V. EinsatzformenAnhang 1 Taktische Zeichen für MinensperrenInhaltsverzeichnis
Ausbildungsvorschrift für die Pioniere - Teil 4c - Anleitung für Bedienung und Einsatz der S-Mine 35
VI. Räumen von S-Minen 35
A. Allgemeines

86. Das Räumen von S-Minen ist ausschließlich Aufgabe der Pioniere.

87. Beim Räumen von S-Minen ist stets planmäßig nach der Minensperrbeschreibung zu verfahren. Minensperrbeschreibung und Minenpläne müssen dabei zur Stelle sein. Die Lage von Druckminen ist bei Kenntnis der Verlegungsstelle oft an der Bodenbeschaffenheit und -färbung zu erkennen. Drahtminen lassen sich außerdem durch die angeschlossenen Drähte und die eingebauten Pfähle ermitteln.

Sucheisen dürfen zum Suchen von S-Minen nicht verwendet werden.

88. S-Minen können wieder aufgenommen werden, selbst wenn sie unter Beschuß gele-gen haben. Dies gilt auch für S-Minen, deren Zünder durch Beschuß beschädigt oder ab-geschlagen worden sind.

89. Alle S-Minen, die unbeschädigt geblieben sind, können wieder verwendet wer-den.

90. S-Minensperren, die unter Beschuß gelegen haben und bei denen Verlagerung der Minen wahrscheinlich ist, müssen mit dem elektrischen Minensuchgerät gesucht wer-den. Bei Druckminen ist darauf zu achten, daß der Boden mit dem Minensuchgerät nicht berührt wird. Bei Drahtminen muß auch jedes Berühren der Zugdrähte vermieden werden. Für das Spüren gelten die Ziffern 150–175 der H.Dv. 220/4 b sinngemäß.

Für das Räumen von Gassen werden im allgemeinen 5 Minensuchgeräte eingesetzt; der Suchtrupp ist 2 Unteroffiziere, 12 Mann stark:

5 Mann (je Gerät 1 Mann) suchen mit dem Minensuchgerät,
5 Mann (je Gerät 1 Mann) nehmen auf,

2 Mann (für jede Seite der Gasse 1 Mann) kennzeichnen die Ränder der Gasse.

Das Räumen der S-Minenfelder kann durch Erweiterung der Gassen nach rechts und links erfolgen.

Es ist anzustreben, das Räumen von der Basis aus mit Minensuchgerät längs des Minen-feldes durchzuführen.

Stärke des Suchtrupps je nach Lage und Gelände.

91. Zum Sprengen von Gassen in Druckminensperren, die wegen Feindeinwirkung nicht aufgenommen werden können, werden Rohrladungen verwendet. In reinrassigen S-Druck-minensperren können auch durch Befahren mit Panzerkampfwagen Gassen geschaffen werden.

92. Ist ein planmäßiges Räumen von Druckminensperren wegen Feindnähe nicht möglich, so können mit Knallnetzen7) Gassen gesprengt werden, die das Durchschreiten der Sper-ren an diesen Stellen ermöglichen.

B. Räumen von Druckminen.

93. Bei regelmäßig und einwandfrei mit der S-Minenlehre verlegten und vermessenen, un-beschädigten Minensperren sind die zum Suchen der S-Minen mit den Ringen der Dreieck- oder Sechsecklehre vorgehenden Pioniere ungefährdet, da sie durch die Lehre so geleitet werden (101), daß sie sich auf Geländestreifen bewegen, die minenfrei sind. Die einzelnen Pionier des Lehrentrupps hat erst dann eine Stelle, an der eine S-Mine liegt, vor sich, wenn er die Kabeldraht-Verbindungsstücke oder Zeltleinen seines Minenlehrenringes völlig ausgestreckt hat.

Geht aus dem Minenplan hervor, daß einzelne Minen abweichend von der Regel verlegt sind (Bild 21), so ist besondere Vorsicht geboten.

94. Bei jeder gefundenen S-Mine ist darauf zu achten, ob und gegebenenfalls durch wel-che Markierungsstriche sie bezeichnet ist (58), weil dadurch der weitere Verlauf der Druckminensperre und somit die Richtung, in der zu suchen ist, angezeigt werden.

