Merkblatt über Russische Spreng- und Zündmittel, Minen und Zünder |
IV. Fernzündgerät F 10 |
Auslösen oder Sperren des F 10-Gerätes. |
(Laut Versuchsergebnis Wa Prüf 7 vom 30.9.41.) |
1. Auslösen. |
Durch tonfrequentes Wobbeln (zwischen 150 bis 700 Hz in Abständen von 5 Sekunden) konnten die zwei funktionsfähigen Stimmgabelsätze zur Auslösung gebracht werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch: |
1. | daß die Empfangsfrequenz bekannt ist, |
2. |
daß die Batterien der Geräte noch hohe Spannung besitzen, d.h. daß die Geräte noch nicht lange in Betrieb waren (mindestens 12 Volt Heizspannung, 95 Volt Ano-denspannung. |
2. Sperrung. |
Durch Aussenden eines unmodulierten Trägers auf einer dem Auslösesender benachbarten Frequenz kann eine Auslösung verhindert werden. Der von beiden Sendern erzeugte Dif-ferenzton übersteuert dann den Niederfrequenzteil der Geräte, wodurch die Auslösung verhindert wird. |
Angaben über die
Wellen der Apparate F 10. |
Nummer der Welle der Apparate F 10 |
Die Nummern der fest- gelegten Wellen der Radiostation, zwischen denen die Welle des Apparates liegt |
Wellenlänge in Me- tern zwischen denen die Welle des Appa- rates liegt |
Radiostationen, mit denen die Apparate F 10 bei einer gege- benen Welle fernge- lenkt werden können |
XV |
Frequenz d. Abst. d. Appar. a.d. Welle XV gleich 130 KH |
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XVI |
Frequenz d. Abst. d. Appar. a.d. Welle XVI gleich 172 KH |
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XVII |
Frequenz d. Abst. d. Appar. a.d. Welle XVII gleich 245 KH |
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XXIII |
Frequenz d. Abst. d. Appar. a.d. Welle XVIII gleich 268 KH |
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XIX | 11–12 | 1094,1–1000 |
1-W (Waggon), RAF |
XX | 12–13 |
1000–922,8 |
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XXI |
13–13,5 |
922,8–887,7 |
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XXII | 14–15 |
857,5–800 |
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XXIV | 16–17 |
750–706,7 |
1-W, RAF, RUSZ, ZA, 4D |
XXVI | 18–19 |
667–631,3 |
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XXVII | 19–20 |
631,3–600 |
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XXVIII | 21–22 |
568–545 |
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XXIX | 22–23 |
545–521,8 |
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XXX | 23–24 |
521,8–500 |
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XXXII | 25–26 |
480–462,1 |
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XXXIV | 28–29 |
428,6–413,8 |
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X | 27–28 |
444,4–428,6 |
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XII | 24–25 |
500–480 |
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XIV | 17–18 |
706–667 |
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III | 15–16 |
800–750 |
Anmerkung: |
1. |
Die Apparate F 10 mit der Welle XV, XVI, XVII und XVIII werden ferngelenkt durch Rundfunkstationen, die in ihrem Bereich die Frequenz der in der Tabelle angegebe-nen Wellen besitzen. |
2. |
Die Apparate F 10 der übrigen Wellenlängen können gleichfalls durch Rundfunksen-destationen gelenkt werden, falls große Entfernungen zu überbrücken sind. |
