Belehrungsblatt 8 (Ziffern 208 bis 212)Belehrungsblatt 8 (Ziffern 216 bis 219)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 8
Engl. Nebel-
kanister
Bomb-Smoke
100 LB Phos.
(Abb. 193)
213.

Beim "Landungsversuch-Dieppe" wurden erstmalig englische Nebelkanister mit Phosphorinhalt abgeworfen. Die englische Bezeichnung lautet: "Bomb-Smoke 100 LB Phos.". Es handelt sich hierbei um die gleichen Kanister, wie sie früher zum Abwerfen von Brandmitteln (siehe Abb. 24) Anwendung ge-funden haben. Anstrich dunkelgrün. Die neuen Kanister sind jedoch zusätz-lich mit zwei weiteren Handgriffen und einer Steuerfahne aus Leinwand versehen. Gesamtgewicht 45 kg, Gewicht der leeren Hülle 5,4 kg. Der Zün-der Nr. 854 für allseitigen Aufschlag reißt den Kanister mit Hilfe einer Auf-reißladung auseinander und spritzt den Inhalt von 39,6 kg gelbem, einge-gossenen technischem Phosphor umher. Der umherspritzende Phosphor dient einerseits zur Bekämpfung lebender Ziele (z.B. leichter Flakeinheiten), andererseits wird durch den entstehenden Phosphoroxyde ein dichter Ne-belvorhang gebildet.

Da die Kanister fast immer beim Aufschlag in den Nähten aufplatzen und der dort zu Tage tretende Phosphor eine sofortige Entzündung bewirkt, kommt es bei Blindgängern vor, daß die Aufreißladung erst nach einigen Stunden detoniert. Blindgänger sind daher sofort mit nassem Sand vor Luftzutritt zu schützen. Vernichtung der Blindgänger in Gruben, die mit Rei-sig überdeckt sind, mit Hilfe eines aufgelegten Sprengkörpers 28 durch Sprengung. Die Reste sind abzubrennen und dann mindestens 1 m tief zu vergraben. Der Zünder kann leicht ausgeschraubt werden, die Aufreißla-dung läßt sich dann herausnehmen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Ba-kelitzünder häufig vollkommen abbricht und dadurch unwirksam wird.

Engl. Panzer-
bombe
AP 2000 LB
(Abb. 194)
214.

Die in Ziffer 114 (Belehrungsblatt 4) bereits gemeldete englische Panzer-bombe AP 2000 LB wurde bisher nur gegen Schiffsziele geworfen und aus diesem Grunde wurden keinen Blindgänger gefunden. Die in Abb. 194 dar-gestellte Bombe wird wahrscheinlich mit Zünder 28 oder 30 und Detonator m.V. 0,12 Sekunden oder aber mit dem Zünder Nr. 34 geworfen. Die ge-nauen Abmessungen des Leitwerkes sind ebenfalls noch nicht bekannt. Blindgänger sind sicherzustellen und zu melden, damit Zünder und Leitwerk untersucht und zeichnerisch dargestellt werden können.

Farbkenn-zeichnung engl. Abwurf- munition
215.

Die im Beiheft 1 zur L.Dv. 764 auf Seite 5 gegebene Aufstellung über die Farbkennzeichnung der englischen Abwurfmunition erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da zur damaligen Zeit noch nicht alle Bomben bekannt waren und andererseits neue Farbanstriche, wahrscheinlich aus Werkstoff-ersparnisgründen, aufgetaucht sind. Soweit sich aus Beuteschriftstücken (Ausbildungvorschrift für das englische Munitionspersonal) und den inzwi-schen geborgenen Blindgängern erkennen läßt gilt z.Zt. folgende Farbkenn-zeichnung:

 
  I.

