Belehrungblatt 3 (Ziffern 57 bis 62)Belehrungsblatt 3 (Ziffer 75 bis 86)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 3
Russische
Propaganda-
bombe
(s. Abb. 29 u. 30)

63.

Die russische Propagandabombe besteht aus Sperrholz, ist hellgrün gestri-chen und hat eine zylindrische Form. Kopf- und Bodenstück sind kegelför-mig. Das Leitwerk ist vierflügelig und von einem Leitring umgeben. Durch-messer der Bombe 260 mm, Länge ohne Leitwerk 1050 mm. Die Bombe ist mit Flugblättern gefüllt und soll einen gezielten Flugblatt-Abwurf aus gros-sen Höhen ermöglichen. Mit Hilfe eines einstellbaren Zeitzünders wird sie in einer gewissen, für die Verteilung der Flugblätter günstigen Höhe über dem Edboden zerlegt.

Aufbau und Wirkungsweise:

Kopf- und Bodenteil werden durch einen Holzstab miteinander verbunden. Das zylindrische Mittelteil besteht aus einem Stück Sperrholz mit einer Längsnaht das in ringförmige Nuten im Kopf- und Bodenteil eingesetzt ist. In der Spitze befindet sich ein Zeitzünder (entweder Pulver-Brennzünder oder Uhrwerkszünder), der durch Herausziehen eines Drahtes oder durch Herausschrauben eines Windrades beim Abwurf in Tätigkeit gesetzt wird. Ist seine Laufzeit abgelaufen, so entzündet er eine kleine Pulverladung, die den zentral durch die Bombe hindurchgehenden Holzstab nach hinten stößt. Dadurch wird die starre Verbindung zwischen Kopf- und Bodenstück gelöst, die zylindrische Sperrholzwandung klappt auf und die Flugblätter können herausfallen. Infolge der kleinen Pulverladung sind Blindgänger, die wahrscheinlich am Boden vollkommen zerschellen, verhältnismäßig unge-fährlich und können entsprechend dem Aufbau des Zünders vernichtet werden.

Russisches
Brandstif-
tungsma-
terial

64.

Durch russische Flugzeuge werden pflaumengroße Phosphorstücke abge-worfen, die sich in der Luft oder beim Aufprall am Boden entzünden. Ob der Abwurf durch Auskippen von Gefäßen, in denen sich die Phosphorstücke unter Wasser befinden, geschieht oder ob Behälter mit Zeitzünder, die in einer bestimmten Höhe über dem Erdboden zerlegt werden, zur Anwendung kommen, konnte bisher noch nicht ermittelt werden.

Außerdem werden noch Blechkugeln mit Brandstiftungsmitteln zur Anwen-dung gebracht. Es handelt sich um kugelförmige Blechbehälter von 12 cm Durchmesser, die aus einzelnen apfelsinenscheibenartig miteinander verlö-teten Weißblechsegmenten bestehen. An einer Stelle befindet sich eine kleine Füllschraube. Die Blechkugeln zerplatzen beim Aufschlag auf den Bo-den und die Flüssigkeit, ein Gemisch aus Phosphor und Benzin ("Molotow Cocktail", kommt nach kurzer Zeit an der Luft zur Entzündung. Die Kugeln befinden sich in einem zylindrischen Blechbehälter, der sich nach einer ge-wissen Fallhöhe öffnet. Ob die Öffnung dieses Behälters durch Zeitzünder oder durch Drehung bewirkt wird, konnte bisher noch nicht festgestellt werden, da genaue Angaben über die Behälter noch nicht vorliegen. Die Brandmasse entzündet sich unter Feuererscheinung und Bildung eines weißen Rauches (Nebels), der lauchartig riecht (Phosphor), und brennt langsam ab. Bei Nacht leuchtet das betroffene Gelände längere Zeit schwach phosphoreszierend. Phosphor erzeugt auf der Haut Brandwunden (vergl. H.Dv. 336 Nr. 131) und kann brennbare Gegenstände (z.B. Unifor-men) in Brand setzen. Die Berührung des Phosphors mit bloßen Händen muß vermieden werden. Im unmittelbaren Bereich der sich bildenden Nebel-schwaden ist die Gasmaske aufzusetzen. Phosphorbrandsätze sind mög-lichst abzubrennen oder wenn das nicht möglich ist, tief einzugraben.

Auch werden Glasröhrchen (Ampullen) mit ½ Liter Inhalt (Gemisch aus Phosphor und Benzin) abgeworfen; Vernichtung gleichfalls durch Vergra-ben.

Ferner wurden Glasflaschen mit 0,5 bis 1,5 Litern Inhalt gefunden.

Die russi-
schen Bom-
benzünder

65.

