Belehrungsblatt 6 (Ziffern 151 und 152)Belehrungsblatt 7 (Ziffern 158 bis 160)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 6
Änderungen
am Zünder
WeCo
153.

In einem Falle hatte bei einer Langzeitzünder-Bombe 500 LB der Zünder WeCo einen grünen Ring um die Soll-Bruchstelle, und seitlich ragte eine Schraube heraus. Leider war die Untersuchung dieses Zünders nicht mög-lich, da die Bombe sofort beseitigt werden mußte. Es muß aber damit ge-rechnet werden, daß dieser so gekennzeichnete Zünder eine Ausbausperre besitzt. Ausbau dieser gekennzeichneten Zünder von Hand hat daher zu unterbleiben. Fernmündliche Meldung zwecks Untersuchung ist dringend erforderlich.

Neuer engl. Leucht- und Blitzlicht- bomben-
zünder
154.

Der in der Abbildung 14 des "Belehrungsblattes 2" dargestellte Leuchtbom-benzünder mit auswechselbaren Brennsätzen, der nach seiner ersten Ver-besserung die Baunummer 42 erhalten hatte, ist nochmals verbessert wor-den. Der bisher durch eine Kugelsicherung festgehaltene, unter Federspan-nung stehende Schlagbolzen wird nunmehr durch eine von hinten einge-schraubte Schraube gehalten. Beim Abwurf wird die Schraube durch ein Windrad herausgedreht und gibt den Schlagbolzen frei, der nach nach vorn schnellt, das Zündhütchen anschlägt und den auswechselbaren Brennsatz entzündet. Diese Einrichtung bildet eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, denn bei der früheren Zünderausstattung war es möglich, daß die Bomben unmittelbar neben dem Flugzeug detonierten, wenn der Bombenschütze keinen Brennsatz einsetzte. Der neuer Zünder hat die Baunummer 848.

Unterschei- dungsmerk-
male der wichtigsten englischen Bomben
155.

Um ein schnelles Erkennen der Zünderart bei nicht detonierten englischen Bomben zu ermöglichen, wurden in den Abbildungen 103 bis 117 verschie-dene Bombenböden mit den wichtigsten Zündern dargestellt. Da bisher nur die Bomben GP 120 LB, GP 250 LB und GP 500 LB mit Langzeitzündern ab-geworfen wurden und hiervon nur die beiden letzteren Bedeutung haben, beschränken sich die Abbildungen auf deren Darstellung.

Die vorliegenden Bildtafeln behandeln die Zünder Nr. 17, 28 und den Zünder WeCo in den Bomben GP 250 und 500 LB alter und neuer Bauart.

a) Aufschlagzünder Nr. 28.

   

Beschreibung und Wirkungsweise im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 Seite 16, Abb. 7, Zeichnung 19.

    Vergleichendes neues Schnittbild Abb. 103.
    Schräge Darstellung Abb. 104 bis 105.
    Besondere Kennzeichen und Merkmale:
   

Verwendung nur in Bomben mit Schnappfederleitwerk. Bei GP-Bomben in gewöhnlichen Mundlochbuchsen mit 4 Schlüsselbohrungen eingebaut. Ein-bau in SAP-Bomben an Stelle der Panzerbombenzünder unter Verwendung einer Zwischenhülse. Darstellung eines durch seitliches Auftreffen abge-scherten Zünders 28 siehe Abb. 106.

    b) Langzeitzünder WeCo.
   

Wirkungsweise in "Belehrungsblatt" Ziffer 35, Abb. 9, 10, 11 beschrieben.

    Leicht verwechselbar mit Az Nr. 28.
    Vergleichendes neues Schnittbild Abb. 107.
    Schräge Darstellung Abb. 108 bis 109.
    Besondere Kennzeichen und Merkmale:
   

Verwendung bisher nur in GP-Bomben mit Schnappfederleitwerk in Mund-lochbuchsen mit 4 Schlüsselbohrungen. Als Unterscheidungsmerkmal ge-genüber Az Nr. 28 dienen die Soll-Bruchstellen und der längere Zünderkör-per. Bei waagerechtem Aufschlag soll der Zünder an der Soll-Bruchstelle abbrechen (siehe Abb. 110 links). Bei vollständiger Abscherung ist der Am-pullen-Hohlraum frei (siehe Abb. 110 rechts).

    c) Eingebauter Langzeitzünder Nr. 17.
   

Wirkungsweise der Zünders im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 Seite 18 und Zeich-nung 23, 24, 29 und 31.

   

Beschreibung des neuen Einbaues im "Belehrungsblatt" Ziffer 36, Abb. 12.

