Belehrungsblatt 9 (Ziffern 305 bis 310)Belehrungsblatt 9 (Ziffer 316, I. Auszug) Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 9
Neues
sowjetisches
Phosphor-
abwurfmittel
311.

Meldungen von der Ostfront besagen, daß Phosphorbrandmasse in Behäl-tern abgeworfen werden, die die Form einer Flußmuschel in der Größe von etwa 25 X 15 X 10 cm haben. Die Muscheln sind entweder aus dünnem Preßstoff oder aus Blechsegmenten, die leicht verlötet sind, angefertigt. Sie zerplatzen beim Aufschlag und verspritzen ihren Inhalt, der bei Luftzu-tritt brennt. Brandmasse enthält Benzin, Benzol, Kunstharz und sehr viel Phosphor, so daß sich starke Phosphornebel bilden und angegriffene Erdab-wehrwaffen in der Sicht stark behindert werden. Bisher wurden von diesen Brandmitteln noch keine Untersuchungen vorgenommen, so daß eine ge-naue Beschreibung erst im nächsten Belehrungsblatt gegeben werden kann. Dem Vernehmen nach sind 30 bis 40 Stück in Abwurfbehältern einge-baut, deren Wände sich nach einem bestimmten Fallweg öffnen. Brände können mit Sand und Wasser gelöscht werden. Vermutlich stellen diese Brandmuscheln eine verbesserte Form der früher gemeldeten Brandkugeln dar, wobei offenbar eine bessere Raumausnutzung im Abwurfbehälter er-reicht wird.

US.-amerika-
nische Blitz- lichtbombe "Photo-Flash
M 46"
(Abb. 333)
312.

Unter Verwendung der Stahlblechhülle der Flüssigkeitsbombe M 47 = 100 LB wurde die Blitzlichtbombe M 46 hergestellt. Die Hülle unterscheidet sich von der Flüssigkeitsbombe nur dadurch, daß das kegelige Heckteil mittels Bajonettverschlusses am zylindrischen Bombenmantel abnehmbar befestigt ist. Außerdem ist bei der Blitzlichtbombe das viereckige Leitwerk hinten durch eine quadratische Stahlplatte verschlossen (erhöhte Brems-wirkung). Anstrich der Bombe blaugrau, Länge ohne Leitwerk 800 mm, Leit-werk 205 mm, Dicke des Bombenmantels 1 mm. Die Bombe enthält 14 kg Blitzlichtpulver, das in einer Preßpapphülle im Kopfteil untergebracht ist. Durch eine Holzplatte als Zwischenboden wird der Bombenkörper in zwei Teile gegliedert. Der hintere Raum wird durch eine leere Pappröhre ausge-füllt. Als Abschluß des hinteren Raumes am Ende des zylindrischen Bom-benteils dient eine Stahlblechscheibe von 1 mm Dicke.

   

Die zur Aufnahme des Blitzlichtpulvers verwendete Papphülle hat eine Län-ge von 430 mm und einen Durchmesser von 594 mm. Die Länge der leeren Papphülle beträgt 265 mm bei 195 mm Durchmesser. Das Blitzlichtpulver besteht aus 60% Magnesium-Aluminiumspänen und 40% Kaliumchlorat.

Zünder:

Uhrwerksleuchtbombenzünder M 111 mit Windradentsicherung und Auslö-sung durch seitlich herausgerissenen Auslösebolzen, verstellbar von 15 bis 93 S. Ob es sich bei diesen Zahlen um Laufzeiten in Sekunden oder Mar-kierungen für die Abwurfhöhe handelt, wird noch ermittelt.

Sowjetische
Schlachtflie-
gerbombe
1,8 kg Bau-
muster RG-2
(Abb. 334)
313.

Die Bombe dient zur Erzeugung von Luftsprengpunkten bei Tiefangriffen mit guter Splitterwirkung auf etwa 75 m im Umkreis gegen lebende Ziele. Der kugelförmige Stahlgußkörper enthält 75 g Trinitrotoluol, das durch einen eingeschraubten Handgranaten-Abreißzünder mit 3 Sekunden Brenndauer über eine Sprengkapsel zur Detonation gebracht wird. Zum Schutz des ab-werfenden Flugzeuges gegen Splitter dieser Bombe ist sie mit einem Fall-schirm versehen, so daß sie bis zum Eintritt ihrer Detonantion genügend weit hinter dem Flugzeug zurückbleibt. Der Fallschirm ist in einem zylindri-schen Behälter untergebracht, dessen Deckel mit einer Anschlagnase ver-sehen ist, die beim Herausfallen aus dem Schüttbehälter den Deckel öffnet, den Fallschirm herausreißt, der sich dadurch unmittelbar hinter dem Flug-zeug öffnet und den Zünder abreißt. Entschärfungsanweisung s. Abb. 334.

