Belehrungsblatt 6 (Ziffern 137 bis 142)Belehrungsblatt 6 (Ziffern 151 und 152)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 6
Blindgänger- beseitigung bei Flüssig- keitsbrand- bomben
LC 250 LB
(INC 250 LB)
(Abb. 93 u. 94)
143.

Die Erfahrung hat gezeigt, daß bei den Flüssigkeitsbrandbomben 113 kg (LC 250 LB) mit Zünder Nr. 36 ein großer Teil Blindgänger auftritt. Bei ein-zelnen Angriffen wurden mehr als 50 v.H. beobachtet. Da die Einschlag-stellen dieser Bomben nicht von den Einschlagkanälen der Sprengbomben GP 250 LB zu unterscheiden sind, muß in allen Fällen mit dem Vorhanden-sein einer Langzeitzünder-Sprengbombe gerechnet werden. Die dadurch notwendigen Absperrmaßnahmen führen zu unangenehmen Ausfällen hin-sichtlich des Verkehrs, der Fertigung oder des Wohnraumes. Es wurde aber festgestellt, daß diese Bomben wegen ihrer ungünstigen Kopfform und der geringeren Querschnittsbelastung nur bis zu etwa 2 m Tiefe in gewachse-nen Erdboden eindringen. Außerdem werden sie dabei fast immer undicht. Liegen also solche Einschlagstellen außerhalb einer Abwurfreihe von Sprengbomben, aber innerhalb der Abwurfreihe von Flüssigkeitsbrandbom-ben, so kann fast immer angenommen werden, daß es sich um die Flüssig-keitsbrandbombe 113 kg (LC 240 LB) handelt. In diesen Fällen darf vorsich-tig (Sonde nur von einem Mann bedienen) sondiert werden. Bis zur Einfüh-rung von Sonden mit elektrischer Anzeigeeinrichtung sind dazu Eisenstäbe mit gehärteter Spitze von etwas mehr als Bleistiftdicke und 2 bis 2,5 m Länge zweckmäßig. In fast allen Fällen kann die LC 250 LB, wenn es sich um eine solche handelt, gefühlt werden. Nach dem Herausziehen aus dem Erdreich haftet dann an der Sonder fast immer der Geruch der Brandmasse, die teilweise nach Benzin und teilweise nach Leuchtgas riecht. Ist durch mehrmaliges Sondieren und den Geruch einwandfrei zu erkennen, daß es sich um eine Flüssigkeitsbrandbombe handelt, so kann die Absperrung auf-gehoben werden. Da die Benzol-Kautschuklösung einen wertvollen Rohstoff darstellt und dieser vom Generalluftzeugmeister dringend benötigt wird, ist die Brandmasse sorgfältig zu sammeln. Der Inhalt von undichten Blindgän-gern oder von Bomben, deren Zünder sich nicht entfernen lassen, ist in luftdichten Blechkanistern oder Farbenkübeln zum Versand zu bringen. Ver-sandanschrift für diese Behälter und für entschärfte Bomben LC 250 LB ist Mun-Anst. der E-Stelle Rechlin. Rechlin-Müritz (Mecklenburg).

Neue engl.
Wasserbomben
250 LB
144.

Bei den im Küstengebiet abgeschossenen feindlichen Flugzeugen wurden häufig Wasserbomben 250 LB zur Bekämpfung von U-Booten gefunden. Die Bombenkörper sind zylindrisch und mit einer flachen kegelförmigen Spitze aus 8 mm dicken Stahlblech zusammengeschweißt. Länge ohne Leitwerk 970 mm Länge mit Leitwerk 1420 mm, Durchmesser des zylindrischen Teils 275 mm (siehe Abb. 95). Die Füllung besteht aus Ammoniumnitrat-Trinitro-tuluol-Gemisch 60/40. Als Leitwerk dient ein hinten offener Weißblechzylin-der, der durch eine mit Punktschweißung befestigte Drahtspirale von 5 mm Ø (Schweißdraht) versteift ist. Nach bisher unbestätigten Meldungen sollen auch Leitwerke aus Preßstoff verwendet worden sein. Der Anstrich der Bombe ist grau, der des Leitwerkes schwarz, Zünder- und Sprengstoff-kennzeichnung durch roten Farbring und Ring aus grünen Kreuzen. Im Leit-werk, das durch Schraubenbolzen und Bandeisenwinkel (siehe Abb. 96) an der Bombe befestigt ist, befinden sich 3 halbkreisförmige Öffnungen für die Drahtgabel zur Entsicherung des Zünders. Als Zünder wird der Wasserbom-benzünder MK XIII A verwendet. Er wird durch ein Schwammgummipolster, auf das sich die Übertragungsladung legt, und durch einen Bajonettver-schluß gehalten. Durch einen Bolzen, der in verschiedene Löcher ge-schraubt werden kann, läßt sich die Wassertiefe, in der die Bombe zur De-tonation kommen soll, einstellen. Beschreibung des Zünders s. Ziffer 156.

