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Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition |
Ausgabe B - Blatt 9 |
USA-Thermit-
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261. |
Die USA-Stabbrandbombe hat ein Gesamtgewicht von etwa 1,5 kg bis 1,65 kg. Sie stellt eine ausgesprochene Thermit-Brandbombe dar. Der Brandsatz wiegt 765 g und besteht aus: |
58
% Eisenoxyd |
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Der Brandsatz ist in eine Stahlblechröhre eingefüllt. Diese Stahlblechröhre ist an ihrem unteren, also am Kopfende durch ein sechseckiges Kopfstück aus Stahl abgeschlossen. Beim Brandbomben-Baumuster TH 54 x befindet sich über dem Stahlkopf eine kleine Dose mit einem Schwarzpulverknallsatz als Zerleger. Der Zerknall tritt je nach Lage der Bombe nach unterschiedli-cher Brenndauer, im Durchschnitt etwa 2 Minuten nach dem Aufschlag ein. Es muß auch bei dieser Bombe damit gerechnet werden, daß der Stahlkopf durch Einbau von Sprengladungen zu einem Sprengkopf ausgebildet wird. Entsprechende Beobachtungen sind sofort zu melden. |
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Zünder un Leitwerk sind von der britischen Stabbrandbombe übernommen. Die Sicherung der Bombe geschieht durch Hineindrücken des Sicherungs-stiftes mit Hilfe der Nachbarbombe bei der Befestigung bei der Befestigung im Abwurfgerät. In der Nähe des Zünders befinden sich in dem runden Bombenmantel Entgasungslöcher, die durch weich eingelötete Blechplätt-chen verschlossen sind. |
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Abwurf der Bombe: Die Bombe ist in Bündeln im Flugzeug aufgehängt (siehe Abb. 251, 252 und 253). |
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Brandbekämpfung wie bei britischen Stabbrandbomben. Die Brenndauer des Thermitsatzes ist wesentlich kürzer als bei Elektron-Thermitbrandbomben. |
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Brit. Rota-
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262. |
Die britische Rotations-Wasserbombe 3900 kg dient zum Bekämpfen von Wasserbauanlagen. Sie wird unmittelbar vor dem Ziel – wenn möglich, im Tiefflug – in das Wasser geworfen, sinkt am Ziel ab und wird durch Was-serdruckzünder in einer bestimmten Tiefe zur Detonation gebracht. |
Zündung: Zur Detonation unter Wasser sind 3 Wasserdruckzünder Mk XIV, wie sie bisher in Wasserbomben zum Bekämpfen von U-Booten verwendet wurden, eingebaut. Um zu verhindern, daß die Bombe bei versehentlichen Abwurf in flaches Wasser oder trockenes Gebiet blindgeht, ist ein zusätzli-cher Zündschnuranzünder mit Abreißzündung eingebaut. Er wird vom Ab-wurfgerät aus betätigt und bringt, unabhängig von den Wasserdruckzün-dern, die Bombe nach etwa 15 bis 30 Sekunden zur Detonation, so daß das abwerfende Flugzeug weit genug entfernt und durch Luftdruck und Splitter nicht mehr gefährdet ist. |
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Aufbau und Sprengstoffüllung: Die Bombe hat zylindrische Form, Durchmes-ser 1270 mm, Länge 1530 mm. Die beiden Stirnwände sind mit je 30 Schraubenbolzen und Winkeleisen angeschraubt. Wanddicke des Zylinder-mantels 12,5 mm, der der Stirnfläche je 10 mm. Anstrich dunkelrot mit weißen Aufschriften. |
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Etwa 2600 kg eines Hochleistungssprengstoffes bestehen aus |
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41,7
% Trinitrotuluol |
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Die 3 Wasserdruckzünder haben in ihren Zünderbuchsen Übertragungsla-dungen von je 1820 g Tetryl, der Abreißzünder hat eine Übertragungsla-dung von 1255 g Tetryl. An den Stirnseiten sind Schutzschichten aus Tri-nitrotoluol und Vergußmasse auf die Sprengladung aufgegossen. |
