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Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition |
Ausgabe B - Blatt 9 |
Britische Ziel-
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294. |
Die teils graue, teils silberne Blechflasche von 14,5 cm Höhe, 6,8 cm Ø und 350 cm³ Inhalt mit einem Gesamtgewicht von etwa 500 g trägt die schwarze Aufschrift "SEAMARKER remove cap and shake". Der Inhalt ist eine konzentrierte, d.h. 35prozentige wässrige Lösung von Natrium-Fluo-rescein, einem bekannten Farbstoff, dessen konzentrierte Lösung dunkel-rotbraun ist. Beim Verdünnen mit Wasser schlägt der Farbton über rot in eine leuchtend gelbgrüne Fluoreszenz um. Wegen der sehr großen Farb-kraft bleibt diese Fluroeszenz auch noch in sehr verdünnten Lösungen er-halten, so daß mit geringen Mengen dieses Farbstoffes große Wassermen-gen eingefärbt werden können. Dieser Farbstoff dient sowohl bei der deut-schen als auch bei der englischen Luftwaffe zum Markieren von Punkten auf See durch Färben des Wassers. Fluorescein ist in verdünnter Form kein eigentliches Gift. Wegen der großen Farbkraft ist der Flascheninhalt durch-aus geeignet, eine große Menge Wasser leuchtend gelbgrün anzufärben. Dadurch können, besonders in der jetzigen Zeit, bei Abwurf in Flüsse oder Binnenseen Beunruhigungen in der Bevölkerung hervorgerufen werden. |
Das Markierungsmittel ist nur am Tage oder bei Fremdbeleuchtung als Sichtzeichen für Flieger geeignet, da das Fluorescien nicht phosphoreziert, also nicht von selbst leuchted. |
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Sowjetische
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295. |
SsAB 100 (setjaschtschasjasja aviabomba) ist das Einheitsmuster der bei der sowjetischen Fernkampfluftwaffe zur Verwendung kommenden Leucht-bombe. Die Typen "SAB-25" und "SAB-3 M" werden vorläufig nicht mehr eingesetzt. |
"SsAB 100" hat ein Gesamtgewicht von wenig über 50 kg. Die Zahl 100 be-zieht sich dabei nicht auf das Gewicht, sondern auf die Dimensionen, wel-che der "FAB-100"-Sprengbombe entsprechen. Die "SsAB-100" wird in die-selbe Bombeneinhängevorrichtung wie die 100 kg-Sprengbombe einge-hängt. |
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Maximale Brenndauer nich sowjetischen Angaben: 56 Sekunden (von 600 bis 500 m Höhe). |
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Blindgänger wurden noch nicht ausgewertet. Nähere Angaben fehlen noch. |
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Änderungen
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296. |
Die Auslösespindel des Langzeitzünders WeCo, die ursprünglich Linksgewin-de hatte und zu einem unbeabsichtigten Herausschrauben des Zünders während des Falles führte, hat neuerdings Rechtsgewinde. Infolgedessen müssen am Leitwerk rechtsgängige Luftschrauben verwendet werden. Sie erhalten im Gegensatz zu den Luftschrauben für Zünder 27 und 30 roten Anstrich der Flügel. Wird also im Einschußkanal ein Leitwerk mit rot gefärb-ter Entsicherungsluftschraube gefunden, so ist ein LZZ. WeCo in der Bom-be zu erwarten. |
Um sehr kurze Zünderlaufzeiten (unter 2 Stunden) zu erreichen, wird neu-erdings im LZZ. WeCo anstelle der durchbohrten Zelluloidplatte mit Halte-schraube ein Zelluloidring verwendet. Der Schlagbolzen mit Halteschraube ist aus einem Stück gedreht und der konische Teil (Kopf der früheren Hal-teschraube) durch Kugeln umgeben, die sich gegen den Zelluloidring legen und so den Schlagblozen festhalten. Der Wattebausch berührt den Zellu-loidring und überträgt das Aceton. Beim Aufweichen des Zelluloidringes können die Kugeln infolge des Federdruckes der gespannten Schlagbolzen-feder seitlich in den Zelluloidring hineingedrückt werden und den Schlagbol-zen freigeben. Diese Anordnung entspricht dem Aufbau des USA-Langzeit-zünders M 124 (siehe Abb. 287). Der kurzlaufende Zünder WeCo ist durch Gelbfärbung der keilförmigen Rille im gerändelten Teil des äußeren Zünder-körpers gekennzeichnet. |