    Neues Schnittbild Abb. 111.
    Schräge Darstellung Abb. 112 und 113.
    Kennzeichen und Merkmale:
   

Verwendung in GP-Bomben mit Schnappfederleitwerke, jedoch mit beson-derer Zünderbuchse, in die das Zentralrohr lose hineinragt. Buchse hat nur zwei Schlüsselbohrungen und eine Madenschraube.

   

Abgescherter Zünder 17 ist vom abgescherten Zünder 29 (oder WeCo) wie folgt zu unterscheiden:

   

Der Zünder 28 (oder WeCo) füllt das innere Gewinde der Mundlochbuchse (32 mm Ø) vollständig mit Messing aus. Bei der Zünderbuchse des Zünders 17 wird die Ausdehnung von 40 mm Ø nicht vollständig ausgefüllt, weil die Schlagbolzenhülse nur 24 mm Außendurchmesser hat. Als weiteres Kenn- zeichen dienen die 2 Schlüsselbohrungen in der Mundlochbuchse gegenüber den 4 beim Zünder 28. Dieses Merkmal kann der Gegner jedoch eines Tages durch Anbringen von 2 zusätzlichen Bohrungen beim Zünder 17 ausschal-ten. Es muß daher als Merkmal außerdem die Ausdrehung in der Zünder-buchse beachtet werden.

    d) Ältere Bomben mit durchgehendem Zünderrohr.
   

Das Rohr ist am Bombenboden durch eine zweiseitig abgeflachte Stopf-buchse geführt (neues Schnittbild Abb. 114 und 115; schräge Darstellung Abb. 116 und 117).

   

Der gesamte Aufbau der Bomben ist im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 in den Zeichnungen 7, 8 und 24 dargestellt. Die Anordnung der Übertragungsla-dungen usw. stellt Zeichnung 24 im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 dar.

   

Die Stopfbuchse als besonderes Kennzeichen bleibt auch bei vollständig abgeschertem Zünderrohr fast immer erkennbar. Darstellung der abge-scherten Zünder bringt Abb. 114.

   

Bei dieser Bombenart kann auch der Zünder Nr. 22 ein Aufschlagzünder, eingebaut sein. Er ist vom LZZ Nr. 17 dadurch zu unterscheiden, daß beim Zünder 22 die hintere Schlagbolzenhülse aus einem Stück besteht (siehe Abb. 117 unten). Beim LZZ Nr. 17 ist die Hülse jedoch durch eine beson-dere Abschlußpaltte mit 2 Schlüsselbohrungen verschlossen (siehe Abb. 117 oben).

    Achtung !
   

Die amerikanischen Zünder M 106 (Abb. 46) und MK V MI (Abb. 48) können in abgeschertem Zustand leicht mit dem eingebauten englischen Zünder 17 verwechselt werden. Die Zünderbuchse hat jedoch andere Abmessungen (71 mm Ø) und ist durch aluminiumfarbigen Kadmiumüberzug rostgeschützt.

Englischer Wasserbom- benzünder
MK XIII A
156.

Der Zünder wird verwendet in der englischen zylindrischen Wasserbombe 250 LB (englische Bezeichnung: depht-charge). Es ist ein Zünder mit Ku-gelsicherung, der mit Hilfe einer Membran zur Auslösung gebracht wird, so-bald eine bestimmte Wassermenge in das Innere des Zünders eingedrungen ist. Durch Veränderung der Wasserdurchtrittsöffnungen kann die je Sekun-de eintretende Wassermenge geändert werden. In der eingestellten Zeit-einheit erreicht die Bombe eine bestimmte Tiefe und kommt dort zur Deto-nation. Die Tiefeneinstellung ist daher nicht nur vom Wasserdruck, sondern von der Zeit, die das Wasser zum Ausfüllen des Hohlraumes an der Mem-brane braucht, abhängig. Es ist also kein Wasserdruckzünder, sondern ein Zeitzünder der unter der Wirkung des Wasserdruckes abläuft. Die Tiefe, in der die Bombe zur Detonation kommt, ist nicht vom Wasserdruck, sondern von der Fallgeschwindigkeit im Wasser abhängig.

    Aufbau und Wirkungsweise.
   

