Belehrungsblatt 8 (Ziffern 220 bis 224)Belehrungsblatt 8 (Ziffern 230 bis 235)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 8
Engl. Zünder
Nr. 854 Mk I
für allseitigen
Aufschlag
(Abb. 210)
225.

Der Zünder Nr. 854 ist ein allseitig wirkender Bombenzünder mit Sicherung durch Querbolzen und Entsicherung durch einen Draht, der beim Abwurf herausgezogen wird. Die verhältnismäßig große Empfindlichkeit des Zünders wird durch eine dreifache kegelige Lagerung der beweglichen Teile erreicht. Der Zünder wurde bisher nur im Phosphor-Nebelkanister "Bomb Smoke 100 LB Phos." angewendet. Er besteht aus dem eigentlichen Zünder mit Preß-stoffgehäuse und einer Gewindehülse für Übertragungsladung und Spreng-kapsel aus Weißblech. Der aus Preßstoff gefertigte Zünderkörper ist in die Blechbüchse hineingeschraubt und enthält in seinem Inneren die bewegli-chen Teile:

    Zündhütchenträger (aus Messing) mit Zündhütchen,
    Schlagbolzen mit Kugelpfanne und Abstandsfeder (Stahl),
    Stahlkugel und das kegelförmige Gegenlager aus Preßstoff.
   

Die beweglichen Teile sind im gesichertem Zustand durch einen unter Fe-derdruck stehenden Sicherungsbolzen gesichert und können sich nicht be-wegen. Der Sicherungsbolzen ist seitlich quer in den Zünderkörper hinein-gesteckt und wird durch eine aufgeschobene Sicherrungskappe im Inneren festgehalten. Die Sicherungskappe steht ebenfalls unter Federdruck (ke-gelförmige Druckfeder) und ist aus Preßstoff gefertigt. Sie wird durch einen hindurchgesteckten Draht auf dem Zünderkörper festgehalten. Der Zünder-körper hat an seinem hinteren Teil noch ein Außengewinde, dessen Zweck noch nicht ermittelt werden konnte.

    Vorgang beim Abwurf:
   

Beim Abwurf wird der Sicherungsdraht herausgezogen und damit die starre Verbindung zwischen Sicherungskappe und Zünderkörper gelöst, da die Si-cherungskappe unter der Wirkung ihrer kegelförmigen Druckfeder abspringt. Dadurch wird auch der Sicherungsbolzen frei und springt seitlich heraus. Jetzt sind die beweglichen Teile im Inneren des Zünders entriegelt und werden nur noch durch die Abstandsfeder auseinander gehalten. Beim Auf-schlag am Ziel wird, wenn der Zünder in Richtung der Schlagbolzenspitze auftrifft, der Schlagbolzen durch seine Trägheit das Zündhütchen anste-chen. Trifft die Bombe in umgekehrter Richtung auf, so schießt sich der Zündhütchenträger auf den Schlagbolzen und das Zündhütchen wird ange-stochen. Trifft die Bombe seitlich auf, so weicht die schwere Kugel infolge ihrer Trägheit seitlich aus, gleitet auf dem kegeligen Teil entlang und schiebt den Schlagbolzen zum Zündhütchen, so daß dieses angestochen wird. Gleichzeitig gleitet auch der Zündhütchenträger in einer kegeligen La-gerung zur Seite und kommt dem Schlagbolzen entgegen.

   

Der Zünder Nr. 854 wird auch für geballte Ladungen verwendet, die von Hand gegen Panzerfahrzeuge geworfen werden. In diesen Falle wird der Sicherungsbolzen festgehalten, indem ein etwa 30 bis 50 cm Leinwandband um den Zünderkörper herumgewickelt wird. Das Leinwandband ist durch mehrere kleine Bleistücke beschwert, so daß es während des Wurfes durch Flattern in der Luft abgewickelt wird und den Sicherungsbolzen heraus-reißt. Wahrscheinlich wird das Band auf dem Transport durch eine Siche-rungskappe zusammengehalten, die auf das Außengewinde des Preßstoff-körpers aufgeschraubt wird. Diese Kappe wurde bisher noch nicht gefun-den.

    Blindgänger
   

werden wahrscheinlich nur dann auftreten, wenn der Siche rungsbolzen durch irgendeinen Zufall am Herausspringen verhindert wird und die beweg-lichen Teile verriegelt bleiben. In diesen Fällen ist der Bakelitkörper nach den bisherigen Erfahrungen fast immer zu Bruch gegangen. Die Reste las-sen sich leicht aus der Blechbüchse herausschrauben, so daß die Spreng-kapsel und die Übertragungsladung entfernt werden können.

