Belehrungsblatt 8 (Ziffern 236 bis 242)Belehrungsblatt 9 (Ziffer 244)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Anlage zum "Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition", Blatt 8, Ausgabe B
Ausbausperre
bei brit. LZZ
Baumuster WeCo
(Abb. 231)
242
a.

Wie bereits angekündigt, ist der Langzeitzünder WeCo neuerdings mit Aus-bausperre versehen. Hierbei wurden der Schlagbolzen und die Schlagbol-zenfeder sowie die Zelluloidplatten beibehalten, jedoch sind Schlagbolzen, Schlagbolzenfeder und Zelluloidplatte in eine besondere Schlagbolzenhülse eingebaut. Diese Schlagbolzenhülse steht ihrerseits wiederum unter dem Druck einer Spannfeder in Richtung auf das Zündhütchen. Sie wird in ihrer hinteren Lage festgehalten durch 15 Kugeln, die sich in einer Kerbe zwi-schen einer Überwurfmutter und der vorderen Kante des Zünderkörpers be-finden. Die Überwurfmutter ist auf den Zünderkörper aufgeschraubt bis zu einem Anschlagring. Eine Kerbe im Anschlagring und eine entsprechende Gegenkerbe in der Überwurfmuffe verhindern, daß die Überwurfmuffe zu fest aufgeschraubt wird, und stellen sicher, daß sie leicht gängig bleibt. Auf der Überwurfmuffe sitzt vorn ein federnder Gummiring, der sich bei ein-gebautem Zubehör gegen den Kopf des Detonators preßt. Durch die Rei-bung des Gummiringes am Kopf des Detonators wird beim Versuch, den Zünder durch Ausschrauben zu entfernen, die Überwurfmuffe festgehalten und in ihrem Gewinde vom Zünderkörper gelöst. Dabei können die Sperrku-geln in der Kerbe zwischen Überwurfmuffe und vorderer Kante des Zünder-körpers in eine hierfür vorgesehene Ausdrehung in der Überwurfmuffe aus-weichen. Dadurch wird die unter Federspannung stehende Schlagbolzen-hülse entriegelt und schlägt nach vorn, so daß die Schlagbolzenspitze das Zündhütchen ansticht. Die Schlagbolzenfeder bleibt dabei gespannt, weil auch die noch nicht ausgelöste Zelluloidplatte mit nach vorn geschleudert wird (siehe Abb. 231 unten links).

Behandlung nicht detonierter Bomben mit Zünder WeCo neuer Bau art:

Der Zünder wurde nach den bisherigen Erfahrungen vornehmlich in die GP 1000 LB eingebaut, wobei meist gleichzeitig in der Spitze der Zünder Nr. 845 eingebaut ist (siehe nächste Ziffer). Liegen die Bomben außerhalb von Gebäuden an weniger gefährdeten Stellen, so sind sie unter Splitterschutz ge-mäß L.Dv. 764 zu sprengen. Liegen sie in Gebäuden oder sonstigen em-pfindlichen Objekten, so ist zu versuchen, sie mittels Seilzug nach Ziffer 152 des "Belehrungsblattes" versuchsweise zu bewegen. Vorher ist Split-terschutz über die Bombe zu bauen. Tritt Detonation nicht ein, so wird die Bombe gemäß Ziffer 152 von einer Deckung aus durch Seilzug in eine im Freien vorbereitete Grube gezogen und dort unter Splitterschutz ge-sprengt.

Engl. Bomben-
zünder 845
mit elektr. Verlage-
rungssperre
(Abb. 232)
243.

Um das Wegräumen der Bombe mit Seilzug nach Ziffer 152 zu verhindern, baut der Gegner neuerdings einen elektrischen Verlagerungszünder in die Bombenspitze der mit Langzeitzünder versehenen Bomben ein.

