II. Wirkungsweise und Aufbau der Kondensatorzünder: 1. AufschlagzünderKapitel 3, Weitere Möglichkeiten für elektrische ZündungenInhaltsverzeichnis
Entwurf einer Zündervorschrift - 3. Teil: Technische Grundlagen der elektrischen Zünder für Abwurfmunition
II. Wirkungsweise und Aufbau der Kondensatorzünder

2. Zeitzünder

a) Wirkungsweise der Zeitzünder

Der Kondensator-Zeitzünder ist nach dem gleichen vereinfachten Schaltbild wie Abb. 1 aufgebaut. Im Gegensatz zum Kondensator-Aufschlagzünder besitzt er an Stelle des durch den Aufschlag betätigten Aufschlagkontaktes nach Abb. 13 bis 15 eine spannungs-abhängige Einrichtung, eine "Überschlagsröhre". Diese Überschlagsröhre hat die Eigen-schaft, bis zu einer bestimmten Spannung keinerlei Strom durchzulassen. Bei Überschrei-tung dieser Spannung, der "Zündspannung", wird sie plötzlich stromdurchlässig. Unter Berücksichtigung dieser Eigenschaft ergeben sich, wie Abb. 20 zeigt, folgende Vorgänge:

Der Speicherkondensator erhält, wie beim Aufschlagzünder im Augenblick des Bombenab-wurfe über die Kontakte a und b (Abb. 19) aus der Ringleides Flugzeuges durch Aufladung eine bestimmte Spannung, die "Speicher-Überspannung". Über den hochohmigen "Umlade-widerstand" gibt der Speicherkondensator seine Ladung an den Zündkondensator ab. Da-durch steigt auch hier in diesem Zündkondensator die Spannung allmählich an, wie die Abb. 20 zeigt. Solange die Spannung im Zündkondensator noch kleiner ist als die obener-wähnte Zündspannung der Überschlagsröhre, kann vom Zündkondensator aus kein Strom über das Zündmittel fließen. Die Röhre ist durchaus stromundurchlässig. Hat die Spannung im Zündkon-densator den Wert der Zündspannung der Röhre erreicht, so wird die Röhre plötz-lich stromdurchlässig. Es fließt vom Zündkondensator ein Strom durch die Röhre und somit auch über das Zündmittel und verursacht die Zündung.

Abb. 19
Wirkungsweise des Zeitzünders (vereinfachtes Schaltbild)

Durch die Einschaltung eines hochohmigen Widerstandes zwischen Speicherkondensator und Zündkondensator, ist bei einer bestimmten Aufladespannung eine bestimmte Zeit bis zur Erreichung der Zündspannung der Überschlagsröhre erforderlich. Die Zeit, in der die Spannung im Zündkondensator bis auf den Wert der Zündspannung anwächst, ist davon abhängig, wie groß man im Augenblick des Abwurfes die Aufladespannung für den Spei-cherkondensator wählt. Ist die Aufladespannung groß, so steigt die Spannung im Zünd-kondensator rasch an; ist sie klein, so steigt sie langsam an. Man erhält in ersteren Fall nach einer kurzen Zeit Zündung, in letzterem nach einer langen. Abb. 21 zeigt, wie durch Wahl verschiedener Aufladespannungen sich die entsprechenden Zeiten vom Augenblick der Aufladung des Speicherkondensators bis zum Überschlag an der Röhre und damit bis zur Zündung ergeben. Eine andere Möglichkeit, verschiedene Zeiten vom Augenblick der Aufladung bis zur Zündung zu erhalten, besteht darin, daß man den Zündkondensator beim Abwurf eine mehr oder weniger große Vorspannung erteilt, die über den Kontakt (c) zugeführt wird (Abb. 22).

