III. Englische Zünder, Zündladungen und SprengkapselnIII. Englische Zünder, Zündladungen und SprengkapselnInhaltsverzeichnis
Beseitigung nicht detonierter feindlicher Abwurfmunition - Beiheft 1 -
Beschreibung der englischen Bomben und ihrer Vernichtung
III. Englische Zünder, Zündladungen und Sprengkapseln
5. Der Kopfzünder Nr. 29

(Siehe Zeichnung 20, Abb. 4)

Der Kopfzünder Nr. 29 wird verwendet für die GP 20 LB und GP 40 LB zusammen mit dem Detonator Nr. 35 oder 36 für Tiefangriffe mit 11 Sek. Verzögerung. Der Zünder ist infolge seiner schnellen Entsicherung für Tiefangriffe geeignet. Da sein in die Mundlochbuchse hineinragender Teil kürzer als der des Aufschlagzünders Nr. 27 und 28 ist, wird der ent-sprechende Hohlraum ausgefüllt, indem ein Füllkörper unter der Übertragungsladung ein-gesetzt wird.

Aufbau des Zünders:

Im Zünderkörper aus Messing (1) ist der zylindrische Schlagbolzen (3) aus Stahl durch einen Scherstift (2) aus Bronze gehalten. Am Bundes des Zünderkörpers sitzt ein federn-der Festlegering (4), dessen Nase in eines der 4 an der Mundlochbuchse befindlichen Lö-cher greift. Vorn sitzt auf dem Schlagbolzen ein abgerundeter Aufschlagteller aus Stahl. Zwischen dem Aufschlagteller und der Vorderfläche des Zünderkörpers sitzt ein gabelför-miger Sicherungsbügel (7) als Transportsicherung. Am äußeren Rande des vorderen Teils des Zünderkörpers sind 8 halbkreisförmige Nuten angebracht, in die eine Zylinderkopf-schraube des Sicherungsbügels einrastet und diesen gegen Verdrehung sichert. Über dem Schlagbolzenteller sitzt eine seitlich durchbrochene Sicherungskappe (5), die durch den hindurchgesteckten Sicherungsbügel gehalten wird. Zwischen Kappe und Aufschlagteller sitzt eine zusammengedrückte, kegelig gewickelte Schraubendruckfeder (6).

Als zusätzliche Transportsicherung dient ein durch den Sicherungsbügel geschobener Splint (8), an dem ein Blechschild mit Gebrauchsanweisung hängt.

Arbeitsweise des Zünders:

Im Augenblick des Abwurfs wird durch eine am Abwurfgerät befestigte Drahtgabel der Si-cherungsbügel aus dem Zünder herausgezogen. Dadurch wird die Sicherungskappe frei. Sie wird durch die sich entspannende Schraubendruckfeder fortgeschleudert. Der Auf-schlagteller stößt auf das Zielmaterial auf, schiebt den Schlagbolzen nach hinten, schert den Bronzestift ab und die Schlagbolzenspitze schlägt das Zündhütchen an.

Entschärfung:

Blindgegangene Bomben mit Zünder Nr. 29 sind wie Bomben mit Zünder Nr. 27 zu ent-schärfen.

6. Der Zünder Nr. 19

(Vgl. Abb. 12 u. 13 und Zeichnung 18)

Verwendung:

Sollen die Langzeitzünderbomben GP 250 LB oder GP 500 LB als Aufschlagzünderbomben geworfen werden, so wird die Verschlußschraube im Kopf der Bombe entfernt und dafür der Zünder Nr. 19 eingesetzt.

