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Der Munitionsverbrauch im 2. Weltrkieg
Quellenlage und Quellenbeurteilung

Obwohl heute schon mehr als 15 Jahre verflossen sind, seit die Waffen nach dem un-glücklichen Ausgang des 2. Weltkrieges ruhen, ist es noch immer nicht möglich, ein lük-kenloses, in jeder Hinsicht dokumentarisch fundiertes Bild über den Munitionsverbrauch des deutschen Heeres in diesem Kriege zu geben. Große Mengen wertvollster Dokumente und Archivmaterials mußten noch während des Krieges aus Gründen einer Luftgefährdung an verlagerte Archivstellen abgegeben werden. Im Verlauf der Kampfhandlungen der letz-ten Kriegsmonate war es nicht immer möglich, das für die kriegsgeschichtliche Forschung so wichtige Material zeitgerecht zu bergen und zu erhalten. So sind leider wertvollste Unterlagen der Dienststellen des OKH in Schlesien im Raume Liegnitz in die Hände des Ostgegners gefallen, ohne daß bis heute irgendeine Stelle in Deutschland Kenntnis davon hat, ob das Material vernichtet wurde oder ob es in irgendeiner Form erhalten geblieben ist.

Das Archivmaterial, daß in den letzten Wochen des Krieges an den nach Ansicht der deutschen Führung sichersten Ort, in die Alpenfestung Berchtesgaden, gebracht wurde, fiel in die Hand der Westgegner und wurde gemeinsam mit den Unterlagen, die bei der Ge-fangennahme und Auflösung deutscher Führungsstellen in Feindeshand fielen, nach Washington gebracht. Dort ist das Material bisher noch immer nicht vollständig gesichtet, und es steht daher auch der Forschung nicht zur Verfügung. Die amerikanische Armee hat ledigich einigen ehemals deutschen Offizieren, die im Rahmen der amerikanischen His-torical-Division mit der wissenschaftlichen Auswertung von Erfahrungen des 2. Weltkrie-ges beauftragt wurden, Zutritt zu diesen Akten in Amerika gegeben. Aus diesem Material und aus eigenen Aufzeichnungen beteiligter Offiziere, sowie aus deren jahrelangen Fach-kenntnissen nach der Erinnerung, muß die Forschung heute Mosaiksteinchen an Mosaik-steinchen fügen, um langsam zu einem wahrheitsgetreuen Bild der historischen Vorgänge zu gelangen.

Wenn in dieser Studie bisher unveröffentlichte Zahlen über den Munitionsverbrauch der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg gebracht werden, so sind diese einer bisher nicht veröffentlichten Studie des letzten Generalquartiermeisters des deutschen Heeres, Gene-ralmajor a.D. Alfred Toppe, über den Munitionsverbrauch des deutschen Heeres im Feld-zug gegen die Sowjetunion 1941 - 1943 entnommen, oder sie stammen aus Originalunter-lagen der Gruppe Munition der Dienststelle OKH/GenStdH/GenQu, die im Privatbesitz der seinerzeitigen Sachbearbeiter das Kriegsende überdauert haben.

Weiters waren Unterlagen mit dokumentarischem Wert, Berichte und Originalakte des Generalquartiermeisters, die derzeit in deutschen Archiven verwahrt sind, zur Verfügung. Darüber hinaus konnten auch Notizen aus dem Kriegstagebuch des Generalobersten Hal-der, soweit sie Munitionsfragen behandeln, ausgewertet werden.

Diese Unterlagen sind für ein Gesamtbild des Munitionsverbrauches im 2. Weltkrieg wohl ausreichend, im Detail aber lückenhaft, oft ergänzungsbedürftig. In ihrem inneren Wert sind die Quellen oft mangelhaft, was darin begründet liegt, daß die Munitionsverbrauchs-zahlen vielfach nicht zwischen einem echten Verbrauch, dem tatsächlichen Verschuß und Zahlen mit enthaltenen Munitionsverlusten unterscheiden, die unter anderem während der großen Abwehrkämpfe und Frontbegradigungen der Jahre 1944/45 im Osten eingetreten sind. Eine Erweiterung oder Vertiefung des vorliegenden Zahlenmaterials dürfte aber vor Öffnung der heute in Washington befindlichen Archive des deutschen OKH nicht möglich sein. Gewisse Lücken werden infolge des schon erwähnten Verlustes verlagerter Archiv-unterlagen nie authentisch zu schließen sein.

Weitere Grundlagen für die vorliegende Studie boten Veröffentlichungen der Nachkriegs-literatur, Erinnerungswerke, Divisionsgeschichten und Aufsätze in Fachzeitschriften über Vorgänge, die den Sektor Munition betreffen. Verbrauchszahlen konnten nur im geringen Maß diesen Unterlagen entnommen oder durch Auswertung gewonnen werden.

Nicht allen diesen Quellen und Unterlagen ist gleiche Bedeutung für die Wahrheitsfindung beizumessen. Insbesondere bei den Quellen östlicher Herkunft muß darauf Rücksicht ge-nommen werden, daß Veröffentlichungen auch militärischen Inhalts in Staaten mit kom-munistischer Führung auf Propaganda abgestellt sind, und daß daher diese durch ver-gleichende Prüfung mit Angaben aus anderen Quellen zu korrigieren sein werden. Schließ-lich kann gesagt werden, daß dem größten Teil der verwendeten Unterlagen, vor allem aber den Originaldokumenten, die für diese Arbeit zur Verfügung waren, kriegshistorische Bedeutung zuzumessen ist.

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