Neudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 32 bis 38)Belehrungsblatt 3 (Ziffern 47 bis 56)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Zusammgefaßter Neudruck von Blatt 1 und 2
Englischer
Leuchtbom-
benzünder
mit auswech-
selbaren
Brandsätzen
(siehe
Ziffer 12, Abb. 14).

39.

Beschreibung und Wirkungsweise: Es handelt sich um einen Zugzünder mit auswechselbaren Verzögerungssätzen.

Der Zünderkörper (1) aus Messing, in dem sich ein Anfeuerungssatz aus Schwarzpulver befindet, ist in die Leuchtbombe eingeschraubt. Sein innerer Hohlraum dient zur Aufnahme des Brandsatzes (3), der durch eine Schrau-bendruckfeder (2) gegen die Zünderkappe (4) gedrückt wird. Die Zünder-kappe ist durch eine Art Bajonettverschluß am Zünderkörper festgehalten. Im Innern der Brandsätze befindet sich ein Stück Zeitzündschnur mit Schwarzpulverseele. Die Länge dieser Zeitzündschnur richtet sich nach der Abwurfhöhe, die als Maß in englischen Fuß (FT) auf die Blechumhüllung aufgedruckt ist. In der Zünderkappe befindet sich ein Halteröhrchen mit Innengewinde zur Aufnahme des Zündhütchens (5) sowie der mechani-schen Zünderteile. Dieses Röhrchen besitzt Gasabzugslöcher, die durch einen herumgelegten Papierstrei-fen abgedichtet sind. Im Innern der Schlagbolzenhülse (9), die in das vorgenannte Halteröhrchen einge-schraubt ist, befinden sich der Schlagbolzen (6) und die Schlagbolzenfeder (8). Im gespannten Zustande ist durch den Kopf des Schlagbolzens im ge-sicherten Zustand ein Sicherungssplint (10) mit anhängender Gebrauchs-anweisung gesteckt. Im entsicherten Zustande wird der Schlagbolzen in seiner hinteren Lage durch zwei Kugeln, die durch die Hülse (11) zusam-mengehalten werden, festgelegt. Beim Abwurf wird der Abreißdraht, der an der Abreißhülse (12) befestigt und mit dem Abwurfgerät starr verbunden ist, herausgerissen. Hierbei ziehen die beiden Kugeln den Schlagbolzen noch ein Stück nach hinten, weichen dann seitlich aus und geben den Schlagbolzen frei, der nach vorn schnellt und das Zündnütchen ansticht.

Signalbom-
ben mit
Leucht- patronen

40.

In letzter Zeit benutzen englische Flieger eine neue Art von Signalbomben. Bei diesen Bomben handelt es sich um eine Blechhülse mit Steuerflügeln und einem abgeflachten Kopf, in den eine zugespitzte Schraube mit der Spitze zum Innenraum eingedreht werden kann. In diese Hülle wird eine gewöhnliche Signalpatrone mit dem Boden nach unten eingesetzt. Beim Auftreffen auf den Erdboden fällt die Patrone mit ihrem Zündhütchen auf die spitze Schraube im Boden des Blechkörpers. Das Zündhütchen wird angeschlagen und die Patrone schießt ihre Signale in die Luft. Der obere Abschluß der als Bombenkörper dienenden Weißblechhülse ist ein leichter Blechdeckel mit Bajonettverschluß. Es liegen Meldungen vor, in denen ein-zelne Sprengkommandos irrtümlich diese Signalbomben als neuartige Brand-bomben bezeichnen.

Schwim-
mende
Kurssignale
(s. Abb. 15)

41.

