Belehrungsblatt 4 (Ziffern 106 bis 111)Belehrungsblatt 4 (Ziffer 113 bis 116)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 4
Englische
Flüssigkeits-
keitsbombe
LC 30 LB MK I
und MK 1M
(Abb. 61)

112.

Die englische Flüssigkeitsbombe LC 30 LB (LC = liquid composition) kann als Kamptstoffbombe und als Brandbombe verwendet werden. Bei ihrer Ver-wendung als Brandbombe ist sie mit dem Phosphor-Kautschuk-Brandstif-tungsmittel, das auch im Phosphor-Kanister (siehe Ziffer 56) verwendet wird, gefüllt. sie heißt dann:

 

 

INC 30 LB.

 
 

Die Bombe wurde bisher nur als Brandbombe eingesetzt. Der Anstrich der LC 30 LB ist bei Verwendung als Kampfstoffbombe grau, bei Verwendung als Brandbombe dunkelrot. Zur Kennzeichnung des Inhalts befindet sich ein 75 mm breiter Farbring in der Nähe der Spitze um den zylindrischen Teil des Bombenkörpers. Bei Tränengasfüllung ist der Ring schwarz und bei Gelb-kreuzfüllung gelb.

Ist die Bombe mit Brandflüssigkeit, so ist der Ring hellrot. Die Bombe ent-spricht in ihrem Aufbau im wesentlichen der Flüs-sigkeitsbombe LC 250 LB die in der L.Dv. 764, Beiheft 1, Zeichnung Nr. 17 abgebildet ist. Als Zünder dient der Aufschlagzünder Nr. 38 (siehe Ziffer 116) mit Verzögerung von etwa 0,5 Sek. Da die Bombe mit Zünder und Austreibladung versehen ist, dürfen Blindgänger nur durch das zuständige Sprengkommando beseitigt werden.

Wenn die Bombe freiliegend einwandfrei als solche erkannt worden ist, ge-nügen als Sicherheitsabstand 5 Meter. Einbau eines Langzeitzünders ist unwahrscheinlich.

Beschreibung der Bombe:

Die Bombe besteht aus einem zylindrischen Körper aus Stahlrohr, in den eine Kopf- und eine Bodenplatte eingeschweißt sind. In der Kopfplatte sitzt die Mundlochbuchse zur Aufnahme des Zünders Nr. 38 mit 35 Gramm Schwarzpulver als Ausstoßladung. In der Bodenplatte befindet sich die Ein-füllschraube. Nach Einsetzten des Zünders wird über Zünder und Kopfplat-te eine halbkugelförmige Verkleidung aus Blech aufgesetzt, die zur Erzie-lung einer günstigeren ballistischen Form dient. An der Bodenplatte sitzt das Leitwerk mit einem kegelförmigen Mittelteil, 4 Flügeln und einem Leit-ring. Am Ende des kegelförmigen Teiles des Leitwerkes befindet sich eine Stellschraube zum Einstellen der genauen Länge der Bomben im Abwurfbe-hälter. Die Abmessungen der Bombe sind aus Abb. 61 ersichtlich.

Füllung der Bombe LC 30 LB bei ihrer Verwendung als Brandbombe INC 30 LB:

In der Mundlochbuchse befindet sich die Ausstoßladung von 35 Gramm Schwarzpulver, im Bombenkörper die eigentliche Brandfüllung. Die Brand-füllung hat rd. 4½ kg Gewicht und besteht aus:

    a)

etwa 4 kg einer zähen klebrigen Masse von grauer Färbung. Ihre Be-stanteile sind:

       

87%

Leichtbenzin

       

11%

Rohkautschuk (Latex)

       

2%

Phosphor

    b)

etwa 0,5 kg einer dünnflüssigen, gelblich-grünen Flüssigkeit, die als Zündmittel nach dem Ausstoßen bei Luftberührung wirkt. Ihre Be-standteile sind:

       

87%

Phosphor

       

9%

Schwefel

       

4%

Phosphortrioxyd

 
 

Eine Mischbarkeit der klebrigen Masse und der Zündflüssigkeit ist nicht vor-handen. Das Vermischen wird wahrscheinlich durch den Ausstoßvorgang erzielt, wobei die sich unter Einwirkung der Luft bildende Kautschukhaut Teile des Phosphorinhaltes umkleidet. Hieraus erklärt sich, daß nach dem Abbrennen gummiartige Rückstände an den betroffenen Gegenständen haf-ten bleiben, die sich bei Verletzung der Gummihaut durch Berührung od. ähnl. von neuem entzündet.

Die Brandmasse entspricht anscheinend der Füllung der Phosphorkanister INC 50 LB. Die Brandbekämpfungsmaßnahmen sind deshalb auch die glei-chen.

