IV. Laden und Entladen der Üb.-GranatenV. Anfertigen blindgeladener Munition, Anschieß-, Exerzier-, Unterrichts- und VerpackungsmunitionInhaltsverzeichnis
Heeresfeuerwerkerei - Munitionsarbeiten bei Munition für Geschütze und Werfer
B. Munitionsarbeiten allgemeiner Art
IV. Laden und Entladen der Üb.-Granaten

Herstellen und Einbringen der Füllmasse, Untersuchen und Einsetzen
der Üb.-Sprengladungen (Üb. T.-Ladungen)

Beim Herstellen der Füllmasse ist zuerst das Paraffin zu schmelzen und dann die dem Mischrungsverhältnis entsprechende Menge Schwerspat in kleinen Teilen un-ter stetem Umrühren hinzuzusetzen. Das Mischungsverhältnis ist rechnerisch oder durch Versuch zu ermitteln. Es ist die Geschoßgewichtsklasse III anzustreben, da-her sind die leeren Geschosse zu wiegen und die Geschosse mit annähernd glei-chen Gewichten gruppenweise zusammenzustellen.

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Das Mundlochgewinde ist nach dem Ausschrauben der Mundlochbuchse oder der Abschlußplatte mit Mundlochbuchse besonders zu säubern und mit Schutzfett 40 dünn einzufetten.

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Durch einen durch das Geschoßmundloch hindurchreichenden Trichter ist das Ge-misch nach Nr. 185 bis zu einer zu bestimmenden Höhe einzufüllen.

 

Danach ist das Mundlochgewinde von Spritzern der Füllmasse zu reinigen.

 

Das außen gut eingefettete Laborierrohr ist vorsichtig durch das Geschoßmundloch hindurch in die flüssige Füllmasse (im Geschoß) einzutauchen. Das zu schnelle Ein-tauchen ist zu vermeiden, damit die Füllmasse nicht herausspritzt. Danach ist das Rohr in das Mundlochgewinde einzuschrauben, bis es auf dem Absatz unterhalb des Mundlochgewindes aufsitzt.

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In die Bohrung des Laborierrohres ist mehrmals bis zum oberen Rand heiße Füllmas-se nachzufüllen, wodurch das Auftreten von Lunkern verhindert bzw. das Ausfüllen der Lunker erreicht werden soll und das Geschoßinnere bis unter das Mundlochge-winde mit Füllmasse gefüllt wird. Das Geschoß ist dann zum Erstarren der Füllmas-se abzustellen. Angaben über das Laborierrohr sind aus der Anfertigungsvorschrift zu ersehen.

 

Nachdem das Geschoß auf etwa Handwärme abgekühlt ist, ist das Laborierrohr aus der erstarrten Füllmasse auszuschrauben.

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Aus dem Innern des Laborierrohres ist der Fükkstopfen zu entfernen, das Rohr in-nen und außen gründlich zu reinigen und wieder einzufetten.

 

Da im unteren Teil der Geschoßfüllung beim Abkühlen der Füllmasse Lunker ent-standen sein können, ist mit einem spitzen Holzstab von 10 mm Ø ein Verbin-dungsloch zwischem dem Hohlraum für die Sprengladung und den darunterliegen-den Lunkern zu stechen, damit durch das Eingießen von Paraffin die etwa vorhan-denen Hohlstellen ausgefüllt werden.

 

Das Untersuchen der Üb.-Sprengladung (Üb.-T.-Ladung) geschieht sinngemäß nach Nr. 51 und 52.

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In den Hohlraum für die Sprengladung (Üb.-T.) wird so viel flüssiges Paraffin einge-gossen, bis die Lunkerstellen gefüllt sind und die für das Festlegen der Sprengla-dung erforderliche Menge vorhanden ist. Der Paraffinspiegel, der in einer bestimm-ten Höhe im Hohlraum für die Sprengladung stehen und durch Versuch ermittelt werden muß, ist von der Tellerfläche der Geschoßhülle aus zu messen und an einem Holzstab zu markieren. Mit diesem Holzstab ist beim Eingießen des Paraffins in die anderen Geschosse die erforderliche Füllhöhe für die Paraffinmenge jeweils zu messen. Die Sprengladung wird mit dem dazugehörigen Stempel (siehe Ferti-gungsvorschrift) in das Geschoß eingesetzt. Die Sprengladung ist so weit nach un-ten zu drücken, bis der Stempel, der mit seinem Absatz gegen den oberen Ab-schluß der Sprengladung liegt, auf der Tellerfläche des Geschosses aufliegt. Über-geflossenes Paraffin ist zu entfernen und das Gewinde M 50 X 3 zu reinigen.

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Herstellen und Einfüllen der Pech-Schwerspat-Mischungen
in Üb.-Granaten

Für das Anfertigen von Üb.-Geschossen (Wgr.), deren Üb.-Sprengladung aus ei-nem brisanten Sprengladungskörper (Zündladung) und einem besonderen Leucht-, Rauch- oder Nebelsatz besteht, wird eine Pech-Schwerspat-Mischung erschmol-zen und zum Erreichen des schußtafelmäßigen Gewichtes in das Geschoß einge-füllt.

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Das Mischungsverhältnis von Pech zu Schwerspat ist jeweils verschieden und ist durch Versuchslaborierung zu ermitteln.

 

Das Einfüllen des Pech-Schwerspat-Eingusses ist nicht in demselben Gebäude wie das Einbringen der Sprengladung (Zündladung) und Einschrauben des Zünders aus-zuführen.