Als Navigationshilfsmittel auf See verwendet die RAF ein schwimmendes Kurssignal mit den äußeren Formen einer Bombe. Ein nahezu zylindrischer Stahlblechkörper von 3 mm Wandstärke und 110 mm Ø dient als äußere Hülle. Ein Ringleitwerk ist durch 3 Streben mit dem zylindrischen Körper verbunden. Die Gesamtlänge einschl. Leitwerk beträgt 550 mm, die Länge des Stahlkörpers 235 mm. Der spitzbogenförmige Kopfteil ist hohl und vorn durch eine Kupferhaut verschlossen. Der Anstrich des Stahlkörpers einschl. Leitwerk ist rot. Im Innern des Stahlkörpers befindet sich lose eingesetzt ein flaschenförmiger Blechbehälter mit gelben Anstrich. Beim Autreffen auf Wasser werden durch den beim Aufschlag entstehenden Wasserdruck die Kupferhaut eingedrückt und der Blechbehälter nach hinten aus der Stahl-hülse herausgedrückt.

Der flaschenförmige Blechbehälter enthält eine Phosphorkalziumladung und den zum Schwimmen notwendigen Luftraum. Das Phosphorkalzium entwik-kelt unter Einwirkung von Wasser (hierzu genügt die Luftfeuchtigkeit, ähn-lich wie bei Karbid) Phosphorwasserstoffgas, das sich an der Luft von selbst entzündet und etwa 20 bis 40 Minuten lang brennt. Das Gas ist ge-sundheitsschädlich (Ohnmacht, Erbrechen); aus diesem Grunde dürfen die Behälter, falls sie etwa bei abgeschossenen Maschinen geborgen wurden oder an Land gefallen sind, nicht in geschlossenen Räumen aufbewahrt werden. Sie sind ihrer Wirkungsweise entsprechend im Wasser zu vernich-ten.

Das Gesamtgewicht des Gerätes beträgt etwa 6 kg.

Störkörper
(A.A.D.-
Bombe)

42.

Die Entschärfung des in Ziffer 21 (Belehrungsblatt 1 über "Beseitigung feindlicher Abwurfmunition") genannten Störkörpers (A.A.D. Bomb) ist, falls Sprengung am Fundort nicht verantwortet werden kann, gem. Abbildung 17 vorzunehmen.

Die linke Hand umfaßt den Kopfteil des Körpers unterhalb der Anschlag-krone. Die rechte Hand löst die gekordelte Überwurfmutter. Hierbei darf die Anschlagkrone nicht gekippt werden. In dem unteren Topf befindet sich der Sprengkörper von 230 g Gewicht mit der eingesetzten Sprengkapsel. Diese muß von Hand herausgezogen werden. Der Zünder muß nach Lösen der beiden Zylinderkopfschrauben unterhalb der Aufschlagkrone herausge-drückt werden (Genaue Zeichnung siehe Abb. 51).

Englische
U-Boot-
Bombe 250 LB (vermutlich
AS 250 LB)
(s. Abb. 20)

43.

Es handelt sich um eine dünnwandige Sprengbombe mit ausgesprocher Mi-nenwirkung. Gewicht etwa 110 kg.
Sprengstoffgewicht:
Sprengstoffart:

Leitwerk: vermutlich ähnliche Form wie das der GP 40 LB.
Zünder: Nr. 32.

Verwendungszweck: Vermutlich in der Hauptsache gegen U- Boote und sonstige Seeziele, wie aus der Bauart des Zünders zu ersehen ist.

Aufbau der Bombe: Im verstärkten Kopf ist der Zünder Nr. 32 einge-schraubt. An der Spitze befindet sich um die Mundlochbuchse herum ein vorstehender Zapfen mit Außengewinde, auf den eine Aluminiumkappe als eine Art Wasserbremsring aufgeschraubt ist. Sie hat wahrscheinlich den Zweck, bei flachem Auftreffen auf das Wasser ein Springen der Bombe auf der Wasseroberfläche zu verhindern und den Zünder vor zu starker Verfor-mung zu schützen. Durch die Öffnung in der Spitze, in welche die Mund-lochbuchse eingeschraubt ist, wird die Bombe wahrscheinlich durch Ein-gießen des Sprengstoffes gefüllt.

