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Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition |
Ausgabe B - Blatt 9 |
Gebündelter
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300. |
Nach allen bisherigen Beobachtungen wurden us.-amerikanische Brand-bomben nur gebündelt abgeworfen. Es kamen Bündel zu 100 und 500 LB zur Anwendung. Da die für die Bündelung verwendeten Blechteile an ein-zelnen Stellen die taktische Bezeichnung "INC 100 LB" oder "INC 500 LB" tragen, sind auf Grund gefundener Blechteile mit der Aufschrift "INC 500 LB" usw. Gerüchte von angeblichen 500 LB-Brandbomben entstanden. |
100 LB-Bündel (Abb. 251, 252, 254): | ||
34 Stück TH 50 A 1 (als englische Stabbrandbombe Mk V bekannte 1,7 kg-Elektron-Thermit-Bombe) oder |
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34 Stück TH 54 (Thermit-Brandbombe 4 LB = 1,5 kg) oder | ||
51 Stück TH 52 = 2 LB = 0,8 Elektron-Thermit (Abb. 251 bis 252). |
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500 LB-Bündel (Abb. 252, 253): | ||
2 X 64 = 128 Stück TH 54 = 1,5 kg Einzelgewicht oder | ||
2 X 64 = 128 Stück TH 50 = 1,7 kg Einzelgewicht oder | ||
3 X 64 = 192 Stück TH 52 = 0,8 kg Einzelgewicht | ||
Bündelung von Flüssigkeitsbrandbomben: | ||
Bombe M 69 = 2,7 kg, Bündelung zu 3 X 20 = 60 Stück (Abb. 255). |
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Bombe M 47 = 100 LB = 30 kg, Bündelung zu 4 Stück oder Doppelbünde-lung zu 2 X 4 Stück. |
Britischer
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301. |
Der britische Leucht- und Zielmarkierungsbombenzünder Nr. 860 Mk III stellt die verbesserte zylindrische Ausführung des in Ziffer 278 beschriebe-nen baromatrischen Zünders dar (Abb. 280). |
Verwendungszweck: | ||
Leuchtbomben und Zielmarkierungsbomben. | ||
Sicherung: | ||
Spindel, die durch Windrad herausgeschraubt wird, außerdem durch seitlich eingeführten Sicherungsstecker für den Transport bis zum Beladen des Flugzeuges. |
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Wirkungsweise: | ||
Beim Abwurf wird die Sicherungskappe mit Hilfe eines Drahtes abgerissen und das Entsicherungswindrad freigegeben. Das Windrad schraubt die Spindel heraus und der Druckkörper weicht unter Federdruck nach vorn aus. Werden niedrige Luftschichten mit hohem Luftdruck erreicht, so wird der Druckkörper zusammengedrückt, die am Druckkörper befestigte, vorn zugespitzte Nadel gibt eine Kugelsperre frei, die dann mit Hilfe einer Siche-rungshülse den gespannten Schlagbolzen entriegelt. Der Schlagbolzen schnellt nach hinten und sticht das Zündhütchen an, das den Anfeue-rungssatz in Brand setzt. |
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Entschärfen von Blindgängern: | ||
Der Zünder hat gewöhnliches Gewinde und läßt sich mit Hilfe einer großen Rohrzange ausbauen. Blitzlichtbomben sind grundsätzlich zu sprengen. Wenn der Zünder nur wenig verformt ist, ist beim Ausbau größte Vorsicht am Platze. Erschütterungen, insbesondere solche von Kfz.-Motoren, sind zu vermeiden. |
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USA-
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302. |
Baumusterbezeichnung: M 124. |
Kennzeichnung: | ||
Sprengkräftiger Heckzünder mit Windradentsicherung und Verzögerungswir-kung durch Auslösen eine Zelluloidringes mit Hilfe von Azeton, so daß der gespannte Schlagbolzen erst nach der beabsichtigten Zünderlaufzeit frei-gegeben wird. |
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Besondere Gefahrenmomente: | ||
Der Zünder ist mit einer Ausbausperre versehen, die ein Entschärfen der Bomben durch einfaches Herausschrauben des Zünders verhindern soll. Der Zünder selbst enthält äußerlich keine Kennzeichnung, während die Zünder-buchse auf ihrem sichtbaren Rand die Bezeichnung M 102 vermutlich zur Irreführung der deutschen Sprengkommandos enthält. |