Allgemeines:

Alle bisher bekannten russischen Bombenzünder waren entweder Kopf- oder Bodenzünder, die mit normalen Rechtsgewinden in die Mundlochbuch-sen eingeschraubt waren. Ähnlich wie bei den deutschen Zündern wird die Zündladung am Zünder selbst festgeschraubt. Einige Zünder sind in sprengkräftiger und nichtsprengkräftiger Ausführung vorhanden. Die sprengkräftige Ausführung ist durch einen violetten Ring gekennzeichnet. Die Zünder nicht, wie die englischen Zünder, durch Ziffern, sondern durch Buchstabengruppen bezeichnet.

Die Zünderart ist auch auf den zylindrischen Teil der betreffenden Bombe in schwarzen Buchstaben aufschabloniert. Verdrehsicherung der Zünder ge-schieht durch Weißblechringe mit zwei vorstehenden schmalen Fahnen, von denen eine in eine Nut im Zünder und eine in eine Nut des Bombenkop-fes hineingebogen wird. Ausbausicherungen und Langzeitzünder wurden bisher noch nicht festgestellt.

Russische
Sprengbombe 2,5 kg
(s. Abb. 35)

66.

Sie ähnelt in ihrer äußeren Form der unter Ziffer 76 beschriebenen 2,5 kg Brandbombe mit Stahlkopf, ist jedoch schwarz gestrichen und hat einen Körper-Durchmesser von 53 mm. Länge ohne Leitwerk 220 mm, Länge mit Leitwerk 270 mm. Die Bombe dient zum Einsatz gegen lebende Ziele und ist mit dem Zünder AM-A bzw. AM-A b/w (für Schüttkästen oder Rotations-streubomben) versehen.

Russ.
Sprengbombe
12,5 kg (siehe
Abb. 36
)

67.

Die Bombe ist aus mehreren Teilen zusammengeschweißt und für Kopf- und Bodenzünder eingerichtet.

Zünder: AM-A
Maße: Durchmesser: 102 mm.
Länge ohne Leitwerk: 445 mm.
Länge mit Leitwerk: 605 mm.
Anstrich: Dunkelgrau mit dunkelblauem Ring um den Körper.
Russ.
Sprengbombe
50 kg (siehe Abb. 37)

68.

Älteres Baumuster, tropfenförmig aus drei Teilen zusammengeschweißt.

Zünder: APUW
 
Maße: Durchmesser: 240 mm.
Länge ohne Leitwerk: 600 mm.
Länge mit Leitwerk: 930 mm.
Anstrich: Dunkelgrau
Russ.
Sprengbombe 105 kg (siehe Abb. 38)

69.

Diese Bombe wurde bisher bei allen auf das Reichsgebiet erfolgten Angrif-fen am häufigsten abgeworfen. Sie ist aus mehreren Teilen zusammenge-schweißt. Blindgänger zerschellen häufig.

Maße: Durchmesser: 275 mm.
Länge ohne Leitwerk: 690 mm.
Länge mit Leitwerk: 1030 mm.

Es sind Mundlichbuchsen für Kopf- und Bodenzünder vorgesehen. Zur An-wendung kommt der pneumatische Zünder APUW. Sprengstoffüllung Trini-trotuluol. Es handelt sich um eine Mehrzweckbombe, bei der Spreng- und Splitterwirkung beabsichtigt sind. Ihre Wirkung ist jedoch wesentlich gerin- ger als die der englischen gleichschweren Mehrzweckbombe GP 250 LB.

Anstrich: dunkelgrau.
Russ.
Sprengbombe 100 kg
(Abb. 39)

70.

Sie ist verhältnismäßig dünnwandig aus einem Stück gezogen. Größter Durchmesser 275 mm. Länge ohne Leitwerk 690 mm, mit Leitwerk 1030 mm. Anstrich dunkelgrau. Zünder APUW. Es sind Buchsen für Kopf- und Bodenzünder vorgesehen.

Russ. Bomben (Raketen-Splitterbom-ben) 6,5 und 22,5 kg
(Abb. 40 u.
40 a)

71.

Diese Bomben haben in ihrem Hinterteil einen Raketensatz. Sie dienen zur Bekämpfung lebender Ziele mit Splitterwirkung und sollen in der Luft deto-nieren, wodurch die Wirkung der Splitter erhöht wird. Sie sind in Schienen unter den Tragflächen der Schlachtflugzeuge aufgehängt und werden im Tief-angriff abgeschossen. Die Bombe bekommt durch den Raketensatz eine größere Geschwindigkeit als die abwerfende Maschine, eilt dieser vor-aus und kommt mehrere hundert Meter vor der Maschine durch einen Pul-verbrennzünder in der Luft zur Detonation. Es soll dadurch Bodenabstands-zünderwirkung erreicht werden, ohne daß die abwerfende Maschine bei Tiefangriff in den Splitterbereich der eigenen Bomben kommt. Da der Rake-tensatz etwa ¾ des Bombenkörpers beansprucht, bleibt für den eigentli-chen sprengkräftigen Teil der Bombe nur noch sehr wenig übrig.