 

Für das Schmelzen des Peches ist folgendes zu beachten:

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Der Schmelzkessel ist so aufzustellen, daß bei vorkommenden Bränden keine Feuerübertragung stattfinden kann. Der Kessel muß mit einem Dunstabzug verse-hen sein. Beim Überhitzen des Peches treten lästige Dämpfe auf; auch kann das Pech in Brand geraten. Überkochendes Pech darf nicht in die Feuerung gelangen können. Zeigt sich beim Schmelzen des Peches Schaum, so ist dies ein Zeichen von Feuchtigkeit; man muß dann zunächst das Heizen vermindern, damit das Was-ser langsam an die Oberfläche gelangt und Zeit zum Verdunsten erhält. Nach eini-ger Zeit verschwindet der Schaum. Beim Verarbeiten von Pech, das zum Schäu-men neigt, muß man den Kesselinhalt gründlich durchrühren und darf den Kessel nur zur Hälfte füllen, damit der Schaum nicht überkocht. Treten beim Schmelzen des Peches ungewöhnlich starke Schaumbildung oder lästige Dämpfe aus, so ist eine Probe von etwa 1 kg an die Chemisch-Technische-Reichsanstalt, Berlin Plöt-zensee, mit der Angabe des Grundes einzusenden.

 

Die Schmelzkessel sind täglich beim Schluß der Arbeit zu reinigen; der Bodensatz ist auszuschöpfen und wegzuwerfen.

 
Beim Brand des Kesselinhaltes ist folgendes zu beachten:  

Die Heizung ist sogleich abzustellen oder das Feuer ist mit einem eisernen Deckel von der Seite her vorsichtig zuzudecken, damit das Feuer erstickt. Das Löschen des Feuers mit Wasser ist verboten, weil dadurch das explosionsartige Heraus-schleudern des Peches eintreten kann.

 

Der eiserne Deckel und genügend Sand müssen sich schnell greifbar in der Nähe des Schmelzkessels befinden.

 

Zum Herstellen der Pech-Schwerspat-Mischung wird die nötige Menge Pech bis zur Dünnflüssigkeit erhitzt, und es wird dann nach und nach, dem Mischungsverhältnis entsprechend, in kleinen Mengen und unter ständigem Umrühren Schwerspat hin-zugesetzt. Die Mischung ist oft umzurühren, damit sich der Schwerspat nicht am Kesselboden absetzt. Trotzdem wird die Mischung wegen des höheren spezifischen Gewichts des Schwerspats am Kesselboden schwerer als an der Oberfläche sein. Dies ist beim Ausgleichen kleiner Gewichtsunterschiede zu beachten. Die Mischung ist richtig zusammengesetzt, wenn die erforderliche Füllhöhe im Geschoß erreicht ist und dann das gefüllte Geschoß sein vorgeschriebenes Gewicht hat.

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Jedes leere Geschoß ist zu wiegen und sein Gewicht mit Kreide auf den Mantel zu schreiben. Geschosse mit annähernd gleichem Gewicht sind gruppenweise zusam-menzustellen.

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Das Gewinde für den Kopf ist mit Schutzfett 40 einzufetten, damit Pechspritzer leicht zu entfernen sind.

 

Die Gewichtsklassen sind die der gleichartigen Brisanzgeschosse. Es ist aber die Gewichtsklasse III anzustreben.

 

Zum Füllen mit Pech-Schwerspat stellt man das Geschoß auf die Waage und legt auf die Gewichtsschale der Waage das Gewicht des schußfertigen Geschosses der herzustellenden Gewichtsklasse. Auf die Lastseite der Waage sind zu stellen:

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das leere Geschoß und  

das Gewicht für alle Munitionsteile, die zum schußfertigen Geschoß gehören.

 

Mit der Gießkelle ist nach und nach so lange Mischung in das Geschoß einzufüllen, bis die Füllhöhe erreicht ist; dies prüft man mit einem selbstgefertigten Meßholz. Das Einspielen der Waage zeigt den Zeitpunkt für das Messen an.

 

Erreicht man die Füllhöhe oder das Gewicht nicht richtig, so muß man das Geschoß wieder ganz entleeren, säubern und neu füllen.

 

Richtig gefüllte Geschosse stellt man auf eine waagerechte Unterlage zum Erkalten ab. Man darf sie nicht schräg hinstellen oder handhaben, weil sonst die Füllung an der Geschoßwand hochsteigt und daran erstarrt und sich Unebenheiten ergeben. Nach völligem Erkalten des Bodengusses sind die Geschosse von Pechspritzern zu reinigen. Sind hierbei Pechstücke in das Geschoßinnere gefallen, so sind sie wieder zu entfernen.

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Es ist nachzusehen, ob die Oberfläche des Bodengusses waagerecht und glatt ist. Ist die rauh oder ausgesplittert und der Abstand bis zum oberen Geschoßrand zu gering, so ist die Oberfläche zu glätten und auf Maß zu bringen. Kleine Blasen an der Oberfläche der Füllung sind belanglos.

 

Entladen der Üb.-Granaten

Übungsgeschosse werden meist nur für einen Jahresbedarf geladen, weshalb das Entladen im allgemeinen nicht vorkommen wird. Sollte es dennoch nötig werden, so wird von Fall zu Fall entschieden, was mit den Geschossen geschehen soll.

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Macht sich bei Üb.-Granaten mit Nebelansatz Nebelwirkung bemerkbar, so sind diese zu sprengen.

 

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