Wirkungsweise des Abreißzünders:

Die Fallschirmleine reißt einen Auslösesplint aus der Zünderhülse heraus und entriegelt den Auslösehebel. Dieser kippt unter dem Federdruck des gespannten Schlagbolzens um und gibt den Schlagbolzen frei, der das Zündhütchen ansticht.

Britische
Panzer-
bombe
SAP 60 LB
mit Raketen-
antrieb
(Abb. 248 u
Abb. 248a)
314.

Die Panzerbombe SAP 60 LB wurde bisher von Jagdflugzeugen zu je 4 Stück unter den Tragflächen hängend mitgeführt und im Tiefangriff nach vorn abgeschossen.

Sie enthält als Sprengladung 6 kg Trinitrotoluol, was bei einem Bombenge-wicht von 24 kg einem Sprengstoffanteil von 25 v.H. entspricht. Der Rake-tensatz wiegt 5,1 kg und hat nach den bisherigen Beobachtungen Brenn-dauer für einen Flugweg von etwa 1000 m. Die geschätzte Zusatzbe-schleunigung dürfte etwa 200 bis 250 m in der Sekunde betragen. Der An-feuerungssatz für den Treibsatz wird elektrisch gezündet und befindet sich am vorderen Ende des Treibsatzes, so daß durch die am Treibsatz vorbei-streichenden heißen Pulvergase eine Beschleunigung des Abbrandvorgan-ges erreicht wird.

Anfeuerungssatz = 15 g Kaliumnitrat + Magnesium

Treibsatz = 5,1 kg Nitrozellulosepulver.

Ein in der konischen Raketendüse untergebrachter Beutel mit 600 Gramm Silikagel dient als Trocknungsmittel (Schutz gegen Luftfeuchtigkeit). Die Bombe selbst besitzt einen Heckzünder (Aufschlagzünder, Baumuster Nr. 865). Der Zünder arbeitet mit einem Trägheitsschlagbolzen und Kugelsiche-rung, die durch Eindrücken einer Membran infolge des Gasdruckes der Ra-ketenladung ausgelöst wird. Beim Aufschlag sticht der Schlagbolzen unter Überwindung seiner Abstandsfeder das Zündhütchen an, das über einen Verzögerungssatz die Übertragungsladung und damit die Bombe zündet. Da der Schlagbolzen eine starke Abstandsfeder hat, können blindgegangene Bomben mit der Spitze schräg nach oben unter Vermeidung von Erschütte-rungen befördert und entschärft werden. Zünderschnittbild folgt aus Zeit-mangel später.

Entschärfung durch Ausbau des Zünders möglich. Vorher ist das außen auf den Zünder aufgeschraubte Raketenrohr zu lösen, was nach Eindrücken mehrerer Stifte eines kreisförmigen Federringes durch Abschrauben möglich ist.

Die Bombe hat ein flossenstabilisiertes Leitwerk, dessen 4 Flügel zusam-menlegbar sind. Die Gleitklauen sind ebenfalls für die Beförderung abnehm-bar. Wird die Bombe aus kürzerer Entfernung als 100 m abgeschossen, so wird bei der Detonation das Raketenrohr mit dem noch brennenden Rake-tensatz fortgeschleudert. Dieser Raketensatz hat infolge der hohen Tem-peratur des Restabbrandes brandstiftende Wirkung, so daß häufig irrtümlich angenommen wird, es handele sich um eine Spreng-Brandbombe.

Es ist damit zu rechnen, daß auch ähnliche Raketenbomben mit Zeitzün-dern oder empfindlichen Kopfzündern für Luftkämpfe oder lebende Ziele auftauchen werden. Entsprechende Feststellungen sowie sichergestellte etwaige Blindgänger sind sofort zu melden.

Neue sowje-
tische
Spreng-
Brandbombe
100 kg
(Abb. 335)

315.

Die in Belehrungsblatt 8 Ziffer 199 und Abb. 181 beschriebene Spreng-Brandbombe enthielt neuerdings auch Elektron-Thermitbrand bomben vom Baumuster ZAB-1-E, wie sie in Abb. 148 Ziffer 183 dar gestellt sind. Unter-lagen über die Wirkung und Zusammensetzung des Sprengstoffes im Ver-gleich zu früheren Spreng-Brandbomben oder zur Sprengbombe FAB 100 kg fehlen noch.

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