Belehrungsblatt 3 (Ziffern 47 bis 56)Belehrungsblatt 3 (Ziffern 63 bis 75)Inhaltsverzeichnis
Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition
Ausgabe B - Blatt 3
Luftminen
als Sperr- waffen
gegen Flug- zeuge (Stör-
körper)

57.

Die in Ziff. 12 beschriebenen Störkörper, englische Bezeichnung "AAD-Bomb", sollen in Zukunft die Bezeichnung "Luftmine" erhalten. Der genaue Aufbau und die Befestigungsart der Haltevorrichtung sowie der Zusammen-hang zwischen Sperrdraht, Ballon, Bremsfallschirm und Stabilisierungsein- richtung konnten noch nicht einwandfrei festgestellt werden. Vermutlich hängt unter dem Ballon die Abwurfvorrichtung für die Sandsäcke mit einer Einrichtung, die am Schluß den Ballon vernichtet. Unter dieser Einrichtung hängen an einer leicht abreißbaren Schnur der Sprengkörper und ein Sand-sack. Am Sprengkörper ist der mehrere 100 m lange Sperrdraht befestigt, an dessen unterem Ende sich der Bremsfallschirm befindet. Beim Einsatz gegen niedrig fliegenMaschinen wird der Bremsfallschirm am Erdboden be-festigt. Fliegt eine Maschine gegen den Draht, so reißt sich der Sprengkör-per los, der Draht gleitet an der Maschine entlang, bis der Sprengkörper die Maschine berührt und zur Entzündung kommt. Nach einer bestimmten Zeit brennt der Ballon ab, der Sprengkörper fällt herunter, kommt dabei aber nicht zur Detonation und kann von neuem benutzt werden. Gegen hoch fliegende Maschinen treibt die ganze Einrichtung frei in der Luft, wobei der Bremsfallschirm unten hängt. Die Wirkungsweise bei Berührung des Drahtes kann auch durch sehr hoch fliegende Flugzeuge abgeworfen werden, wobei sich der Ballon in der Luft füllt, der Draht abgewickelt wird usw.

Der wie vor geschilderte Aufbau ist jedoch noch nicht einwandfrei ermit-telt, beim Auffinden derartiger Einrichtungen sind entsprechende Skizzen anzufertigen und vorzulegen, aus denen der genaue Zusammenhang der einzelnen Teile in der Luft ersichtlich ist.

Amerika-
nische
Bomben

58.

Sie werden teilweise in ihrer amerikanischen Form aus amerikanischen Flug-zeugen abgeworfen, sind hellgelb gestrichen und haben bei Kalibern über 100 LB zwei Aufhängeösen. Die Körper sind fast immer aus einem Stück ge-zogen. (s. Abb. 26c bis g). Alle Mundlochbuchsen und Zünderteile aus Stahl sind durch Kadmiumplattierung rostgeschützt, so daß sie wie Leicht-metall aussehen. Die Gewichtsbezeichnung erfolgt teilweise in LB, teilweise in kg.

Größtes bisher bekanntes Kaliber ist die Demo 2000 LB (Abb. 27), von der vorläufig nur ein Zeitungsbild vorliegt. Außer der Demo 2000 LB sind noch folgende Bomben bekannt:

Amerik. Splitterbombe 10 kg (Abb. 26 a). Der Bombenkörper besteht aus einem dünnwandigen nahtlosen Stahlrohr, über das eine Spiralfeder aus vierkantigem Bandstahl geschoben ist. Die Spiralfeder wird am Kopf und am Boden zusammengepreßt gehalten durch Schmiedestücke, die auf das Stahlrohr, über das die Spiralfeder geschoben ist, aufgeschraubt sind. Die Spiralfeder zerspringt in gleichmäßige kleine Splitter. Als Füllung dient Trini-trotuluol und als Zünder der amerik. Kopfzünder Mk XIV ohne Verzögerung.

Amerik. Splitterbombe 30 LB (Abb. 26 b). Sie hat den gleichen Aufbau wie die 10 kg-Splitterbombe, ist aber etwas länger und weicht in der Form des Leitwerkes ab.

 

 

Amerik. Bombe 100 LB (Abb. 26 c)

 

 

Amerik. Bombe 100 kg (Abb. 26 d)

 

 

Amerik. Bombe 500 LB (Abb. 26 e)

 

 

Amerik. Bombe 200 kg (Abb. 26 f)

 

 

Amerik. Bombe 225 kg (Abb. 26 g)

 

 

Amerik. Bombe 250 LB IV A (Abb. 26 h).