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Abwurf: Die Bombe enthält zur Stabilisierung der Flugbahn kein Leitwerk, sondern wird vor ihrem Abwurf durch einen besonderen Motor, der im Ab-wurfgerät eingebaut ist, in schnelle Umdrehung versetzt. Die hierdurch verursachte Kreiselwirkung soll offenbar eine bestimmte Flugbahn gewähr-leisten. Die Antriebskraft für den Motor in der Abwurfeinrichtung wird aus der Druckölleitung, die sonst zum Betätigen der drehbaren Kampfstände dient, entnommen. |
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Soweit sich bisher übersehen läßt, sind die Bomben im Rumpf zwischen den Fahrgestellen aufgehängt, wahrscheinlich steht dabei die Bombenachse quer zur Flugrichtung. Wegen des großen Durchmessers der Bombe haben die Klappen des Bombenschachtes viereckige Aussparungen und die Bombe ragt zum Teil unten aus dem Flugzeugrumpf heraus. |
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Blindgänger sind sofort fernmündlich gemäß Belehrungsblatt 8, Ziffer 238, Absatz F, zu melden. Beschreibung der Zünder befindet sich in Ziffer 305 und 306, Abb. 329 und 330. |
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Trichter-
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263. |
Bei Einschlag in weichem Boden nach Abwurf aus großen Höhen dringen Blindgänger der Minenbombe HC 4000 LB = 1800 kg so tief in den Boden ein, daß das Heckteil der Bombe etwa 1,5 m bis 2 m unter der Erdoberflä-che liegt. Dabei entstehen Trichter von etwa 4 bis 5 m Durchmesser und 1,5 m Tiefe, in denen die Bombe nicht mehr zu sehen ist. Die Erde wird aus dem Trichter etwa 15 bis 20 m weit herumgeschleudert, so daß der Ein-druck entsteht, es seien kleine Bomben oder Flakbodenaufschläger deto-niert. In vielen Fällen wurde dann der Trichter eingeebnet, und die Minen-bombenblindgänger sind liegen geblieben. Es muß bei derartigen Trichtern darauf geachtet werden, ob in der Umgebung der Pflanzenbewuchs zerris-sen ist, ob die Erde durch Detonationsgase geschwärzt ist und ob in etwa 15 bis 50 m Umkreis Fensterscheiben zertrümmert sind. Da kleine Spreng-bomben von etwa 100 kg, die sonst einen derartigen Trichter verursachen würden, von der englischen Luftwaffe nicht mehr verwendet werden, ist bei allen derartigen Bombentrichtern größte Vorsicht am Platze. Werden je-doch in Bombentrichtern Spuren von Detonationsgasen oder Bombensplit-tern gefunden, so kann der Trichter bedenkenlos zugeschüttet werden. Auf alle Fälle ist zukünftig in kleinen Bombentrichtern von etwa 3 bis 4 m Durchmesser mit dem Spaten nach Sprengstücken usw. zu graben. Meist wird dabei die Minenbombe, die nur etwa 30 bis 50 cm bedeckt ist, gefun-den (siehe Abb. 287 a). |
Flüssiger
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264. |
In einem Lager russischer Bomben, die vor etwa 1½ Jahren erbeutet wur-den, wurde festgestellt, daß sich unter den Bomben FAB 100 auch solche mit flüssigen Sprengstoff befanden. Eine besondere Farbkennzeichnung der Bomben war nicht mehr zu erkennen. Der Sprengstoff besteht aus: |
60 % Salpetersäure |
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Der Sprengstoff wird durch Zünder und Übertragungsladung zur Detonation gebracht. Er entspricht in seinen Leistungen etwa dem britischen Spreng-stoff Amatol 60/40 aus Ammoniumnitrat-Tri. Er hat jedoch den Nachteil, daß bei der Detonation große Chlormengen frei werden und beim Lagern die Bombenwand angegriffen wird. Insbesondere macht sich das an den Ver-schraubungen im Gewinde der Mundlochbuchse bemerkbar. Offenbar han-delt es sich bei diesen Bomben um eine Versuchsreihe, deren Fertigung in-zwischen wieder aufgegeben worden ist. Sollten jedoch aus neuerlichen Abwürfen Blindgänger mit flüssigem Sprengstoff gefunden werden, so sind sie sofort zu melden und zur Untersuchung und Auswertung zur Verfügung zu stellen. |
Sowjetischer
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265. |
Aufbau: |
