Gegenüberstellung des Munitionsverbrauches der Artillerie im 2. WeltkriegVII. Folgerungen
Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
VI. Beispiele eines auswertenden Vergleiches
Die ersten Munitionsausstattungen bei verschiedenen Heeren

Bevor nun die Untersuchungen des Munitionsverbrauches im 2. Weltkrieg abgeschlossen werden, soll noch eine rein schematische Übersicht und Gegenüberstellung der ersten Munitionsausstattungen bei einigen am 2. Weltkrieg beteiligten Heere die Unterschiede einzelner je Waffe vorgesehenen Schußzahlen aufzeigen. Sie werden auch Vergleichs-möglichkeiten bieten, die sicherlich viele Grundlagen für mögiche Auswertungen geben.

Ich habe eingangs schon festgestellt, daß die erste Munitionsausstattung einer Infante-riedivision im Jahre 1940 rund 600 t betrug. Infolge mehrmaliger Änderungen organisato-rischer Art, sowie auch zahlenmäßig in der Höhe der Munitionsausstattung je Waffe und nicht zuletzt auch infolge der vermehrten Zuweisung neuer, teils hoch automatisierter Waffen wie Maschinenpistolen, Maschinengewehre mit größerer Schußfolge und automati-scher Gewehre (Sturmgewehr 44) an die Truppe, wurde auch die Menge und das Gewicht der ersten Munitionsausstattung beeinflußt und zwangsläufig erhöht. Aus der Übersicht über die erste Munitionsausstattung einer deutschen Infanteriedivision neuer Art (Stand 1944) können wir bereits ein Gesamtgewicht von 845 t errechnen. (ANLAGE 29)

Die Gegenüberstellung dieser Zahlen mit denen einer sowjetischen Schützendivision ist besonders aufschlußreich.9) Die mit nur 305 t wesentlich, ja unter der Hälfte des Gewich-tes einer deutschen Munitionsausstattung liegende Tonnenzahl der sowjetischen Schüt-zendivision hat sich bei der nur etwa 1/3 schwächeren personellen und materiellen Aus-stattung im Kampf eigentlich nicht bemerkbar gemacht. Sie muß aber unter dem Ge-sichtspunkt beurteilt werden, daß die Masse der sowjetischen Artillerie in Artilleriebriga-den zusammengefaßt war, die direkt einem höheren Verband, meist einer Armee unter-standen.

Die ANLAGE 30 zeigt die ersten Munitionsausstattungen in der US Armee und der franzö-sischen Armee.10) Aus der Gegenüberstellung dieser Munitionsausstattungen mit der heu-te gültigen Feldausstattung des österreichischen Bundesheeres (ANLAGE 31) entnehmen wir, daß die Schußzahl bei den Infanteriewaffen, selbst unter Berücksichtigung ihrer Au-tomation, sehr hoch ist. Sie beträgt beim Gewehr mehr als das Vierfache, beim lMG das Zweifache der im 2. Weltkrieg bei der deutschen Wehrmacht vorgesehenen Schußzahl. Selbst unter der Berücksichtigung, daß der Infanterist in der Abwehr mehr schießt als in anderen Kampfarten, ist die heutige hohe Munitionsausstattung zweifelslos geeig-net, den Soldaten zu einer Munitionsverschwendung und damit zur Vergeudung von Volksvermögen zu verleiten. Eine gründliche, auf Munitionstaktik ausgerichtete Ausbil-dung aber muß den Infanteristen in die Lage versetzen, mit wenig Munitionseinsatz den höchstmöglichen Kampferfolg zu erreichen. Eine Lage, die die deutsche Wehrmacht nicht nur zum Grundsatz hatte, sondern schon aus einer ständigen Munitionsknappheit heraus zu üben gezwungen war.

Auch die hohe Schußzahl bei den infanteristischen Fliegerabwehrwaffen ist heute nicht mehr gerechtfertigt, da sie nicht im Einklang mit der Wirkungsmöglichkeit gegen Luftan-griffe steht.

Im Ganzen gesehen verfügt unsere heutige Infanteriebrigade gegenüber den Verbänden im 2. Weltkrieg über eine zu geringe Anzahl von Steilfeuerwaffen, vor allem keine schwere Artillerie. Gerade in den Gebirgsteilen Österreichs ist ein vermehrter Einsatz weitreichen-der Steilfeuerwaffen geländebedingt notwendig, um den Feind einen Übergang über Pässe zu verwehren oder ihn in Tälern vernichten zu können.

Gegenüberstellung des Munitionsverbrauches der Artillerie im 2. WeltkriegVII. Folgerungen