I. Spreng- und Zündmittel; D. Nicht heeresübliche Kampfmittel: 4. Getarnte LadungenI. Spreng- und Zündmittel; D. Nicht heeresübliche Kampfmittel: 6. VerpackungInhaltsverzeichnis
Merkblatt über englische Spreng- und Zündmittel, Minen und Zünder
I. Spreng- und Zündmittel
D. Nicht heeresübliche Kampfmittel

5. Brandmittel.

Die bisher benutzten Brandmittel werden in Form von Handgranaten oder Ladungen ver-wendet.

Die Thermit-Handgranate (Bild 47) wird zum Inbrandstecken von Brennstofflagern, Ma-gazinen, Munitions-, Stroh-, Holzstapeln usw. angewendet. Sie besteht aus einer zylin-drischen Blechbüchse von 12 cm Höhe und 5 cm Durchmesser, die mit Thermit gefüllt ist, und einem Verzögerungszünder. In dem Preßstoffgehäuse des Zünders befindet sich die Sprengkapsel mit dem Zündhütchen und einer 4 cm langen Zeitzündschnur. Der Zündsatz, der in eine Stanniolhülle verpackt ist, ragt in eine Hülse des Handgranatenkörpers hinein. Sprengkapsel und Zündsatz werden durch den Sprengkapselhalter festgehalten.

Bild 47.
Thermit-Handgranate.

Das Brandzündhütchen ist vor dem Gebrauch der Handgranate durch eine aufgeschraubte Preßstoffkappe gesichert. Preßstoffgehäuse und -kappe sind durch Klebestreifen gegen Feuchtigkeit geschützt und gegen Selbstlösen gesichert.

Vor dem Werfen oder Legen der Thermit-Handgranate wird die Preßstoffkappe entfernt und der Zünder durch kräftiges Aufschlagen des Brand-Zündhütchens der Sprengkapsel gezündet. Nach einigen Sekunden entzündet sich das Thermit-Pulver und brennt mit starker Hitzeentwicklung ab. Die Thermit-Handgranate wird von den englischen Flugzeug-besatzungen auch zum Vernichten der eigenen Flugzeuge nach der Notlandung benutzt.

Die große Brandladung in Papphülse (Bild 48) wird hauptsächlich zusammen mit Bakelit- oder Leichtmetallhaftladungen verwandt, um Öl- oder Benzintanks zu durchschlagen und zugleich in Brand zu stecken. Die Brandladung besteht aus einem schwarzgestrichenen Pappzylinder von etwa 20 cm Länge und 5 cm Durchmesser. Gewicht 450 g. Sie ist gefüllt an ihren Enden mit Schwarzpulversätzen. An diese schließen sich graue Zündsätze aus Kaliumperchlorat, Bariumnitrat, Aluminiumpulver und Schwefel an. Die Hauptmenge ist ein graugrünes Brandgemisch aus Bariumnitrat, Aluminiumdrehspänen und Schwefel. Die Zün-dung erfolgt durch Anstreichen des Zündkopfes (am Ende des einen herausragenden Zündschnurendes) an der Reibfläche einer Streichholzschachtel. Nach etwa 10 Sekunden entflammt die Brandladung oben und über eine Stoppine an der Außenwand zugleich un-ten. Die Brenndauer beträgt etwa 50 Sekunden, die erzeugten Temperaturen liegen sehr hoch.

An dem freien Ende der zweiten herausragenden Zündschnur kann zur Sprengung eines Tankbehälters eine Sprengkapsel mit angeschlossener Knallzündschnur (etwa 1,5 m) und Bakelithaftladung befestigt werden. Dann zerknallt etwa 10 Sekunden nach dem Aufflam-men der Brandladung die Haftladung am Tank, reißt die Wand auf und läßt das Öl oder Benzin auf die brennende Brandladung ausfließen.

Die kleine Brandladung in Papphülse (Bild 48). Sie ist etwa 165 g schwer, 14 cm lang und 3 cm dick. Eine Übertragung der Zündung auf das untere Ende durch eine Stoppine fehlt. Im übrigen gleicht sie der großen Brandladung.

Bild 48.
Große und kleine Brandladung in Papphülsen.

Die Brandhandgranate Bild 49 wird vorwiegend zum Entzünden von Kraftstoff benutzt.

Weitere Angaben fehlen.

Bild 49.
Brandhandgranate.