Aufbau:

Der Zünder Nr. 19 hat fast den gleichen Aufbau und die gleiche Wirkungsweise wie der Zünder Nr. 27. Er ist in seinen Abmessungen jedoch kleiner gehalten. Der federnde Halte-ring fehlt, und außerdem besitzt der Zünderkörper 2 seitliche Abflachungen als Schlüssel-flächen. Die 8 halbkreisförmigen Nuten, die den Vorstecker gegen Verdrehung sichern, befinden sich nicht am Rande der vorderen Fläche des Zünderkörpers wie beim Zünder Nr. 27, sondern am Rande des Aufschlagtellers. Die Sicherungskappe besteht aus 2 Teilen: aus der eigentlichen Sicherungskappe aus Stahl und dem darüber leigenden Windrad aus Leichtmetallspritzguß. Der in die Bombe hineinragende zylindrische Teil des Zünderkörpers hat in Höhe der Schlagbolzenspitze ein Außengewinde, auf das die vordere Übertragungs-ladung der Langzeitzünderbomben mit ihrem Innengewinde aufgeschraubt wird. Vorher wird in diese Übertragungsladung als Detonator die Sprengkapsel Nr. 4 mit Zündhütchen eingesetzt.

Wirkungsweise und Entschärfung:
wie die des Zünders Nr. 27.
7. Der Zünder Nr. 17 G (Langzeitzünder)

(Zeichnung 23, 24, 29, 31)

Verwendung in folgenden Bomben:

GP 250 LB (Langzeitzünder) und

GP 500 LB (Langzeitzünder)

Der Zünder Nr. 17 G ist ein Langzeitzünder, dessen Schlagbolzen nach Auflösung einer Zelluloidplatte in Azeton und Kampfer freigegeben wird. Die Stärke der Zelluloidplatte be-dingt die Verzögerungszeit.

Das Zündergehäuse besteht aus 6 Teilen und ist insgesamt 300 mm lang. Es ist eingebaut in das durch die ganze Bombe hindurchgehende Zentralrohr außerhalb des eigentlichen Bombenkörpers in der konischen Stromlinienverkleidung des Leitwerkes. Es ist mit seinem Farbringkörper an der hinteren Übertragungsladung und mit seiner hinteren Schlagbolzen-hülse an der Abschlußmuffe festgeschraubt (siehe Zeichnung 23 u. 24).

Hauptteile des Zünder Nr. 17 G:
Entsicherungsluftschraube   Paßring
  Abschlußschraube   Zelluloidplatte
  Hinterer Schlagbolzen   Sicherungsgehäuse
  Sicherungssplint   2 Montagefedern
  Schlagbolzenhülse   Sicherungsstück
  Abschlußmuffe   Entsicherungsfeder
  Abstandsfeder   5 Sicherungskugeln
  Kupferkreuz   Hauptschlagbolzen
  Stösselgehäuse   Hauptschlagbolzengehäuse
  Stössel   2 Ausbausperrkugeln
  Ampullenlager      mit 2 Schraubendruckfedern
  Glasampulle mit Azeton und Kampfer   Einbausicherungszylinder
  Ampullengehäuse   Einbausicherungshülse
  Sieb   Hauptschlagbolzenlager
  Zwischenring   Schlagbolzenfeder
  Trichterring   Farbringkörper
Wirkungsweise des Zünders 17 G:

Beim Beladen des Flugzeuges wird der Sicherungssplint aus dem hinteren Schlagbolzen herausgezogen. Beim Abwurf dreht sich die Entsicherungsluftschraube vom hinteren Schlagbolzens ab und gibt diesen frei.

Beim Aufschlag schießt der hintere Schlagbolzen infolge seines Beharrungsvermögens nach vorn. Er überwindet die Abstandsfeder, verbiegt die Nasen des Kupferkreuzes, in-dem er dessen Ring nach vorn drückt, und schlägt auf den konisch ausgebohrten Teil des Stößels. Der Stößel wird nach vorn gedrückt, zerbricht die Glasampulle und wird infolge seiner konischen Ausbohrung und der konischen Spitze des Schlagbolzens aufgeweitet und im Stößelgehäuse luft und wasserdicht eingepreßt. Dadurch kann bei ungünstiger Lage der Bombe die Flüssigkeit – Azeton mit darin gelöstem Kampfer – nicht nach hinten auslaufen oder verdunsten.