Der Zünder ist aus Messing gefertigt und hat eine Gesamtlänge von 335 mm. Es besteht aus dem Kopfgehäuse mit der veränderlichen Durch-trittsöffnung für die Wassertiefe und der Feststellvorrichtung für den Si-cherungsbolzen einerseits und dem Schlagbolzengehäuse mit dem Schlag-bolzen, dessen Kugelsicherungseinrichtung und der Auslösemembrane aus Gummi andererseits. In gesichertem Zustand ist der Schlagbolzen durch einer Kugelsicherung fest verriegelt. Eine Bewegung der Entsicherungshülse wird durch eine Sicherungsbolzen verhindert. Die Bewegung dieses Siche-rungsbolzen ist nur möglich, wenn im Kopfgehäuse eine bestimmte Wasser-tiefe eingestellt ist und das Spannstück mit der Federtrommel sich nicht mehr in der Nullstellung befindet. Die Federtrommel wird durch eine An-schlagnase, die durch eine Sicherungsklemme an den Haltebolzen geklemmt ist, in der gesicherten Nullstellung festgehalten.

   

Durch eine Entsicherungsdrahtgabel, wie sie bereits von anderen Zündern bekannt ist, wird die Sicherungsklemme von der Anschlagnase und dem Haltebolzen abgezogen. Unter der Wirkung der Spannfeder dreht sich die Federtrommel, bis sie sich gegen den Einstellbolzen für die Wassertiefe legt. Mit der Federtrommel ist die Lochscheibe starr verbunden und dreht sich um denselben Winkel mit. Die Lochscheibe ist auf ihrer Unterseite plangeschliffen und dichtet auf einer geschliffenen Innenfläche des Kopf-gehäuses wasserdicht ab. In der Lochscheibe befinden sich drei verschie-den große Wasserdurchtrittsöffnungen, die je nach der eingestellten Was-sertiefe vor die Durchtrittsöffnung im Kopfgehäuse zu stehen kommen. Die Wassertiefe kann dadurch eingestellt werden, daß der Stellbolzen in ver-schiedene Bohrungen, die mit "50", "100" und "150" bezeichnet sind, einge-schraubt wird. Die Verdrehung geschieht also beim Entsichern durch die Spannfeder. Die zweite Schraubendruckfeder im Kopfgehäuse preßt die Lochscheibe gegen die geschliffene Fläche und dichtet diese gut ab. In der Nullstellung wird durch zwei Nasen mit Hilfe eines Querstiftes der Siche-rungsbolzen fest gegen den Schlagbolzen gedrückt, so daß dieser sich mit seiner Kugelsicherungshülse nicht nach hinten bewegen kann. In entsicher-tem Zustand kann der Sicherungsbolzen nach hinten ausweisen und er-möglicht die Bewegung des Schlagbolzens mit seinen Sicherungseinrichtun-gen.

Vorgang im Zünder bei Wassereintritt.

   

Der Zünder ist durch einen Bajonettverschluß in der Zünderbuchse fest verriegelt. Dabei wird durch einen Gummiring außen am Kopfgehäuse ein wasserdichter Abschluß bewirkt. Ist die Bombe in das Wasser eingedrun-gen, so strömt dieses infolge des Überdruckes in tieferen Wasserschichten durch Bohrungen in der Frontplatte in das Innere des Kopfgehäuses. Nach-dem dieses ausgefüllt ist, tritt es durch ein Sieb und das eingestellte Loch in der Lochscheibe durch die Bohrung im Kopfgehäuse in das Innere der Zünderbuchse ein. Hat es dieses ausgefüllt, so tritt es durch die Wasser-durchtrittslöcher in das Schlgbolzengehäuse zwischen die zusammengefal-tete Gummimembrane. Da sich auch im Schlagbolzengehäuse und im Ver-bindungsrohr ein Luftraum befindet, den das eintretende Wasser aber nicht erreicht, wird die zusammengefaltete Gummimembrane auseinanderge-drückt. Dabei drückt sie den Auflageflansch nach hinten und die Siche-rungshülse mit ihrem Flansch nach vorn.

   

Da der Auflageflansch für die Membrane starr mit der Entsicherungshülse verbunden ist, wird der Schlagbolzen mit seinen Kugeln nach hinten gezo-gen. Andererseits wird die Sicherungshülse durch ihren Flansch nach vorn gedrückt. Durch diese beiden gegenläufigen Bewegungen wird die Entsi-cherungshülse aus der Sicherungshülse herausgezogen. Sobald die Siche-rungskugeln in die erweiterte Bohrung der Sicherungshülse kommen, kön-nen sie seitlich ausweichen, sie ent-riegeln den gespannten Schlagbolzen, und dieser wird durch die Schlagbolzenfeder nach vorn geschleudert. Er sticht dabei das Zündhütchen in der Sprengkapsel an und bringt so die Bombe zur Detonation. Um zu vermeiden, daß sich beim Aufschlag der Bombe der Schlagbolzen infolge seiner Trägheit mit seinen beiden Hülsen nach vorne bewegt, sind zwischen der Membrane noch der Membranring, gegen den sich der Auflageflansch der Entischerungshülse legt, und außer-halb der Membrane der Anschlagring, der eine Auflage für den Flansch der Sicherungshülse bildet, eingebaut.

