Neudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 1 bis 14)Neudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 22 bis 32)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Zusammgefaßter Neudruck von Blatt 1 und 2
Langzeitzün-
derbombe
GP 500 LB
mit Leucht-
spursatz

15.

Es wurde eine Langzeitzünderbombe GP 500 LB gefunden, an deren Leit-werk sich ein elektrisch entzündbarer Leuchtspursatz befand. Seine Be-festigung war in einfachster Weise mit Weißblechstreifen und Isolierband erfolgt.

Englische
Flugzeug-
minen
(vgl. Abb. 3)

16.

Durch die englische Luftwaffe wurden Grund-, Treib- und verankerte Minen in Seegebieten und Binnenwasserstraßen zum Einsatz gebracht. In einigen Fällen ist die Verwendung als Bomben mit Aufschlagzünder erfolgt. Ihr Ein-satz mit Langzeitzünder gegen Landziele ist nicht ausgeschlossen.

Entschärfung und Bergung erfolgen ausschließlich durch das Sonderperso-nal der nächstgelegenen Marine-Sperrwaffendienststelle (Sperrzeugamt oder Marine-Sperrwaffenausgabestelle). Meldungen aus dem Binnenland sind an das OKM- Sperrwaffenamt-Berlin, v.d. Heydtstraße 12, zu richten, außerdem ist L.In. 8 zu benachrichtigen. Die Luftgaukommandos stellen beim OKM-SWa fest, welche Marine-Sperrwaffendienststelle von den ein-zelnen Sprengkommandos am schnellsten fernmündlich erreicht werden kann.

Englische
Flugzeug-
treibminen
ELTM 60

17.

Die englischen Flugzeugtreibminen ELTM 60 mit 60 kg Ladung ist wie alle anderen Treibminen in der D (Luft) g 4920 und 4921 beschrieben. Seit August 1940 wurde kein Abwurf von Flußtreibminen mehr beobachtet. Die nächstkleinere Type ist die ELTM 10 (vgl. Abb. 4).

Beschreibung
der englischen
Minenbombe
835 kg (vgl. Abb. 5, 5a u. 19)

18.

Die Bomben ähneln der deutschen LMB. Es sind dünnwandige zylindrische Körper (Länge 2655 mm, Ø 460 mm, Wandstärke im zylindrischen Teil 5 mm). Gesamtgewicht 835 kg (ein-schließlich Zünder und Fallschirm).

Der Körper besteht aus einem zylindrisch gewalzten Mantel, der in der Längsnaht geschweißt ist, und dem Bodenring.

Auf der Innenseite des Mantels sind unter der Aufhängevorrichtung eine in der Längsrichtung durchgehende U-Schiene und im Querschnitt ein 60 mm hoher Ring zur Versteifung eingeschweißt. Im vorderen Drittel des Mantels befinden sich 4 Einsatzstücke, in die normale Mundlochbuchsen eingesetzt werden können. Die Einsatzstücke sind etwa um 120° zur Aufhängevorrich-tung versetzt. In die Spitze ist eine normale Mundlochbuchse zur Aufnah-me des Aufschlagzünders 27 eingeschraubt. Am hinteren Ende des Mantels sind 12 Knaggen angeschweißt, an denen die Fallschirmbänder befestigt sind. Genaue Zeichnung in Abb. 19.

Die Mine ist von hinten mit etwa 625 kg Sprengstoffgemisch (55% Trinitro-tuluol und 45% Ammonsalpeter) gefüllt.

Die Durchdetonation wird durch eine in einem durchgehenden Papprohr be-findliche Mittelsäule aus gepreßtem Trinitrotuluol sichergestellt. Nach dem Füllen wird die Bombe durch Aufsetzen eines Deckels verschlossen, der mit Stiftschraube und Muttern mit dem Bodenring verschraubt wird.

Anstrich gelb, grüner und roter Ring an der Spitze. Fallschirmdeckel dunkel-blau. Fallschirmschutz aus grünem Segeltuch, Fallschirm weiß.

Bei den bisher untersuchten Bomben waren die beiden äußeren seitlichen Einsätze mit Blindstopfen verschlossen. In die beiden mittleren seitlichen Einsätze waren normale Mundlochbuchsen eingeschraubt, von denen Über-tragungsladungen zur Mittelsäule führten. In die Mundlochbuchsen waren Übertragungsladungen ohne Zünder eingesetzt. Die Buchsen waren mit Verschlußschrauben abgeschlossen (s. Abb. 5 und 5a).