Kugelförmige engl. Bomben gegen U-Boote
145.

Von englischer Seite werden neuerdings kugelförmige Bomben gegen U-Boote geworfen. Sie haben eine Außendurchmesser von 850 mm, sind mit Sprengstoff ausgegossen und enthalten 425 kg Sprengladung. Als Zünder wird der in Ziffer 156 beschriebene Wasserbombenzünder MK XIII A ver-wendet. Genaue Beschreibungen mit Zeichnungen sind z.Zt. nicht möglich, da die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.

Neue Farben
der englischen
Leuchtbomben
146.

Bisher wurden von englischer Seite je nach Witterungsverhältnissen Leuchtbomben mit weißem, gelbem und orangefarbenem Licht eingesetzt. Neuerdings liegen einige Meldungen vor, nach denen auch rotes und grünes Licht verwendet wurde. Genaue Unterlagen fehlen noch. Wahrscheinlich dienen diese Bomben als Signalmittel für weiter entfernt fliegende Einheiten und sollen von diesen als Ansteuerungspunkt benutzt werden.

Neue engl. Minenbombe
HC 4000 LB
(Abb. 97)
147.

Außer den in Ziffer 117 und Abb. 65 beschriebenen englischen 1800 kg-Minenbombe wird neuerdings noch ein etwas abgeändertes Baumuster "HC 4000 LB" eingesetzt.

Während die alte Minenbombe eine kegelförmige Spitze hat, ist die neue Bombe vorn flach abgerundet (ähnlich den Stirnwänden der Eisenbahnkes-selwagen). In dieser leicht nach außen gewölbten Vorderwand befinden sich 3 Zünderbuchsen nebeneinander angeordnet. Die mittlerste Buchse, die genau in Richtung der Bombenachse liegt, ist mit einem Aufschlagzün-der 27 versehen, während die beiden anderen, die rechts und links 27 cm von der mittleren Buchse entfernt angeordnet sind, bisher durch blinder Verschlußschrauben abgeschlossen waren. Es wurd bisher nur eine Bombe, in der alle drei Buchsen mit Zündern versehen waren, gefunden. In der Nähe des Bombenbodens befindet sich ebenfalls wieder im äußeren Zylin-dermantel eine gleiche blind verschlossene Zünderbuchse wie bei der frü-heren 1800-kg-Minenbombe. Es werden wieder die gleiche Bombenanb-schlußplatte, die gleiche Sprengstoffmittelsäule und der gleiche Weißblech-hohlkör-per als Leitwerk verwendet.

Der Anstrich der HC 4000 LB ist grau mit grünem und rotem Farbring um den Zylindermantel. Der rote, 10 mm breite Ring ist 220 mm und der 50 mm breite hellgrüne Ring um 720 mm von der Bombenspitze entfernt. Die Ge-samtlänge des Bombenkörpers beträgt 2,09 m ohne Leitwerk. Länge des Leitwerkes etwa 60 bis 70 cm.

Auch bei dieser Bombe sind auf den Zylindermantel zwei Blindplatten auf-geschweißt, in die Lieferungsdaten und Baumusterbezeichung eingeschla-gen sind. Hinsichtlich des Sprengstoffgewichtes und der Wirkung entspricht sie der in Ziffer 117 beschriebenen 1800-kg-Minenbombe.

Englische Minenbombe
HC 8000 LB
148.

In einem abgeschossenen englischen Flugzeug wurde ein Blechschild mit der Anweisung für die Aufhängung einer Bom-be mit der Bezeichnung "8000-HC-Section Bomb" gefunden. Da die bisher bekannte 1800-kg-Mi-nenbombe die Bezeichnung HC 4000 LB hat, dürfte die 8000-LB-Minenbom-be etwa 3600 kg wiegen. Nähere Einzelheiten über die Bombe sind noch nicht bekannt. Etwa auftretende Blindgänger sind sofort zwecks Untersu-chung und Auswertung fernmündlich zu melden. Die Luftdruckwirkung die-ser Bombe wird wahrscheinlich 25 bis 30 v.H. größer sein als die der bisher bekannten 1800-kg-Minenbombe.