 

 

Die fünf vorgenannten Bomben sind dünnwandige Sprengbomben aus naht-los gezogenem Stahl mit vierteiligem Kastenleitwerk, zwei Aufhängeösen und Mundlochbuchsen für Kopf- und Bodenzünder. Die Übertragungsladun-gen bestehen aus Tetryl, die Sprengstoffüllung im Frieden aus reinem Trini-trotoluol, im Kriege aus einer Mischung von Ammoniumnitrat mit Trinitroto-luol. Anstrich hellgelb mit schwarzen Bezeichnungen.

Für die Verwendung in englichen Flugzeugbaumustern werden Bomben ge-liefert, die eine Stahlgußkörper mit Form und Abmessungen der englischen Bomben haben. Sie sind aber hellgelb gestrichen und haben im Kopf und Boden amerikanische Gewinde für amerik. Mundlochbuchsen und deren Zünder (s. Abb. 26 h). Die Leitwerke haben ungefähr die gleiche Form wie die englischen, die gleiche Schnappfederbefestigung und wurden nur zur Aufnahme der amerik. Zünderteile wie wenig geändert (s. Ziff. 60). Als Fül-lung dient die bei den englischen Bomben übliche Mischung von Ammonium-nitrat mit Trinitrotoluol.

Die amerik.
Bombe Demo
1000 LB
(s. Abb. 26)

59.

Die Bombe ähnelt in ihrem Äußeren der deutschen Bombe SC 500, hat je-doch mechanische Kopf- und Bodenzünder und zwei Aufhängeösen. Sie wiegt 500 kg, besteht aus dünnwandigem, gezogenem Stahl und enthält etwa 250 bis 300 kg Sprengstoffgemisch von 75 bis 80 % Ammoniumnitrat und 25 bis 20 % Trinitrotoluol. Anstrich hellgelb, vierteiliges Kastenleitwerk. Länge des Bombenkörpers mit Leitwerk 1770 mm, ohne Leitwerk 1250 mm, Durchmesser der Bombe 500 mm, Wandstärke an der schwächsten Stelle etwa 12 mm. Die Mundlochbuchsen haben als Rostschutz Kadmiumplattie-rung, so daß sie aussehen, als beständen sie aus Leichtmetall.

Zünder: Kopfzünder M 103, verstellbar auf o.V.- und m.V.- Würfe, der erst nach etwa 60 bis 100 m Fallweg scharf wird. Im Boden befindet sich der Aufschlagzünder M 106 mit Verzungszündung unter Zuhilfenahme von Zeit-zündschnur. Dieser Zünder wird beim Abwurf sofort scharf. Die Bombe kann also ohne Änderung der Zündereinstellung wahlweise im Hoch- oder Tiefan-griff geworfen werden. Trotzdem wurden auch bei Hochangriff bis zu 60 % Blindgänger beobachtet.

Amerikani-
sche Bombe 250 LB (siehe Abb. 26 h)

60.

Gußkörper und Sprengstoffinhalt sind die gleichen wie bei der englischen GP 250 LB, nur der Anstrich weist ein helleres Gelb auf. Die Mundlochbuchsen sind etwas größer als die der englischen Bomben und besitzen anstelle des Farbanstriches einen Rostschutz durch Kadmiumplattierung, so daß sie aus sehen, als wären sie aus Leicht- oder Weißmetall gefertigt.

Kopfzünder: Es ist der Zünder MK VII M II vorgesehen. Bisher waren nur Verschlußschrauben vorhanden. 

Bodenzünder Mk V M I. Da die Kupplungsstange zum Bodenzünder Mk V M I andere Abmessungen hat als die der englischen Bomben für den Zünder Nr. 28, ist der kegelige Teil des Leitwerkes etwas geändert, damit er das entsprechend größere Gegenlager aufnehmen kann. Die Eintsicherungsluft- schraube hat im Gegensatz zu den englischen Bomben nicht vier, sondern 8 Flügel. Die Wirkung der Bombe entspricht der der englischen GP 250 LB, die Prozente der Blindgänger sind jedoch höher. Eingebaute Langzeitzünder wurden bisher noch nicht beobachtet.

 

 

Russische Munition
(soweit bisher genau bekannt)

 

 

Sprengstoffüllung der russischen Bomben.
Sprengstoff-
füllung u. Farbkenn-
zeichen russi-
scher
Bomben

61.

Die Sprengstoffüllung der einzelnen russischen Bombenarten ist nicht ein-heitlich und bei verschiedenen Lieferungen bei gleicher Bombenart stark abweichend. Es wurden bisher folgende Mischungen festgestellt:

Die Übertragungsladungen bestehen immer aus Tetryl.

