IV. Der Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen an Hand von BeispielenV. Der Munitionsverbrauch bei den Gegnern Deutschlands
Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
IV. Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen
an Hand von Beispielen

Die Verbrauchszahl von 12.308 lFH Granaten im Monat September 1942 bei der Weiter-führung der Angriffe in Richtung Tuapse nähert sich der angegebenen Zahl von 130 Gra-naten pro Rohr noch mehr.

Auch der verzeichnete Verschuß von 4.596 sFH im Monat September 1942 bestätigt die Eintragung von rund 120 Schuß je Geschütz als zehntägigen Verbrauch im gut fortschrei-tenden Angriff.8)

In der Verteidigung bestätigten die Zahlen im allgemeinen die in der vorstehenden Über-sicht angegebenen durchschnittlichen Verschußzahlen. Im Oktober 1942 haben die 36 lFH Geschütze des AR 125 11.825 und die 12 sFH Geschütze 2.277 Granaten in der Abwehr in den Bergen des Kaukasus verschossen. Es ergebn sich genau die vom deutschen Gene-ralstab errechneten Durchschnittswerte von 130 lFH und 60 sFH Granaten für den Ver-schuß in der Abwehr an ruhiger Front.9)

Die Auswertung des Kriegstagebuches des Artillerieregmients 125 für das Jahr 1942 ergibt noch weitere interessante Gesichtspunkte. Einmal ist darin eine Über-sicht für je einen Zeitraum von einem Monat über den feindlichen Beschuß und den eigenen Verschuß in den Stellungen am Mius enthalten. Daraus ist einwandfrei zu ersehen, daß der Russe seine größte artilleristische Aktivitäten in die späten Nachmittags- und Abendstunden gelegt hat.

15.4.1942 bis 14.5.1942   15.5.1942 bis 14.6.1942
Verteidigung am Mius.   Verteidigung am Mius.
eigener Verschuß:
396 Granaten lFH u. sFH.
  eigener Verschuß:
998 Granaten lFH u. sFH
feindl. Artilleriebeschuß:
1472 davon 34 Schuß
aus unbekannter Richtung
  feindl. Artilleriebeschuß:
3051 davon 23 Schuß
aus unbekannter Richtung
vom täglichen Beschuß der feindlichen Artillerie ent- fallen auf die Zeit von:   vom täglichen Beschuß der
feindlichen Artillerie ent-
fallen auf die Zeit von:
1 3 Uhr .... 0%   1 3 Uhr .... 1.7%  
3 5 Uhr .... 1%   3 5 Uhr .... 1.6%  
5 7 Uhr .... 2%   5 7 Uhr .... 3.6%  
7 9 Uhr .... 4%   7 9 Uhr .... 8.6%  
9 11 Uhr .... 13%   9 11 Uhr .... 7.4%  
11 13 Uhr .... 15%   11 13 Uhr .... 9.8%  
13 15 Uhr .... 13%   13 15 Uhr .... 9.4%  
15 17 Uhr .... 23%   15 17 Uhr .... 16.4%  
17 19 Uhr .... 24%   17 19 Uhr .... 25.4%  
19 21 Uhr .... 2%   19 21 Uhr .... 9.8%  
21 23 Uhr .... 1%   21 23 Uhr .... 4.0%  
23 1 Uhr .... 2%   23 1 Uhr .... 2.3%  

Aus der Gegenüberstellung des Verbrauchs der eigenen Munition gegen die Zahlen des Feindbeschusses ist der erheblich höhere Munitionseinsatz auf russischer Seite auffallend. Der Russe versuchte stets mit größerem Munitionseinsatz das Übergewicht der wirkungsvolleren Schießmethoden der deutschen Artillerie auszugleichen.

Wie sich Witterungs- und Nachschubverhältnisse auch auf die Munition ausgewirkt ha-ben, beleuchtet der Divisionsbefehl der 125. InfDiv vom 12.3.42, wonach sämtliche Muni-tion für lFH und sFH und 10 cm Kanonen-Batterie bis auf weiteres gesperrt und eine Frei-gabe nur bei Feindangriffen und auf Antrag von der Division erfolgte. Die Versorgung der Truppe war durch Schlechtwetter- und Schlammperiode stark gehemmt. Daraus erklärt sich auch der unglaublich niedrige Munitionsverbrauch, der für den Monat April 1942 mit 180 lFH und 52 sFH Granaten angegeben ist. Erst im Mai 1942 bekam das Artillerieregi-ment 125 insgesamt 100 Schuß pro Tag auf lohnende Ziele frei.