Die große Elektron-Thermit-Brandbombe (Bild 50). Schmutzigbrauner zylindrischer Elek-tronkörper von 875 g Gewicht, 23 cm Höhe und 5 cm Durchmesser. Die Enden des 1 cm starken Elektronrohres sind durch eingeschraubte Elektronplatten verschlossen. 2 cm von einem Ende entfernt ragt eine etwa 9 cm lange Zeitzündschnur aus der Ladung heraus. Ihre Zündung kann durch Abreißzünder, Sturmstreichholz usw. erfolgen. Gegenüber dem Einführungsloch der Zündschnur sitzt in einer Bohrung des Elektronmantels ein dicht schließender Korken zum Abzug der Verbrennungsgase. Die Zeitzündschnur endet im In-neren in einem 2,5 cm hohen Zündsatz aus Kaliumnitrat, Kaliumchlorat, Holzkohle und Sili-zium. Die Hauptfüllung (18 cm hoch) besteht aus eingepreßtem, sehr feinkörnigem Ther-mit aus Eisenhammerschlag und Aluminumpulver. Etwa 9 Sekunden nach dem Entzünden der Zeitzündschnur entflammt die Brandladung. Wenige Sekunden später setzt heftiges Versprühen bis zu 5 m im Umkreis ein (Dauer etwa 10 bis 20 Sekunden). Danach brennt die Ladung etwa 14 Minuten ruhig mit blendendweißem Licht sehr heiß ab.

Bild 50.
Elektron-Thermit-Brandbombe.

Unschädlichmachen: Brennende Ladungen mit trockenem Sand abdecken und durch Sto-chern Sand zwischen Brandladung und brennbarem Objekt bringen. Die Ladung erstickt nicht unter dem Sande, brennt aber aus.

Die kleine Elektron-Thermit-Brandbombe ist ein zylindrischer Körper von 10 cm Länge, 1,6 cm Durchmesser und 350 g Gewicht. In sein offenes durch Papierblättchen unter einer Quetschmutter verschlossenes Ende kann klemmend in einem Gummiring ein Korro-sionzeitzünder gesteckt oder im Gewinde verschraubt werden, der die Zündung herbei- führt. 2 cm vom offenen Ende entfernt sind in der Wand zwei Gasabzungslöcher von 4 mm Weite angebracht und durch Korken verschlossen. Die 3 mm starke Elektronröhre ist an der Öffnung 7 mm hoch mit einem schwarzen Zündsatz, hauptsächlich aber mit einem hellgrauen Brandsatz aus Bariumnitrat, Aluminiumpulver und Eisenhammerschlag ge-füllt.

Verwendung: Gegen leicht entzündliche Objekte.

Unschädlichmachen: Vor dem Zünden Herausschrauben oder -ziehen des Zünders. Nach dem Zünden abdecken mit trockenem Sand.

Dreiteilige Brandkörper (Bild 51) mit Zeitzünder im mittleren Rohr. Gewicht etwa 105 g. Länge etwa 10,7 cm, Breite 4,7 cm, Dicke 1,6 cm. Durch Verkleben mit dünnen Zelluloid-stäbchen aus drei buntfarbenen Zelluloidröhren zusammengesetzt. Die beiden Außenrohre enthalten schmutziggelbe Zündsätze aus Kaliumchlorat und Kolophonium, die vom Mittel-rohr her über Stoppinen gezündet werden und die Zündung weiter auf die eigentlichen grauen Brandsätze aus Aluminiumpulver, Bariumnitrat, Kaliumchlorat und Bindemitteln übertragen. Die Zündung erfolgt durch den eingebauten Verzögerungszünder. Die Betäti-gung erfolgt durch Abreißen eines Klebebandes vom Mittelrohr, Entfernen eines unter dem Klebband liegenden Sicherungsstäbchens aus Holz, Eindrücken eines Geldstückes in den freigewordenen Schlitz. Dadurch wird innerhalb einer im Schlitz sichtbaren Kupferhülse ein Glasröhrchen zerbrochen, dessen grüne Flüssigkeit (Kupferchlorid-Lösung) eine Stahldraht zerfrißt, nach dessen Zerreißen ein konisch ausgehöhlter Holzpflock mit Reibfläche von einer gespannten Feder getrieben auf einen dicken Zündholzkopf abschlägt und diesen entflammt. Die Farbstriche auf dem Mittelrohr bedeuten Verzögerungszeiten, und zwar

2 weiße Ringe etwa 2 Sekunden,
2 grüne Ringe etwa 5– 6 Sekunden,
4 gelbe Ringe etwa 12–13 Sekunden,
5 blaue Ringe etwa 20–30 Sekunden.