Entschärfung von Wasserbomben mit dem Zünder MK XIII A.

   

Anschlagnase in Nullstellung drehen. Bei dieser Linksdrehung muß die Kraft der Spanfeder überwunden werden. Am Haltebolzen ist die Anschlagnase durch eine Klemme oder Bindedraht festzulegen. Danach kann der Zünder durch eine kurze Linksdrehung aus seiner Bajonettfassung gelöst und aus der Bombe herausgezogen werden. Der herausgenommene Zünder wird da-durch entschärft, daß die Auflageplatte mit Übertragungsladung vom Schlagbolzengehäuse abgeschraubt wird. Sie hat gewöhnliches Rechtsge-winde, ist jedoch durch eine Sicherungsschraube, die vorher zu lösen ist, gegen Verdrehung gesichert. Aus der Auflageplatte wird das Zündhütchen mit der Sprengkapsel herausgezogen und der Zünder ist dadurch unscharf. Die Übertragungsladung sitzt unterhalb des Zünders lose auf dem Schwammpolster in der Zünderbuchse auf. Durch Hochheben der Bomben-spitze rutscht sie heraus.

Neuer engl. Langzeit-
zünder
Nr. 35
(Abb. 119)
157.

In der Spitze einer englischen GP-Bombe wurde ein neuer Langzeitzünder gefunden. Der Zünder ist durch Formänderung aus dem Aufschlagzünder Nr. 27 gefertigt worden. (siehe Zeichnung 18 des Beiheftes 1 zur L.Dv. 764.) Der neue Zünder entspricht in seiner Wirkungsweise und seinem grundsätzlichen Aufbau dem Langzeitzünder WeCo. Der Zünderkörper aus Messing, der durch seine 8 halbkreisförmigen Nuten gekennzeichnet ist, erhielt entsprechende Ausdrehungen zur Aufnahme des Schlagbolzens, der Schlagbolzenfeder, des Zelluloidplättchens, des Wattebausches, des Sie-bes und der Glasampulle. Der Schlagbolzen des Zünders 27 mit seinem Auf-schlagteller wurde ersetzt durch eine kegelförmige vorn abgeflachte Kappe aus Messing.

   

Dieser kegelförmige Kopf hat etwa die Form und das Aussehen eines Flak-zünders. Die vordere Platte des Zünderkörpers aus Messing mit den halb-kreisförmigen Nuten blieb jedoch erhalten und an diesem Merkmal ist der Zünder leicht zu erkennen. Die Gummiplatte zur Festlegung der Glasampulle und die Spindel zum Zerbrechen der Glasampulle sind in dem kegelförmigen Zünderkopf eingebaut. Da bei dem einzigen bisher gefundenen Zünder der Kopf sehr stark verformt war, konnten noch keine genauen Maße aufge-nommen werden, so daß die Herstellung von maßgerechten Abbildungen bisher noch nicht möglich war. Der Zünder hat hat keine Ausbausperre. Er wurde in einer Bombe verwendet, in der sich außerdem ein blindgegangener Bodenzünder 28 aus Bakelit befand. Anscheinend hat der neue LZ-Zünder den Zweck, die große Zahl der beim Bodenzünder 28 auftretenden Blind-gänger als Langzeitzünderbomben auszunutzen.

   

Da in England noch größere Mengen des Zünders 27 vorhanden sind, der Zünder aber für GP-Bomben schon lange nicht mehr verwendet wurde, sol-len diese Zünder wahrscheinlich durch die obengenannte Formänderung aufgebraucht werden. Die alte Kennzeichnung Nr. 27 war durch Meißel-schläge ungültig gemacht und durch die neue Bezeichnung No. 35 ersetzt worden.

   

Es muß also in Zukunft bei GP-Bomben, die durch Herausschrauben des Bodenzünders 28 entschärft werden, auch die Bombenspitze auf etwaiges Vorhandensein des Zünders Nr. 35 untersucht werden. Das gilt besonders bei zerschellten Bomben (Siehe Ziffer 125 des Belehrungsblattes 5.)

 

 

Die Abbildung des Zünders können aus Zeitmangel erst im Belehrungsblatt 7 abgedruckt werden.

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