III. Zünder: 19. Behelfsmäßiger UhrwerkszünderIV. Fernzündgerät F 10Inhaltsverzeichnis

Merkblatt über Russische Spreng- und Zündmittel, Minen und Zünder
IV. Fernzündgerät F 10

Ursprung: Russischer Vorschrift.

Das Fernzündgerät F 10 wird verwendet zum Sprengen von: Chausseebrücken, Landwe-gen, Eisenbahn-Viadukten, Unterführungen, Tunnels, Dämmen, hydrotechnischen Anla-gen, Eisenbahnanlagen (Leitstellen), Pumpstationen, Depots usw., Anlagen auf Flugplät-zen und in Häfen, elektrischen Kraftanlagen, Industriebetrieben (Kraftanlagen, wichtige Werkstätten), Telegraph und öffentlichen Gebäuden, die zur Unterbringung von Heeres-teilen und Stäben des Gegners geeignet sind, unterirdischen Anlagen, Bergwerken, Schächten usw.

Maße des Gerätes: 40 X 38 X 28 cm
Gewicht: 35 kg
Länge der Antenne: 30 m

Das Fernzündgerät wird mindestens 2½ m unter der Oberfläche eingebaut und einwand-frei getarnt.

Wird das Gerät gemeinsam mit der Ladung eingebaut, so wird es seitlich von der Ladung in einer Nische untergebracht.

Das Fernzündgerät wird gegen Aufnehmen gesichert und häufig mit Uhrwerk- oder ande-rem Zeitzünder versehen.

Bei wichtigen Anlagen werden 2–9 Geräte mit verschiedenen Wellenlängen und Leitungen verlegt.

Wird das Fernzündgerät in Erde, Wasser oder Fundamenten eingebaut, so wird die Anten-ne

bei Erde 100 – 120 cm,
bei Wasser 30 –  50 cm,
bei Fundamenten 5 –  10 cm

tief verlegt.

Mit dem Gerät können unmittelbar – bis zu einer Entfernung von 50 m – drei Ladungen, beim Verwenden des Apparates BIS (in der Vorschrift nicht näher beschrieben) 36 Ladun-gen gezündet werden.

Beim Verwenden des Hilfsapparates "Beredo" (in der Vorschrift nicht näher beschrieben) wird die Ladung durch Erschütterung zum Zerknall gebracht.

Bild 148.
Zündschema für das Fernzündgerät F 10.

Bild 148 zeigt ein Zündschema für das Fernzündgerät F 10.

Auf der Sendestation werden die Hilfsapparate "Woswol" und "Salma" aufgestellt. Mit Hilfe des Apparates "Woswol" wird der Sender genau auf die Welle des Gerätes F 10 abge-stimmt. Der Apparat "Salma" dient zur Verstärkung der Signale, die vom Apparat U er-zeugt werden, der sich mit ihm in einer gemeinsamen Kammer befindet, und gibt sie wei-ter auf den Übertragungsapparat des Senders, dieser gibt die Signale weiter. Die Signale werden durch die Antenne des Gerätes F 10 empfangen, werden durch seinen Empfänger verstärkt und weitergegeben an den Apparat A, der zum Entchiffren der Signale dient. Wenn die aufgenommenen Signale der Chiffre des Apparates A entsprechen, spricht das Gerät F 10 an und schließt den Stromkreis. Das Ergebnis ist dann der Zerknall der Ladun-gen.

Als Sender (anscheinend von der Truppe verwendete Sender) werden genannt:

Sender "Waggon" Reichweite 500 km

Bei
Horizontal
Antenne

100 km

Bei Spiral
Antenne

Sender "Raf" Reichweite 300 km

50 km

Sender "Rus" Reichweite 150 km

50 km

Sender "Z-A" Reichweite 120 km

40 km

Das Fernzündgerät F 10 kann auch durch einen Rundfunksender ausgelöst werden.

Betriebsdauer des Gerätes: mit Dauerwärmung bis 4 Tage.

Während dieser ganzen Zeit ist der Apparat zur Aufnahme von Signalen fähig, die von der leitenden Radiostation ausgehen.

Dauer der Abgabe der Signale: 1 Minute

Mit unterbrochener Erwärmung, Unterbrechungen von 2,5 Minuten: 20 Tage.

In diesem Falle ist die Dauer der Signalabgabe des Senders: 6 Minuten.

Mit unterbrochener Erwärmung, Unterbrechungen von 5 Minuten: 40 Tage.

In diesem Falle ist die Dauer der Signalabgabe des Senders: 10 Minuten.

Um die Batterien des Gerätes zu schonen, wird der Empfänger alle 5–6 Minuten auf die Dauer von 12–15 Sekunden durch ein Uhrwerk eingeschaltet. Das Ticken der Uhr ist dau-ernd zu hören und wird von einem empfindlichen Ohr aus den Entfernungen von 5–10 cm durch lockeren Boden und auf 20 bis 30 cm durch Mauerwerk wahrgenommen.