Das Leergewicht der Bombe beträgt einschließlich Zünder ungefähr 8,8 kg, während das Gewicht der gefüllten Bombe zwischen 13,5 und 15 kg schwankt. Die Bombe LC 30 LB MK I wird in dem

   

Abwurfbehälter SBC 250 LB (small bombs container),

 

 

aus dem bisher je drei Kästen mit insgesamt sechzig Stabbrandbomben 1,7 kg abgeworfen wurden, untergebracht. Der Abwurfbehälter wird dann in der Mitte geteilt und nimmt in jeder Hälfte vier, also insgesamt 8 Bomben auf. Die Bombe LC 30 LB Mk IM unterscheidet sich von der Bombe Mk I da-durch, daß sie mit Aufhängeband und Aufhängeöse für kleinere Flugzeuge oder Außenbordaufhängung versehen ist. Das Aufhängeband wird durch zwei Stahlbänder in seiner Lage festgehalten, die mit dem Körper der Bom-be verschweißt sind und eine Art Führungswulst bilden. Das Aufhängeband selbst besteht aus Stahl mit angeschweißter Aufhängeöse. Durch Lösen der Spannschraube am Band kann es von der Bombe abgestreift und diese dann ebenfalls im Abwurfbehälter SBC 250 LB untergebracht werden.

Wirkungsweise der Bombe:

Nach dem Abwurf erreicht die Bombe eine Endgeschwindigkeit von etwa 260 bis 270 Meter je Sekunde. Beim Auftreffen am Ziel tritt der Verzöge-rungssatz von 0,5 Sek. in Tätigkeit, der die Entzündung der Ausstoßladung erst bewirkt, wenn die Bombe bereits zum Stillstand gekommen ist. Deshalb durchschlägt sie vor ihrer Entzündung mehrere Stockwerke oder dringt sie tief in den Boden ein. Aus diesem Grunde kann sie nicht aus größeren Ab-wurfhöhen geworfen werden, weil sie sonst zu tief in den Boden eindringt und zu wenig Brandwirkung (oder Kampfstoffwirkung) hat.

Der Feuerstrahl des Zünders entzündet die Ausstoßladung von 35 g Schwarzpulver. Der Gasdruck des entzündeten Schwarzpulvers treibt die Flüssigkeitfüllung nach hinten, reißt das Bodenstück mit dem Leitwerk an der Schweißnaht ab und schleudert die Flüssigkeit heraus. Die Brandmasse entzündet sich, sobald sie mit der Luft in Berührung kommt. Die aus dün-nem Blech bestehende Verkleidung um den Zünder wird beim Aufschlag ein-gedrückt; die vordere gerade Fläche der Kopfplatte verhindert ein zu tiefes Eindringen der Bombe in das Ziel.

Die starke geschmiedete Kopfplatte soll ein vorzeitiges Zerschellen der Bombe beim Auftreffen auf harte Ziele verhüten.

Aus naheliegenden Gründen ist auch mit dem Einsatz der Flüssigkeitsbombe LC 250 LB, die bisher mit Benzin, Öl und Lumpen gefüllt war (siehe L.Dv. 764, Beiheft 1, Zeichnung 17), mit Phosphor-Kautschuk-Füllung zu rech-nen. Für die LC 250 LB wird der Zünder Nr. 36 verwendet, der im Beleh-rungsblatt 2, Ziffer 34, Abb. 8, beschrieben ist.

Vergleich der LC-Bomben mit den Brandkanistern (siehe Ziffer 56) hinsicht-lich der Brandwirkung.

Die seht leicht gebauten Brandkanister zerschellen beim Auftreffen auf feste Dächer, sie haben somit keine nennenswerte Durchschlagkraft. Die Brandmasse wird beim Auftreffen ohne zusätzlichen Gasdruck als Beschleu-nigungsmittel herausgespritzt. Die LC-Bomben dagegen dringen infolge ihres mV.-Zünders gut in Gebäude ein und schießen dort ihre Brandmasse nach hinten also meist schräg nach oben, hinaus. Dadurch klebt ein großer Teil der Brandmasse an Decken und Wänden, wo sie schwer zu entfernen und abzulöschen ist. Auch beim Aufschlag im Freien wird durch die Schwarz-pulverladung eine günstigere Verteilung der Brandmasse erzielt. Der klebrige Zustand verhindert dabei ein zu feines Zerstäuben, wie es bei den Füllungen der bisherigen Flüssigkeits-bomben eintrat.

Englisches
schwimmen-
des Rauch-
Kurssignal
Mk I
(Abb. 62)

113.

Allgemeine Hauptteile des Rauch-Kurssignal (See):

  Gesamtlänge: 560 mm
  Durchmesser: 146 mm
  Gesamtgewicht: etwa 5 kg
  Raucherzeuger: einfache Rauchkerze
  Art der Zündung: Zünder Nr. 23 über Anfeuerungssatz und Zeitzündschnur von 20 Sek.
  Zeitdauer der Rauchentwicklung: etwa 6 Min.
  Farbe des Rauches: weiß
  Beschreibung:
    Das Rauchsignal besteht aus folgenden Hauptteilen:
        1. dem Behälter
        2. dem Zündsystem
        3. dem Rauchsatz.
    1.