Russ. Kopf-
zünder GWMS
(Abb. 211)
226.

Der russischer Kopfzünder GWMS ist ein sprengkräftiger pneumatisch wir-kender hochempfindlicher Zünder mit Membransicherung. Er wird als Kopf-zünder bei Raketenbomben im Einsatz gegen lebende Ziele verwendet. Als Transportsicherung wird eine Kappe, die durch Schnappfeder gehalten wird, aufgesetzt, die beim Beladen des Flugzeuges oder vor dem Abschuß von der Stalinorgel entfernt wird. Danach befindet sich als Sicherung nur noch eine dünne Platte aus Zelluloid vor den beweglichen Teilen des Zün-ders.

   

Der Zünder spricht auch bei Aufschlag auf Schnee leicht an. Es ist möglich, daß zur Steigerung der Empfindlichkeit noch ein nach vorn herausragender Holzstößel eingesetzt wird (Bekämpfung lebender Ziele).

    Wirkungsweise:
   

Beim Auftreffen am Ziel schiebt sich das Zielmaterial unter Überwindung der Zelluloidplatte in den Kopf des Zünders hinein und schiebt dabei eine als Kolben wirkende Membran in einen Luftzylinder hinein. Die sich dabei erhitzende Luft bringt einen Pulversatz zur Entzündung, dessen Feuerstrahl die Sprengkapsel und Übertragungsladung zur Detonation bringt.

  Zündsatz
in Aluminiumhülse:

Abdeckung: Seidengaze
Aufladung: 0,05 g Trizinat
Initialladung: 0,15 g Bleiazid
Unterladung: 0,13 g Tetryl

Sprengkapsel:
Außenhülse: Neusilber
Innenhütchen: Aluminium
Abdeckung: Seidengaze
Aufladung: 0,05 g Trizinat
Initialladung: 0,15 g Bleiazid
Unterladung: 0,13 g Tetryl
Übertragungsladung: 15 g Tetryl
 
 

Durch eine von außen zugängliche Schraube, die um 90° gedreht werden kann, läßt sich der Zünder auf m.V. umstellen. Dann wird der unmittelbare Zündkanal zwischen dem Zündsatz und der Sprengkapsel durch eine Art Absperrhahn unterbrochen und der Feuerstrahl muß erst seitlich einen Ver-zögerungssatz von 0,3 Sekunden Brenndauer durchbrennen, ehe er die Sprengkapsel in der Übertragungsladung erreicht. Der Zünder zeichnet sich durch eine außerordentlich hohe Handhabungssicherheit aus und sein Aus-bau bei Blindgängern – er hat gewöhnliches Rechtsgewinde – stellt keine besondere Gefahr dar.

Russ. Heck-
zünder RD für
Raketenbombe
BETAB 150 DS
(Abb. 212)
227.

Der russische Heckzünder RD gleicht in seinem Aufbau fast vollkommen einem Bodenzünder für schwere Artilleriegeschosse. Er ist ein einseitig wir-kender sprengkräftiger Zünder und enthält einen Trägheitsschlagbolzen mit Zündhütchen, der einer Zündnadel gegenübersteht und durch eine Ab-standsfeder in seiner hinteren Lage gehalten wird. In dieser Ruhelage wird er außerdem festgehalten durch zwei seitlich in eine Ringnut des Schlag-bolzens hineinragende Kugeln. Diese Kugeln sind in der gesicherten Zünder-stellung ihrerseits festgelegt durch 2 Pulverpreßlinge, die den Raum hinter den Kugeln ausfüllen.

   

Beim Abschuß des Geschosses oder bei der Verwendung als Raketenbombe werden durch den Feuerstrahl der Treibladung zwei Pulverkanäle im Boden des Zünders in Brand gesetzt. Diese Pulverkanäle führen zu den Pulver-preßlingen, die die Sicherungskugeln in ihrer gesicherten Lage festhalten. Durch die Pulverkanäle werden die Pulverpreßlinge in Brand gesetzt, ver-brennen, die Kugeln können in den dann entstehenden Hohlraum auswei-chen und geben den Schlagbolzen frei, so daß er beim Aufschlag am Ziel nach vorn schnellt und das Zündhütchen anstechen kann.