Es wurden Geländeversuche mit dem 100-Watt-Sender auf der Frequenz 705 kHz. (Gerät XXXIV) durchgeführt mit folgendem Ergebnis: Es konnte mit diesem Sender auf eine Ent-fernung von 3–5 km die Auslösung verhindert werden, wenn der Frequenzabstand nicht größer als 3 kHz war. Bei Verwendung eines stärkeren Senders würde dementsprechend die Sperrung auch bei größeren Frequenzabstand und über größere Entfernungen möglich sein. |
Für diese Versuche wurde die Modulation des Auslösesenders auf Grund des Beutegerätes rekonstruiert. Die in der Modulation enthaltenen 3 Tonfrequenzen ändern sich bei Ver-wendung eines anderen Schlüssels. |
3. Vorschlag zur praktischen Durchführung der Sperrung. |
Eine vollständige Sperrung für ein Gebiet von 6 km Ø würde den Einsatz von 18 Stück 100-Watt-Sendern im 2monatigen Dauerbetrieb erfordern. |
Da der hierfür notwendige Aufwand zu groß erscheint, wird vorgeschlagen, vorerst jene Frequenz zu stören, von denen bisher Geräte aufgefunden wurden (bei Prüf 7 vorhanden: Geräte der Wellennummern XXX, XXXII und XXXIV). Gleichzeitig wären die H-Stellen auf sämtliche bekannte Empfangsfrequenzen anzusetzen, um Unterlagen über Auslösungsver-suche oder stattgefundene Auslösung zu erhalten und um daraufhin sofort mit Störsen-dungen einzusetzen. |
Fronterfahrungen mit dem russischen Fernzündgerät F 10. |
Ursprung: Auszug aus einem deutschen Bericht. |
Es wurden mehrere Geräte ausgebaut, unter denen sich folgende Geräte-Typen befan-den: |
Nr. XXIV | 400 – 425 kHz, | |
Nr. XXVIII | 525 – 550 kHz, | |
Nr. XXXII | 625 – 650 kHz, |
die gegen Aufnehmen gesichert waren. |
Für Erkennen und Ausbau der Apparate war wichtig, daß schon vor Einnahme einer Stadt eine Funkstörstelle bei den vordersten Teilen der eigenen Truppe eingerichtet wurde, die sofort nach Eindringen der Truppe in die Stadt dieser folgte und sich auf einem Hügel der Stadt einrichtete. Von dort aus wurden an verschiedenen Stellen der Stadt errichtete Meldestellen für Fernzündgeräte fernmündlich angeschlossen. Durch entsprechende Be-fehle war rechtzeitig sichergestellt worden, daß bei Auffinden von Fernzündgeräten der Führer der Funk-Störzentrale sofort benachrichtigt wurde, um den Ausbau persönlich zu leiten. Diese Maßnahme hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen. |
Organisation der Funkstörzentrale: |
Es wurde schon vor Einnahme der Stadt davon abgesehen, die Störung der russischen Fernzündungen mehreren verschiedenen Verbänden zu übertragen, die an der Einnahme der Stadt beteiligt waren, da diese Maßnahme aus Gründen der Umgliederung und der Än-derung des Unterstellungsverhältnisses als unzweckmäßig erschien. Statt dessen wurde der Stördienst einer Funkstörzentrale übertragen, die sich wie folgt zusammensetzte: |
1 Führer (Funk-Komp. Chef), |
1 Offizier (Zugfhr. in einer Funk-Komp.), |
10 Unteroffiziere, |
50 Mann, |
4 100- Watt-Sender, |
1 1,5-KW-Sender, |
20 Tornister-Empfänder b. |
Das o.a. Personal und Gerät wurde aus den Funkkompanien des ANR, der beteiligten Korps- und Div.Nachr.Abt. kommandiert und dem Führer der Funk-Störzentrale unter-stellt. Die Empfänger wurden in einem großen Raum nebeneinander aufgestellt und jedem Empfänger ein möglichst kleines Wellenband (etwa 25 kHz) zugeteilt. Besonderes Augen-merk wurde auf die Wellenbereiche der aufgefundenen Gerätetypen Nr. XXIV, XXVIII und XXXII gelegt. Durch größtmögliche Antennen wurden beste Empfangsverhältnisse ge-schaffen. |
