Belehrungsblatt 7 (Ziffern 161 bis 163)Belehrungsblatt 7 (Ziffern 170 bis 173)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 7
Engl. Brand sack für Störballone
(Abb. 126)
164.

Der Brandsack besteht aus zwei schlauchartigen Hüllen von 120 mm Ø und 1200 mm Länge aus paraffiniertem Sackleinen, die mit paraffinierter Holz-wolle gefüllt sind. An zwei Stellen sind Leinensäckchen mit insgesamt 250 g Anfeuerungssatz aus Thermit, Schwarzpulver und Kaliumchlorat ange-bracht. In jedem Säckchen sitzt ein Glühzünder, dessen Kabel zum elektr. Berührungszünder führen.

Der elektr. Berührungszünder enthält zwei handelsübliche Stabbatterien in einem Messingrohr. Parallel zum Messingrohr sind zwischen den Bakelitköp-fen gitterartig blanke Kontaktdrähte in etwa 1 bis 2 mm Abstand gespannt. Treibt der infolge Gasverlust niedergehende Ballon seitlich gegen einen Baum oder ein Gebäude, so werden die Kontaktdrähte gegen die Messing-hülse gedrückt, schließen den Stromkreis und zünden den Brandsack. Bei der Bergung darf der Zünder nicht berührt werden, bevor die Zuleitungs-drähte mit einem Messer oder einer Zange durchschnitten sind.

Abschuß und Behandlung treibender Ballone
165.

Da über den Abschuß und die Behandlung freifliegender im Laufe der Zeit von den verschiedensten Dienststellen Abschuß- und Behandlungsanwei-sungen herausgegeben wurden, die sich in einzelnen Punkten widerspre-chen, wurde vom R.d. L. u. Ob.d.L. General der Flakwaffe (L.In. 4) unter Az. 95 Nr. 10902/42 (II E) vom 8.4.1942 in Ergänzung zu den Ziffern 1377 des Luftwaffenverordnungsblattes 1942, 22. Ausgabe vom 1.6.1942, fol-gendes angeordnet:

1.

Treibende Freiballone, insbesondere kugelförmige Störballone von 2 bis 3 m Ø, sind grundsätzlich durch Abschuß zu vernichten.

2.

Treibende Störballone, kenntlich durch langgestreckte Form und größe-re Abmessungen, sind ebenfalls abzuschießen.

3.

Der Abschuß zu 1. hat durch alle zum Führen einer Schußwaffe Berech-tigten einschl. Jagdausübungsberechtigten zu geschehen. Der Abschuß zu 2. geschieht nur mit leichten Waffen durch die dem Flugmeldenetz angeschlossenen Verbände der Luftabwehr.

4.

Wird ein Ballon gesichtet oder beschossen, dann haben alle zum Ab-schuß Verpflichteten

  a)

dafür zu sorgen, daß der niedergehende Ballon keinen Schaden (Brand) verursacht,

  b)

den militärischen oder Polizeidienststellen sofort Meldung über den gesichteten, beschossenen aber wei-tertreibenden Ballon zu ma-chen.

5. Nicht abzuschießen sind:
a)

Sperrballone, welche als ungefährlich (ohne Sperrseil treibend) ge-meldet sind,

b)

Freiballone und treibende Feldballone (Beobachterterballone), kenntlich durch anhängenden Korb, Balkenkreuz am Ballon oder Na-tionalflagge.

6.

Im Einsatzgebiet von Luftsperren dürfen Sperrballone nur nach Verstän-digung mit dem Führer der Luftsperreinheiten abgeschossen werden.

7.

Die Bergung abgeschossener oder eingefangener Ballone geschieht ge-mäß obiger Bezugsziffer des L-V.-Blattes sowie nach Ziffer 136 des Be-lehrungsblattes über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition Blatt 6 vom 3.6.42. Abdrucke können beim R.d.L. u. Ob.d.L.–L.In. 13/3 I C b, Berlin-Charlottenburg, Knesebeckstraße 72, angefordert werden.

Ergänzend hierzu sei weiterhin folgendes zu beachten:

Freiballone und Zubehör, die in den "Belehrungsblättern über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition Nr. 6 und 7" noch nicht beschrieben sind, müs-sen zwecks Auswertung und Aufnahme in die künftigen "Belehrungsblätter" sofort fernschriftlich oder fernmündlich über das zuständige Luftgaukom-mando an den R.d.L. u. Ob.d.L. – L.In 13 gemeldet werden.

