Der Empfindliche Kopfzünder für Sprenggranaten (m. Haube)Inhaltsverzeichnis
6. Abschnitt - Zünder und Zündschrauben; a) Kopfzünder - Teil A: Beschreibung und C: Behandlungsvorschrift
Beschreibung
I. Empfindliche Kopfzünder

A. Der Empfindliche Kopfzünder für Sprenggranaten

(E.Kzdr. f. Spgr.)
(Blatt 1, Bild 1)

Allgemeines.

1. Der E.Kzdr. f. Spgr. ist ein transport-, lade- und rohrsicherer Aufschlagzünder. Er dient zur Entzündung der Sprengladung bei den nachstehend aufgeführten Ge-schossen:

8,8 cm Spgr. L/3,9 (Kz) 8,8 cm SK L/45, Flak L/451) und
8,8 cm Tbts. K L/45
10,5 cm Spgr. L/3,6 (Kz) 10,5 cm SK L/40 u. L/45, Ubts. und Tbts. K L/451)
15 cm Spgr. L/4,1 (Kz)
15 cm Übgs.Gr. L/4,1 (Kz)
15 cm SK L/45, Ubts. und Tbts. K L/45,
K L/40
15 cm Übgs.Gr. L/4,1 (Kz) 15 cm SK C/28 u. L/55
15 cm Übgs.Gr. L/4 (Kz) 15 cm SK C/25
17 cm Spgr. L/3,3 (Kz) 17 cm SK L/40

Beschreibung.

2. Der Zünder besteht aus folgenden Teilen:
1. dem Zünderkörper,
2. dem Einsatzstück,
3. dem Pillenbolzen mit Schraubenfeder,
4. dem Zündhütchen 26 und der Pappscheibe,
5. der Verschlußschraube zum Pillenbolzen,
6. dem Nadelstück und dem Scherstift,
7. der Nadel,
8. der Halteschraube für die Nadel,
9. der Sperrfeder,
10. dem Sperring,
11. den Sicherungsklappen 1–5 nebst Klappenachsen,
12. dem Stößel und
13. der Kopfschraube mit dem Abschlußplättchen.

1. Der Zünderkörper.

(Blatt 2, Bild 1)

3. Der Zünderkörper dient zu Aufnahme der übrigen Teile des Zünders. Er ist aus Stahl gefertigt und hat eine schlanke, konische Form mit abgeflachter Spitze.

Äußerlich unterscheidet man an ihm den Gewindeteil und den konischen Kopfteil. Die Man-telfläche des konischen Teiles ist am unteren Rande mit einer Bohrung für den Zapfen des Zünderschlüssels zum Ein- und Ausschrauben des Zünders versehen. Eine am oberen Kopfteil befindliche Bohrung dient zum Einführen des Körners beim Verkörnen der Kopf-schraube. Nach dem Verkörnen wird die Bohrung mit Schellack zugeklebt.

Im Innern enthält der Zünderkörper unten eine Ausdrehung für den Bund des Einsatzstük-kes. An die Ausdrehung schließt sich ein Muttergewinde zum Einschrauben und an das Gewinde eine glatte Bohrung für den Schaft des Einsatzstückes an. Über der Bohrung für das Einsatzstück liegt eine engere, die dem Schaft des Nadelstückes zu Führung dient.

In den Kopf des Zünderkörpers ist ein Muttergewinde für die Kopfschraube eingeschnit-ten.

2. Das Einsatzstück.

(Blatt 2, Bild 2)

4. Es ist aus Messing gefertigt und besteht seiner äußeren Form nach aus dem unteren Bund, dem Gewinde, dem Schaft und dem oberen Bund.

Der untere Bund hat an zwei sich gegenüberliegenden Stellen halbkreisförmige Ausschnit-te für die Zapfen des Schlüssels zum Ein- und Ausschrauben.

Um den Schaft des Einsatzstückes ist die Sperrfeder gelegt. Ein Abstreifen der Sperrfeder verhindert der am oberen Schaftende des Einsatzstückes sitzende kleine Bund. Über die Sperrfeder ist der Sperring gestreift, der sich bei richtig zusammengesetztem Zünder mit der Oberkante der Klappen vergleichen muß. Auf der Stirnfläche hat der Schaft 5 Einboh-rungen zur Aufnahme der Klappenachsen.

Im Innern des Einsatzstückes befinden sich zwei zylindrische Bohrungen, von denen die weite zur Aufnahme des Pillenbolzens bestimmt ist und die enge, am Boden, als Brandloch zum Durchlassen des Zündstrahls des Zündhütchens dient.

Auf dem Boden des Einsatzstückes sind links vom Brandloch die Los-Nr. und das Jahr der Fertigung des Zünders und rechts der Abnahmestempel eingeschlagen.

3. Der Pillenbolzen mit Schraubenfeder.
(Blatt 2, Bild 3)

5. Der Pillenbolzen, aus Messing gefertigt, hat äußerlich die Form eines dreizapfigen Zylin-ders. Auf dem Absatz des mittleren Zylinders ruhen die Nasen der Klappen bei zusammen-gesetzten Zünder.