Die Uhr wird selbsttätig durch Stromzuführung aus der Batterie alle 3–4 Minuten aufgezo-gen. Dabei entsteht ein Knacken, das ein Vielfaches der Lautstärke des Uhrtickens aus-macht. Hörweite mit dem Ohr 2–3 mal so weit wie das Ticken.

Während der 12–15 Sekunden, in denen das Gerät eingeschaltet ist, empfängt es 3 Zündimpulse, beim dritten erfolgt die Zündung.

Der Zündsender sendet die Zündimpulse auf verschiedenen Wellenlängen dauernd als Ton im Abstand von etwa 4 Sekunden. Der Empfang wird durch eine Stimmgabel auf ein Relais des Gerätes übertragen. Das Knacken des Zündrelais ist ähnlich wie das Aufziehen zu hö-ren.

Die Geräusche des Fernzündgerätes können mit dem an sich gegen Minengeräusche ent-wickelten, hoch empfindlichen Horchgeräten der Fa. Elektro-Akustik gehört werden, und zwar.

Uhrticken in lockerem Boden 2 – 2,5 m tief,
Uhrticken in Mauerwerk 5 – 6 m tief,
Aufziehen und Zündrelais in lockerem Boden bis 5 m tief,
Aufziehen und Zündrelais in Mauerwerk bis 8 m tief.

Die Abmessungen der Minenkammer und die Größe der Ladungen sind abhängig von der Bodenbeschaffenheit und der vorgesehenen Zerstörung.

Gewicht der Ladung
in kg

Höhe der
Minen-
Kammer
in m

Abmessungen
des Sprengtrichters

Sand
und
Acker-
krume

Fester Ton
und Sand

Außer-
ordentlich
fester Ton

Tiefe
in
m

Durch-
messer
in m
Volumen
in cbm

90

100

175

2,5

3,0

10–12 80–90

175

200

300

1,5

3,4

11–12

90–100

90

100

175

3,0

1,5

9–10

80–85

300

400

600

3,0

4,25

14–16 170–180

150

210

300

3,5

3,0

11–13 140–150

600

700

1000

3,5

5,0

17–10 150–300

250

350

500

4,0

3,5

12–15 200–250

900

1200

1600

4,0

6,0

20–22 450–500

––

500

700

5,0

4,0

15–16 250–300

1400

1800

2500

5,0

7,0

22–24 650–700

600

750

1050

5,0

4,5

17–20 450–500

800

1000

1400

5,5

5,0

20–22 650–700

Sohle der Minenkammer = 1 X 1,2 m.

Ausbau des Fernzündgeräts F 10.

Werden Ladungen mit Fernzündgerät F 10 erkannt oder vermutet, wird zweckmäßig zu-erst die Antenne aufgenommen. Diese kann 30–40 m im Umkreis von der Sprengstelle entfernt liegen. Aufgefundene Antennen müssen, dem Ausbau folgend, laufend abge-schnitten werden, um die Möglichkeit einer Fernzündung zu verringern. Das Antennenka-bel ist möglichst nahe am Gerät abzuschneiden.

Das Fernzündgerät, das sich in den meisten Fällen in oder in unmittelbarer Nähe der La-dung befindet und häufig in einem Gummisack verpackt ist, muß von allen Seiten vorsich-tig freigelegt werden. Durch Um- und Untergreifen ist festzustellen, ob das Gerät gegen Wiederaufnehmen gesichert ist oder ob Anschlüsse zu weiteren Geräten oder Ladungen vorhanden sind. Letztere sind nach Auffinden zu beseitigen, gegebenenfalls auch vorhan-dene Sicherungen gegen Wiederaufnehmen. Dann wird der Gummisack aufgeschnitten und nochmals auf Entlastungs- oder Zeitzünder untersucht.

Nach Entfernung evtl. vorhandener Zünder oder Sprengmittel und nach Herausziehen der Steckkontakte für die Batterie wird die Ladung mit dem Fernzündgerät ausgebaut, gege-benenfalls mit einer Halteleine oder einem Drahtseil herausgezogen.

Abwehrmöglichkeit.
Störung auf dem Funkwege ist möglich.

Ein Störsender verhindert das Ansprechen des Zündrelais, indem er den Ton, der die Stimmgabel zu erregen hat, verzerrt. Hierzu müssen die Wellenlängen bekannt sein. Dies ist in bestimmten Umfange der Fall. Im übrigen kann die Funküberwachung die Zündsig-nale abhören und damit neue Wellenlängen feststellen. Aus verschiedensten Gründen ist jedoch eine derartige Störung nur für kurze Zeit möglich.

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