Belehrungsblatt 3 (Ziffer 63 bis 75)Belehrungsblatt 3 (Ziffer 87 bis 91)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 3
Russische
2,5 kg-Brand-
bombe mit
Stahlkopf
(Abb. 42)

76.

Russische Bezeichnung: SAB-2,5-T. Der Körper der Bombe ist zylindrisch, hat 60 mm Durchmesser, 320 mm Länge ohne Leitwerk und 365 mm mit Leitwerk. Zylindrischer Teil besteht aus dünnem Stahlblech und ist mit Elektron-Thermit-Brandsatz gefüllt. Der Stahlkopf ist angeschweißt und dient zur Erzielung einer größeren Durchschlagskraft.

Anstrich: Dunkelgrau, Kopf rot, um die Mitte des zylindrischen Teiles blauer Ring. Zünder: AM-B und AM-B b/w. Abwurf aus Schüttkästen und Rotati-onsstreubomben.

Brandbombe
50 kg mit
Elektron-
Thermit- u. Flüssigkeits-
Füllung
(s. Abb. 33
u. 43)

77.

Die Bombe ähnelt der deutschen SC 50, weist jedoch auch Längsschweiß-nähte auf. Gewicht 46 bis 51 kg. An den verstärkten, geschmiedeten Stahlkopf, in dem der Zünder AM-B sitzt, ist ein zylindrisches Blechteil von 180 mm Länge, 205 mm Durchmesser und 25 mm Wandstärke ange-schweißt. Am hinteren Ende dieses zylindrischen Teiles, etwa am Schwer-punkt der Bombe, ist ein Verstärkungsring mit Innengewinde angeschweißt. Das ganze Vorderteil ist mit einem Thermitbrandsatz gefüllt. Das Hinterteil der Bombe, das ebenfalls aus 2,5 mm Blech mit einer Längsschweißnaht hergestellt ist, verläuft nach hinten spitz zu und hat am Ende eine Einfüll-öffnung mit Verschlußschraube. Das vierteilige Leitwerk ist an den hinteren Blechbehälter angeschweißt. Vorn ist der Blechbehälter in Höhe des Gewin-deteiles durch ein dünnes Eisenblech verschlossen. Dieses hat in seiner Mitte eine kegelförmige Ausstülpung, die in den Thermitbrandsatz hinein-reicht. Der hintere Blechbehälter ist mit einer halbflüssigen, öligen Brandmi-schung gefüllt, in der Petroleum, Benzin und Rohnaphta enthalten sind. Die Brandmischung hat ein ähnliches Aussehen wie Bohnerwachs und brennt mit einer mehrere Meter hohen stark rußenden Flamme ab.

Die Bombe hat sehr große Durchschlagskraft und dringt im freien Gelände mehrere Meter tief in den Boden ein.

Der Anstrich der Bombe ist dunkelgrau, die Spitze ist dunkelrot mit einem blauen Ring. Um den Flüssigkeitsbehälter befindet sich ebenfalls ein blauer Ring.

Eine Abart dieser Bombe besitzt keine Thermitfüllung und ist vollkommen mit einer Brandflüssigkeit gefüllt, die etwas leichter entzündlich ist als die zuvor beschriebene. Als Zünder dient Baumuster AM-B.

Russische
Leucht-
bomben

78.

Von russischer Seite kamen bisher 3 Leuchtbombenarten zum Einsatz, eine kleine, eine mittlere und eine große Bombe. Sie entsprechen in ihrem Auf-bau und ihrer Wirkungsweise den englischen Leuchtbomben. Das aus er-beuteten Zündervorschriften hervorgeht, daß auch Blitzlichtbomben vor-handen sind, ist bei Leuchtbombenblindgängern größte Vorsicht am Platze (siehe auch Ziffer 48).

Kleine russi-
sche Leucht-
bombe
(siehe auch Abb. 44)

79.

Durchmesser des Blechgehäuses 95 mm, Länge ohne Leitwerk 415 mm, Länge mit Leitwerk 520 mm. Anstrich dunkelgrau mit je einem weißen Ring um den Körper und um die Spitze. Als Zünder dient Baumuster AGDT-B mit Pulverbrennsatz und Windradentsicherung.

Mittlere
russ. Leucht-
bombe

80.

Sie entspricht in ihrem Aussehen und Aufbau der kleinen Leuchtbombe. Ge-naue Maßangaben und Abbildungen fehlen.

Große
russ. Leucht-
bombe (siehe Abb. 45)

81.

Durchmesser des Blechgehäuses 151 mm, Länge ohne Leitwerk 860 mm, Länge mit Leitwerk 1030 mm. Anstrich dunkelgrau mit weißem Ring um die Mitte. Uhrwerkszünder TM- 4 B.

