Belehrungsblatt 8 (Ziffern 225 bis 229)Belehrungsblatt 8 (Ziffern 236 bis 242)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 8
Nachtrag
zum ameri-kanischen
Heckzünder
M 106
(Abb. 214)
230.

Der Heckzünder M 106 (vgl. auch Belehrungsblatt 3, Ziffer 85 und Abb. 46) enthält als Verzögerung eine 46 cm lange Zeitzündschnur mit einer Brenn-dauer von 76 Sekunden als Verzugszündung für Tiefangriffe. Die Zünd-schnur ist mit einem langsam brennenden Schwarzpulver von der Zusam-mensetzung 70% Kalisalpeter, 24% Schwefel und 6% Holzkohle gefüllt. Die Sprengkapsel ist an die Zündschnur angewürgt und besteht aus einer Alu-miniumhülse von 6 mm Durchmesser und 24 mm Länge, in die als Anfeue-rung 0,08 g Schwarzpulver, als Initialladung 0,24 g Bleiazid und als Unterla-dung 0,24 g graphitiertes Tetryl eingepreßt sind. Der Sicherungsbolzen wird, wie Abb 214 zeigt, nach Herausziehen des Sicherungsdrahtes durch eine kegelförmige Druckfeder seitlich hinausgeschleudert und damit der Schlagbolzen freigegeben, der dann nur noch durch seine Abstandsfeder gehalten wird.

Unter die Ziffer 85 im Belehrungsblatt 3 ist handschriftlich einzusetzen:

Weitere Angaben in Ziffer 230.

Nachtrag
zum ameri-kanischen
Kopfzünder
M 103
(Abb. 215)
231.

Der Zünder M 103 (vgl. Belehrungsblatt 3, Ziffer 86 und Abb. 47) enthält unter dem Zündhütchen ein Schwarzpulver-Verzögerungsstück mit einer Brenndauer von 0,4 Sekunden. Zur sicheren Übertragung der Zündung auf die Sprengkapsel ist am Ende der Schwarzpulverseele eine Aluminiumkapsel mit 0,05 g Bleiazid angebracht.

Die Sprengkapsel befindet sich in dem verschiebbaren Sicherungsstück und wird je nach dessen m.V.- oder o.V.- Stellung durch das Verzögerungs-stück oder durch unmittelbaren Anstich mit einer Nadel zur Entzündung ge-bracht. Die Sprengkapsel ist nach dieser Wirkungsweise eine Duplexkapsel; sie enthält in einer Aluminiumhülse 0,03 g Friktionszündsatz aus Bleiazid, Schwefelantimon und Bleichlorat, 0,15 g Bleiazid als Initialladung und 0,15 g graphitiertes Tetryl als Unterladung.

Die in dem Belehrungsblatt 3 Abb. 47 unrichtig mit Duplexkapsel bezeichne-ten Kapseln enthalten 0,13 g graphitiertes Tetryl und dienen nur zur Über-tragung der Zündung von der Sprengkapsel auf die Übertragungsladung.

Neuerliche Untersuchungen von Blindgängern mit dem Kopfzünder M 103 ergaben, weiterhin, daß zwischen Aufschlagteller und Zünderkörper als weiteres Sicherungselement 13 zylinderförmige Eisenstücke eingeschoben sind. Durch eine Blattfeder, die um den Zapfen des Aufschlagtellers herum-gelegt ist, werden diese Sicherungsstücke nach außen gepreßt, wo sie durch die Sicherungskappe zusammengehalten werden. Sobald die Siche-rungskappe nach vorn abgeschraubt ist, schleudert die Bandfeder die Si-cherungsstücke nach außen und der Aufschlagteller wird nur noch durch den Scherstift gehalten (siehe Abb. 215).

Farb-
kennzeichen
232.

Zusammenstellung der bisher bekannten englischen Detona-toren.

der engli-schen Deto-natoren
Verzögerungzeit: Farbe des Ringes um den Kopf:
o.V. weiß
0,025 Sekunden schwarz
0,04 Sekunden rot
0,12 Sekunden braun
1,00 Sekunden gelb
2,00 Sekunden grün
11,00 Sekunden blau.
Britische
Kugelwasser-
bombe
(Abb. 216)
233.

Außer der bereits in Ziffer 144 beschriebenen Wasserbombe kommt biswei-len auch eine kugelförmige Ausführung zum Einsatz. Die genaue englische Bezeichnung ist noch nicht bekannt. Als Zünder findet der in Ziffer 156 und Abb. 118 beschriebene Wasserdruckzünder Mark XIII Verwendung.

Britische Ziel-
markierungs-
bombe 250 LB
mit pyrotech-
nischen Leucht-
sätzen
(Abb. 216 a)
234.