Abb. 20
Zeitlicher Spannungsanstieg
Abb. 21
Abhängigkeit der Zündzeiten von den Aufladespannungen
Abb. 22
Wirkungsweise des Zeitzünders mit veränderlicher Vorspannung

In diesem Fall erhält der Speicherkondensator eine feste Spannung, die für alle einstellba-ren Zeiten den gleichen Wert hat. Der Spannungsverlauf im Speicher- und Zündkonden-sator solcher Zeitzünder mit fest eingestellter Hauptspannung für die Speicherkondensa-toren und veränderlicher Vorspannung für die Zündkondensatoren sowie die sich daraus ergebenen Zeiten sind aus Abb. 23 zu ersehen. Aus gleicher Abbildung ist ersichtlich, daß die Vorspannung sogar negativ gewählt werden kann (Aufladespannung für den Zündkon-densator U3), wodurch sich eine weitere Zündzeitverlängerung erzielen läßt (t3). Wäh-rend der Umladezeit wird die negative Ladung des Zündkondensators durch die vom Spei-cherkondensator nachfließende positive Ladung langsam vernichtet. Die negative Span-nung nimmt somit ab, erreicht den Wert Null und wächst von diesem Augenblick im positi-ven Sinn bis zur Röhrenzündspannung an.

Abb. 23
Abhängigkeit der Zündzeiten von der Vorspannung des Zündkondensators

Hieraus folgt, daß zur Wahl verschiedener – im Gegensatz zum mechanischen Zünder – keine Einstellung am Zünder vorgenommen werden muß. Durch entsprechende Wahl der Aufladespannungen können von entfernter Stelle aus beim Abwurf die gewünschten Zei-ten eingestellt werden.

b) Sicherheiten der Zeitzünder

Ein elektrischer Zeitzünder besitzt selbstverständlich die gleiche Sicherheit wie ein elek-trischer Aufschlagzünder. Er ist transport-, handhabungs- und rollsicher, da er seine elektrische Energie erst im Augenblick des Abwurfes bekommt und ohne diese vollkommen zündungsunfähig ist.

Er ist auch abwurfsicher, da die Aufladung erst beim Abwurf nach einer kurzen Sicher-heitsfallstrecke erfolgt und die Spannung im Zündkondensator erst nach der Aufladung allmählich ansteigt. Bei Zeitzündern, bei welchen, wie beschrieben, nicht nur der Zünder-speicherkondensator, sondern auch der Zündkondensator aufgeladen wird, sind im Zünder und im Flugzeug automatische Vorkehrungen getroffen, die bewirken, daß die Spannung im Zündkondensator in keinem Fall einen unzulässig hohen Wert erreicht.

In gleicher Weise ist beim elektrischen Zeitzünder "Blindwurf" möglich. Der Hauptschalter ist im Zünderschaltkasten auf "Aus" zu stellen.

c) Aufbauteile des Kondensator-Zeitzünders.

Kondensator, Widerstände und Zündmittel sind bei elektrischen Zeitzündern in ihrem Auf-bau die gleichen, wie sie für die Aufschlagzünder beschrieben wurden.

Die Überschlagsröhre

Die im Abschnitt "Wirkungsweise" erwähnte Überschlagsröhre besteht, wie Abb. 24 zeigt, aus einem hohlen Glaskörper (a). In diesem Körper befinden sich, einander gegenüber, an Halterungen eingeschmolzen, zwei halbkugelige Blechkörper (b und c), die "Elektroden". Von diesen führen durch das Glas hindurch die Anschlußdrähte (d und e) nach außen. Das Innere der Röhre ist mit einem Sondergas gefüllt. Nach der Füllung wird die Röhre am Stutzen (f) zugeschmolzen. Durch den Glaskörper (a) sind die beiden Elektroden (b und c) voneinander isoliert, und somit kann kein Strom vom Anschlußdraht (d) zum Anschluß-draht (e) fließen. Erst bei einer bestimmten Spannung, der Zündspannung, wird das in den Glaskörper eingeschloßene Sondergas stromdurchlässig und ermöglicht einen Über-schlag von der Elektrode (b) zur Elektrode (c).

Abb. 24
Überschlagsröhre

 

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