Der Munitionsverbrauch im Osten 1941 - 1945III. Beispiele des Munitionsverbrauches im operativen Rahmen
Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
II. Der Munitionsverbrauch im operativen Rahmen
Rückblick auf die Leistungen der deutschen Rüstungsindustrie
1942 - 1944

Neben den militärischen Tatsachen ist ein Blick auf die deutsche Rüstungsindustrie ab 1942 notwendig, um das Bild der kriegsbedingten Anstrengungen Deutschlands, vollstän-dig zu sehen, eine Überlegenheit über seine Gegner zu erreichen.

In einigen Programmen und Schwerpunktfertigungen mußten den jeweiligen dringendsten Erfordernissen der Front Rechnung getragen werden. Auch die Entwicklung neuer, besse-rer Waffen und damit auch der dazugehörigen Munition, sowie die Änderung der Verhält-nisse, die die deutsche Führung von einem Angriffskrieg immer mehr zur Defensive zwang, machten eine entsprechende Umstellung der industriellen Fertigung notwendig. Neben der Panzerfertigung bekam die Erzeugung von Sturmgeschützen und Panzerjägern immer mehr Bedeutung. Der Ausstoß von Flakgeschützen hat sich von 1942 bis 1944 verdreifacht. Besondere Bedeutung kam 1944 dem "Infanterieprogramm" zu. Gegenüber der starken Überzahl an Maschinenwaffen – Maschinenpistolen bei den Russen, automatische Geweh-re und Maschinengewehre bei den Westgegnern – war die Feuerkraft der deutschen In-fanterie unterlegen geworden. Eine erhebliche Steigerung der Produktion moderner Schnellfeuerwaffen für die Infanterie mußte eingeleitet werden; Verdoppelung der Her-stellung von Maschinengewehren, Forcierung der Produktion des Sturmgewehrs von 100 Stück monatlich Mitte 1943 auf rund 30.000 Stück im August 1944.

Auf dem Munitionssektor wurde die Fertigung von Pak- und Kampfwagenmunition verviel-facht, im Vergleich zu 1942 vervierfacht, gegenüber 1941 verzwanzigfacht. Änhliche Steigerungen verzeichnete die Flakmunition. Der Anteil der leichten und schweren In-fanteriemunition an der gesamten Munitionsfertigung stieg von 6 vH Anfang 1942 auf 24 vH im August 1944. Massierte Feuerwirkung mußte das alte Ausbildungsprinzip des deutschen Heeres, "Jeder Schuß ein gezielter Treffer", ersetzen. Vor allem aber muß noch die Einführung der "Panzerfaust" erwähnt werden, deren Fertigung von 8.000 Stück im August 1943 auf die gigantische Zahl von 400.000 Stück im Mai 1944 anstieg. Ähnliches im Bezug auf Entwicklung und Fertigung ist im Rahmen der "Unterseeprogramme" der Ma-rine und in der deut-schen Luftrüstung zu verzeichnen. (ANLAGE 19)32)

Wert der Rüstungsendfertigung in wichtigen Gruppen
Gruppe

Anfang 1942

Mitte 1944

Zunahme in vH

Millionen RM je Monat+)

Panzer

37

232

527

Kraftfahrzeuge

52

82

58

Zugkraftwagen

20

49

145

Flugzeuge

441

1.446

228

Kriegsschiffe

88

206

134

Munition

221

754

241

Waffen

67

279

316

Pulver

30

74

147

+) in gleichbleibenden Preisen errechnet.
Quelle: Rüstungsindex des Planungsamtes.

Die Munition erreichte nachstehenden Anteil am Gesamtwert der Rüstungsendfertigung in vH nach der Berechnung des Rüstungsindexes durch das Planungsamt:

Gruppe

1942

 

1943

 

1944

 

Anfang

Mitte

Ende

 

Mitte

Ende

 

Ende

Munition

23.1

29.2

30.6

 

24.6

31.5

 

25.4

im Vergleich dazu

 

 

 

 

 

 

 

 

Panzer

3.8

3.6

4.7

 

6.4

7.9

 

8.3

Kraftfahrzeuge

5.4

5.2

5.0

 

4.8

3.5

 

3.0

Zugkraftwagen

2.1

1.8

1.6

 

1.8

2.0

 

1.7

Flugzeuge

46.1

38.7

36.3

 

41.9

35.7

 

45.9

Kriegsschiffe

9.3

12.1

10.9

 

9.7

6.6

 

5.6

Waffen

7.0

6.6

8.2

 

9.7

6.6

 

5.6

Pulver

3.2

2.8

2.7

 

2.8

3.1

 

2.5

In gleichbleibenden Preisen erechnet.
Nach dem Rüstungsindex des Planungsamtes.33)

Eine Gegenüberstellung der erreichten Höchstwerte der monatlichen Munitionsfertigung im 1. und 2. Weltkrieg zeigt die ANLAGE 20.