Der Fallschirm hat eine Fläche von etwa 6,5 m² und dient zur Stabilisierung der Mine und zur Minderung der Auftreffwucht. Am hinteren Ende des Mi-nenkörpers liegt ein Schutzdeckel für den Fallschirm flach an. Der Fall-schirm ist zusammengefaltet und wird durch Schutzklappen aus grünem Segeltuch zusammengehalten. Damit die Fallschirmgurte am Minenkörper straff anliegen, sind Querdrähte durch die Gurte gezogen, die hinter die achsial stehenden Stifte des Deckels gehakt werden. Die Schutzklappen werden durch eine Reißleine, die vermutlich am Abwurfgerät befestigt ist, aufgerissen und geben so den Fallschirm frei.

Spreng- und Splitterwirkung:

Keine Trichterbildung im Boden. Starke horizonatel Druck- und Sog-Wir-kung. Zerstörung von Dächern, Fenstern und Türen je nach örtlichen Ver-hältnissen mehrere hundert Meter weit. Viele sehr kleine Splitter mit gerin-ger Durchschlagskraft. Blindgänger können durch Sprengkommandos der Luftwaffe beseitigt werden. Meldung an Marine nicht notwendig.

Englische
Heulpfeife
MK I

19.

Es handelt sich um eine primitive Nachbildung der deutschen Heulpfeife (Jerrichogerät). An einem Pertinax-Zylinder ist vorn ein spitz zulaufendes Kopfstück aus Hartholz befestigt. Hinten ist der Pertinax-Zylinder ver-schlossen. An der Seite ist ein langer, schmaler Weißblechstreifen angenie-tet, mit dessen Hilfe die Heulpfeife am Leitwerk der Bombe innerhalb des Leitringes befestigt wird (vgl. Abb. 6).

Englische
Blitzlicht-
bombe
65 LB (Abb. 7)

20.

In ihren äußeren Aussehen ähnelt sie der großen Fallschirmleuchtbombe, ist jedoch wesentlich größer. Die vier angelö- teten Stabilisierungsflächen sind durch Verstrebungen versteift. Der Beschriftung nach "no ejection charge or parachute normal composition" kann die äußere Hülle auch als normale Fallschirmleuchtbombe mit Fallschirm und Ausstoßladung verwendet wer-den. Die Blitzlichtbombe dagegen hat keinen Fallschirm und keine Ausstoß-ladung. Vermutlich handelt es sich um die Konstruktion für eine Leucht-bombe größeren Kalibers. Derartig große Leuchtsätze bereiten jedoch in der Herstellung große Schwierigkeiten und neigen zur Verpuffung oder Ex-plosion. Dieser Umstand hat wahrscheinlich zur Entwicklung der Blitzlicht-bombe geführt.

Kennzeichnung:

schwarzer Anstrich mit rotem Streifen wie bei der Fallschirmleuchtbombe.

Aufbau:

a) die äußere Hülle ist ein Weißblechbehälter mit 4 angelöteten Leitflächen. Er ist oben mit gewölbtem Deckel verschlossen, der durch eine Art Bajo-nettverschluß festgehalten wird, unten durch den geraden Boden, in dem der Leuchtbombenzünder Nr. 28 B II (Pulverbrennzünder mit Windradent-sicherung) eingeschraubt wird. In dieser äußeren Hülle sitzt der 700 mm lange zylindrische Innenbehälter mit einem Beschwerungsholz über dem Zünder. Der obere Teil der äußeren Hülle ist vollständig leer (er dient sonst wahrscheinlich zur Aufnahme des Fallschirmes), so daß der Schwerpunkt weit nach unten verlagert ist.

b) Der Innenbehälter (Leuchtmine) mit Boden und Deckel ist im unteren Drittel durch einen Zwischenboden unterteilt. Im unteren Raume befinden sich 6 kg Magnesium-Blitzlichtpulver (54% Magnesium, 46% Natronsalpe-ter).