Das Lösungsmittel läuft durch ein Sieb, durch den Zwischenring und das Trichterstück zur Zelluloidplatte und löst diese auf. Die Stärke der Zelluloidplatte bedingt die Verzöge-rungszeit des Zünders. Einen dichten Abschluß bei den verschiedenen Plattenstärken ge-währleistet der verschieden starke Paßring, an den die Zelluloidplatte angeklebt ist und der durch eine bestimmte Farbe gekennzeichnet ist. Die gleiche Farbe hat der farbige Ring am Farbringkörper. Die Verzögerungszeit in Stunden ist außerdem auf dem Haupt-schlagbolzengehäuse in 10 mm hohen Zahlen angegeben.

Das konisch ausgedrehte Sicherungsstück steht unter Federdruck und drückt gegen die Zelluloidplatte. Nach deren Auflösung kann es nach hinten ausweichen und gibt die 5 Si-cherungskugeln des Hauptschlagbolzens frei. Der Hauptschlagbolzen wird dadurch entrie-gelt und schnellt unter Federdruck nach vorn. Er trifft dabei auf das Zündhütchen über der in der hinteren Übertragungsladung sitzenden Sprengkapsel und bringt diese zur De-tonation.

Wirkungsweise der Ein- und Ausbausperre.

Das Sicherhungsgehäuse und das Hauptschlagbolzengehäuse sind in Höhe der Siche-rungskugeln lose miteinander verschraubt. Ein zu festes Zusammenschrauben verhindern zwei Anschlagstifte. Zwei schmale Fahnen der Einbausicherungshülse liegen in zwei Nu-ten an der Außenseite des Sicherungsgehäuses und verhindern ein Lösen des vorgenann-ten Gewindes während des Fluges infolge der Erschütterungen durch den Flugzeugmotor. Beim Auftreffen der Bombe am Ziel schießt der Einbausicherungszylinder, der lose auf dem Schlagbolzen sitzt, mit der Einbausicherungshülse nach vorn und gibt das Gewinde zwischen dem Hauptschlagbolzengehäuse und dem Sicherungsgehäuse frei. Gleichzeitig gibt er die beiden Ausbausperrkugeln frei. Sie werden durch ihre Schraubendruckfedern auf schräge Ausfräsungen gedrückt und legen sich außen gegen das Zentralrohr.

Falls man versucht, den Zünder herauszuschrauben, sperren sie sich bei einer Linksdre-hung ähnlich wie die Walzen im Fahrradfreilaufgetriebe, gegen das Zentralrohr und halten das Hauptschlagbolzengehäuse fest. Dadurch löst sich das an sich schon lockere Gewin-de zum Sicherungsgehäuse, das Sicherungsstück weicht mit nach hinten aus und gibt den Hauptschlagbolzen frei. Die Bombe kommt dadurch zur Detonation. Deshalb ist je-des Drehen oder Bewegen der äußeren Zünderteile verboten.

Die beiden Montagefedern sind in ihren Langlöchern verstellbar. Sie legen sich beim Zu-sammenbau des Zünders gegen die beiden seitlichen Ansätze des Sicherungsstückes und halten es vorn fest. Außerdem sichern sie die Gewinde zwischen dem Stösselgehäuse, dem Ampullengehäuse und dem Sicherungsgehäuse gegen Verdrehung.