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Britische
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297. |
Die seit Sommer 1943 von britischer Seite zum Einsatz gelangenden metal-lischen Papierstreifen haben je nach Wellenlänge des zu störenden Funk-meßgerätes verschiedene Längen. Für Nachteinsätze ist die Metallschicht mit schwarzer Farbe überspritzt. In der schwarzen Farbe ist ein geringer Arsengehalt als unbeabsichtigte Beimischung, wie er in vielen Farben nach-weisbar ist, enthalten. Die Menge des Arsens beträgt etwa 6 bis 7 Gamma. Derartige Arsenmengen sind vollkommen unschädlich und in noch stärkerer Anreicherung sogar in vielen Nahrungsmitteln vorhanden. Da jedoch Arsen mit sehr einfachen Mitteln qualitativ nachweisbar ist, während die mengen-mäßige Bestimmung nur gut eingerichteten Instituten möglich ist, hat die Arsenreaktion bei den örtlichen Kampfstoffuntersuchungsstellen und damit in der Zivilbevölkerung Anlaß zur Beunruhigung gegeben. Fütterungsver-suche haben vollkommene Unschädlichkeit bei Tieren ergeben. Es ist daher nicht notwendig, die auf den Feldern liegenden Streifen aufzusammeln und dabei Flurschaden zu verursachen und Arbeitskräfte zu vergeuden. |
Neuerliche Mitteilungen besagen, daß mit Naphthalin getränkte Streifen aus saugfähigem Fließpapier zum Einsatz gekommen sind. Es wird vermutet, daß diese Streifen aus einem noch unbekannten Gerät zur Vortäuschung von Flugzeugbränden bei Luftkampf durch Rauch entwicklung stammen, da Naphtalinbrände gute Rauchentwicklung ergeben. Etwaige Feststellungen über das Auffinden von Geräten oder einsatzmäßige Erfahrungen mit diesen Streifen sind zu melden. |
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USA-Flüssig.
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298. |
Baumusterbezeichnung: M 47 A 1. |
Taktische Bezeichnung: Incendiary 100 LB. | ||
Bei Füllung mit Brandmasse 30 kg, bei Füllung mit Geländekampfstoff 45 kg (= 100 LB). |
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Gewicht der Brandmasse: 17 kg. | ||
Zusammensetzung der Brandmasse: 85 v.H. Benzin von 0,723 Dichte, 55 bis 158° Siedebereich, 15 v.H. Kunstharzquellmasse. |
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Zünder: M 126 A 1 (gleicher Aufbau wie Zünder 110, jedoch nicht spreng-kräftig). |
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Aufreißladung: im durchgehenden Zentralrohr 450 g Schwarzpulver, dem bis zu 50 v.H. Magnesiumspäne beigemischt sind. |
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Wanddicke: 1,7 mm = 1/16". | ||
Anstrich: hellgrau mit violettem oder dunkelrotem Ring, | ||
Roter Ring = Kautschukquellmasse, | ||
Blauer Ring = Kunstharzquellmasse. | ||
Analyse der Brandmittel aus der Bombe mit rotem Ring: | ||
Die Brandmasse zeigte eine braune Farbe und war zähflüssig. Das Lösungs-mittel war Benzin von der Dichte 0,7234 und einem Siedebereich von 55 bis 158°. |
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Die Quellmasse bestand aus Kautschuk = 14 v.H. das Lösungsmittel betrug 86 v.H. |
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Brandmasse aus Bombe mit blauem Ring: | ||
Brandmasse ist gelb gefärbt. Das Lösungsmittel war Benzin von der Dichte 0,7338 und einem Siedebereich von 56 bis 145°. |