Neue Bom- benspitze an engl. GP-Bomben
149.

Neuerdings wird bei englischen GP-Bomben 250 LB und 500 LB an Stelle der vorderen Aufhängeöse eine abgerundete Stahl-kappe eingeschraubt (siehe Abb. 98). Die Kappe ist an zwei Stellen abgeflacht (Schlüsselflächen) und mit einer Lederscheibe zur Abdichtung versehen.

Außerdem wird gemeldet, daß bei englischen Bomben GP 500 LB mit feld-grauem Anstrich und eingebautem LZ.-Zünder Nr. 17 die Verschlußschrau-be an der Bombenspitze zu einer kegelförmigen Stahlspitze ausgebildet war. Die Spitze hatte 4 Abflachungen als Schlüsselflächen.

Englische Minenbombe AT 9 LB = 4 kg
(Abb. 98 a)
150.

Die englische Minenbombe AT 9 LB besteht aus einem Weißblechbehälter von 0,8 mm Wandstärke, dessen untere Hälfte mit Sprengstoff gefüllt ist und dessen obere Hälfte als hohes Blechleitwerk dient. Die Bombe hat fast quadratischen Querschnitt mit 120 mm Kantenlänge. Die 4 Längskanten sind abgerundet.

    Länge des Sprengstoffbehälters: 140 mm
    Länge des Leitwerkes: 180 mm
    Gesamtlänge der Bombe: 320 mm
   

Anstrich: graugrün mit schwarzer Beschriftung. Roter Farbring. Spreng-stoffdaten mit gelben Buchstaben aufschabloniert.

    Sprengstoffgewicht etwa 3 kg.
   

Im Innern des Blechleitwerkes sitzt der Zünder in einer Zünderbuchse und wird durch eine als Überwurfmutter ausgebildete Zünderhaltekappe gehal-ten. Der Zünder hat einen Trägheitsschlagbolzen mit einem Vorstecker als Transportsicherung. Die Verwendung anderer Zünder ist sofort fernmünd-lich zu melden. In der Stirmwand der Bombe befindet sich ebenfalls eine Zünderbuchse, die jedoch bei den bisherigen Abwürfen noch leer war. Die Bombe erzeugt beim Aufschlag einen sehr flachen Sprengtrichter und hat infolge ihres dünnen Metalls keine nennenswerte Splitterwirkung. Die Spreng- und Luftdruckwirkung entspricht etwa der einer deutschen "ge-ballten Ladung 3 kg".

    Sprengstoff:
   

Der in der Bombe AT 9 LB verwendte Sprengstoff ist plastisch und ähnelt dem im Bergbau verwendeten Sicherheitssprengstoffen. Die bei aufgeplatz-ten Blindgängern sichtbare Sprengstoffüllung sieht aus wie eingetrockneter Klebstoff (Pelikanol), hat auch einen ähnlichen Geruch und ist knetbar.

    Die chemische Untersuchung ergab:
     

59%

Nitroglyzerin

     

26%

Mononitrotoluol (Geruchsträger)

     

14%

Kollodiumwolle

     

1%

Kalziumkarbonat (als Stabilisator)

 
 

Der plastische Sprengstoff hat den Vorteil, daß er bei zerschellten Bomben nicht verstreut wird.

   

Es muß damit gerechnet werden, daß diese Bombe auch mit Langzeitzünder für Terrorangriffe verwendet wird.

   

Die Form der Bombe ergibt nur eine sehr geringe Endgeschwindigkeit und verhindert dadurch ein zu tiefes Eindringen in den Boden.

Geschweißte
englische
Sprengbom-
ben

150
a

Außer den bis verwendeten GP-Bomben aus Stahlguß kommen seit Anfang Juni auch englische Sprengbomben, die aus mehreren Teilen zusammenge-schweißt sind. Es handelt sich um Bombenkörper, bei denen Kopf- und Heckteil durch elektrische Schweißung an ein zylindrisches Mittelstück an-geschweißt sind. Das zylindrische Mittelstück hat eine Längsnaht. Da die Untersuchungen z.Zt. noch nicht abgeschlossen sind, können Zeichnungen und Beschreibungen erst im Belehrungsblatt Nr. 7 erscheinen.

Belehrungsblatt 6 (Ziffern 137 bis 142)Belehrungsblatt 6 (Ziffern 151 und 152)Inhaltsverzeichnis