Leitwerk: Die vier Flügel sind an eine kurze kegelförmige Stromlinienverklei-dung angenietet. Die Stromlinienverkleidung wird durch einen Schrauben-bolzen befestigt, der in einen Gewindezapfen im Bombenboden hineinragt. (Siehe Befestigung des Leitwerkes an der GP 40 LB.)

Anstrich: Gelb, grüner Ring um die dickste Stelle der Bombe, roter Ring in der Nähe der Bombenspitze.

Entschärfung der Bombe gemäß Beschreibung des Zünders Nr. 32.

Die Bombe AS 100 LB hat den gleichen Aufbau und das gleiche Aussehen bei entsprechend kleineren Abmessungen. Genaue Maßangaben sind zur Zeit noch nicht vorhanden. Blind-gänger sind sicherzuzustellen und zu mel-den.

Nebelbombe
8½ und 11½ LB
(engl. Bomb,
practice, 11½ LB)
(s. Abb. 21)

44.

Verwendungszweck: Abwurf mit sichtbarer weißer Rauchwirkung fast ohne Splitterbildung. Für Nachtabwurf wird der Hohlraum, der die Nebelflüssigkeit enthällt, mit einer Mischung aus Schwarzpulver und Magnesiumspänen ge-füllt. Beim Aufschlag entsteht eine grell aufblitzende Lichterscheinigung mit etwas Splitterwirkung durch das explodierte Schwarzpulver. Die Bombe entspricht der Splitterbombe HEF 20 LB.

Aufbau der Bombe: Der torpedoförmige Bombenkörper läuft nach hinten in ein Rohr aus, an dem ein vierflügeliges Leitwerk mit Punktschweißung be-festigt ist. Die 4 Flügel sind durch einen Leitring von 76 mm Durchmesser und 76 mm Länge umgeben. Die vordere Hälfte des Bombenkörpers besteht aus Gußstahl. In diesen Körper ist die seitlich angebrachte Aufhängeöse eingeschraubt. Der Hohlraum des Gußkörpers ist bei der 11,5 LB-Bombe mit Blei ausgegossen, bei der 8,5 LB-Bombe bleibt er leer. Der vordere Stahl-körper hat ein Innengewinde, in das die hintere Bombenhälfte einge-schraubt und durch eine Madenschraube gesichert ist. Die hintere Bomben-hälfte besteht aus einem ringförmigen, geschmiedeten Stück, an dem sich das Gewinde zum Zusammenschrauben der beiden Bombenhälften befindet und dem Behälter für die Nebelflüssigkeit. Der Behälter für die Nebelflüssig-keit besteht aus einem Weißblechmantel, der an dem ringförmig geschmie-deten Stück befestigt ist. Hinten ist er durch ein Stahlstück abgeschlos-sen, in das das hintere Rohr für das Leitwerk einmündet. In Richtung der Bombenachse läuft durch den Flüssigkeitsbehälter ein Rohr, das zur Auf-nahme des Aufreißdetonators Nr. 28 (Detonator burster) dient. Das Ein-fülloch mit einer Verschlußschraube und Blechdichtungsring befindet sich in der geschmiedeten Platte unmittelbar neben der Bohrung für das Rohr, das den Detonator aufnimmt.

Zünder der Bombe: Der Zünder besteht aus einem einfachen Stößel, der in Längsrichtung vom Kopf der Bombe durch den Gußstahlteil verläuft. Der größere Kopf dieses Stößels bildet gleichzeitig die Bombenspitze.

Der Stößel wird gehalten durch einen im Innern der Bombe angebrachten Scherdraht. Hinten verläuft der Stößel in eine Spitze, die das Zündhütchen im Detonator ansticht. Dieser zerreißt den Blechbehälter und zerstäubt die Nebelsäure als weiße Wolke.