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Aufbau und Wirkungsweise: | ||
Der Zünder besteht aus dem Zündergehäuse, dem Schlagbolzengehäuse mit Ausbausperre und der Entsicherungseinrichtung. Die Entsicherungsein-richtung enthält ein Windrad, das mit Hilfe eines Auslösedrahtes freigege-ben wird. Die Drehung des Windrades wird über ein Untersetzungsgetriebe auf die Sicherungsspindel übertragen. Diese Sicherungsspindel schraubt sich in das Zündergehäuse hinein, zerbricht eine Azetonampulle und dichtet in ihrer Endstellung ihr Gewinde mit Hilfe eines Gummiringes ab. Das Azeton der Glasampulle läuft durch ein Sieb und eine Filzscheibe zum Zelluloidring. Der gespannte Schlagbolzen wird mit Hilfe von 8 Kugeln und einer kegelför-migen Halteschraube in seiner gespannten Lage festgehalten. Die acht Ku-geln sind von dem Zelluloidring umgeben. Weicht das Azeton den Zelluloid-ring auf, so können die Sicherungskugeln nach außen ausweichen und ge-ben den Schlagbolzen frei, der nach vorn schnellt und das Zündhütchen ansticht. Längere Zünderlaufzeiten werden durch Auflegen von Verzöge-rungsplättchen auf den Zelluloidring erreicht. |
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Wirkungsweise der Ausbausperre: | ||
Die Schlagbolzenhülse mit dem gespannten Schlagbolzen einschl. Zelluloid-ring steht ihrerseits wieder unter Federspannung in Richtung auf das Zünd-hütchen. Die Schlagbolzenhülse wird durch 15 Kugeln in ihrer gespannten Lage gehalten. |
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Das mit dem Zünderkörper nur leicht verschraubte Schlagbolzengehäuse enthält eine Ringnut, deren Tiefe nach einer Seite abgeflacht ist. In dieser Nut läuft eine Kugel, die sich ähnlich wie beim Fahrradfreilauf oder bei der Ausbausperre des britischen Zünders 17 gegen die Innenwand der Mund-lochbuchse sperrt. Beim Ausbau, durch Linksdrehung wird das Schlagbol-zengehäuse festgehalten und löst sich in seiner Verschraubung vom Zün-derkörper. An der Verschraubung können dann die 15 Haltekugeln nach außen treten, die Schlagbolzenhülse wird entriegelt und schnellt unter Federdruck nach vorn, so daß die Schlagbolzenspitze das Zündhütchen an-sticht und die Bombe zur Detonation bringt. |
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Abwurf
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303. |
Wie bereits in Ziffer 204, "Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Ab-wurfmunition", Blatt 8, angegeben, muß auch im Reichsgebiet mit dem Ab-wurf von Sprengkörpern, die als Gebrauchsgegenstände getarnt sind, ge-rechnet werden. Alle bisherigen Meldungen über derartige Abwürfe aus dem Reichsgebiet haben sich als falsch herausgestellt, da sie von LS.-Dienst-stellen herausgegeben wurden, bevor eine Untersuchung der aufgefunde-nen Gegenstände durch Fachkräfte vorgenommen worden war. Um Beun-ruhigungen in der Bevölkerung durch weitere Falschmeldungen zu vermei-den, sind etwa aufgefundene verdächtige Gegenstände vor Abgabe der Schadensmeldungen nach Ziffer 238 Absatz e) und f) zu behandeln. Beim Untersuchen der Gegenstände können, soweit Industriewerke oder wissen-schaftliche Institute in der Nähe sind, die Sprengkommandos auch Rönt-genbilder zu Hilfe nehmen, andernfalls ist durch Einspannen in Schraub-stöcke, Zuhilfenahme langer Zangen und Splitterschutz aus Stahlplatten der betreffende Gegenstand zu zerlegen, soweit nicht vorsichtiges Aufsä-gen möglich ist. Die Abwürfe an der russischen Front erfolgen bisher nur vereinzelt; es wurde nur ein einziges Baumuster eines explosiven Bleistiftes – siehe Abb. 288 – zur Untersuchung und Auswertung vorgelegt. Weitere Funde sind zwecks Auswertung und Aufnahme in das "Belehrungsblatt" zu melden. |