Entschärfen von Bomben mit Zünder Nr. 17 G:
(Zeichnung 29 a–d)

Ein Herausschrauben des Zünders ist wegen der Ausbausperre nicht möglich und streng verboten. Die Bomben sind unter Splitterschutz zu sprengen. Kann eine Bombe wegen des trotz Splitterschutz zu erwartenden Schadens nicht am Abwurfort gesprengt und muß sie transportiert werden, so kann sie durch mechanisches Festlegen des Haupt-schlagbolzens in einem gewissen Grade transportsicher gemacht werden. Das geschieht am sichersten durch Verbiegen des Hauptschlagbolzens mitsamt seinem Gehäuse und dem Zünderschutzrohr. Hierzu werden, wenn die Stromlinienverkleidung und die Ab-schlußmuffe noch vorhanden sind, unter dem Haltering zum Leitwerk 2 oder 3 Sprengkör-per 28 zur Detonation gebracht (siehe Zeichnung 29d). Vorher ist die Bombe soweit frei-zulegen, daß eine Biegung um 90° möglich ist. Es ist darauf zu achten, daß ein hartes Gegenlager unter den Sprengkörpern hergestellt wird. Beim Fehlen des Gegenlagers kann es vorkommen, daß lediglich das Leitwerk abgerissen wird, der Zünder jedoch weder ver-bogen noch herausgerissen wird. Hierbei setzt sich der Sprengende der Gefahr einer früh-zeitigen ungewollten Detonation der Bombe aus, bevor er eine zweite Sprengung durch-führen kann.

Liegt das Zünderrohr frei, so nimmt man unter ihm soviel Boden fort, daß man einen Sprengkörper 28 mit seiner größten Fläche von unten an das Rohrende anlegen kann (siehe Zeichnung 29 a und c). Hier ist bei weichem Boden ebenfalls ein hartes Gegenlager aus Holz oder Stein anzubringen. Bei der Sprengung wird der Zünder durch die auftreten-de Korbwirkung am Bombenboden abgerissen.

Vereinzelt kann es vorkommen, daß er bei der 1. Sprengung nicht abgesprengt, sondern um ca. 80° nach der freiliegenden Seite hin verbogen wird. Um den Zünder völlig vom Bombenboden zu trennen, muß in diesem Falle ein zweiter Sprengkörper an der entgegen-gesetzten Seite des Zünderrohres mit Isolierband befestigt und zur Detonation gebracht werden (siehe Zeichnung 29b). Bei der ersten Sprengung wird meist ein Teil des Zünders herausgeschleudert. Dieser Teil muß vorsichtig bis zu 3 cm wieder in das Zünderrohr hin-eingesteckt werden. Würde der bei der 1. Sprengung herausgeschleuderte Zünderteil nicht im Rohr vorhanden sein, so ist damit zu rechnen, daß die Detonationswelle einen Druck auf den Schlagbolzen ausübt und hierdurch der Zünder anspricht. Bei der zweiten Sprengung wird fast regelmäßig das Zünderrohr am Bombenboden abgeschlagen oder so stark verbogen und deformiert, daß die Bombe transportsicher wird.

Liegt die Bombe frei im Hallen oder Häusern, so ist es zweckmäßig, ein künstliches Gegen-lager aus Holz oder Stein unter dem Sprengkörper anzulegen (siehe Zeichnung 29c).

Es kann auch vorkommen, daß das Rohr nicht unmittelbar am Bombenboden, sondern etwa 10 cm außerhalb desselben abbricht. Hierbei wird der Schlagbolzen nicht entfernt, sondern ragt verbogen aus dem Zünderrohr heraus. In diesem Falle ist die Bombe trans-portsicher.

Sofern der Abstand zwischen dem Zünderrohr und dem Sprengkörper unter 1 mm beträgt und das Sprenglager hart ist, ist fast immer damit zu rechnen, daß schon bei der 1. Sprengung das Rohr am Bombenboden abbricht.

Bei allen diesen Arbeiten ist durch entsprechenden Splitterschutz dafür Sorge zu tragen, daß bei einer etwaigen Detonation kein größerer Schaden entsteht. Absperrgrenzen und Sicherungsmaßnahmen sind wie bei einer normalen Sprengung zu wählen.

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