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Die Quellmasse ergab nach Verdampfung des Benzins eine feste spröde Kunststoffmasse und umfaßte 11 v.H., während das Lösungsmittel Benzin 89 v.H. der Brandmasse ausmachte. |
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Aufhängung: 2 Ösen, meist werden jedoch die Bomben zu 4 Stück gebün-delt. Die 4 Bomben sind durch Stahlbänder verbunden, die mit Hilfe eines Auslösedrahtes geöffnet werden, so daß sich die Bündel unmittelbar unter dem Flugzeugrumpf öffnen. Häufig werden 2 Bündel zu je 4, also insgesamt 8 Stück, gleichzeitig ausgelöst. |
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Durchschlagsleistung: Im Vergleich zu britischen 14 kg-Phosphorbombe wesentlich geringer, da die Festigkeit der dünnen Blechhülle für m.V.-Würfe ungeeignet ist. |
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Brandwirkung: Etwas günstiger als die der britischen 14 kg-Brandbombe. Brandmassefladen werden durch Magnesiumzusatz zum Schwarzpulver (ho-he Temperatur und längere Brennzeit) auch ohne Phosphor gut durchge-zündet. Gesamtwirkung nicht viel besser als die der britischen 14 kg-Phos-phorbombe. |
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Brandbekämpfung: Wasser und Sand. | ||
Blindgängerbeseitigung: Zünder mit Rohrzange vorsichtig herausschrauben, vorn herausragender Aufschlagteller und Schlagbolzen dürfen dabei nicht hineingedrückt werden. Danach Scharzpulverladung entfernen und Bombe in Grube aus-brennen. Lassen sich Zünder oder Schwarzpulverladung nicht entfernen, so ist die Bombe in einer Grube von 1 m Tiefe durch Auflegen eines Sprengkörpers 28 auf den Bombenkopf neben dem Zünder zu spren-gen. Sicherheitsabstand 100 m. Blindgegangene Bomben sind aus Sicher-heitsgründen bis zum Eintreffen von Fachkräften zu ihrer Unschädlichma-chung mit angefeuchtetem Sand zu überdecken. Wegen der starken Schwarzpulverladung dürfen undichte Bomben nur ausgebrannt werden, wenn die Aufreißladung und der Zünder vorher entfernt worden sind. |
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USA-Zünder
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299. |
Kennzeichnung: |
Der us.-amerikanische Zünder M 126 A 1 ist ein einseitig wirkender, nicht sprengkräftiger Kopf-Aufschlagzünder mit Windradentsicherung. Er ent-spricht in seinem Aufbau dem USA-Zünder 110 (siehe Abb. 286). |
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Einsatz: | ||
Er wurde nach bisherigen Beobachtungen nur für Flüssigkeitsbrandbomben M 47 = 100 LB = 30 kg verwendet. |
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Wirkungsweise: | ||
Beim Abwurf werden der Sicherungsdraht herausgezogen und die Drehung des Windrades freigegeben. Die Drehung des Windrades wird durch ein Un-tersetzungsgetriebe auf die Sicherungshülse übertragen, so daß diese sich langsam zurückschraubt. Die Sicherungshülse hält den einseitig geschlitz-ten Sicherungsring fest. Ist sie weit genug zurückgeschraubt, so fällt infol-ge der Fliehkraft der Sicherungsring ab und der Schlagbolzen ragt mit ei-nem Aufschlagteller vorn aus dem Zünder heraus. Er wird beim Aufschlag unter Überwindung seiner Federkraft in das Innere des Zünders hineinge-stoßen und sticht das Zündhütchen an. |
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Entschärfen und Zerlegen: | ||
a) Zünderkörper mit Rohrzange abschrauben. | ||
b) Zünderkörper mit Rohrzange festhalten und Zündhütchenträger mit einer zweiten Zange herausschrauben. |
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Achtung! Da der Anfeuerungssatz sehr starke Sprengwirkung hat, ist beim Abknallen der Zündhütchen größte Vorsicht am Platze (Gasdruck und Me-tallsplitter). |
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