Sicherungen des Zünders:

    a)

Ein Sicherungssplint mit anhängender Gebrauchsanweisung, der sich hinter den vergrößerten Kopf des Stößels legt und nach dem Beladen der Maschine herausgezogen wird.

    b)

Ein unter Federdruck stehender, oben geschlitzter Sicherungsstift, der seitlich in der gleichen Richtung wie die Aufhängeöse aus dem Guß-stahlkörper herausragt. Dieser Stift wird beim Beladen des Flugzeuges durch eine entsprechende Fläche im Abwurfgerät auch während des Fluges nach innen gedrückt (ähnliche Sicherung wie bei der Sechs-kantbrandbombe). Nach dem Abwurf tritt der Stift unter Federdruck heraus und gibt den Stößel frei.

c)

Scherdraht im Innern der Bombe.

   

Bei der Beförderung und während der Aufbewahrung im Packgefäß wird ein Bindedraht durch den Schlitz des federnden Sicherungsstiftes und gleichzeitig durch den herausnehmbaren Vorstecker gezogen, um die Bombe herumgelegt und zusammengedreht. Dieser Draht dient gleich-zeitig als Plombendraht.

 

 

Nebelflüssigkeit: entweder 0,45 kg Titantetrachlorid oder 0,54 kg Zinnchlo-rid.

Kennzeichnung der Bombe: Weißer Anstrich. Nach Füllung mit Nebelflüssig-keit 2 grüne 3 mm breite Ringe um den Weißblechbehälter. Bei Füllung mit Schwarzpulver und Magnesiumspäne 2 schwarze 13 mm breite Ringe und nach Einsetzen des Detonators 1 roter Ring um den Kopfteil als Zeichen, daß es sich um eine Explosivbombe mit Aufschlagzünder handelt. Bomben, die für die Verwendung im Lande bestimmt sind, werden mit Nebelflüssigkeit oder Schwarzpulver gefüllt, während Bomben für Übersee oder für Luft-streitkräfte der Marine ungefüllt geliefert werden, um vom Verband kurz vor dem Gebrauch gefüllt zu werden. In allen Fällen wird der Detonator erst kurz vor der Benutzung der Bombe eingesetzt. Eine Lagerung mit Detonator ist unzulässig. Bei Arbeiten an diesen Bomben müssen Schutzbrillen, Hand-schuhe und Gasanzug getragen werden. Gegenstände, die mit Titantetra-chlorid bespritzt worden sind, müssen mit Tetrachlorkohlenstoff abgewa-schen werden. Niemals darf Wasser mit der Nebelflüssigkeit in Berührung kommen, weil diese dann explosionsartig versprüht wird.

Bei Anwesenheit von Kohlenstoffverbindungen nimmt das Titantetrachlorid einen phosgenähnlichen Geruch an. Die Bombe wurde schon auf Ziele im Reichsgebiet abgeworfen und befand sich in größeren Beständen auf den eroberten englischen E.-Häfen.

Neue engli-
sche Minen-
bombe
1800 kg

45.

Es wurden Teile einer englischen Minenbombe von etwa 765 mm Ø und 2300 mm Länge gefunden. Länge des zylindrischen Teils ca. 1900 mm. Län-ge der Spitze ca. 400 mm. Aufbau wie Minenbombe 850 kg. Sprengstoff-inhalt etwa 1200 bis 1400 kg. Wandstärke des Blechbehälters 7,5 mm. In der Spitze befindet sich der Kopfzünder 27 mit O.V.-Detonator. Die seitli-chen Zündereinsatzbuchsen haben den gleichen Aufbau wie die der 835 kg Minenbombe, sind jedoch anders angeordnet. Anstrich gelb mit rotem und grünem Farbring an der Spitze. Eine Bombe war schwarz überspritzt. Daher wahrscheinlich außen am Flugzeugrumpf aufgehängt. Ob Steuerung durch Fallschirm oder Leitwerk erfolgt, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Blindgän-ger sind sicherzustellen und gemäß Ziff. 4 "Belehrungsblatt 1 über Beseiti-gung feindlicher Abwurfmunition" zu melden.

Handschrift-
liche Ver-
merke
im Blatt 1

46.

Fortgefallen, da im Neudruck bereits berücksichtigt.

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