V. Kennzeichen und Anstrich der GeschosseVII. GeschoßeinzelteileInhaltsverzeichnis
Heeresfeuerwerkerei - Geschosse für Geschütze, Nebelwerfer und Granatwerfer
VI. Werkstoff und Herstellungsart der verschiedenen Geschosse

Granaten aus Flußstahl, gepreßt oder gebohrt

43. Für Granaten, die gepreßt oder gebohrt werden, wird als Werkstoff S.M. Flußstahl, Elektrostahl oder unter besonderen Bedingungen auch Thomasstahl verwendet. Neben den nachstehenden mechanischen Werten wird eine günstige Geschoßzerlegung verlangt, die insbesondere durch die chemischen Werkstoffwerte (Phosphorgehalt) beeinflußt wird. Es werden für eine 7,5 cm Sprgr. (K.Gr.) mindestens 230, für eine 8,8 cm Sprgr. mindes-tens 300, für eine 10,5 cm Sprgr. (F.H.Gr.) mindestens 400, für eine 15 cm Sprgr. (15 cm Gr. 19) mindestens 600 Sprengstücke von 5 g und darüber gefordert.

44. Die verlangten mechanischen Werkstoffwerte liegen im allgemeinen bei 75 kg/mm² Festigkeit, 42 kg/mm² Streckgrenze und 9 bis 14 v.H. Bruchdehnung und können durch geeignete Behandlung beim Pressen und Ziehen (Ziehtemperatur, Ziehgeschwindigkeit usw.) ohne Vergüten erreicht werden. Geschosse mit besonders hoher Beanspruchung müssen vergütet werden. Spannungen im Gefüge, die beim Warmbearbeiten entstehen, werden durch Glühen und langsames Erkaltenlassen beseitigt.

45. Gepreßte Geschosse gelten als besonders hochwertig, da mit ihnen bei sichere Halt-barkeit beim Abschuß eine gute Wirkung am Ziel erreichbar ist.

46. Bei dem gepreßten Geschoß wird aus dem Blöckchen aus gewalztem Vierkantmaterial, im schmiedewarmen Zustand, der Rohling gelocht und gezogen. Bei dem gebohrten Ge-schoß wird die Höhlung aus gewalztem, vollem Rundmaterial auf der Bohrmaschine herge-stellt. Die Nachteile dieses Verfahrens sind großer Materialabfall und lange Bearbeitungs-zeiten.

Der gepreßte oder gebohrte Rohling wird auf Drehbänken, Gewindefräsmaschinen usw. fertig bearbeitet.

Stahlgußgranaten
(vgl. Anlage 6 und 7)

47. Als Aushilfsgeschoß für die gepreßte oder gebohrte Stahlgranate dient das Stahlguß-geschoß; es wird gewöhnlich aus saurem oder basischem S.M. Stahlguß hergestellt.

Die Rohlinge dieser Geschosse, deren Höhlung im allgemeinen unbearbeitet bleibt, werden in Mehrfachkokillen gegossen. Das gegossene Geschoß ist nur von außen nachzuarbeiten.

Es gibt aber auch Stahlgußgeschosse, deren Höhlung durch Ausbohren hergestellt wird.

48. Stahlgußgeschosse haben nur etwa 40 kg/mm² Festigkeit und müssen deshalb eine größere Wanddicke erhalten als Preßstahlgeschosse. Da die Höhlung sich nach Kopf und Boden zu verjüngt, ist das Einsetzen von Sprengladungen nicht möglich; der Sprengstoff muß daher eingegossen werden.

Panzergranaten
(vgl. Anlage 10)

49. Panzergeschosse kleiner Kaliber fertigt man aus gewalztem und nachgeschmiedetem Rundmaterial aus hochwertigem Stahl.

Panzergeschosse größerer Kaliber fertigt man in ähnlicher Weise wie die Granaten. Als Werkstoff wird legierter Chromnickelstahl oder ein Sonderstahl verwandt. Nach dem Bear-beiten geschieht das Vergüten, dann wird die Spitze der Granate gehärtet. An der Ge-schoßspitze muß die Härte am größten sein und nach dem Boden zu allmählich abnehmen.

Die Kappen der Panzergeschosse fertigt man aus ähnlichem Material wie die Geschosse und lötet sie dann auf die Geschoßspitze auf.

Wurfgranten
(vgl. Anlage 11)

50. Wurfgranaten mit Sprengwirkung werden aus Perlitguß oder einem ähnlichen für Sprengzerlegung günstigem Guß von etwa 25 bis 30 kg/mm² Festigkeit gegossen und dann bearbeitet.

Wurfgranaten, die man mit Nebelfüllung verschießt, werden aus Temperguß von etwa 30 bis 40 kg/mm² Festigkeit hergestellt. Maßgebend für die Auswahl dieses Werkstoffes war die Forderung, daß die Wurfgranatenkörper dicht sein und eine sehr hohe Zähigkeit haben müssen; sie können aber wegen der Tropfenform als Gußstück am einfachsten hergestellt werden.

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