VorwortC. Eigenschaften bis E. Meldung
Fremde Flugzeugminen - Beschreibung, Wirkungsweise und Anleitung zum Bergen und Entschärfen
I. Englische Flugzeugmine (E Fl M)
A. Allgemeines

Die englische Flugzeugmine hat verschiedentlich vor den Flußmündungen und in Küsten-nähe Grundminen geworfen. Da auf strengste Geheimhaltung unserer Kenntnis dieser Mine und ihrer Eigenschaften in bezug auf unsere Schutz- und Räummittel größter Wert gelegt wird, ist daher nur der Personenkreis zu unterrichten, der unbedingt um das Wesen der Sache wissen muß. Es ist daher z.B. bei den Außendienststellen nur den in Frage kom-menden Gruppenkommandeuren, Horstkommandanten, Staffelkapitänen und den zuständi-gen Offz. (W) für Unter-wasserwaffen davon Kenntnis zu geben.

Dem Unterpersonal ist nur soweit erforderlich und in geeigneter Weise über das Äußere der E Fl M zum Erkennen derselben Kenntnis zu geben.

B. Beschreibung der E Fl M

Der Außenanstrich der E Fl M ist schwarz (andersfarbiger Anstrich möglich). Als beson-ders Kennzeichen ist auf die Mine ein roter Ring und darüber ein Ring aus grünen Kreuzen aufschabloniert. (Allgemein weist bei englicher Munition ein grüner Ring auf die Sprengla-dung. Ein roter Ring ist das Zeichen für Aufschlagzünder). Das Gewicht beträgt etwa 650 kg, die Ladung etwa 300 kg Trinitrotoluol-Ammonsalpeter-Gemisch. Dies entspricht leis-tungsmäßig etwa einer Ladung von 210 kg Schießwolle 36. Die augenblicklich bekannte Konstruktion weist keine GE auf.

Die Zündeinrichtung beruht auf dem Prinzip der elektro-magnetischen Induktion. Sie be-steht aus einer langen Spule mit Eisenkern, umgeben mit einer Kunststoffröhre, die zen-trisch im Ladungsraum liegt. Die Enden der Wicklung sind mit einem empfindlichen Relais verbunden. Das Relais sowie die Batterie und ein Kondensator sind gut in Schwammgummi verpackt, in einem Instrumentenkasten aus Aluminium untergebracht (Abb. 8a un 8b). Die Zündeinrichtung wird durch einen Wasserdruckschalter nach 3 m Wassertiefe geschärft und bleibt auch scharf, falls diese Wassertiefe später unterschritten wird (Abb. 9). Die Mine ist entweder mit einem oder mit zwei Zündern versehen. Es hatte sich herausge-stellt, daß Minen mit einem Zünder nicht immer zur Volldetonation führen.

Abb. 1 zeigt die englische Flugzeugmine mit Fallschirm und Hilfsfallschirm. Der kleine Fall-schirm reißt nach dem Wurf den größeren Fallschirm aus der Verpackung heraus. Die Schirme sind so klein bemessen, daß sie keine tragende Wirkung haben können. Sie be-zwecken lediglich eine Steuerwirkung, so daß beim Abwurf die Mine mit dem abgeschräg-ten Kopf zu erst auf das Wasser auftrifft. Diese Abschrägung führt beim Eintritt in das Wasser dazu, daß die Mine sich waagerecht auf den Grund legt. Verkleidet wird die Ab-schrägung durch einen geraden, geböttcherten Deckel, der beim Aufprall auf die Wasser-oberfläche zerschellt. Durch diese Verkleidung wird eine Steuerwirkung der Abschrägung während dem Flug und beim Fallen durch die Luft vermieden.

Besondere Merkmale

Die Mine ist bisher in sechs Ausführungen (I bis VI) gefunden worden, die abgesehen von den für den jeweiligen Zweck erforderlichen Änderungen bzw. Zusatzeinrichtungen den gleichen Aufbau haben.

Ausführung I (normale Grundmine) (siehe Abb. 1 bis 8)

Zylindrisches Gefäß mit vorn abgeschrägtem Kopf, an dem sich ein Heißauge befindet. Hinten als Verlängerung ein mit einem Handloch versehener angeschraubter Zylinder, der den als Steuerung dienenden Fallschirm mit Hilfsfallschirm, den Instrumentenkasten und den Wasserdruckschalter aufnimmt. Die Mine hat entweder einen oder zwei Zünder.