Die engli-
schen Zünder Nr. 5 bis 26 (außer Zünder Nr. 17)

82.

Bei den Zündern Nr. 5 bis 26, außer Nr. 17, handelt es sich um veraltete Zünderarten, die je nachdem, ob es sich um Kopf- oder Bodenzünder han-delt, einen ähnlichen Aufbau haben wie die Zünder Nr. 19, 22 und 27 (sie-he L.Dv. 764, Beiheft 1). Sie haben keine Ausbausperre und arbeiten fast ausschließlich entweder mit Trägheitsschlagbolzen als Heckzünder oder mit Scherdrahtsicherung als Kopfzünder. Sie lassen sich nur in die als Langzeit-zünderbomben bekannten Arten mit durchgehendem Zentralrohr einbauen. Infolge Platzmangels erscheinen die Zeichnungen erst in einem der nächs-ten Belehrungsblätter.

Englische
Zünder aus
Preßstoff

83.

Die gemäß Ziffer 8 des Belehrungsblattes 1 angeordnete Meldung der Liefe-rungsdaten der englischen Preßstoffzünder Nr. 28 in Zukunft. Es ist jedoch sofortige Meldung erforderlich, falls irgendeine andere Zünderart aus Preß-stoff gefunden wird.

Zünderarten
bei engli-
schen Panzer-
bomben

84.

Es wurde beobachtet, daß in den englischen Panzerbomben in der letzten Zeit anstelle der sehr verwickelten und häufig versagenden Panzerbomben-zünder Nr. 30 und 34 der Zünder Nr. 28 verwendet wird. Er wird mit Hilfe eines Zwischenringes eingesetzt und bringt die Bombe durch einen Detona-tor, der entweder mit Verzögerungs- oder Verzugssatz versehen ist, zur Detonation. Bei Verwendung des Zünders 28 muß das alte Panzerbomben-leitwerk durch ein Schnappfederleitwerk mit kegelförmigem Teil und Wind-rad mit Kupplungsstange ersetzt werden. Panzerbomben werden fast aus-schließlich gegen Seeziele (Schiffe, Werft- und Hafenanlagen) eingesetzt.

 

 

Amerikanische Zünder

Amerika-
nischer
Bodenzünder
M 106 (Abb. 46)

85.

Der amerikanische Zünder M 106 ist ein einseitig wirkender sprengkräftiger Zünder mit Trägheitsschlagbolzen und Sicherung durch Vorstecker. Er hat eine festeingestellte lange Verzögerung (Verzugszündung) unter Zuhilfe-nahme eines 500  mm langen Stückes Zündzeitschnur. Die in der quer durch Schlagbolzen und Schlagbolzenhülse verlaufenden Bohrung stecken-de Sicherungsbolzen ist mit dem Abwurfgerät durch einen Draht verbun-den. Er wird beim Fall der Bombe herausgezogen, so daß die Bombe schon nach wenigen Zentimetern Fallweg scharf wird (Tiefangriff). Bei einer blind-gegangenen Bombe läßt sich der Zünder leicht herausschrauben. Dabei ist es zweckmäßig, einen Draht durch die Querbohrung in der Schlagbolzen-hülse zu stecken, um den Schlagbolzen in seiner hintersten Lage festzu-halten. Kann der Schlagbolzen nicht gesichert und der Zünder auch nicht ausgebaut werden, so ist es, falls eine Beförderung der Bombe notwendig ist, zweckmäßig, die Bombe mit der Spitze schräg nach oben zu befördern; der Zünder M 106 zeigt dann also schräg nach unten. Die mit dem Zünder M 106 versehenen Bomben haben fast immer in der Spitze den Kopfzünder M 103. Weitere Angaben in Ziffer 230.

Amerika-
nischer
Kopfzünder
M 103 (Abb. 47)

86.

Der Zünder M 103 ist ein sprengkräftiger, einseitig wirkender Kopfzünder mit Scherstiftsicherung, Aufschlagteller und Windradentsicherung. Er wird nach etwa 50 Metern Fallweg scharf. Eine Umstellung auf o.V.- und m.V.-Wirkung ist möglich, läßt sich jedoch während des Fluges nicht mehr durchführen. Der Zünder wird stets in Verbindung mit dem Bodenzünder M 106 geworfen. Bei einem Abwurf aus weniger als 60 m Höhe, also vor Entschärfung des M 103, soll die Zündung der Bombe durch den Bodenzün-der M 106 mit Verzugszündung geschehen.

Wirkungsweise des Zünders M 103 (siehe Abb. 47).