Abmessungen der 6,5 kg - Raketensplitterbombe:

Durchmesser 78 mm, Länge ohne Leitwerk 395 mm, Länge mit Leitwerk 570 mm, Anstrich dunkelgrau mit schwarzem Ring in Höhe des Raketensat-zes und blauem Ring um den Splitterkörper. Als Zünder wird der mit Pulver-brennsatz arbeitende Zeitzünder AGDT verwendet.

Abmessungen der 22,5 kg - Raketensplitterbombe:

Durchmesser 130 mm, Länge ohne Leitwerk 575 mm, Länge mit Leitwerk 872 mm, Anstrich und Aussehen wie 6,5 kg Bombe. Zünder: AGDT.

Wie aus Beuteschriftstücken hervorgeht, sind auch Panzerbomben mit Ra-ketensätzen vorhanden. Hinterteil und Raketensatz wie in Abb. 40. Statt des Zünders ist eine gehärtete Stahlspitze – wie bei den englischen SAP-Bomben – vorhanden, Zünder fehlt also. Zündung erfolgt vermutlich nach Durchbrennen des Raketensatzes. Die zusätzliche Beschleunigung durch den Raketensatz beträgt 180 m/s.

Mit Bomben-
schwänzen ver sehene russ. Artilleriege-
schosse
(Abb. 31)

72.

Als Splitterbomben gegen lebende Ziele verwendet die russische Luftwaffe auch Sprenggranaten vom Kaliber 7,5, 10,5 und 12,5 cm, deren Kupferfüh-rungsbänder entfernt wurden und an deren Geschoßzapfen Blechleitwerke angeschweißt worden sind. Die Aufhängung geschieht durch Bandeisen-schellen mit Öse. Als Zünder wird das Baumuster AGP verwendet.

Russ.
Sprengbom-ben 250 und
500 kg

73.

In Abb. 34 ist die russische 500 kg-Bombe dargestellt. Die 250 kg-Bombe hat äußerlich das gleiche Aussehen und unterscheidet sich nur in ihren Ab-messungen. Beide Bombenarten sind aus mehreren dünnwandigen Teilen zusammengenietet und auf Sprengwirkung berechnet.

Abmessungen: 250 kg-Bombe 500 kg-Bombe
Durchmesser 320 mm 445 mm
Länge ohne Leitwerk 1445 mm 1735 mm
Länge mit Leitwerk 2175 mm 2450 mm
Anstrich feldgrau

Als Zünder wird wahrscheinlich das Baumuster APUW verwendet. Es befin-den sich vorn und hinten Mundlochbuchsen.

Russ.
Sprengbombe 1000 kg

74.

Diese Bombe ist bisher noch nicht als Blindgänger geborden worden. Es werden lediglich 13 Stück als erbeutet gemeldet, genaue Unterlagen feh-len noch.

1,5 kg-
Brandbombe SAB-1-E
(Abb. 41)

75.

Elektron-Thermit-Brandbombe, die in ihrem Aufbau der deutschen B 1 El ähnelt. Vierflügeliges Leitwerk ähnlich wie bei der deutschen SC 50. An-strich: Bombenkörper mit Goldbronze, Leitwerk schwarz. Durchmesser der Bombe 62 mm, Länge ohne Leitwerk 280 mm, Länge mit Leitwerk 370 mm. Zünder: AM-B und AM-B b/w. Abwurf aus Schüttkästen und Rotations-streubomben. Die Gasabzugslöcher sind mit einer Art Isolierbandstreifen (schwarz) überklebt. Die Hülle hat die Zusammensetzung:

90,81% Magnesium
8,75% Aluminium
0,28% Mangan
0,10% Silizium
0,04% Kupfer
0,01% Eisen
0,01% Zink.

Die Füllung der Bombe besteht in der üblichen Weise aus 3 Sätzen: Zünd-satz, Übertragungssatz und Brandsatz, die die folgende Zusammensetzung haben:

Zündsatz: 83,2% Kaliumnitrat
2,9% Magnesiumpulver
14,0% Kunstharz als Bindemittel
Übertragungssatz: 21,5% Aluminiumpulver
68,7% Bariumnitrat
1,0% Kaliumnitrat
8,8% Kunstharz als Bindemittel
Brandsatz: 22,1% Aluminiumgrieß
55,7% Eisenoxyduloxyd
18,9% Bariumnitrat

3,3%

organische Substanzen als Bindemittel

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