III. Beispiele der Munitionsverbrauchs im operativen RahmenIV. Der Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen an Hand von Beispielen
Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
IV. Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen
an Hand von Beispielen

Den Munitionsverbrauch im 2. Weltkrieg im taktischen Rahmen darzustellen, stößt insofern auf Schwierigkeiten, da die Truppe, soweit sie im Kampf stand, nur selten in der Lage war, genaue Aufzeichnungen über den Verschuß zu führen. Authentisches Zahlenmaterial über den Munitionsverbrauch kleinerer Einheiten, wie Bataillone und Kampftruppen oder auch im Kampf verbundener Waffen, war nicht auffindbar. In den bisher erschienenen Divisionsgeschichten, persönlichen Kriegserinnerungen oder Aufsätzen in militärischen Fachblättern über den 2. Weltkrieg wird auf den Munitionsverbrauch zahlenmäßig über-haupt nicht eingegangen oder er wird nur dann erwähnt, wenn fühlbarer Munitionsmangel die taktischen Bewegungen und den Einsatz der Truppe beeinflußt hat. Die erhaltenen Unterlagen über einen effektiven Munitionsverbrauch kleinerer Verbände von der Division abwärts sind daher spärlich, und sie lassen im allgemeinen nicht ohne weiteres Schlüsse von grundsätzlicher Gültigkeit zu.

Oberst a.D. Reinicke gibt z.B. in der Schilderung einer besonderen Kampfhandlung aus dem Rußlandfeldzug1) lediglich den Artillerieverschuß für ein taktisch eingehend behandel-tes Angriffsunternehmen einer Division mit 2000 Granaten an. Eine Einzelzahl, aus der wohl nicht allgemeine Regeln für den Munitionsverbrauch der Artillerie im Angriff abzulei-ten sind.

Die 18. InfDivision ist im Westen 1940 zweifelslos an Brennpunkten der Kämpfe eingesetzt gewesen. Die Gesamtverluste erreichten mit 15% der Gesamtstärke der Division einen für den Westfeldzug 1940 sehr hohen Prozentsatz. Der Munitionsverbrauch von insgesamt 1.426 t, für 25 Einsatztage, ist der Inhalt von fast 50 Nachschubkolonnen (je 30 t) oder der Inhalt von fast 3 1/4 Eisenbahnzügen zu je 30 Waggons und 450 t Beladung.2)

Bringt man diese Verschußzahlen in das Verhältnis zur eingesetzten Waffenzahl von 36 lFH und 12 sFH Geschützen in der Division (900 t lFH, 372 t sFH) so kommt man auf einen durchschnittlichen Gesamtverschuß von 1.050 Schuß lFH und 515 Schuß sFH pro Rohr.3)

Vergleicht man diese Zahlen des Westfeldzuges mit den Munitionsverbrauchszahlen einer Division in den ersten größeren Angriffskämpfen im Osten, z.B. der 21. InfDivision, die in 13 Einsatztagen vom 15.7.1941 bis 27.7.1941 insgesamt 800 t Munition verschoß,4) er-hält man nahezu ein gleiches Ergebnis im Bezug auf das Gesamtgewicht der verschosse-nen Munitionsmenge. Die geringere Zahl an lFH Granaten wird durch den höheren Ver-brauch der schweren Feldhaubitzen ausgeglichen. Die geringe Gewichtsdifferenzen bei diesem Vergleichsbeispiel wird durch den größeren Einsatz der schweren Infanteriewaffen im Osten ausgefüllt.

Darau ist zu ersehen, daß der Bewegungskrieg, der mit annähernd gleichen Kräften un-ter normalen Versorgungsbedingungen geführt wird, im Westen wie im Osten keine be-sondere Abweichungen im durchschnittlichen Munitionsverbrauch ergibt.

Der deutsche Generalstab hat im 2. Weltkrieg in Auswertung unzähliger Meldungen und Erfahrungen bis Ende 1943 eine Übersicht für einen durchschnittlich 10tägigen Munitions-verbrauch im Angriff und in der Abwehr erstellt und diese nach dem jeweiligen Feindver-halten unterteilt, das letzten Endes wohl den größten Ausschlag für die Höhe des Muni-tionsverbrauches gibt.

Diese Übersicht sollte als Grundlage für Berechnungen und Planungen dienen, sie war aus der Erkenntnis heraus, daß echte Erfahrungen nur aus dem durchschnittlichen Munitions-verbrauch großer Verbände gewonnen werden, auf Heereskörper ab Armeestärke abge-stellt.