Im Innern ist der Pillenbolzen mit einer weiten und einer engen Bohrung versehen.

Die weite Bohrung liegt im stärksten Teil des dreizapfigen Zylinders; sie ist vorn zur Auf-nahme des Zündhütchens glatt und hinten mit einem Muttergewinde für die Verschluß-schraube zum Festsetzen des Zündhütchens versehen. In der engen Bohrung bewegt sich der Schaft der Nadel.

Die Schraubenfeder ist aus dünnem Stahldraht gefertigt und verzinnt. Zwischen Pillenbol-zen und Nadelstück gelagert, verhütet sie ein Vorleiern des Pillenbolzens beim Geschoß-flug und dadurch Bahnkrepierer.

Sie ist auf die Stirnfläche des vorderen Zapfens des Pillenbolzens aufgelötet.

4. Das Zündhütchen 26 und die Pappscheibe.

(Blatt 2, Bild 4)

6. Das Zündhütchen ist aus Kupferblech gefertigt. Es ist mit etwa 150 mg Zündsatz 88 und 75 mg Schwarzpulver geladen. Der Zündsatz ist oben mit einer Anstichfolie abge-deckt und am Boden mit einer kupfernen Deckplatte abgeschlossen.

Die Pappscheibe dient dem Zündhütchen als elastische Unterlage; sie soll auch etwaige Unebenheiten auf der Oberfläche der Verschlußschraube ausgleichen.

5. Die Verschlußschraube zum Pillenbolzen.

(Blatt 2, Bild 5)

7. Die Verschlußschraube, aus Messing gefertigt, ist eine kleine, der Länge nach durch-bohrte Schlitzschraube, die das lose in den Pillenbolzen eingesetzte Zündhütchen fest-hält.

Äußerlich unterscheidet man an ihr den Zapfen und den Gewindestift. Die Stirnfläche des Zapfens liegt an der durchlochten Pappscheibe, die dem Zündhütchen als elastische Un-terlage dient.

Die Bohrung in der Verschlußschraube leitet das Feuer des Zündhütchens durch das Brandloch im Einsatzstück zur Zündladung.

6. Das Nadelstück und der Scherstift.

(Blatt 3, Bild 1 u. 2)

8. Das Nadelstück (Bild 1), aus Messing, hat die äußere Form eines zweizapfigen Zylin-ders. Der obere Zapfen, der an seiner Mantelfläche mit einer Ringnute für den Scherstift versehen ist, lagert in der Kopfschraube und der untere in der oberen zylindrischen Boh-rung des Zünderkörpers. Eine in Längsrichtung durch die Mitte des Nadelstückes gehende Bohrung, deren oberer Teil mit Gewinde versehen ist, nimmt die Nadel und ihre Halte-schraube auf.

Im unteren Teil hat das Nadelstück eine zylindrische Ausdrehung als Lager für die oberen Windungen der Schraubenfeder.

Der Scherstift (Bild 2) soll im Verein mit der Schraubenfeder nach dem Ausschwingen der Sicherungsklappen das Nadelstück in seiner Lage festhalten und dadurch ein vorzeitiges Anschlagen des Zündhütchens durch die Nadel verhüten.

Er ist ein dünner Drahtstift aus weichem Messing, der in eine entsprechende Bohrung des Gewindeteils der Kopfschraube eingesetzt ist und mit seinem mittleren Teil in die Ringnute des Nadelstückes eingreift.

7. u. 8. Die Nadel mit Halteschraube.

(Blatt 3, Bild 3 u. 4)

9. Die Nadel (Bild 3), aus Rundstahl und zum Schutz gegen Rostbildung mit Goldlack lak-kiert, ist lose in das Nadelstück eingesetzt. Sie besteht aus dem zylindrisch-konischen Kopf und dem Schaft mit der vierseitigen Spitze.

Die Halteschraube (Bild 4), eine kleine Schlitzschraube aus Messing, ist in das Nadelstück eingeschraubt. Sie drückt mit ihrer unteren Fläche auf den Kopf der Nadel und hält diese fest.

9. Die Sperrfeder

(Blatt 3, Bild 5)

10. Sie ist eine offene, aus federhartem Messingblech gefertigte Ringfeder, die um den Schaft des Einsatzstückes gelegt ist. Ihr Abstreifen verhindert der Bund am oberen Schaftende des Einsatzstückes.

An zwei sich gegenüberliegenden Seiten ist das Metall der Feder in der Mitte durchbro-chen und nach außen aufgebogen. Dadurch sind 2 Knaggen gebildet, auf denen der Sperring bei zusammengesetztem Zünder in Ruhe und beim Transport aufliegt.

Die Stärke der Feder und der Winkel der Umbiegung der Knaggen sind so gehalten, daß sie eine ruhende Belastung von 30 bis 40 kg tragen.

10. Der Sperring.

(Blatt 3, Bild 6)

11. Der Sperring, getragen von der Sperrfeder, greift um die Sicherungsklappen und hin-dert sie so am vorzeitigen Ausschwingen.