Aufbau und Wirkungsweise:

Der Zünder paßt in das Gewinde der gewöhnlichen englischen Zünderbuch-sen und wird in der Bombenspitze an Stelle eines Zünders 27 oder an Stelle einer Stahlspitze eingeschraubt. Der Zünderkopf ist spitzbogenförmig, aus gehärtetem Stahl hergestellt und hat die Form eines Artilleriezünders, aus dem vorn die Entsicherungsspindel herausragt. Wahrscheinlich wird die Entsicherungsspindel während des Abwurfes durch ein Windrad nach vorn herausgeschraubt. Form des Windrades ist noch nicht bekannt. Häufig bricht die Stahlspitze ab und infolge des eingedrungenen Zielmaterials läßt sich die Art des Zünders dann schwer erkennen. Die elektrischen Einrich-tung bleibt aber trotzdem erhalten. Es ist daher zweckmäßig, bei einer ausgegrabenen nicht detonierten Bombe mit Hilfe des Wasserstrahles einer Luftschutzhandspritze Kopf- und Heckzünder sorgfältig zu säubern und dann erst zwecks Ermittlung der Zünderart zu untersuchen.

Elektrischer Aufbau und Wirkungsweise:

Beim Abwurf schraubt sich die Entsicherungsspindel nach vorn und entrie-gelt dadurch den Auslösestift, der jedoch durch eine Abstandsfeder wäh-rend des Fallens der Bombe in seiner gesicherten Lage ge halten wird. Beim Aufschlag am Ziel schlägt der Auslösestift nach vorn, gibt eine Sperrkugel frei, die ihrerseits wieder einen unter Federdruck nach hinten stehenden Kontaktbolzen entriegelt. Eine Druckfeder drückt diesen Kontaktbolzen durch eine Gummibremse hindurch nach hinten. Die Gummibremse bewirkt, daß der Kontaktbolzen für seinen Weg etwa 20 bis 30 Sekunden braucht. Während dieser Zeit ist die Bombe zum Stillstand gekommen. Der Kontakt-bolzen schaltet einen Stromkreis ein, der aus einem Trockenelement 1,5 V (Zelle einer handelsüblichen Leuchtstiftbatterie), einem Glühzünderstück, einem Quecksilber-Kippkontakt und einem besonderen Kontakt zum Kon-taktbolzen besteht. Die elektrische Verbindung zwischen Kontaktbolzen und der Zinkblechhülle des Trockenelementes wird über das Zündergehäuse hergestellt. Das Quecksilberröhrchen ist in der Mitte etwas eingeschnürt, so daß in jeder Lage des Zünders, auch wenn das Röhrchen vollkommen waagerecht liegt, der Quecksilbertropfen auf einer Seite des Röhrchens liegt. Wird die Bombe bewegt oder der Zünder herausgeschraubt, so läuft die Quecksilberkugel durch die Einschnürung zur anderen Seite des Röhr-chens und schließt dabei die beiden Kontakte kurz, so daß der Stromkreis geschlossen und die Bombe zur Detonation gebracht wird. Das Quecksilber-röhrchen ist ein einem Preßstoffgehäuse in Vergußmasse eingegossen. Der Zündkanal vom Glühzünder führt schräg durch das Ampullenlager aus Preß-stoff nach hinten und steht bei eingebautem Zünder vor der Öffnung einer in die Übertragungsladung eingeschobenen, vorn offenen Sprengkapsel. Da die Sprengkapsel mit dem Zünder nicht verschraubt ist, handelt es sich um einen "nicht sprengkräftigen" elektrischen Kippzünder.

Alle Blindgänger und Zerscheller sind auf Vorhandensein dieses Zünders zu untersuchen und unter Splitterschutz von einer Deckung aus mit einem Seil versuchsweise zu bewegen. Tritt keine Detonation ein, so sind sie von einer Deckung aus ins Freie zu ziehen und dort in einer vorbereiteten Grube unter Splitterschutz durch Sprengung zu vernichten.

Belehrungsblatt 8 (Ziffern 236 bis 242)Belehrungsblatt 9 (Ziffer 244)Inhaltsverzeichnis