Freifliegende Ballone der deutschen Wehrmachtsdienststellen mit Funk- und Wettermeßgeräten sind durch einen deutlich sichtbaren Anhängezettel gekennzeichnet. Sie sind nach den auf diesem Zettel sichtbaren Anweisun-gen zu behandeln und der nächsten Polizeidienststelle zwecks Bergung und Versand zu melden.

Verkürztes Leitwerk an engl. Bomben
166.

Um in einigen amerikanischen Flugzeugen (z.B. Baumuster "Moskito") engli-sche Bomben unterbringen zu können, wurden teilweise verkürzte Bomben-leitwerke verwendet. Die Bombe selbst erfuhr keine Änderung. Die Leitwer-ke haben die Bezeichnung "Short" und besitzen Feststellriegen für die Schnappfedern.

Dünnwandige geschweißte engl. Spreng- bombe
500 LB
(Abb. 127)
167.

Die seit Juni 1942 abgeworfene dünnwandige englische Sprengbombe 500 LB besteht aus einem Kopfteil, einem angeschweißten zylindrischen Teil aus 8 mm starkem Stahlblech mit Längsnaht und dem kegelförmigen, geschmiedeten Heckteil. Das Heckteil der Bombe hat die bekannten vier Ausfräsungen für die Rastfedern des gewöhnlichen Schnappfederleitwerkes der GP 500 LB. Boden und Zünderbuchse sind die gleichen wie bei der GP 500 LB, so daß die Zünder Nr. 28 oder der Langzeitzünder WeCo eingebaut werden können. Der Ein-bau eines Langzeitzünders ist wenig erfolgverspre-chend, da die Bombe sehr leicht aufplatzt. Durch die starke geschmiedete Spitze, die an der Zünderbuchse eine Dicke von 36 mm erreicht, sind auch m.V.-Würfe möglich. In der Spitze ist eine gewöhnliche Zündereinsatz-buchse zur Aufnahme des Zünders Nr. 27 oder des Langzeitzünders Nr. 35 eingeschraubt. Die bisher gefundenen Blindgänger enthalten jedoch kegel-förmige Stahlspitzen mit seitlichen Abflachungen als Schlüsselflächen und einer Querbohrung. Die Querbohrung dient wahrscheinlich zum Anbringen einer Hebevorrichtung in den Munitionsanstalten, da die Bomben unter Verwendung einer an den Boden angeschraubten Transportrolle (siehe L.Dv. 764, Beiheft 1, Abb. 8) stehend in den Munitionshäusern eingelagert werden. Bei einigen Bomben war die Schweißnaht so gut überdreht, daß sie von außen kaum zu erkennen war. Der Anstrich ist grau-grün. Sprengstoff-füllung besteht aus 103 kg = 50% des Gesamtgewichtes mit einer Mi-schung von 37% Trinitrotuluol mit 63% Hexogen. In den Buchsen für Kopf- und Bodenzünder waren die bekannten Übertragungsladungen aus Tetryl eingebaut. Die englische Bezeichnung der Bombe ist noch nicht genau be-kannt. In den Beladeplänen der Flugzeuge befinden sich jedoch Angaben über ein Bombenmuster "MC 500 LB", das den Abmessungen nach mit die-ser Bombe übereinstimmt. Eingeschlagene Kennzeichen, wie sie bisher bei den GP-Bomben üblich waren, sind bei dieser Bombe nicht vorhanden. Bei der Entleerung von zerschellten Bomben ist wegen der Reibungs- und Schlagempfindlichkeit des Sprengstoffes größte Vorsicht am Platze. Engli-sche Bezeichnung des Sprengstoffes ist "RDX-TNT".

Neue engl. Sprengbombe AS 100 LB
Mark IV
(Abb. 128 u. 129)
168.