   

Wie inzwischen festgestellt wurde, werden zur Herstellung der mit diesem Zünder versehenen Bombe BETAB 150 DS ge-wöhnliche 21 cm-Artilleriege-schosse verwendet, bei denen Fehler hinsichtlich der Maßhaltigkeit (Aus-schuß) unterlaufen sind. Hierdurch erklärt es sich, daß die Bomben teilwei-se in ihrer äußeren Form etwas voneinander abweichen. Einige Bomben ha-ben bereits Nuten für die Führungsringe, bei anderen Bomben fehlen diese Nuten. Dieser Unterschied ergibt sich dadurch, daß die Ausschußgranaten aus den verschiedensten Fertigungsgängen herausgezogen und zu Bomben verarbeitet werden.

Neuer engl.
Detonator
Nr. 51 Mk I mit
0,025 Sek. Ver-
zögerung
228.

Der neue englische Detonator Nr. 51 Mk I mit 0,025 Sekunden Verzögerung hat als Farbkennzeichnung einen 10 mm breiten schwarzen Farbring um den Messingkopf. Das Kupferröhrchen der Sprengkapsel ist an seinem unte-ren geschlossenen Ende auf eine Länge von 25 mm in grüne Farbe ge-taucht.

   

In seinem Aufbau gleicht dieser Detonator den im Belehrungsblatt 1 Abb. 1 dargestellten Detonatoren.

   

Das 32 mm lange Verzögerungsröhrchen hat nur einen Verzögerungssatz, dessen Dicke nur Bruchteile eines Millimeters beträgt.

    Das Papierblättchen trägt die Aufschrift:
 
  0,025 Sec. "INST" – I.C.I./A
– Nr. 51, I
 
 

dazu die Lieferungs- und Fertigungsangaben.

Russischer
elektrolyti-scher Lang-zeitzünder
(Abb. 213)
229.

Für Sabotagezwecke wurde an der Ostfront vereinzelt ein neuer russischer Langzeitzünder eingesetzt. Aus naheliegenden Gründen ist damit zu rech-nen, daß auch Bombenzünder dieser Bauart zum Einsatz kommen.

  Aufbau und Wirkungsweise.

 

Der Zünder besteht aus einer aufschraubbaren Bakelithülse, in deren Inne-res die elektrische Einrichtung wasserdicht eingebaut ist. Die elektrische Einrichtung besteht aus einem Schlagbolzen, der unter Federdruck steht. Er wird in seiner gespannten Lage durch einen dünnen Kupferdraht gehal-ten. Der Kupferdraht führt durch einen Kupferzylinder, dessen Inneres mit einer elektrolytischen Lösung gefüllt ist. Vorn und hinten ist der Kupferzy-linder durch je eine Gummischeibe wasserdicht verschlossen, der durch den Federdruck des Schlagbolzens fest aufgepreßt werden. Der Kupferdraht ist mit dem Pluspol einen Trockenelements (Zelle einer Stabbatterie) verbun-den, während der Minuspol (Zinkhülle) über einen auswechselbaren Wider-standsstab zur Kupferhülse führt. Der Kupferdraht bildet also innerhalb der elektrolytischen Lösung die Kathode und die Kupferhülse die Anode eines elektrolytischen Bades. Durch Einsetzen des herausnehmbaren Wider-standsstabes wird der Stromkreis geschlossen, der Kupferdraht wird auf-gelöst und reißt, da er unter Federspannung steht, ab. Dadurch schnellt der Schlagbolzen nach vorn. Die Zeitdauer für diesen Vorgang, hängt von der Stärke des Stromes ab und die Zünderlaufzeit kann durch Einsetzen verschieden großer Hochohmstäbe (handelübliche Rundfunkteile) eingestellt werden. Die bisher untersuchten Zünder hatten zwei weitere Kontakte, die durch den vorschnellenden Schlagbolzen metallisch verbunden wurden und einen zweiten Stromkreis für den eigentlichen Zündstrom einer Sprengstelle schlossen. Offentsichtlich ist das Kontaktstück mit den Anschlußdrähten für den Zündstromkreis auswechselbar gegen ein Schraubstück mit Zünd-hütchen und Haltehülsen zur Entzündung einer Zündschnur für eine Leit-feuerzündung. Es besteht die Möglichkeit, daß der in Ziffer 221 und Abb. 206 beschrieben Langzeitzünder für Fliegerbomben ähnlich aufgebaut ist. Eine genaue Untersuchung war bisher nicht möglich, da nur Bruchstücke vorlagen.

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