Welche Anstrengungen die deutsche Industrie Ende 1944 und in den letzten Kriegsmona-ten 1945 gemacht hat, um der hart kämpfenden Front das Nötigste im Rahmen der schon erwähnten Programme, des Verteidigungs- und Infanterieprogramms, in die Hand zu ge-ben, zeigt nachstehende Übersicht über die Ausstoßziffern von Waffen und Munition im Frühjahr 1945 nach den Unterlagen des Planungsamtes:

Gerät

Einheit

1944

1945

Juli

Jänner

Februar

März

Volksgewehr 1000 Stück

––

8.4

19.9

24.7

MP 38 u. 40 1000 Stück

11.4

25.7

30.0

30.0

Sturmgewehr 44 1000 Stück

20.5

41.7

34.3

48.6

Flammenwerfer 1000 Stück

3.8

4.7

6.4

8.1

Granatwerfer 21 cm Stück

––

45

30

18

lInfGesch. Stück

190

204

165

180

Munition MP 44 Mill. Stück

46.8

110

100

70

Munition 3.7 Flak Mill. Stück

2.0

2.4

2.4

2.6

Munition 8.8 Flak Mill. Stück

1.1

1.2

1.26

1.1

Faustpatrone, groß 1000 Stück

120

1200

1150

429

Faustpatrone, klein 1000 Stück

72

6

6

523

Sturmgeschütz 38 t Stück

83

436

401

301

         

34)

Wenn auch diese Zahlen von außerordentlichen Anstrengungen und Einzelleistungen zeu-gen, so mußte doch die Produktion der entscheidenden schweren Waffen, der Artillerie, Panzer und der schweren Munition in der Erzeugung infolge mangelnder Rohstoffe der-art gedrosselt werden, daß der Nachschub nicht mehr annähernd gedeckt werden konnte. Daß dies besondere militärische Konsequenzen zur Folge haben mußte, war klar.

Die schon 1944 auf große Ausstoßzahlen gebrachte Produktion der Panzerfaust erreichte im Dezember 1944 allein 13 Millionen Stück. Der ständige Luftkrieg und der konzentrierte Angriff auf das Ruhrgebiet hatte große Teile der Rüstungsindustrie lahmgelegt. Das Ver-kehrsnetz war in Unordnung. Die geforderten Ausstoßziffern konnten nicht mehr er-reicht werden. Wie weit diese hinter den Planungen für das Jahr 1945 zurückliegen zeigt nachstehende Übersicht:

Soll und Ist der deutschen Rüstungsendfertigung im Frühjahr 1945

(Werte: Januar/Februar 1942 = 100)

Gruppe

Programm vom

Soll

IST

 

 

Jan.

Feb.

März

Dez.

Jan.

Febr.

März

Panzer

Dez. 1944

872

916

928

1208

557

385

221

Flugzeuge

9. Jan. 1945

371

384

411

597

231

168

136

Kraftfahrzeuge

Dez. 1944

110

118

131

152

60

44

––

Zugkraftwagen

5. Dez. 1944

261

294

310

385

147

129

––

Schiffe

Dez. 1944

374

397

402

362

164

143

109

Munition

5. Dez. 1944

351

372

380

––

224

191

157

Unterlagen des Planungsamtes.35)

Daß sich das Kräfteverhältnis36) unter den Gegebenheiten des verschärften Bombenkrie-ges nach 1943 weiterhin zu Gunsten der Gegner Deutschlands erhöht hat, steht außer Zweifel, auch wenn hierfür noch keine exakten Zahlen zur Verfügung stehen. Eine Über-sicht über die auf dem europäischen Kontinent abgeworfene Bombenlast rechtfertigt zu-sätzlich den Produktionsausfall und bestätigt die aufgezeigte Entwicklung:

1940 1. Vierteljahr

0

1942 1. Vierteljahr 6.8  
  2. Vierteljahr

2.5

  2. Vierteljahr 15.0  
  3. Vierteljahr

6.0

  3. Vierteljahr 17.7  
  4. Vierteljahr

5.1

  4. Vierteljahr 11.0  
   

 

       
1941 1. Vierteljahr

4.7

1943 1. Vierteljahr 30.8  
  2. Vierteljahr

11.3

  2. Vierteljahr 51.1  
  3. Vierteljahr

13.6

  3. Vierteljahr 66.2  
  4. Vierteljahr

7.6

  4. Vierteljahr 58.1  
   

 

       
   

 

1944 1. Vierteljahr 114.4  

Angaben in 1000 short tons.

2. Vierteljahr 336.6 37)

In der Folge soll an einigen Beispielen der Munitionsverbrauch im operativen Rahmen für die Hauptkampfarten – Angriff, Verteidigung und Verfolgung – aufgezeigt werden. Man muß sich aber dabei vor Augen halten, daß die zur Erfüllung eines bestimmten Kampfauf-trages notwendige Munitionsmenge in jedem Einzelfall auch von Faktoren abhing, die nicht nur in der zur Verfügung stehenden Munitionsmenge ihre Grundlage hatten. Wie im-mer bestimmte in erster Linie der Feind mit seinem Verhalten und seiner Waffenausstat-tung, aber auch das Gelände und die Witterungsverhältnisse den Verschuß.

Der Munitionsverbrauch im Osten 1941 - 1945III. Beispiele des Munitionsverbrauches im operativen Rahmen