Sprengbomben:

     

Sie wurden bis zum Juni 1942 grundsätzlich gelb bis dunkelgelb gestri-chen. Dieser Anstrich geschah in der Fertigungsfirma. Nach Durchlau-fen der Füllstelle und Einfüllen des Sprengstoffes erhalten sie einen grünen Ring zur Kennzeichnung, daß die mit Sprengstoff gefüllt sind. War die Bombe mit reinem Trinitrotoluol gefüllt, so befand sich auf dem grünen Ring in schwarzen Buchstaben aufschabloniert T.N.T. Der grü-ne Ring ist an der dicksten Stelle der Bombe oder bei zylindrischen Bomben an vorderen Drittel des Zylinderteiles angebracht. Ist die Bombe mit Hexogen-Trinitrotuluol-Gemisch gefüllt, so erhält der grü-ne Ring die schwarzen Buchstaben HDX-TNT. Handelt es sich um die Mi-schung Hexogen-Amatol, so ist das Wort "AMATEX" aufschabloniert und eine Zahlengruppen, z.B. 51/40/9, gibt das Mischungsverhältnis an. Ist die Bombe mit Ammoniumnitrat-Trinitrotuluol-Gemisch gefüllt (englische Bezeichnung Amatol), so erhält die Bombe an drei Stellen, die um 120° versetzt sind, am zylindrischen Teil zwischen Heckteil und dem grünen Ring in schwarzen Buchstaben einen Bruch aufschablo-niert, z.B. 80/20, wenn die Bombe mit 80 v.H. Ammoniumnitrat und 20 v.H. Trinitrotuluol gefüllt ist. Die Kennzeichnung ist also genau umge-kehrt wie die bei deutschen Bomben übliche. Ist die Bombe mit Bara-tol, einem Gemisch aus Bariumnitrat und Trinitrotuluol, gefüllt, so be-kommt sie die Bezeichnung "Bar 90/10" oder einen anderen Bruch für das Mischungsverhältnis.

     

Wird die Bombe in der Munitionsanstalt eingelagert und ist sie mit den Übertragungsladungen in ihren Mundlochbuchsen versehen worden, so erhält sie rund um die Spitze, mindestens aber im vorderen Drittel, ei-nen roten Ring.

     

Seit Juni 1942 erhalten die Bomben einen dunkelgrünen Grundanstrich. Ob es sich hierbei um Werkstoffersparnis oder um Einführung einer neuen Tarnfarbe handelt, konnte noch nicht ermittelt werden. An der Sprengstoffüllung und am Werkstoff des Bombenmantels hat sich je-doch nichts geändert.

 
  II.

Flugzeugminen,

     

die zur Verminung von Flußläufen und Wasserstraßen verwendet wer-den, erhalten die bei der englischen Marine übliche Kennzeichnung. Die Grundfarbe ist beigegrau, schwarz oder dunkelgrün. Sprengstoffüllung wird durch einen Ring aus grünen Kreuzen, Einbau der Übertragungsla-dung durch einen Ring aus roten Kreuzen gekennzeichnet.

 
  III.

Brandmunition

     

erhält grundsätzlich naturfarbenen Anstrich (farbloser Lack) oder schwarze Grundierfarbe und neuerdings auch in einzelnen Fällen den dunkelgrünen Anstrich, der wahrscheinlich eine Einheitsfarbe, ähnlich der deutschen Tarnfarbe, darstellt. Brandmittel werden durch einen dunkelroten, breiten Ring als solche gekennzeichnet. Sind Sprengmittel eingebaut, so erhalten sie noch einen zusätzlichen hellroten Ring.

 
  IV.

Leucht- und Signalmittel,

     

z.B. Leuchtbomben und Blitzlichtbomben, haben eine schwarzen An-strich und hellrote Ringe nach Einbau der Zündmittel. Handelt es sich um eine Blitzlichtbombe, so wird in weißer Schrift aufschabloniert "danger flash".

 
  V.

Buchstabenkennzeichnung

     