95. Für das Räumen hat sich folgende Truppeinteilung bewährt:
a) Vermessungstrupp,

(Kompanie- oder Zugtrupp) zur Ermittlung der Basis an Hand der Minensperrbe-schreibung und des dazu gehörenden Kartenmaterials (79).

b) Zauntrupp,
(Stärke nach Bedarf) zum Beseitigen der Umzäunung.
c) Lehrentrupp,

zugleich Sicherungstrupp, 1 Unteroffizier, 10 Mann zum Bedienen der S-Minenlehre (101). Dieser Trupp hält Sicherungsbolzen und -muttern sowie Fähnchen bereit. Er ermittelt die Minen, legt sie frei, sichert sie und kennzeichnet sie durch Anbringen der Fähnchen8).

d) Aufnehmetrupp,
(1 Unteroffizier, 6 Mann) baut die Minen aus.
e) Trägertrupp,
(Stärke nach Bedarf) bringt die Minen zur Ablage.
f) Ablagetrupp,

(Stärke nach Bedarf) entschärft die Minen an der Ablagestelle vor dem Abtransport in folgender Reihenfolge:

Abschrauben des S.Mi.Z. 35,
Aufschrauben der Verschlußkappe auf die S-Mine,
Aufschrauben der Verschlußkappe auf den S.Mi.Z. 35,
Entfernen der 3 Sprengkapseln,

 

(Fällt eine Sprengkapsel durch leichtes Aufschlagen mit der Hand auf den mit der anderen Hand gehaltenen Topf der S-Mine – wobei die S-Mine über eine weiche Un-terlage zu halten ist – nicht heraus, ist die S-Mine zu sprengen.)

Zeitlicher Einsatz der Trupps (53).

96. Bei Gemischtminenfeldern und bei Minenfeldern, die mit der Sechsecklehre verlegt worden sind, ist sinngemäß zu verfahren. Der Lehrentrupp verringert sich dabei auf 1 Un-teroffizier und 7 Mann, der Aufnehmetrupp auf 1 Unteroffizier und 5 Mann.

97. Beim Suchen wird zunächst nach den Angaben der Minensperrbeschreibung (Bild 31) an Hand des Minenplans der Festpunkt festgestellt (Bild 33). An jedem der 3 kartenmäs-sig festliegenden Hilfspunkte wird von dem Führer des Vermessungstrupps (Kompanie- und Zugtrupp) 1 Pionier mit einem Peildraht (notfalls Leine, Bindfaden oder Trassierband) aufgestellt und in die durch die Minensperrbeschreibung festgelegte Richtung eingewies-en, in die er dann auf Befehl seinen Peildraht in der in der Minensperrbeschreibung ange-gebenen Länge auszieht.

Die 3 Pioniere müssen so nach Ausziehen ihres Peildrahtes in der befohlenen Länge und Richtung an einem Punkt zusammentreffen. Erforderlichenfalls müssen sie mit ausgezoge-nem Peildraht aufeinander zugehen, bis sie sich an einem Punkt treffen. Dieser Punkt ist als Schnittpunkt der drei Peildrähte der gesuchte Festpunkt.

Zum Erleichtern des Auffindens und Einhaltens der Richtung können auch durch Auflegen des Marschkompasses auf den nach Norden eingerichteten Minenplan die Kompaßzahlen für die Richtungen, in die die drei Peildrähte auszuziehen sind, festgestellt werden.

Stehen keine Peildrähte usw. zum Messen der drei Entfernungen zur Verfügung, so müs-sen diese abgeschritten werden. Nachdem jeder der 3 Pioniere die befohlene Schrittzahl in der befohlenen Richtung zurückgelegt hat, bleibt er stehen. Der Führer des Vermes-sungstrupps richtet dann die 3 Pioniere aufeinander ein. Zum mindestens wird so die Stel-le annähernd gefunden, an der der Festpunkt liegen muß, so daß nur ein verhältnismäßig kleiner Raum nach dem den Festpunkt bezeichnenden Pfahl abgesucht zu werden braucht.

Diese behelfsmäßigen Verfahren müssen angewendet werden, solange die Pionierkompa-nien keine Richtkreisel in ihrer planmäßigen Ausstattung haben.

Ist der Festpunkt mittels Richtkreis oder Marschkompaß vermessen worden, so wird er mit diesem ermittelt.

98. Mit Hilfe der für den Festpunkt in den Minenplan angegebenen Kompaßzahl wird mit dem Marschkompaß die Richtung der Pfahlreihe, die zur Basis des Minenfeldes führt, fest-gestellt und in dieser Richtung in 20 m Entfernung der nächste Pfahl mit der Zimmer-mannskerbe IV  (54) gesucht und so fort, bis der Pfahl mit der Zimmermannskerbe ge-funden ist. 2 m feindwärts dieses Pfahls (Sicherheitsabstand) liegt in der gleichen Rich-tung die erste der 4 Basisminen (bei der Sechsecklehre der 2 Basisminen) des Druckmi-nenfeldes, die zuerst gesucht werden müssen.