Beim Abwurf der Bombe wird durch Herausziehen eines Drahtes die Entsi-cherungsluftschraube freigegeben. Sie setzt das in der Sicherungskappe untergebrachte kleine Zahnrad mit 8 Zähnen in Umdrehung, das seinerseits mit zwei gegenüberliegenden Zahnrädern von je 28 Zähnen im Eingriff steht. Diese beiden Zahnräder drehen sich auf starren, in der Sicherungs-kappe befestigten Achsen. Jedes dieser Zahnräder trägt eine Exzenter-scheibe. Auf diese beiden Exzenterscheiben ist ein Zahnrad von 53 Zähnen aufgeschoben. Durch die Bewegung der beiden Exzenterscheiben führt das Rad mit 53 Zähnen eine kreisförmigemahlende Bewegung aus, ohne sich dabei zu drehen. Auf gleicher Höhe mit dem vorgenannten Zahnrad sitzt der Sicherungsteller, der eine Innenverzahnung mit 56 Zähnen hat. Sein Zahnkreuz besitzt die gleiche Zahngröße wie das auf den Exzentern sitzen-de Zahnrad, hat jedoch einen größeren Durchmesser als dieses, so daß sich die beiden Verzahnungen nur an einer Stelle berühren und zum Eingriff kommen (siehe Schnitt A–B). Durch die mahlende Bewegung des Zahnrades mit 53 Zähnen wandert der Berührungspunkt bei jeder Umdrehung der Ex-zenter einmal rings um die Innenverzahnung des Sicherungstellers herum. Infolge des Unterschiedes in der Zahl der Zähne (53 und 56) schiebt sich dabei der Sicherungsteller um 3 Zähne weiter. Durch die Untersetzung von 8 zu 28 und 3 zu 56 wird eine Gesamtuntersetzung von etwa 1 zu 65 er-reicht. Der Sicherungsteller schraubt sich also langsam aus dem Aufschlag-teller heraus; dazu sind 50 bis 60 m Fallweg nötig.

Gegen diesen Sicherungsteller (8) legt sich unter Federdruck der Entsiche-rungsbolzen (12); der das Sicherungsstück (19) in der gesicherten Stellung festhält. Nachdem er sich ein Stück nach vorn bewegt hat, kann das Si-cherungsstück etwas seitlich ausweichen, so daß sein Zündhütchen unter den Pulverkanal der Verzögerungszündung zu liegen kommt. Der Zünder ist dann m.V. geschärft. Jetzt kann der Aufschlagteller (9) unter Überwindung des Scherstiftes mit seinem Schlagbolzen (10) das im Zünderkörper sitzen-de Zündhütchen anschlagen. Der Feuerstrahl des darunter sitzenden Ver-zögerungssatzes kann durch das Zündhütchen im Sicherungsstück hin-durchschlagen und die Duplexkapsel zur Detonation bringen. Dabei wird die außerdem am Aufschlagteller sitzende Zündnadel (11) in die blinde Bohrung des Sicherungsstückes stoßen.

Ist die Bombe weiter gefallen und der Sicherungsteller weiter herausge-schraubt, so weicht der Entsicherungsbolzen (12) noch weiter nach vorn aus und das Sicherungsstück tritt unter Federdruck so weit zur Seite, daß a) das Zündhütchen im Sicherungsstück der Zündnadel gegenübersteht, b) der Verzögerungssatz im Zünderkörper frei liegt und mit seinem Feuerstrahl die eine der beiden Duplexkapseln erreichen kann.

Ist m.V.-Wurf beabsichtigt, so kann mit Hilfe eines Umstellbolzens der Ent-sicherungsbolzen in seiner vorletzten Stufe festgehalten werden, und das Sicherungsstück bleibt ebenfalls in seiner vorletzten Stufe, also der m.V.-Stellung, stehen. Der Umstellbolzen steht unter Federdruck, ragt seitlich heraus und wird durch einen Querstift (15) in einem der beiden Schlitze des Schlitzkörpers (16) festgehalten. Im tiefen Schlitz eingerastet, steht der Zünder auf Verzögerung, im flachen Schlitz auf o.V. Die englische Auf-schrift lautet "Deep Slot Delay" und "Shallow Slot INST".

Infolge der Trägheit des Zünders können Blindgänger, falls der Zünder sich nicht abschrauben läßt, unter den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen befördert werden. Der Zünder hat normales Rechtsgewinde und kann unter Zuhilfenahme der beiden seitlich herausragenden Zapfen gelöst werden. Hierzu läßt sich entweder eine Rohrzange verwenden, oder der festsitzen-de Zünder kann durch einen leichten seitlichen Schlag in der Drehrichtung gegen eine der beiden Zapfen gelöst werden.

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