Die Sender wurden in einem anderen Raum zu einer Sonderzentrale zusammengefaßt, Sender- und Empfängerzentrale durch Draht zweifach verbunden. Zwei 100-Watt-Sender wurden dauernd als Bereitschaftssender eingeteilt. Maschinensätze im Dauerbetrieb. Beim Empfangen eines Zündsignals wurde die entsprechende Welle von einem besonders dazu eingeteilten U.v.D. sofort fernmündlich an den U.v.D bei der Sonderzentrale durchgege-ben und der Störton auf der betr. Welle sofort ausstrahlt. Auf diese Welle war gewähr-leistet, daß die Störsendungen nur wenige Sekunden nach Auftreten der Zündsignale ein-setzten. Nach einiger Zeit wurde jeweils durch ganz kurze Unterbrechung des Störtons festgestellt, ob das Zündsignal noch auf der betreffenden Welle gehört wurde. Die Aus-strahlung des Störtons erfolgte jedesmal solange, bis der Russe seine Signalsendungen einstellte. |
Zur Erzeugung des Störtons wurde eine Klingel ohne Klöppel als Selbstunterbrecher in den Taktkreis geschaltet. Ausstrahlung des Störtons bei Sendereinstellung "Telegrafie". |
Von den höchsten Häusern in der Umgebung der Senderzentrale wurden größtmögliche Sendeantennen gebaut, um stärkste Sendeenergie zu erzielen. Die auftretenden Zündsig-nale wurden durch die entsprechenden Störsendungen eines 100-Watt-Senders so über-deckt, daß die Zündsignale im ganzen Stadtgebiet nicht mehr hörbar waren. An zwei ver-schiedenen Tagen wurden die russischen Signalsendungen auf verschiedenen Wellen in einer solchen Lautstärke aufgenommen, daß die Sendestärke eines 100-Watt-Senders nicht genügte, um die Zündsignale durch Störsendungen zu überdecken. In diesen Fällen wurde bei den Wellen unter 600 kHz mit dem 1,5- KW- Sender, bei Wellen über 600 kHz mit 2 parallelgeschalteten 100-Watt-Sendern gleichzeitig der Störton ausgeschaltet. |
Die Tatsache, daß die gewöhnlich starken Signalsendungen der Russen auf solchen Wel-len erfolgten, die im Wellenbereich der in X aufgefundenen Gerätetypen Nr. XXIV, XXVIII und XXXII liegen, und daß während der Dauer der Störsendungen keine Sprengungen im Stadtgebiet erfolgten, läßt mit Sicherheit annehmen, daß |
a) |
die Zündsignale der Russen solchen Geräten galten, die bereits aus den zu spren-genden Objekten entfernt worden waren oder |
b) |
durch die besonders starken Störsendungen groß angelegte Sprengung im Stadtge-biet verhindert wurden. |
Zündsignal-Wellen, die in X-Stadt gestört wurden: |
374 kHz |
30.10.: | 6 Minuten. |
392 kHz |
29.10.: | 12 Minuten und 10 Minuten. |
407 kHz |
14.11.: | 8 Minuten und 18 Minuten. |
22.11.: | 27 Minuten und 13 Minuten. | |
416 kHz |
6.11.: | 12 Minuten. |
523 kHz |
31.10., | 7.11.:
15
Minuten und 2 Stunden 30 Minuten. |
528 kHz |
28.10., | 29.10.: 58
Minuten, 10.11.: 4 Stunden 55 Minuten. |
530 kHz |
25.10.: | 10 Minuten. |
532 kHz |
21.11.: | 35 Minuten, |
22.11.: | 46 Minuten und 21 Minuten. | |
533 kHz |
7.11.: | 16 Minuten, |
14.11.: | 1 Stunde 1 Minute. | |
535 kHz |
14.11.: | 1 Stunde 25 Minuten. |
538 kHz |
29.10.: | 9 Minuten und 25 Minuten. |
583 kHz |
30.10.: | 8 Stunden 28 Minuten, |
14.11.: | 3 und 4 Minuten. | |
585 kHz |
25.10., | 29.10.: 20 Minuten, |
30.10.: | 6 Minuten. | |
611 kHz |
23.10.: | 55 Minuten. |
635 kHz |
31.10.: | 5 Minuten. |
647 kHz |
14.11.: | 19 Minuten, |
22.11.: | 50, 38, 16, 18 und 6 Minuten. | |
625/5 kHz |
14.11.: | 5 Minuten. |
730 kHz |
29.10.: | 55 Minuten. |
Auffallend ist, daß alle bisher ausgebauten Fernzündgeräte mit einer Ausnahme nicht im öffentlichen Gebäuden und Häusern ausgebaut wurden. |