Bei kleineren Bombenarten wurden Füllungen von reinem Trinitrotuluol mit einer Dichte von 1,58 und einem Schmelzpunkt von 80,6° C ermittelt. An-dere Bomben enthielten eine Mi-schung von 76 % Grf. 88 (Trinitrophenol = Pikrinsäure) und 22 % Dinitronaphtalin mit einer Dichte von 1,65 und einem Schmelzpunkt von 104 Grad. Eine weitere Mischung war 80 % Trinitrotuluol und 20 % Ammoniumnitrat bei 1,54 Dichte. Die Mischung der geschweißten 105 kg-Sprengbombe enthält 80 % Trinitrotuluol mit 20 % Dinitronaphtalin bei einer Dichte von 1,28 und einem Erstarrungspunkt von nur 72 Grad Celsius. Durch den Zusatz von Dinitronaphtalin wird der Sprengstoff sehr fest.

 

 

Farbkennzeichen der russischen Bomben.
 

 

Die Grundfarbe des Körpers ist in der Regel ein dunkles Feldgrau. Als be-sondere Farbkennzeichen für die Art der Bombe werden Ringe um den zylin-drischen Teil, Ringe in der Nähe der Spitze und Buntfärbung der Spitze ver-wendet.

 
Art der Bombe
Ring um Körper
Ring um Spitze
Farbe der Spitze
 
Panzerbomben
rot
gelb
feldgrau
 
Elektron-Thermit-
 
 
 
 
Brandbombe
blau
ohne
goldgelb
 
 
 
 
bei m.V.-Zünder rot
 
Leuchtbomben
weiß
ohne
weiß
 
Kampfstoffbombe mit
 
 
 
 
Aufschlagzünder
grün
ohne
grün
 
Kampfstoffbombe mit
 
 
 
 
Zeitzünder
grün
ohne
rot
 
Nebelbombe
grün
ohne
weiß
 
Splitterbombe
blau
ohne
grün
 
Kampfstoffbrand-
 
 
 
 
und -splitterbombe
blau
grün
goldgelb
 
Übungsbombe
weiß
ohne
rot
 
Zementbombe
ohne
ohne
ohne

 
 

Es besteht die Möglichkeit, daß einzelne Farbkennzeichnungen im Laufe des Krieges hinzukommen oder einzelne Änderungen durchgeführt werden. Die Zusammenstellung stammt aus der Vorkriegszeit.

Die russischen Bomben werden, soweit sie nicht in Schüttkästen und Rota-tionsstreubomben verwendet werden, grundsätzlich durch herumgelegte Schellenbänder aus Bandeisen mit angeschweißter Öse und Spannbolzen am Flugzeug aufgehängt.

Russische
Rotations-
Streubom-
ben (Molo-
tows Brot-
korb) (Abb. 32)

62.

Es handelt sich um große bombenförmige Blechbehälter zur Aufnahme von mehreren Hundert kleiner Bomben. Bisher sind folgende Ausführungen be-kannt:

RRAB-1     720 mm Durchm.
RRAB-2     600 mm Durchm.
RRAB-3     520 mm Durchm.

Die Bombe besteht aus einer in Fächer unterteilten Kasette, die mit kleine-ren Bomben gefüllt wird. Am hinteren Ende befinden sich drei Windflügel, die nach dem Abwurf durch Federwirkung aufklappen und die Bombe in schnelle Umdrehung versetzen. Durch die Fliehkraft werden nach einer ge-wissen Fallhöhe die Blechwände nach außen gedrückt. Die kleinen Bomben der Füllung werden frei und werden durch die Schleuderwirkung auf eine Fläche verteilt. Die Einrichtung dient zum gezielten Streuwurf aus größeren Höhen.

Die Kasetten wiegen 68 bis 172 kg und die Bombenfüllung 200 bis 1000 kg. Es können Splitter-. Gas- und Brandbomben eingesetzt werden.

 

 

Füllung der Rotations-Streubomben RRAB-1, RRAB-2 und RRAB-3.

 
Lfd.
Nr.
Art und Kaliber der
Bomben als Füllung
Anzahl der Bomben in:
 
RRAB-1
RRAB-2
RRAB-3
 
1
AO-8, M2 u. AOX-8
(8 kg)
84
50
34
 
2
AO-8. M3, M4 u. M5
(8 kg)
130
78
34
 
3
AO-10 u. AOX-10
(10 kg)
100
66
25
 
4
AO-20
(20 kg)
50
25
18
 
5
AO-25
(25 kg)
40
19
13
 
6
AX-8
(8kg)
60
50
18
 
7
XAB-25
(25kg)
20
---
---
 
8
AF-32
(32 kg)
25
15
---
 
9
SAB-1-E u. SAB-2.5-T
24
15
---
 
 
Brandbomben 1 u. 2,5 kg)
380
260
116
 

 

Bedeutung der russischen Buchstabenbezeichnungen, soweit bekannt:

 

A  = Fliegerbombe

F = Sprengbombe
 

O = Splitterbombe

SAB = Brandbombe

 

X = chemische Bombe

(Siehe auch Abb. 28)

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