I. Einführung
Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
Vorbemerkungen

Die Munition ist eines der wichtigsten Mittel zur Schwergewichtsbildung im Kampf. Die Zahlen des Munitionsverbrauches geben daher wesentlich Aufschluß über die Kampffüh-rung. Die rechtzeitige Aufbringung und Zuführung von Munition und eine vorausschauende Planung gehören zur Grundlegung eines jeden Erfolges im Krieg.

Voraussetzung für die Munitionsversorgung ist die Kenntnis des Munitionsbedarfes ent-sprechend der Absicht der eigenen Führung oder der Feindlage. Nötiger Transportraum und Zeitbedarf für die Zuführung der Munition müssen vorausbedacht sein.

Geschoße, vor allem Artilleriegranaten, waren im 2. Weltkrieg zum Teil in geflochtenen Wiedenkörben verpackt, andere, besonders die Infanteriemunition in Holzkisten oder Blechverschlägen, später auch Pappkartons. Die Bezeichnung der Munition und der Ver-packung ermöglichte ihre Trennung nach Art- und Gewichtsklassen der Geschoße.

Im Frieden war es in Deutschland nicht üblich, fertig laborierte Munition in größeren Men-gen zu lagern. Die Bestandteile wurden gesondert verwahrt. Im Krieg ist man aber vor al-lem bei mittleren Kalibern für das Einsetzen der Sprengladung auf das Gießverfahren über-gegangen. Einzelheiten dieser Entwicklung, seien sie nun technisch an der Waffe oder bei der Munition oder durch eine rohstoffbedingte Ausweichmaßnahme hervorgerufen worden, können in einem in der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift 1952 Heft 8/9 er-schienenen Aufsatz von Generalmajor a.D. Wilhelm v. Junck: "Über die Geschütze des deutschen Heeres und ihre Munition" nachgeschlagen werden.

Die für den Munitionsverbrauch auf Grund des Quellenmaterials gemachten Zahlenanga-ben lassen durchaus die Möglichkeit zu, im kleinen Rahmen oft sehr wesentlich anders auszusehen, da die deutsche Führung infolge einer ständigen Mangellage und einer zeit-weise nur äußerst knappen Vorratslage bei Munition immer mit ganz prononcierten Schwergewichten arbeiten mußten. Es war daher oft nicht möglich, die Bedürfnisse der Truppe voll zu erfüllen. Die vorliegende Studie zeigt zum Verständnis dieser Lage auch die Gegebenheiten der industriellen Produktion als Voraussetzung eines Munitonsverbrauches kurz auf. Sie gibt aber keinen näheren Aufschluß über Fertigungs- oder Adjustierungsfra-gen, sowie über alle technischen mit Munition und deren Entwicklung zusammenhängen-den Probleme.

Der "Verbrauch" ist nur ein Teil des Gesamtfragekomplexes Munition; es mußten daher auch Probleme der Aufbringung, Organisation und des Nachschubs gestreift werden.

Die Mannigfaltigkeit der Kriegsschauplätze und die große Zahl eingesetzter, strukturell verschiedenartiger Heere zwang den Verfasser, das umfassende Thema im Wesentlichen auf den Munitionsverbrauch der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg und ihres Haupt-gegners, der Roten Armee, zu beschränken. Verbrauchszahlen anderer Heere konnten nur kurz angedeutet oder zu Vergleichen im Einzelnen herangezogen werden.

Der Verfasser hat durch eine umfangreiche Korrespondenz und aus eigener Kenntnis der Quellenlage Dokumente und authentische Unterlagen von Persönlichkeiten beschaffen können, die im 2. Weltkrieg an verantwortlicher Stelle für die Munitionsversorgung des deutschen Heeres standen. Mit einer zusammenfassenden Arbeit über das Thema "Muni-tionsverbrauch im 2. Weltkrieg" wird nach einer schriftlichen Mitteilung des militärge-schichtlichen Forschungsamtes Freiburg im Breisgau (Abteilung III Az 50/35/05 vom 6.5.1960), was deutschsprachige Arbeiten anbelangt, Neuland betreten.

Die Literatur- und Quellenhinweise im Text erfolgen mittels Fußnoten. Wörtlich zitierte Stellen sind einzeilig geschrieben. Graphische, tabellarische und sonstige Übersichten, die mit Teilabschnitten der Studie in Verbindung stehen, sind im Text enthalten oder als An-lagen beigefügt.

I. Einführung