleudert. Sprengbombenhülle wird in verhältnismäßig wenige große Sprengstücke zerlegt. Bei m.V.- Würfen wurden im Freien Trichter von 4 m Durchmesser und 1,5 m Tiefe festgestellt. Bombe geht häufig blind und zerschellt. Vor-sichtig beim Umgang mit losen Sprengstoff. Er entzündet sich sehr leicht und ist sehr schlagempfindlich. Brandbekämpfung der brennenden Thermit-bomben mit Sand und Wasser leicht möglich.

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