Ballone und ZubehörNeudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 15 bis 21)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition

Ausgabe B
mit den Ziffern 1 bis 46
(ungekürzte Ausgabe)

Nur für den Dienstgebrauch !

Belehrungsblatt über Beseitigung
feindlicher Abwurfmunition
Herausgegeben vom Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Inspektion des Luftschutzes.

Zusammengefaßter Neudruck von Blatt 1 und 2

die am 1. Juni 1941 und am 1. Juli 1941 erstmalig herausgegeben wurden.

Zweck der Belehrungs- blätter

1.

Die Blätter stellen eine Ergänzung zum Beiheft 1 der L.Dv. 764 dar und sol-len bis zum Erscheinen des nächsten Beiheftes die Sachbearbeiter der Luftgaukommandos, insbesondere aber die zur Blindgängerbeseitigung ein-gesetzten Sprengkommandos, laufend über neu aufgetretene feindliche Munitionsarten unterrichten.

Beschleuni- gung von Sprengungen

2.

In den meisten Fällen müssen die Absperrgrenzen während der eigentlichen Sprengung gegenüber denen während der Freilegung erweitert werden. Nach Angaben des Reichsverkehrministeriums wurden hierzu in einigen Fäl-len 2 Stunden benötigt. Dies ist untragbar. Die Feuerwerker haben mit dem für die Absperrung verantwortlichen Polizeioffizier so zusammenzuarbeiten, daß dieser beim Auffinden des Bombenkörpers sofort beginnt, die Absper-rung zu erweitern und diese Maßnahme während der Zeit, in der der Feuer-werker die Sprengung anlegt, die Verdämmung anbringt, die Leitungen prüft usw. durchführt.

Ausweise für eingesetzte Feuerwerker

3.

Für die zum Sprengen eingesetzten Feuerwerker sind besondere Ausweise notwendig. Diese sind entsprechend Anlage 1 auszufertigen.

Fernmünd- liche Meldung an L.In. 13

4.

Fernmündliche Meldungen oder Anfragen über neue Munitionsarten erfolgen an RLM., L.In. 13, Berlin-Charlottenburg 2, Knesebeckstraße 72/73, fern-mündlich erreichbar über RLM (lufteigene Leitung oder Postanschluß Berlin 21 80 11). Der Hauptanschluß innerhalb des RLM. ist 84/18 05 oder 84/17 35. Außerhalb der Dienststunden können Meldungen an den Offizier vom Dienst der L.In. 13 auf Hausapparat 84/11 07 abgegeben werden.

Die schriftliche Bestätigung dieser fernmündlichen Meldungen gemäß L.Dv. 764 Ziffer 31 hat in Zukunft in dreifacher Ausfertigung an L.In. 13 zu erfol-gen. Darin sind die vorgeschriebenen Meldungen an den Generalluftzeug-meister und L.C. 7 eingeschlossen. Diese werden durch L.In. 13 weiterge-leitet.

Meldung über Bomben mit Langzeitzün- dern

5.

Bomben mit Langzeitzündern mit einem größeren Kaliber als 500 LB sind so-fort fernmündlich zu melden. Hierbei ist der vermutlich beabsichtigte Ein-satz anzugeben.

Form der Be- richte und Meldungen innerhalb der Sprengkom- mandos

6.

Zur Auswertung der Erfahrungen ist es notwendig, daß diese außer in den Arbeitstagebüchern der Feuerwerker in Vollzugsmeldungen über die Bom-benbeseitigungen nach einheitlichem Muster bei den Sprengkommandos niedergelegt werden (siehe Anlage 2 und 3). Sprengkommandos, bei denen bereits ähnliche Bücher oder Akten angelegt worden sind, behalten ihre Akten bei und ergänzen die Spalten durch noch fehlende Angaben.

Nicht zerbro-
chene Glas- Ampullen des LZZ.

7.

Nicht zerbrochene Glasampullen aus Langzeitzündern alter oder neuer Bau-art sind sofort fernmündlich zu melden. Dabei ist die Angabe des Ferti-gungs- und Abwurfdatums von Wichtigkeit.

Bodenzünder
28 II aus
Preßstoff

8.

In einem Falle wurde in einem Blindgänger ein Bodenzünder 28 II aus Preß-stoff geborgen. Sollten weitere derartige Zünder gefunden werden, so sind ihre Lieferungsdaten schriftlich zu melden, da es sich vermutlich im ameri-kanische Fertigung handelt.

Neuer Einbau
des LZZ Nr. 17
(s. L.Dv. 764,
Beiheft 1, S. 8)

9.

Es liegen einige Meldungen vor, daß der bisher in das Leitwerk hineinragen-de Zünder 17 in den Körper der Bombe eingebaut worden ist. Form und Leitwerk der Bombe entsprachen der GP 250 LB für Aufschlagzünder.

Aus dem Boden der Bombe ragte nun die rotgefärbte hintere Schlagbolzen-hülse heraus. Die Bombe hatte einen roten Farbring in der Nähe der Spitze. Wahrscheinlich ist die in den Boden der Bombe eingeschraubte Mundloch-buchse zur Aufnahme des Zünders verlängert worden.

Genaue Angaben in Ziffer 36 und Abb. 12.

Verzöge-
rungszeiten bei engl. Zündern

10.

Außer den im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 angegebenen Verzögerungen der englischen Bomben wurde in der letzten Zeit häufig ein Detonator mit 0,12 Sekunden

Verzögerung in den englischen Bomben verwendet.

Farbkennzeichen: gelbbrauner Ring (ähnliche Farbe wie Bombenanstrich) um den Messingkopf des Detonators.