Durch die Blitzlichtpulverschicht geht vom Boden bis zum Zwischenboden das mit Schwarzpulver gefüllte und mit seiner Kappe im Zwischenboden verlötete Zündrohr hindurch. Im Boden befinden sich das Einfülloch und das Zwischenstück, an dem nach innen das Zündrohr angelötet und nach aus-sen das zweiteilige Führungsstück mit den zwei Zündschnüren befestigt sind. Um das Führungsstück liegt das mit 3 Schrauben am Boden befestigte Beschwerungsholz. Der große obere Raum des Innenbehälters ist mit 6,5 kg feingekörntem Bariumsulfat (künstlichem Schwerspat) zu 1/3 gefüllt.

Im Deckel befindet sich das Einfülloch.

Wirkungsweise:

Die Blitzlichtbombe wird wie jede andere Bombe abgeworfen. Nach Ablauf der eingestellten Zeit zündet der Feuerstrahl des Zünders die beiden Zünd-schnüre, die in das Zündrohr münden und das Schwarzpulver zur Entzünd-ung bringen. Durch das Schwarzpulver wird das Magnesiumblitzlichtpulver entzündet. Dieser Vorgang vollzieht sich detonationsartig mit heftigem Knall und greller blitzartiger Lichterscheinung. Durch die Detonation wird das Bariumsulfat zerstäubt und schwebt als Wolke über dem Blitzlicht. Die Bariumsulfat-Wolke reflektiert das Licht nach unten und schützt das Ob-jektiv der Kamera vor direkter Bestrahlung und Lichthofbildung. Das Blitz-lichtpulver ist in eingeschlossenem Zustand sehr explosiv. So fiel z.B. eine sehr niedrig abgeworfene Blitzlichtbombe mit längerer Zünderlaufzeit vor ihrer Entzündung in eine Scheune, drang dort in den Boden ein, detonierte und zerstörte die Scheune vollständig durch den Luftdruck. Bei nachge-bauten Bomben war die Explosion des Blitzlichtsatzes so heftig, daß in der näheren Umgebung sämtliche Fensterscheiben zerstört wurden. Es ist da-her beim Vernichten blindgegangener Blitzlichtbomben die größte Vorsicht am Platze. Vernichtung erfolgt durch Sprengung am Fundorte. Ist nicht zu erkennen, ob es sich um eine Leuchtbombe oder um eine Blitzlichtbombe handelt, so ist die Bombe zu sprengen. Siehe Ziffer 48.

Neuartiger
englischer
Störkörper
(Luft-Minen-
sperre gegen
Flugzeuge)

21.

Als neue Abwurfmittel werden sogenannte Störkörper eingesetzt. Diese bestehen im wesentlichen aus einer Haspel mit mehreren hundert Metern Stahldraht und einem Ballon, der Haspel mit Draht trägt. Entweder ist der Draht an der Haspel befestigt, so daß der Ballon, an dem der abgewickelte Draht hängt, als Sperrballon wirkt, oder der Draht löst sich von der Haspel ab und der Ballon mit dem daran hängendem Draht wird abgetrieben. Der Einsatz erfolgt bisher nur in wenigen Fällen in den westlichen Gebieten, insbesondere in den besetzten Gebieten. Es wird hierzu ein Gummiballon verwendet, wie er bisher auch beim Abwurf von Flugblättern benutzt wur-de. Vermutlich sind solche Störkörper auch schon in anderen Gegenden eingesetzt worden, wo sie für Propagandaballone gehalten und entspre-chend bewertet wurden.

Einzelteile des Geräts:

    1. Gummiballon
    2. Büchse mit Brandsatz und Zündvorrichtung
    3. kleiner Fallschirm
    4.

Brandplatte mit Vorrichtung zur Aufnahme der verschiedenen Einzelteile, wie Büchsen, Hilfsfallschirm, Lunten, Sandsäckchen usw.

    5. Schutzkappe aus gummiertem Stoff
    6.

Holzhapsel mit Steuerflächen und aufgewickeltem Stahldraht

    7.

Sprengkörper mit Aufschlagzünder (nicht in allen Fällen):

      Länge: 120 mm
      Durchmesser: 55 mm
      Gelb mit rotem Ring

 

 

 

Bezeichnung: AAD-Bomb.

Neudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 1 bis 14)Neudruck Belehrungsblatt 1 und 2 (Ziffern 22 bis 32)Inhaltsverzeichnis