Unter Verwendung der Stahlhülle der Flüssigkeitsbombe LC 250 LB (siehe Abb. 94 Ziff. 143) wurde eine neue Zielmarkierungsbombe, aus der farbige Leuchtsätze (rote, grüne und weiße Signale) herausfallen, bei der briti-schen Luftwaffe eingeführt. Die Bombe wird in der Luft aufgeschossen und die pyrotechnischen Leuchtsätze fallen heraus. Als Zünder wird der Leuchtbombenzünder Nr. 848 (siehe Abb. 175 Ziff. 194) mit auswechselba-ren Verzögerungssätzen und Windradauslösung verwendet.

Die Bombe unterscheidet sich von der Flüssigkeitsbrandbombe 250 LB durch folgende Merkmale: Anstrich schwarz, roter Farbring am Übergang vom Kopf zum zylindrischen Teil und weiße Aufschrift. Die Flüssigkeits-brandbombe dagegen hat dunkelroten Anstrich, hellroten Farbring und schwarze Beschriftung. Außerdem ist bei der neuen Bombe der Boden nicht eingeschweißt, sondern durch eine Reihe von Stiftschrauben oder Nieten befestigt. Der Innere Aufbau der Bombe konnte noch nicht einwandfrei er-mittelt werden, da noch keine Blindgänger zur Verfügung stehen. Bisher konnte nur festgestellt werden, daß als Leuchtsätze für weißes Licht Elek-tronhüllen der Stabbrandbombe Mark V ohne Zünder und ohne Eisenkopf, jedoch mit Anfeuerungs- und Thermitsatz verwendet werden. Die roten und grünen Leuchtsätze sind in zylindrische Weißblechhülsen von 45 mm Durchmesser und 290 mm Länge eingepreßt. Von diesen Leuchtsätzen sind zwei Bündel zu je 30 Stück, also insgesamt 60 Stück, über einander ange-ordnet und durch kreisförmige Sperrholzplatten festgelegt. Durch das Inne-re der Bombe, in Richtung der Längsachse, führt ein Zentralrohr, das je-doch nicht bis zum Zünder reicht, sondern in Höhe des Überganges vom Kopf zum zylindrischen Bombenteil auf einem Blechteller festgeschweißt ist. Wahrscheinlich ist zwischen die einzelnen Bündel der Leuchtsätze noch Fließpapier, das mit Schwarzpulver imprägniert ist (ähnlich wie das Anfeue-rungspapier der Stabbrandbomben Mark I und II), eingelegt.

Die englische Bezeichnung konnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden, da einige Bomben den Aufdruck "FLARE" und andere den Aufdruck "CANDLE" 250 LB tragen.

Brenndauer der Leuchtsätze etwa 3 bis 3½ Minuten. Die Leuchtsätze bren-nen also unter starker Leuchtwirkung (weiß, rot und grün) auf dem Erdbo-den weiter. Ob auch in einen Bombenkörper zwei verschiedene Farbsätze eingebaut wer-den, war bisher nicht zu ermitteln. Es wurden auch gelbe Leuchtstäbe mit der Aufschrift YELLOW gefunden. Die Bombenhüllen waren in diesen Fällen dunkelrot gestrichen und wiesen als Farbkennzeichen ein großes weißes Rechteck und als Buchstabenkennzeichen das Wort YELLOW auf.

Eine genaue Zeichnung des Aufbaues der Bombe kann erst im nächsten Belehrungsblatt erscheinen, da die Untersuchungen nocht nicht abge-schlossen sind.

Britische Stab-
brandbombe
1,7 kg Mark V
235.

Außer den in Ziffer 158 im Belehrungsblatt 7 beschriebenen Stabbrandbom-ben INC 4 LB Mark I bis IV a tritt neuerdings auch das Baumuster Mark V auf. Der Elektronmantel dieser Bombe ist auf den Zapfen des Stahlkopfes aufgegossen. Der Zapfen hat keine Rillen. Die Grenzlinie zwischen Stahlkopf und Elektronhülle verläuft daher nicht geradlinig, sondern ungleichmäßig. Der Deckel des Leitwerkes ist etwas versenkt eingesetzt und durch Punkt-schweißung befestigt. Die Korkpfropfen in den Entgasungslöchern sind durch eingedrückte Hütchen aus Kupferblech ersetzt.

Der Vergleich der neuartigen Stabbrandbombe Mk V mit den bisherigen Stabbrandbomben Mk I bis Mk IV führte zu folgendem Ergebnis:

A. Untersuchungsergebnis der Stabbrandbomben
1. Aussehen und Kennzeichnung:

Mk I bis Mk IV
Leitwerk blank, Elektronmantel schwarz gestrichen, Stahlkopf rot, mit roten Ringen bzw. ro-tem Leitwerkdeckel entspre-chend den Zusätzen, mit Zerle-ger- oder Sprengladung

Mk V
Leitwerk grau, Stahlkopf und Elektronmantel ungestrichen, keine Kennzeichnung durch roten Anstrich oder Ringe.