In der mit einem Schlitz (8) versehenen Leichtmetallhülse (1) befinden sich an beiden Enden Innengewinde. In das untere Gewinde ist ein Führungs-stück (5) für die Spitze des Schlagbolzens (4) eingeschraubt. In der gegen dieses Führungsstück geschraubten Messinghülse (2) befindet sich der ei-gentliche explosive Teil des Gerätes. Er besteht aus einer Pistolen-Patro-nenhülse (9) mit folgendem Aufbau: |
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Zündhütchen
(10) |
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Im oberen Gewinde der Leichtmetallhülse befindet sich eine Verschraubung aus Kunststoff (3). Durch diese werden |
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die
Hülsen (16 u. 18) |
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gehalten. Auf der Hülse (18) sitzt die Spiralfeder (6), die auf der gegen-überliegenden Seite in der hülsenartigen Verlängerung des Schlagbolzens ruht und diesen gegen das Zündhütchen drückt. In den Schlagbolzen seit-lich eingeschraubt ist die Stellschraube (7), mit welcher der Schlagbolzen bewegt werden kann. |
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Wirkungsweise: |
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Der unter Federdruck stehende Schlagbolzen (4) ruht ungesichert auf dem Zündhütchen. Wird die Stellschraube nach unten, also in Richtung des Zündhütchens bewegt, so drückt sich die Schlagbolzenspitze in das Zündhütchen und bringt dieses zur Detonation. Wenn die Stellschraube nach oben, also gegen die Feder, bewegt wird, spannt sich die Feder noch mehr. Wird die Stellschraube nun losgelassen, so schnellt der Schlagbolzen vor und durchschlägt das Zündhütchen. |
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Da der Schlagbolzen ständig gegen das Zündhütchen drückt, kann beim Herausdrehen der Messinghülse (2) durch die auftretende Reibung der Schlagbolzenspitze das Zündhütchen detonieren. |
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Entschärfung: |
1. |
Spannen der Spiralfeder (6) durch Bewegen der Stellschraube (7) nach dem oberen Teil, also der Spitze zu. |
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2. |
Sicherung des Schlagbolzens (4) durch Sperren der kegeligen Öffnung des Führungsstückes (5) mit einem dafür geeigneten Instrument durch den Schlitz (8) hindurch. |
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3. |
Herausdrehen der Messinghülse (2). |
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4. |
Herausnehmen der Patronenhülse (9) aus der Messinghülse. |
Die Arbeiten sind unter Anwendung größtmöglicher Sicherheitsmaßnahmen auszuführen. Geeignet sind hierfür lange Zangen, Schraubstock, splitter-feste Stahlplatten und Sandsäcke. |
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Sonstige aufgefundene getarnte Sprengkörper sind zwecks Beschreibung in den "Belehrungsblättern über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition" ge-mäß Ziffer 238, Absatz f, schnellstens zu melden. |
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Paarweiser
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Verschiedene Unglücksfälle geben Veranlassung, nochmals darauf hinzu-weisen, daß sehr häufig 2 Bomben GP 1000 LB am Ziel mit etwa 5 bis 30 m Abstand nebeneinander einschlagen können. In der letzten Zeit wurde im-mer eine davon mit 1/40 Sekunde Verzögerung und die andere als Lang-zeitzünderbombe geworfen. Es ist dabei, insbesondere, wenn es sich um niedrige Abwurfhöhen handelte, merhfach vorgekommen, daß der Ein-schlagkanal der LZZ.-Bombe durch die benachbarte AZ-m.V.-Bombe ver-schüttet worden ist, weil der Trichter einer GP 1000 LB beim Verzöge-rungswurf häufig 10 bis 15 m Durchmesser hat. Bei einzelnen liegenden Bombentrichtern sind daher größte Vorsicht am Platze und genauestes Ab-suchen notwendig. Häufig wurde das Bombenpaar zusammen mit einer großen Anzahl Brandbomben beobachtet. |
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