Er ist aus Messing gefertigt, zylindrisch, von geringerer Höhe als die Sperrfeder und bildet in Verbindung mit Sperrfeder und Klappen die Transport- und Rohrsicherung des Zünders.

Innen ist er zylindrisch ausgedreht und in halber Höhe mit einer Rast versehen. In diese Rast schnappen die Knaggen der Sperrfeder ein, wenn der Ring sich beim Schuß über die Sperrfeder schiebt.

Zum leichteren Überstreifen über die Sperrfeder ist der untere, innere Rand der Schnitt-fläche abgerundet.

An der Oberkante befindet sich ein halbrunder Ausschnitt, der als Zeichen für das richtige Aufsetzen des Ringes auf die Sperrfeder dient. Der Ausschnitt muß stets nach oben zei-gen.

11. Die Sicherungsklappen 1–5 nebst Klappenachsen.

(Blatt 3, Bild 7)

12. Die Klappen, aus Messing gefertigt, haben eine stumpfdreieckige Form mit abgerun-deten Spitzen (Nasen). Eine der Dreieckseiten ist glatt, die zweite schlank gekehlt und die Basis halb gerundet und halb gekehlt. An der Basis sind die Klappen zum Aufstreifen über die Klappenzapfen in der Mitte durchbohrt.

Die Klappenachsen sind kleine Messingstifte, die in die Bohrungen der Stirnfläche des Ein-satzstückes eingesetzt sind.

Bei zusammengesetztem Zünder (vor dem Schuß) liegen die Nasen der Klappen auf dem oberen Absatz des Pillenbolzens und verhindern so den Pillenbolzen an einem vorzeitigen Vorschnellen; gleichzeitig stützen sie das Nadelstück.

12. Der Stößel.

(Blatt 3, Bild 8)

13. Der Stößel ist ein kleiner Holzzylinder aus Hartholz. Er lagert in der zylindrisch-koni-schen Bohrung der Kopfschraube und ruht mit seiner unteren Fläche auf dem Nadelstück. Er ist derjenige Teil des Zünders, der ihn sehr empfindlich macht.

13. Die Kopfschraube mit dem Abschlußplättchen.

(Blatt 3, Bild 9)

14. Die Kopfschraube aus Messing bildet den Abschluß des Zünders am Kopf. Äusserlich unterscheidet man an ihr den Gewindeteil und den konischen Kopf mit abgeflachter Spit-ze. In der Abflachung befindet sich eine Ausdrehung, in die ein Abschlußplättchen aus Messing von 0,2 mm Stärke eingebördelt ist.

Die Mantelfläche des Kopfes ist am unteren Rande mit einer Bohrung für den Schlüssel zum Ein- und Ausschrauben versehen.

Zur Aufnahme und Führung des Stößels sowie zur Aufnahme des oberen Nadelstückzap-fens ist die Kopfschraube in der Längsrichtung mit einer glatten zylindrischen Durchboh-rung versehen, die für das Eindrücken des Abschlußplättchens nach oben konisch erwei-tert ist.

Der Gewindeteil hat in der Querrichtung eine Einbohrung zum Einsetzen des Scherstiftes.

14. Verhalten des E.Kzdr. f. Spgr. beim Schuß.

15. Durch den Stoß der Pulvergase streift sich beim Beginn der Geschoßbewegung der die Klappen zusammenhaltende Sperring vermöge seiner Trägheit über die Sperrfeder. Er überwindet dabei den Widerstand, den die nach außen gebogenen Knaggen der Sperrfe-der bieten und gibt die den Pillenbolzen von dem Nadelstück trennenden 5 Klappen frei. Ein Wiedervorschnellen des Sperringes wird dadurch verhindert, daß die Knaggen der Sperrfeder in die Rast im Innern des Sperringes eingreifen. Die 5 Klappen schwingen unter der Wirkung der Fliehkraft infolge der Rotation des Geschosses nacheinander nach außen und geben den Pillenbolzen und das Nadelstück frei. Beide können sich jetzt aneinander nähern.

Ein Vorleiern des Pillenbolzens während des Geschoßfluges, hauptsächlich im absteigen-den Ast der Flugbahn, wird durch die Schraubenfeder verhindert. Das Nadelstück wird außer durch die Schraubenfeder noch durch den Scherstift festgehalten.

Beim Auftreffen des Geschosses fällt der Pillenbolzen unter Überwindung der Schrauben-feder nach vorn. Sobald das Abschlußplättchen der Kopfschraube einen Widerstand fin-det, werden der Stößel und mit ihm das Nadelstück mit der Nadel, indem dieses den Scherstift abschert, in den Zünder hineingedrückt; Nadelstück mit Nadel und Pillenbolzen mit Zündhütchen kommen sich also entgegen. Die Nadel dringt mit ihrer Spitze in das Zündhütchen ein und bringt es zur Entzündung.

Die entstehende Feuerstrahl schlägt nach unten in die Zündladung und bringt diese sowie die Sprengladung des Geschosses zur Detonation, wobei das Geschoß zerschellt.

Der E.Kzdr. f. Spgr. wiegt 0,665 kg.

Der Empfindliche Kopfzünder für Sprenggranaten (m. Haube)Inhaltsverzeichnis