2. Aufschriften
Mk I bis Mk IV
Vgl. Belehrungsblatt 7, Ziff. 158. Abbildung 120.

Mk V
Das Baumuster Mk V wird häufig ohne jede Aufschrift oder Farb-kennzeichnung geworfen. Bis-weilen, also nicht bei allen Bomben, vorhandene 4 Striche am vorderen Ende des Elektron-mantels sind in ihrer Bedeutung bisher unbekannt.

3. Zünder:
Mk I bis Mk IV

Mk V
Ausführung des Zünder wie bei Mk IV A – Belehrungsblatt 7, Ziff. 158, Abb. 121 (Keine Ab-standsfeder, Sicherung durch kreuzweise angeordnete Mes-singblechstreifen und seitlich heraustretenden Sicherungsbol-zen)

4. Leitwerk:
Mk I bis Mk IV
Weißblech.

Mk V
Grau lackiertes Eisenblech.

5. Stahlkopf:

Mk V
Ausführung wie Mk IV A, vgl. Belehrungsblatt 7, Ziff. 158, Abbildung 121.

6. Zusammensetzung:

Die Zusammensetzung des Elektronmantels und der Füllung weist folgende Unterschiede auf:

Elektronmantel
Mk I bis Mk IV
Aluminium
Zink
Kupfer
Eisen
Mangan
Silicium
Magnesium


3,92 %
0,34 %
0,07 %
0,03 %
0,27 %
0,02 %
Rest

Mk V
Aluminium
Zink
Eisen
Mangan
Silicium
Magnesium

4,57 %
0,16 %
0,016 %
0,34 %
0,02 %
Rest
Füllung
Mk I bis Mk IV
Zündsatz
Kaliumnitrat
Silicium
Kohlenstoff



62,0 %
3,0 %
35,0 %

Mk V

Knallquecksilber
Schwefelantimon
Bariumnitrat Organischer Nitrokörper
 
Übertragungssatz
Bariumnitrat
Kaliumnitrat
Silicium
Aluminium
Eisenoxyduloxyd und Spuren Ammonium-nitrat

4,6 %
53.3 %
32,8 %
1,3 %
6,0 %

Kornpulver zusammen-
gepreßt mit:
Schwefel
Bariumnitrat
Kaliumnitrat
Aluminium
Eisenoxyduloxyd
Kohlenstoff


3,4 %
31,4 %
9.0 %
23,1 %
29,5 %
2,5 %
Anheizsatz
Bariumnitrat
Kaliumnitrat
Silicium
Aluminium
Eisenoxyduloxyd
Ammoniumnitrat

20,9 %
22,6 %
15,4 %
14,2 %
21,8 %
5,0 %

   
Brandsatz
(in Pillen)
 
(pulverförmig eingepreßt)
Bariumnitrat
Aluminium
Eisenoxyduloxyd
Säureunlösliches

36,3 %
20,2 %
38,4 %
0,5 %

Schwefel
Bariumnitrat
Aluminium
Eisenoxyduloxyd Öl
Verunreinigungen
1,0 %
16,3 %
17,1 %
62,8 %
0,5 %
Rest

Einige Brandbomben Mk V enthielten eine Zerlegeladung, bestehend aus einer Weißblechbüchse von 40 mm Länge und 20 mm Durchmesser mit einer Füllung von 12 g Kornpulver (Schwarzpulver aus 11 % Schwefel, 73 % Kaliumnitrat, 16 % Kohlenstoff), das in Zellulosehy-dratfolie eingepackt ist. Die Brandbombe mit Zerleger war durch äus-serliche Kennzeichnung von anderen Bomben Mk V ohne Zerleger nicht zu unterscheiden. Nicht alle Brandbomben Mk V hatten auf der Elek-tronhülle in der Nähe des Eisenkernes 4 waagerechte parallele Striche.

B.

Abbrand- und Zündwirkung:

Im Gegensatz zu der normalen Stabbrandbombe schmilzt bei der Mk V kurz nach der Zündung bereits der Elektronmantel durch. Das Thermit brennt mit Sprühwirkung ab. Danach geschlossener, intensiv weiß glü-hender Brandkuchen. Hinsichtlich der Zündwirkung konnte kein Unter-schied gegenüber den Bomben Mk I – IV a festgestellt werden.

Es muß damit gerechnet werden, daß auch beim Baumuster Mk V Sprengköpfe auftreten. Wegen der Empfindlichkeit des Zünders ist beim Einsammeln von Blindgängern größte Vorsicht am Platze. Waage-recht oder mit dem Stahlkopf schräg nach oben befördern !

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