Bild 51.
Dreiteiliger Brandkörper mit Korrosionszünder.

Dreiteiliger Brandkörper mit Korrosionszünder.

Neuerdings befinden sich einfache Farbanstriche:
schwarz etwa 10 Minuten,
rot        etwa 30 Minuten,
weiß, grün, blau, gelb wie oben.
Unschädlichmachen: Aufschütten von trockenem Sand.
Die Brandladung erstickt nicht unter dem Sande, brennt aber aus.

Die Petroleum-Brandampulle (Bild 52) besteht aus einem etwa 14 cm langen, 3 cm dicken, an den Enden zugespitzten Zylinder aus Gelantine, der zur Hälfte blank-schwarz, zur Hälfte rotbraun-stumpf aussieht. Gewicht: etwa 95 g. Die rotbraune Hälfte ist mit einer etwa 0,2 cm dicken Schicht eines Zündsatzes aus Kaliumchlorat, Eisen(3)oxyd, Schwefel, Glaspulver und Leim überzogen und trägt an ihrer Spitze einen Reißzündkopf ähnlicher Zu-sammensetzung. Die Ampulle ist mit etwa 62 ccm rötlich gefärbtem Rohpetroleum gefüllt. Nach dem Anstreichen des Reißzündkopfes an einer Streichholzschachtel entflammt der rotbraune Überzug sofort und zerstört die Gelatinekapsel. Das ausfließende Petroleum brennt etwa 7 Minuten lang mit 25 cm hoher Flamme ab und kann gegen leichtentzünd-liche Objekte (Stroh, Heu usw.) wirksam verwandt werden. Nach dem Anstreichen kann die Ampulle geworfen werden.

Unschädlichmachen: Das nur an der Luft brennende Petroleum kann unter Sand, überge-worfenen Tüchern, viel Wasser usw. erstickt werden.

Bild 52.
Petroleum-Brandampulle.

Petroleum-Brandampulle

Die Thermit-Brandladung ist etwa 1,1 kg schwer. Inhalt der gewöhnlichen Blechbüchse besteht aus einem Thermitsatz (Eisenhammerschlag mit Aluminium) mit einem Zündsatz aus Kaliumnitrat, Eisen(3)oxyd und Aluminium. Die beiden kurzen, durch zwei Löcher des abnehmbaren Deckels führenden Zeitzündschnüre werden durch Reiben der aufsteckbaren Anfeuerungshülsen mit Reißzündkopf an einer Streichholzschachtel entflammt und enden innerhalb des Zündsatzes in angeklebten Schwarzpulverpillen. Der Inhalt der Büchse wird durch die etwa 1 cm vom oberen Rande eingepreßte Deckplatte gehalten.

Unschädlichmachen: Abdecken mit trockenem Sand.

Die Phosphor-Brandladung ist eine Weißblechbüchse mit Schraubdeckel und wiegt etwa 570 g. Nach Öffnen des Deckels wird eine dicht verlötete Deckplatte mit langem zentra-lem Zündkanal sichtbar. In dem dicht verschlossenen Hohlraum der Büchse befindet sich gelber Phosphor. Zündung erfolgt durch Zertrümmern der Büchse mittels Sprengkapsel und Entflammenlassen der Phosphorstücke an freier Luft oder durch Kombination mit einer anderen, z.B. Thermit-Ladung.

Unschädlichmachen: Brennender Phosphor kann zwar durch Wasser usw. leicht gelöscht werden, entzündet sich aber nach dem Trocknen bei Luftzutritt auch nach Tagen von selbst. Nach dem Löschen Umgebung des Brandherdes auf Stellen absuchen, die im Dun-keln gründlich leuchten, und auch kleine Spritzer peinlich genau abkratzen. Auch Bekleben der leuchtenden Stellen mit Chlorkalk oder Losantinbrei beseitigt den gelben Phosphor. Gelber Phosphor ist sehr giftig und darf nie berührt werden ! Der Phosphor verspritzt beim Abbrennen und erzeugt schwer heilende Wunden !

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