Die Bombe AS 100 LB wurde, obwohl ihre Bezeichnung sie als U- Boot-Ab-wehrbombe kennzeichnet (Anti-Submarine), auch bei Angriffen auf Wohn-gebiete geworfen. Sie besteht aus einem geschmiedeten Kopfteil, einem zylindrischen, längsgeschweißten Blechmantel und einem kegelförmigen Heckteil mit Nuten zur Befestigung eines Schnappfeder-Leitwerkes. Im Bombenboden befindet sich eine gewöhnliche Mundlochbuchse zur Aufnah-me des Zünders Nr. 28 (oder auch des Langzeitzünders WeCo). Im Kopf der Bombe ist eine flache Verschlußschraube eingeschraubt. Die Füllung der Bombe besteht aus 18 kg gegossenem reinem Trinitrotuluol. Die Spreng- und Splitterwirkung dürfte etwas geringer sein als die der deut-schen SC 50. Die früheren Baumuster MK I, II, III hatten festes Leitwerk und einen Kopfzünder 32, MK IV dagegen Schnappfederleitwerk und Zünder 28. Die Bomben AS 250 und 500 MK IV sind ebenfalls mit Schnappfederleit-werk, Zünder 28 und einer flachen Stahlplatte im Kopf versehen. Als Fül-lung dient ebenfalls Trinitrotuluol. Siehe Abb. 129.

Englische Richtungs- leuchtzei-
chen
(Abb. 130)
169.

Als Navigationsmittel wird von englischen Flugzeugen in der letzten Zeit ein Leuchtsignal verwendet, das im grundsätzlichen Aufbau der Fallschirm-leuchtbombe ähnelt, jedoch wesentlich kleiner ist und buntes Licht aus-strahlt.

Aufbau:

Die Gesamtlänge des Richtungsleuchtzeichens beträgt 570 mm, der Durch-messer 74 mm. Das Leuchtzeichen besteht aus zwei etwas übereinander-geschobenen und leicht verlöteten Weißblechhülsen. Das Kopfstück bildet ein 102 mm langes Zündergehäuse, das gleichzeitig als Beschwerungsstück dient, um das Zeichen beim Abwurf stark kopflastig zu machen. Das Zün-dergehäuse ist ein Stahlstück, das in die Weißblechhülse eingeschoben ist und durch drei Nieten festgehalten wird. Das Zündergehäuse enthält eine Bohrung, in die eine Messinghülse zur Aufnahme und zum Schutze der Ver-zögerung eingesetzt ist. Den Abschluß der Bohrung nach innen bildet eine Sperrholzplatte, in die eine Messingkapsel zur Aufnahme der Ausstoßladung für den Leuchtsatz eingedrückt ist. Das Zündergehäuse ist nach vorn durch eine Metallplatte abgeschlossen. An der Metallplatte sind eine Me-tallröhre zur Aufnahme des Schlagbolzens und Zündhütchens sowie eine Röhre zur Aufnahme einer Sicherungsröhre mit Anfeuerungssatz für die Ausstoßladung angebracht. Die Verbindung zwischen den beiden aufgelöte-ten Röhren bildet ein Verzögerungssatz mit Bleischutz. Die Weißblechröhren dienen zur Aufnahme des Leuchtsatzes, bestehend aus Metallkappe, Leuchtsatz aus Magnesium und Schwarzpulverladung zur Entzündung der Leuchtmasse. Der Leuchtsatz ist in eine Pappröhre eingegossen. An der Metallkappe befindet sich eine Aufhängung für den Fallschirm mit 12 Auf-hängeschnüren. Der Fallschirm hat einen Durchmesser von etwa 1100 mm. Auf die vordere Hülse des Leuchtzeichens sind zur Aufhängung zwei Federn aufgelötet.

Wirkungsweise:

Vermutlich wird vor dem Beladen der Maschine die Röhre mit Anfeuerungs-satz in das Zündergehäuse eingedrückt. Dadurch kommt eine Öffnung in der Röhre vor die Verzögerung zu liegen. Vor dem Abwurf wird der Schlag-bolzen, der unter Federdruck steht, durch einen Stecker gesichert. Sobald der Sicherungsstecker herausgezogen wird, schnellt der Schlagbolzen nach vorn, schlägt auf das Zündhütchen, dessen Feuerstrahl die Verzögerung von 5 Sekunden zum Brennen bringt. Nach Abbrennen der Verzögerung wird der Pulversatz im Anfeuerungsröhrchen gezündet, der wiederum die Ausstoßladung des Leuchtsatzes zur Entzündung bringt. Die Ausstoßladung stößt des Leuchtsatz mit Fallschirm nach rückwärts aus. Gleichzeitig wird die Leuchtmine zur Entzündung gebracht. Die Leuchtmine brennt mit bun-ter Flamme ab.

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