Um die Basisrichtung einzuhalten, wird jeder der Pfähle nach dem Auffinden etwas aus dem Boden herausgezogen. Auf Grund der festen Abstände von 20 m (54) und der Zim-mermannskerben F, IV – I  und S  kann leicht festgestellt werden, ob einer der Pfähle durch Beschuß oder andere Ursachen abhanden gekommen ist.

99. Gesucht wird liegend (Bild 37). Der Boden wird mit Auge und Hand abgesucht, wobei mit den Fingerspitzen vorsichtig flach über den Boden gestrichen wird. Die Druckstifte des Zünders, die aus dem Boden herausragen, werden mit den Fingern gespürt. Da der Zün-der seitlicher Berührung mit den Fingern nicht anspricht (5), ist das Suchen von S-Minen in dieser Form, sachgemäß gehandhabt, ohne Gefahr durchführbar. Schwieriges Gelände erfordert erhöhte Vorsicht.

Bild 37.
Suchen von S-Minen 35.

100. Nachdem die erste S-Mine gefunden ist, wird sie gesichert, aus dem Boden heraus-genommen und neben das Minenloch gestellt. Dann wird in der Richtung der Pfahlreihe 4,40 m weiter in gleicher Weise die zweite Mine der Basis gesucht, gesichert, herausge-nommen und neben das Minenloch gestellt. Dieses wird bei einem mit der Dreiecklehre an-gelegten Druckminenfeld fortgesetzt, bis sämtliche 4 Minen der Basis gefunden sind.

101. Beim Verwenden der Dreiecklehre werden die 4 Ringe einer Seite der Lehre von 4 Mann des Lehrentrupps (bei der Sechsecklehre die 2 Ringe einer Seite von 2 Mann) über die Löcher, in denen die S-Minen waren, gelegt und an den Ringen in dieser Lage festge-halten.

Dann wird die Lehre in Richtung auf das Minenfeld umgeklappt, indem 3 Mann des Lehren-trupps die nächsten 3 Ringe der Lehre aufnehmen und zwischen den vorderen 4 Mann (bei der Sechsecklehre zwischen rechts und links von den vorderen 2 Mann) des Lehren-trupps durchtreten, bis die an den 3 Ringen befestigten Kabeldraht-Verbindungsstücke bzw. Zeltleinen gespannt sind.

Die Ringe werden nun vorsichtig auf den Boden gelegt, hierauf wird der von den Ringen umschlossene Raum abgesucht (99), und die Minen werden aufgenommen (102).

In dieser Weise wird weiter verfahren, bis die Dreieck- bzw. Sechecklehre völlig ausgelegt ist.

102. Hat der Lehrentrupp eine S-Mine gefunden, so folgt das Sichern. Die Mine wird vor-sichtig so weit freigelegt, daß der S.Mi.Z. 35 mit Sicherungsbolzen und -mutter gesichert werden kann. Nach dem Sichern wird die S-Mine völlig freigelegt und durch Einstecken eines Fähnchens bezeichnet.

Der Aufnehmetrupp beginnt mit dem Aufnehmen, indem er die Minen ausbaut und sie ne-ben das Minenloch stellt.

Der Trägertrupp bringt die Minen erst dann zur Ablage, wenn sämtliche Minen, beim Mi-nenfeld mindestens die Minen eines Teilfeldes, ausgebaut sind und die Vollzähligkeit nach der Minensperrbeschreibung festgestellt ist.

Der Ablagetrupp entschärft die Minen an der Ablagestelle (95).
C. Das Räumen von Drahtminen.

103. Das Räumen von Drahtminen ist unter entsprechender Truppeinteilung sinngemäß wie das Räumen von Druckminen zu handhaben. Da es sich um frei verlegte S-Minen han-delt, ist insbesondere das Ermitteln des rückwärtigen Randes der Minensperre nach dem Minenplan, vom Festpunkt aus (69, 4. Abs.), und das Suchen, vom Hinterrand der Draht-minensperre ausgehend, streng planmäßig durchzuführen.

104. Bei der Drahtmine müssen die Zugzünder 35 (Bilder 10 und 11) gesichert werden, ohne die Mine zu bewegen; dann erst werden die Zugdrähte am Zünder gelöst.

V. EinsatzformenAnhang 1 Taktische Zeichen für MinensperrenInhaltsverzeichnis