Als kriegsgeschichtlich dokumentiertes Beispiel für den Munitionseinsatz beim Angriff ist der Feuerplan des AR 125 für den 14.8.1942 für den Kubanübergang der 125 InfDiv als ANLAGE 26 beigefügt.

Ein Beispiel aus der Praxis geben die Verbrauchszahlen bei der Abwehr von Großangriffen, die die 12 InfDiv in der sogenannten 2. Schlacht um Aachen zwischen 10.10. und 21.10.1944 aufzuweisen hatte. Als artilleristische Feuerkraft verfügte das AR 12 über ins-gesamt 12 Batterien (darunter 4 schwere) mit insgesamt 48 Rohren. Als Tagessatz stand der Division je Rohr 120 Schuß lFH und 80 Schuß sFH zur Verfügung. Diese Ausstattung wurde bis 15.10. auch täglich meist schon während des Tages verbraucht, sodaß nachts nur mehr wenige Schuß für Störungsfeuer verfügbar blieben. Als sich das Schwergewicht der Feindangriffe im Abschnitt der 12. InfDiv abzeichnete, erhöhte die Armee die Tages-quote auf 150 lFH und 100 sFH je Rohr. Auch diese Mengen wurden im Großkampf restlos verbraucht. Der Munitionsnachschub konnte wegen der starken feindlichen Luftüberle-genheit nur in der Nacht erfolgen. In den letzten Tagen waren aber auch die Munitions-vorräte der Armee schon so erschöpft, daß nur mehr 60 bis 80 lFH und 40 Schuß sFH je Rohr nachgeschoben werden konnten.

Die Amerikaner hatten hingegen rund die dreifache Munitonsmenge zur Verfügung, wo-durch sie auch in der Nacht in der Lage waren, pausenlos Versorgungsstraßen unter Stö-rungsfeuer zu halten, oder Sperrfeuer zu schießen. Die deutsche Abwehr mußte sich aus-schließlich auf die Bekämpfung erkannter Bereitstellungen und Angriffe, sowie auf die Un-terstützung eigener Gegenangriffe beschränken.

Der 5 cm Pak (12 Rohre) standen täglich 40 Schuß Panzer- und 40 Schuß Sprenggrana-ten je Rohr, die gleiche Anzahl auch den 12 Sturmgeschützen der Division zur Verfügung. Eine zeitweilig unterstellte schwere FlakAbteilung mit 12 Rohren 8.8 cm bekam als Tages-ration, hauptsächlich für den Erdeinsatz 40 Schuß Panzer- und 60 Schuß Sprenggrana-ten.

Die Maschinengewehre verschossen täglich bis zu 80%, je Gewehr wurde nicht über 25% einer ersten Munitionsausstattung verbraucht.10)

Auch dieses Beispiel zeigt, daß gegen einen überlegenen Gegner – Abschnitt der 12. Inf-Div griffen nicht weniger als drei amerikanische Divisionen mit einer schon organisations-mäßig höheren Feuerkraft (je Batterie 6, gegenüber 4 deutschen Geschütze) an – der Verbrauch kaum durchschnittlich 1/2 erste Munitionsausstattung pro Tag überschritt.

Wenn ich in den wenigen Beispielen vor allem den Verschuß von schwerer Munition be-handelt habe, so hat das den Grund, daß diese infolge ihres größeren Gewichtes und er-heblichen Transportraumbedarfes vom Nachschub besonders bedacht sein muß. Die leich-te Infanteriemunition hingegen benötigt wesentlich wenige Nachschubmittel, um rechtzei-tig in ausreichender Menge der Truppe für den Kampf verfügbar zu sein. Über ihren zah-lenmäßigen Verschuß je Waffe ließen sich keine Aufzeichnungen von historischem Wert finden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen sich eigentlich nicht in ein unbedingtes Schema mit einer genauen Unter-scheidung zwischen den einzelnen Kampfarten pressen läßt. Es spielen hier zu viele Mo-mente herein, wie z.B. Witterung, Gelände, psychischer Zustand der Truppe, Feindverhal-ten und nicht zuletzt die Nachschublage. Ich möchte auch behaupten, daß eine gewisse Gefahr darin liegt, den Munitionsverbrauch kleiner Verbände in einen mathematischen Rahmen zu zwängen, selbst wenn in Einzelfällen einwandfreie Verschußzahlen zu ermitteln sind.

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