Der Behälter besteht aus Stahlblech und wirkt als Schwimmkammer, in welche die Zündvorrichtung und der Rauchsatz eingebaut sind. Der kegelförmige Teil des Leitwerkes ist in das Gebäude eingesetzt und wird, nachdem alle inneren Teile eingebaut sind, wasserdicht verlötet. Die Aufhängeöse sitzt zwischen zwei Steuerflügeln. Ein Leitring aus dünnem Weißblech umgibt 3 Steuerflügel, mit denen der verlötet ist. Im Bodenstück des kegelförmigen Leitwerkteiles befindet sich eine Mundlochbuchse, in die während der Lagerung und während des Transportes eine Verschlußschraube eingeschraubt ist. Wenn das Sig-nal zum Gebrauch fertig gemacht wird, muß der Zünder Nr. 23 für Rauchsignal Mk I eingeschraubt werden. Hinten am Ende des kegelför-migen Leitwerkteiles ist seitlich ein Loch vorgesehen, in das das Ab-blaserohr einmündet. Es ist durch eine dünne aufgelötete Blechplatte verschlossen. Diese Abschlußplatte ist mit einer Abreißvorrichtung ver-sehen, die aufgeklebt ist. Sie wird vor dem Abwurf abgerissen und dient sonst zum luftdichten Abschluß während der Lagerung. Das Ab-blaserohr wird durch die Blechplatte in der Mitte festgehalten, durch deren Mittenbohrung es hindurchgeführt wird, und endet dann im Dek-kel des Rauchbehälters, mit dem es verlötet ist. Die Stahlspitze hat in-nen eine Ausdrehung, die zur Aufnahme des Rauchsatzes und von dessen Halterung dient. Andererseits ist die Spitze mit der Schwimm-kammer verlötet. An der Stelle, wo der zylindrische Teil der Bombe in die Spitze übergeht, ist ein Bremsring aus Weißblech herumgelegt.

    2.

Die Zündvorrichtung besteht aus der Grundladung mit zwei Bohrungen als Gasabzugslöchern, die mit je einer Papierscheibe überklebt sind. Das Sicherheitszündröhrchen mit Zeitzündschnur, dessen beide Enden durch angewürgte Messingröhrchen gesichert sind, beginnt ungefähr 1 mm unterhalb der Grundladung im Messinggehäuse des Zünders und führt zur Messingkappe in dem Behälter des Rauchsatzes. Dort endet es in einem Anfeuerungssatz, der mit einem kleinen Pappdeckel abge-schlossen ist. Das Abblaserohr mündet ebenfalls in die obere Kappe des Rauchsatzbehälters und ist dort durch die lackierte Scheibe luft-dicht verschlossen. Diese Scheibe ist an der Innenseite der Abschluß-kappe des Behälters angeklebt. In der Mitte ist die Zeitzündschnur durch eine Art Isolierband an dem Abblaserohr festgelegt.

    3.

Aufbau des Rauchentwicklers: der Behälter besteht aus einem Weiß-blechzylinder, der innen mit braunem Papier ausgeklebt ist. Er enthält ungefähr 1 kg Nebelmasse. Auf diese Nebelmasse ist der Anfeuerungs-satz II aufgepreßt, auf dem ein schwächerer, nicht gepreßter Anfeue-rungssatz I sitzt. Eine Dichtungsscheibe sitzt darauf und hält die Teile zusammen. Über der lose gepreßten Masse sitzt noch ein dünnes Plättchen aus Zündpapier, das einen Verbindungskanal mit einem Flammsatz berührt und diesen zur Entzündung bringt.

    4.

Zündung: Die Verschlußschraube mit ihrem Dichtungsring muß abge-schraubt und herausgenommen werden. Dann wird der "Zünder für Rauchsignal Nr. 23 Mk I" in dieses Gewinde eingeschraubt.

 
 

Wirkungsweise: Beim Aufschlag auf das Wasser schießt der Schlagbolzen des Zünders nach vorn und entzündet durch ein Zündhütchen die Grundla-dung; ihr Feuerstrahl setzt die Zeitzündschnur mit etwa 20 Sek. Verzöge-rung in Brand, die dann den Anfeuerungssatz, das Zündpapier, den Flamm-satz und die beiden Eingangsladungen entzündet. Der entstehende Gas-druck drückt die Dichtungsscheiben heraus, die die beiden Enden des Ab-blaserohres verschlossen hielten. Es wird ungefähr 6 Minuten lang Rauch erzeugt.

 

 

Entschärfung: Der Zünder hat gewöhnliches Rechtsgewinde und kann von Hand herausgeschraubt werden. Eine etwa notwendige Beförderung des Signals ist mit der Spitze schräg nach oben quer zur Fahrtrichtung vorzu-nehmen.

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