Die angeblichen Abwürfe getarnter Sprengkörper durch USA-Flugzeuge in Italien konnten bisher noch nicht durch Musterstücke, Sprengstücke usw. oder durch genaue Zeugenaussagen belegt werden. Bei den aus dem Reichsgebiet eingegangenen Unfallmeldungen verletzter Kinder ergab die Nachprüfung bisher immer, daß die Kinder verbotenerweise Brandbomben abgebrannt hatten oder durch Spielen mit Signalsätzen, Zünderteilen usw. zu Schaden gekommen waren. Alle bisher bei den Sprengkommandos ein-gelieferten angeblich sprengkräftigen Füllhalter, Drehbleistifte, Spielzeuge usw. die von Abwürfen innerhalb des Reichsgebietes stammen sollten, wa-ren handelsübliche harmlose Gebrauchsgegenstände, die durch den Luft-druck detonierender Sprengbomben aus Wohnungen, Geschäften usw. auf die Straße geschleudert waren (Stand vom 25. Oktober 1943). Es sind da-her grundsätzlich bei derartigen Funden vor Abgabe der Schadensmeldun-gen Fachkräfte der Sprengkommandos zum Untersuchen und Zerlegen hin-zuzuziehen. |
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Abwurf deut-
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304. |
Nach feindlichen Tagesangriffen, die im geschlossenen Verband geflogen werden, treten häufig Blindgänger der deutschen Bomben SD 250 und 500 mit dem elektrisch entsicherten Uhrwerkszeitzünder Nr. 89 B auf. Die bei-den Bomben sind im Schnittbild in Abb. 328a dargestellt. |
Die Beseitigung der Blindgänger ist ohne weiteres durch Entschärfen mög-lich, wenn mit Sicherheit nachweisbar ist, daß die Bombe ab sichtlich blind geworfen wurde. In diesem Falle ist der Zünder nach Freilegen der Bombe durch Lösen der Zünderbefestigung auszubauen und nach Entfernen der Zündladung der nächsten Luftmuna zuzuleiten. Mit der entschärften Bombe ist ebenso zu verfahren. Diese Blindgängerversendung setzt voraus, daß die an der Luftabwehr beteiligten Verbände melden, zu welcher Zeit und an welchem Ort absichtlich blind abgeworfen wurde. |
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Bei unbeabsichtigten Blindgängern ist damit zu rechnen, daß das Uhrwerk des Zünders beim Versuch, die Bombe zu bewegen, und dabei eintretenden leichten Erschütterungen wieder anläuft und zur Zündung führen kann. Aus diesem Grunde sind alle Bomben, bei denen nicht feststeht, ob sie absicht-lich blind geworfen wurden, grundsätzlich, ohne ihre Lage zu verändern, an Fundort zu sprengen. Da sie erfahrungsgemäß 3 bis 7 m tief in den Boden eindringen und verhältnismäßig geringen Sprengstoffanteil haben, ist bei entsprechendem Splitterschutz gem. L.Dv. 764 nur mit geringen Luftdruck schäden zu rechnen. Bei Blindgängern in Gebäuden oder sonstigen em-pfindlichen Anlagen ist zu versuchen, die Bombe gemäß Ziffer 152 des Be-lehrungsblattes 6 mit Seilzug von einer Deckung aus in eine vorbereitete Sprenggrube zu ziehen und dort zu sprengen. |
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Sind die Blindgänger durch die Fundumstände, abgerissene Leitwerksteile usw. einwandfrei als deutsche Bomben erkannt, so können die notwendi-gen Sicherungs- und Vernichtungsmaßnahmen unverzüglich in Angriff ge-nommen werden, da die Liegezeit ohne Einfluß auf das bestehende Gefah-renmoment ist. Die Sicherheitsabstände können, da mit einer selbsttätigen Detonation durch Langzeitzünder nicht gerechnet zu werden braucht, sehr klein gewählt werden. Es muß nur gewährleistet sein, daß je nach den ört-lichen Verhältnissen keine Bodenerschütterung durch Fahrzeuge entritt und das Uhrwerk wieder zum Laufen kommen kann. |
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