(schwarze Farbe bei hellem Grundanstrich und weißer Farbe bei dunk-len Körpern). Die große Buchstabengruppe gibt das Baumuster an, z.B. GP 500 LB, wobei LB mit großen Antiquabuchstaben geschrieben wird. Das Zei-chen LB bedeutet engl. Pfund = 0,453 kg. An anderer Stelle befindet sich dann z.B. das Zeichen "488 lb". Diese etwas kleinere Be-zeichnung steht in der Nähe des Bombenbodens und gibt das tatsäch-liche Gewicht der Bomben an, während die vorhergehende Bezeich-nung das Baumustergewicht angibt. Bei großen Minenbomben findet man noch die Bezeichnung "cross-wt" mit einer Zahl dahinter, die das tatsächliche Bruttogewicht angibt. Die Bezeichnung Mk mit römischen Ziffern, z.B. "Mk IV", bedeutet von dem betreffenden Baumuster, daß es sich um die vierte verbesserte Neukonstruktion handelt. Wird eine neue Munitionsart eingeführt, so erhält die automatisch die Bezeich-nung "Mk I". Enthält die römische Zahl als Zusatz ein großes lateini-sches A, z.B. "Mk IV A", so handelt es sich um ein englisches Baumus-ter, das in Amerika gefertigt und konstruktiv in Amerika verbessert worden ist. Die Kennzeichnung der Munitionsanstalt geschieht durch 1 oder 2 Buchstaben mit dem dahinterstehenden Datum, z.B. "Wh 25/2/27" = "Woolwhich, 25 Febr. 1927". Dazu kommt die Bezeich nung "LOT" mit einer arabischen Ziffer. Die Bezeichnung LOT bedeutet Liefe-rung. Ein viereckig umrandeter Stempel mit den Abkürzungen "AID" und einigen Ziffern stellt den Abnahmestempel das (Abkürzung von "air in-spektion departement"). Die Bezeichnung "I.C.I." mit einem schrägen Strich und einem dahinter gesetzten, großen lateinischen Buchstaben bedeutet "Imperial Chemical Industries", und der große Buchstabe be-deutet das Fertigungswerk. Befindet sich auf Munition und Packgefäs-sen die Bezeichnung "Gr" mit einer römischen Zahl, z.B. "Gr. XI", so be-deutet dies Gefahrengruppe XI nach den Sprengstoffeinlagerungsbe-stimmungen. Befindet sich auf dem Packgefäß oder einer unverpackten Bombe eine viereckige Zahl mit einem farbigem Kreis, der eine arabi-sche Ziffer umgibt, so bedeutet diese Ziffer die Gefahrenklasse für die Beförderung auf der Eisenbahn.

     

Das jetzige System der Farbkennzeichnung der englischen Bomben wurde im Jahre 1928 eingeführt. Die vorherigen Bezeichnungen waren etwa anders, haben jedoch z.Zt. keine Bedeutung mehr, da wahr-scheinlich sämtliche Munition umschabloniert worden ist. Es besteht aber die Möglichkeit, daß sich in alten Beutedruckvorschriften diese vor 1928 geltenden Bestimmungen noch befinden.

     

In einzelnen Fällen befinden sich auf den Bomben ein mit bunter Farbe aufschabloniertes Datum und ein bis zwei lateinische Buchstaben. Sie stellen das Kennzeichen der Untersuchungskommission dar, die zur Un-tersuchung von Munitionslieferungen eingesetzt wird, bei denen sich Anstände ergeben haben.

     

Bei einigen älteren Bombenfertigungen aus der Vorkriegs-zeit war auch die Nummer des vorgeschriebenen Zünders in der Nähe des Bombenbo-dens in schwarzer Farbe aufschabloniert, z.B. "PISTOL No. 28".

     

Die amerikanischen Bezeichnungen weichen etwas von den englischen Bezeichnungen ab. Die Verwendung der römischen Ziffern hat dort an-dere Bedeutung.

     

Befindet sich auf beiden Seiten des roten Ringes ein weißer Streifen (also insgesamt ein weiß-rot-weißer-Streifen), so handelt es sich um eine AP-Bombe, also eine ausgesprochene panzerbrechende Bombe (armour-piercing). Übungsbomben, die blind geladen sind, haben schwarzen Anstrich und einen roten Ring, wenn sie mit Zünder und Übertragungsladung versehen sind. Übungsbomben haben weißen An-strich mit zwei grünen Streifen.

     

Nachstehend aufgeführte Zusammenstellung der Farbkennzeichnungen englischer Bomben entstammt einer Beutevorschrift:

  Bombenart Farbe des
Körpers
Ring um
Körper
Ring um
Spitze
  Blind geladen schwarz gelb ---
  Scharfe Bombe gelb grün rot
  Sandgefüllte mit Über-      
 

tragungsladung

schwarz gelb rot
  Übungsbomben weiß --- ---
  Übungsbomben (Nebel) weiß grün ---
      (um Leitwerk)  
  Blitzlichtbomben (Üb.) --- 2 Ringe rot
      schwarz  
         

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