Munitionsverbrauch in Schuß je Rohr in 10 Tagen.

Munitionsart

Angriff

Abwehr

gut fort-
schrei-
tend

schwierig
lang-
wierig

gegen
Festung
(Sewasto-
pol)

an ruhi-
ger Front

bei
Groß-
angriff

PistPatr. 08

80

110

100

50

150

GewSprenggranaten

(25)

(30)

(25)

(35)

(60)

Gewehr-Panzergr.

 

 

 

 

5

2 cm Pzgr.Patr. f. Kw.K. u. Flak.

18

80

 

(50)

135

2 cm Sprgr.Patr. f. Kw.K. u. Flak

105

270

 

(100)

140

Pak. bis 3.7 cm Kal.

20

23

80

5

60

Pak. v. 3.7 cm - 5 cm

29

17

585

7

27

Pak über 5 cm

(16)

10

 

4

22

3.7 cm Stielgr.

(1)

(1)

(1)

(1)

2

5 cm Kw.K.

68

90

 

(15)

39

7.5 cm Kw.K. u. Sturmgeschütz

60

70

153

(25)

184

lGrW.

27

35

26

36

111

sGrW.

24

53

112

36

75

lIG.

91

110

257

91

225

sIG.

43

66

165

54

117

8.8 cm Sprgr.Patr. Flak

 

63

 

 

93

8.8 cm Pzgr.Patr. Flak

 

4

 

 

21

10 cm NbW. 35

(15)

40

 

12

105

10 cm NbW. 40

8

 

195

(12)

88

15 cm NbW. 41

32

66

227

45

1081

28/32 cm NbW 41

28x)

50x)

338x)

10x)

157x)

lFH.

130

220

1075

130

595

sFH. A.Z. u. Dopp.Z.

120

150

1230

60

287

sFH Be.

 

 

11

 

 

10 cm Kanonen

39

112

700

84

290

21 cm Mrs. A.Z. u. Dopp.Z

53

105

218

26

217

Kan. bis 17 cm

70

100

440

70

294

Handgranaten

2700

2700

9500

1300

(10785)

Sprengmunition inn kg

150

(300)

(500)

(50)

(900)

Leuchtpatronen

1800

2800

4000

1900

(5000)

Signalpatronen rot/grün

1000

(2500)

5500

100

(3600)

        x) = je Battr.
        () = geschätzt

Wenn auch die Unterlagen für die Berechnungen, die zu dieser Zusammenstellung geführt haben, heute nicht mehr der Forschung zur Verfügung stehen, so kommt man bei der Aufschließung der wenigen Zahlenangaben, über die man heute auf Grund erhaltener Auf-zeichnungen verfügt, zu annähernd gleichen Ergebnissen. Dadurch ist man in der Lage, die Zahlen dieser Liste zu überprüfen und somit deren Richtigkeit zu bestätigen.

Aus dem Kriegstagebuch des Artillerieregiments 1255) sind nach den vorhandenen Origi-nalaufzeichnungen mit angeschlossenen Originalkarten der einzelnen Einsatzräume Grund-lagen vorhanden, die ein einwandfreies Bild des in der Verteidigung (Februar bis Juli 1942 am Mius), dann im Angriff und in der Verfolgung (über Rostow bis in den Kaukasus) einge-tretenen Munitionsverbrauches ergeben. Die Gliederung des Artillerieregiments 125 und der monatliche Verschuß im Jahre 1942 ist aus der ANLAGE 25 zu ersehen, die Munitions-ausstattung der deutschen Artillerie aus der ANLAGE 25a.

Für den Monat August 1942 ist ein lFH Verschuß von 10.665 Granaten verzeichnet. Wir können also feststellen, daß die 125. InfDivision nach der Einnahme von Rostow in Rich-tung Krasnodar den Feind verfolgte, den Kubanübergang Mitte August 1942 erzwang und zwischen 28. und 30.8.1942 im Vorgehen auf Anapa Noworossijsk war und dabei durch-schnittlich 300 lFH Granaten pro Geschütz im ganzen Monat oder rund 100 Granaten in zehn Tagen verschoß. Wenn wir nun auch den bekannten Munitionsmangel berücksich-tigen6), so kann die Eintragung auf der Gesamtübersicht für 10tägigen Verschuß von 130 lFH Granaten je Rohr bei einem gut fortschreitenden Angriff im Durchschnitt als durchaus zutreffend beurteilt werden.7)

III. Beispiele der Munitionsverbrauchs im operativen RahmenIV. Der Munitionsverbrauch im taktischen Rahmen an Hand von Beispielen