Buchstabenbezeichnung auf dem Papierplättchen:

0 - 12 SEC - INST

Buchstaben vielfach mit Zeichenfeder in Tusche in großen Blockschrift-buchstaben.

Andere Zeiten sind zu melden. Bei einigen Blindgängern hat der Schwarz-pulver-Verzögerungssatz im Detonator versagt.

Da in der letzten Zeit Bomben – wahrscheinlich infolge des schlechten Gußmaterials – sogar beim Aufschlag auf Lehmboden zerbrochen sind, ist in manchen Fällen beim M.V.- Wurf damit zu rechnen, daß die Bombe zer-schellt und der lose Sprengstoff nach Ablauf der Verzögerungszeit von 0,12 s fast ohne Splitterwirkung detoniert. So erklären sich wahrscheinlich auch Zerstörungen von Großstadthäusern, in denen die Bombe nach dem Durchschlagen einer oder mehrerer Decken detoniert ist, ohne daß an den benachbarten Wänden Splitterspuren gefunden werden konnten. In einem derartigen Falle konnte bei einem fünfstöckigen Hause, dessen eine Hälfte vom Dach bis zum Keller eingestürzt war und das keine Splitterspuren zeig-te, der Ort der Detonation an den seitlich eingedrückten Zimmertüren des stehengebliebenen Teiles des Hauses im 3. Stockwerk ermittelt wer-den.

Engl. Spreng-
kapseln und
Detonatoren
(Abb. 1)

11.

Die Sprengkapsel Nr. 1 sowie die Detonatoren Nr. 28 Mk I, 43 Mk I und 35 Mk II wurden in der Chemisch-Technischen Reichsanstalt untersucht. Das Ergebnis lautet:

Die Detonatoren 35 und 43 sind mit Zündhütchen kombiniert, die in eine eingeschraubte Zündglocke eingesetzt sind und durch einen Schlagbolzen gezündet werden sollen. Der Detonator Nr. 35 Mk II enthält zwischen Initialladung und Zündhütchen ein mit phlegmatisier tem Schwarzpulver gefüll-tes Verzögerungsröhrchen von 11,9 Sek. Brenndauer (der Aufdruck lautet: "11 SEC."). Als Initialladung wird das in England übliche Gemisch aus Trizinat, Azid und Aluminiumpulver, als Unterladung Tetryl verwendet. Der Detonator Nr. 43 Mk I entspricht in seinen äußeren Abmessungen dem Detonator Nr. 35 Mk I, hat aber keine Verzögerung und eine einfache Ladung von Knallsatz (4 g aus einer Mischung 80% Knallquecksilber und 20% Kaliumchlorat).

Der Detonator Nr. 28 Mk I (englisch: "detonator burster") wird durch An-stich mit einer Nadel gezündet. Das als Friktionssatz verwendete Knall-quecksilber dient gleichzeitig als Aufladung für die Sprengkapsel und ist in einer besonderen Kapsel untergebracht. Die Unterladung besteht aus 2,6 g Tetryl. Der Detonator wird in der Übungs-Nebelbombe 11,5 LB verwendet. Die Sprengkapsel Nr. 1 wird in der mittleren Übertragungsladung der Lang-zeitzünderbomben alter Art sowie in den Übertragungsladungen der mit Zünder Nr. 19 und 22 ausgestatteten Bomben verwendet. Sie enthält keine Zünd-einrichtung und ist mit 3 g Knallquecksilber gefüllt, das in einem Zuge eingepreßt und deshalb in seinem unteren Teil sehr schwach verdichtet ist.

Eine Reproduktion der Zeichnungen ist in der Abb. 1 als Lichtbild beigefügt.

Neuer Engl.
Leuchtbom- benzünder (Abb. 14)

12.

Neuerdings werden englische Leuchtbomben mit einem Brennzünder ver-sehen, der auswechselbare Pulverbrennsätze hat. Der obere Kopf des Zün-ders (Messing) ist abnehmbar und wird durch einen Bajonettverschluß ge-halten. Die Brandsätze haben etwa die Form und das Aussehen der Mikro-fone in den deutschen Feldfernsprechern und werden auch ähnlich einge-setzt. Im Innern befindet sich ein Stück Zeitzündschnur. In der abnehm-baren Kappe des Zünders sitzt eine Reibzündvorrichtung ähnlich dem Zünd-schnuranzünder 28. Auf den Verzögerungskapseln sind die Abwurfhöhen in englischen Fuß und die Brennzeiten in Sekunden aufgedruckt. In jeder Ma-schine wird eine Anzahl dieser Verzögerungssätze mitgeführt, die während des Fluges ausgewechselt werden. Genaue Beschreibung in Ziffer 39.

Englische
Bombe
GP 2000 LB

13.

An einer erbeuteten englischen Maschine wurde eine Aufhängevorrichtung für Bomben GP 2000 LB festgestellt. Derartige Bomben wurden nach bisher vorliegenden Feststellungen noch nicht abgeworfen. Wie aus der Aufhän-gevorrichtung zu ersehen ist, sind sie ähnlich konstruiert wie die Bomben 1000 LB. Etwaige Feststellungen über den Einsatz derartiger Bomben sind sofort zu melden.

Englische
Bombe
GP 1900 LB
(vgl. Abb. 2)

14.

Gewicht etwa 850 kg. Sprengstoffinhalt 250–300 kg Trinitrotuluol-Ammon-salpeter-Gemisch.

In Aufbau und Aussehen gleicht sie vollkommen der GP 1000 LB, sie ist aber etwas länger und schlanker. Bei fast allen Ab-würfen wurde M.V.-Wir-kung beobachtet. Ein Blindgänger hat-te einen Detonator mit 0,12 Sekun-den Verzögerung.

Blindgänger sind, wenn irgend möglich, sicherzustellen und zu melden.

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