Scharfwerden und Zündung

Nach dem Wurf schmilzt das Salzstück des Wasserdruchschalters (Abb 8c). Die Mine wird bei einem Wasserdruck von mehr als 0,3 kg – entsprechend einer Was-sertiefe von mehr als 3 m – scharf. Sie bleibt auch scharf, wenn der Druck wieder abnimmt. Zur Einleitung der Zündung wird die Veränderung der Horizontalkomponente des Erdfeldes benutzt. Die Mine spricht sowohl bei Verstärkung als auch bei Schwächung des Erdfeldes an.

Der Zünder hat eine Verzögerungszeit von etwa 7 sec.

Ausführung II

Sie entspricht bis auf den Steuerfallschirm, der bei dieser Ausführung durch einen Alumi-niumzylinder ersetzt ist, der Ausführung I. Ausführung II wird anscheinend nicht mehr verwendet.

Ausführung III (normale Grundmine mit Zündkontakt)

Sie entspricht der Ausführung I mit folgenden Abweichungen: Die Mine ist zusätzlich mit einem Zählkontakt (ZK) ausgerüstet, der etwa 20 Zählschritte zuläßt. Bei geborgenen Mi-nen wurde die Einstellung von 2 – 5 Zählschritten festgestellt, jedoch wurden bis zu 12 Zählschritte beobachtet. Die Zündverzögerung im Zünder ist durch ein auf dem Instru-mentenkasten befestigtes Verzögerungsuhrwerk ersetzt worden. Dieses kann wahlweise ein- bzw. ausgeschaltet werden.

Scharfwerden und Zündung: Dieses geschieht wie bei Ausführung I mit dem Unterschied, daß das Zünden erst nach der Vielzahl der Überläufe, entsprechend dem eingestellten Zündschritt erfolgt. Die Zeit zwischen den einzelnen Zählschritten beträgt etwa 4,5 Mi-nuten. Das magnetische Ansprechen der Mine nach dem letzten Zählschritt führt nach 0 bzw. 5 bis 7 sec (je nachdem, ob das Verzögerungsuhrwerk aufgezogen ist oder nicht) zur Detonation der Mine.

Ausführung IV (E Fl M als Wasserbombe)

Die Ausführung IV entspricht in ihrem Aufbau und ihrer äußeren Form der Ausführung I, jedoch fehlt bei diesen Minen die Induktionsspule und das Relais. Die Batterie ist über den Wasserdruckschalter an den Zünder geschaltet.

Scharfwerden und Zündung: Die Mine detoniert im Wasser, solbald das Salzstück des Wasserdruckschalters geschmolzen ist und dieser Schalter durch eine verstärkte Feder den Stromkreis über den Zünder schließt.

Ausführung V (E Fl M als Landbombe) (siehe Abb. 11)

Diese Ausführung entspricht bis auf den Wasserdruckschalter der Ausführung IV, d.h. In-duktionsspule und Relais fehlen. Der Wasserdruckschalter ist als Aufschlagzünder ausge-bildet.

Scharfwerden und Zündung: Der Aufschlagzünder ist durch zwei Vorstecker gesichert, die beim Wurf abgezogen werden. Die Massenträgheit des Kolbens des Wasserdruckschalters wird dazu benutzt, beim Aufschlagen der Mine auf Land oder Wasser die Batterie unmit-telbar auf den Zünder zu schalten. Um die Kräfte, die beim Aufschlag auftreten abzufan-gen, ist der Schalter durch eine Spannschraube abgestützt.

Wird eine E Fl M aufgefunden, bei der Abreißstropp und Sicherungen noch vorhanden sind, so ist die E Fl M blind geworfen worden.

Ausführung VI

(normale Grundmine ohne Verzögerungssatz im Zünder)

Sie entspricht im allgemeinen der Ausführung I. Der Wasserdruckschalter (Abb. 8c) weicht von seiner bisherigen Ausführung insofern ab, als das Salzstück oberhalb der Kap-pe des Wasserdruckschalters sitzt und durch eine zweite Blechkappe gesichert wird. Bei-de Kappen werden durch Vorstecker gehalten, deren einer beim Abwurf der E Fl M die Blechkappe freigibt, die dann abfällt. Die bisherige und die neuer Art des Wasserdruck-schalters sind in Abb. 8c gegenübergestellt.

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