1. Ziel und Zweck der Vorliegenden Vorschrift3. Die verschiedenen Zündungsarten bei Ankertauminen und Sprengbojen
Übersicht über deutsche und fremde Ankertauminen und Sperrschutzmittel
A. Allgemeines über deutsche und fremde Ankertauminen
und Sperrschutzmittel
2. Allgemeine Hinweise zur Beseitigung treibender oder
angetriebener Minen und Sperrschutzmittel

a. Schärfer und Entschärfer-Einrichtung

Fast alle Minen haben eine Vorrichtung, die beim Brechen oder Schneiden des Ankertaues die Mine zur Detonation bringen oder sie versenken oder aber sie unscharf auftreiben lassen soll. Die bei allen deutschen Ankertauminen in Gebrauch befindliche Schärfer- bzw. Entschärfer-Einrichtung sitzt mit Ausnahme bei der alten EMA/B in der unteren Gefäßhalbkugel und wird durch eine herausragende Zugstange, an der das Ankertau be-festigt ist, betätigt. Im Inneren sitzen an der Einrichtung Kontakte, die durch eine Feder geöffnet werden, also unterbrochen sind. Ist die Mine geworfen und der Verankerungs-vorgang beendet, entsteht durch den Auftrieb des Gefäßes ein Zug auf das Ankertau. Dadurch wird die Zugstange nach außen (unten) gezogen, die Kontakte im Innern des Gefäßes und damit der Stromkreis zum Zünder werden geschlossen, und der Stromkreis ist jetzt nur noch in den Elementen der Bleikappen bzw. der Stoßstangen oder im Fern-zündgerät oder in den Kontakteinrichtungen der Stoßkappe oder der Kontaktauslösevor-richtung unterbrochen. Auch die Stromführung der Antennenzündung läuft über die Schärfer- und Entschärferplatte. Bricht nun das Ankertau der Mine, oder wird es beim Räumen geschnitten, dann hört der Auftrieb des Gefäßes auf, die zusammengepreßte Entschärferfeder kann im Zusammenwirken mit dem von außen wirkenden Wasserdruck die Zugstange nach innen (oben) schieben und die Kontakte wieder trennen: Der Zünd-stromkreis ist unterbrochen und die Mine ist unscharf.

Um jedoch die Möglichkeit zu haben, das Räumgerät und evtl. auch das Räumfahrzeug zu vernichten oder zu beschädigen, steht diese Rückwärtsbewegung der Zugstange mit einer zweiten Kontakteinrichtung in Verbindung, die einen Stromkreis von einem Trocken-element zu dem Minenzünder schließt: Die Mine detoniert. Diese zweite Kontakteinrich-tung kann von außen durch Legen eines besonderen Schalters ein- oder ausgeschaltet werden. (Im Auftriebsentschärfer der EMA/B und bei älteren Beständen der Entschärfer-einrichtung war ein besonderes Zündglas mit Element, das Verbindung mit dem Minenzün-der hatte, eingebaut. Beim Rückwärtsgang der Zugstange wurde das Zündglas zerschla-gen, die darin befindliche Säure lief auf das darunter befindliche Element und der Strom wurde zum Zünder geleitet.)

Je nachdem, ob die zweite Kontakteinrichtung eingeschaltet ist oder nicht, müßten also deutsche Ankertauminen, deren Ankertau gebrochen oder geschnitten ist, unscharf trei-ben oder sofort detonieren. Da jedoch im Laufe der Liegezeit der Mine das herausragende Ende der Zugstange derart mit Muscheln, Seetang usw. bewachsen kann, daß die Ent-schärferfeder nicht mehr in der Lage ist, die Zugstange zurückzuschieben, kann es vor-kommen, daß die Entschärfereinrichtung und die 2. Kontakteinrichtung versagt. In diesem Falle bleibt die Mine scharf bzw. sie detoniert nicht wie vorgesehen, wenn das Ankertau gebrochen ist oder geschnitten wird. Derartige Versager liegen bei allen Entschärfer-Ein-richtungen im Bereich der Möglichkeit. Bei fremden Minen ist mit ihnen genau so zu rechnen, wie bei deutschen Minen.

Es müssen demnach alle treibenden oder angetriebenen Minen
als "scharf" angesehen und dementsprechend behandelt werden.

Beim Beschuß zum Beseitigen treibender Minen muß daher unbedingt ein Sicherheitsab-stand innegehalten werden.

Sicherheitsabstand beim Abschießen von Minen mindestens 100 m !
Nur von Luvseite schießen !

Bei fremden Minen ist unter Umständen noch mit einer verzögerten Detonation nach dem Absinken zu rechnen, da die Schärfereinrichtung einzelner Minenarten durch Wasserdruck betätigt werden.

b. Treibende Minen

Treibende Minen und Sprengbojen sind grundsätzlich durch Beschuß zu beseitigen (Si-cherheitsabstand und Luvseite beachten !), nachdem die Art genau festgestellt ist. Bei Minen mit Berühungszündung ist das Herangehen des Fahrzeuges an die Mine oder Sprengboje zu Durchführung einwandfreier Feststellung möglich. (Stets beachten, daß Mine scharf sein kann ! Nicht berühren ! Auf Reißleine oder Antenne achten !) Bei Minen mit Fernzündung (erkennbar am fehlen der Blei- und Stoßkappen oder dgl.) muß auch während der Feststellung des Minentypes mindestens eine Entfernung von 50 m von der Mine eingehalten werden (größere Fahrzeuge als M-Boote und Sperrbrecher 100 m !), andernfalls kann durch die Fernwirkung des eigenen Fahrzeuges die Mine detonieren.

c. Angetriebene Minen

Auch an Küsten angetriebene Minen und Sprengbojen sollen grundsätzlich durch Spren-gung beseitigt werden. Alle früheren Voraussetzungen, die möglichst ein Entschärfen der Mine verlangten, um gegebenenfalls Neuerungen an fremden oder Versagerquellen an ei-genen Minen festzustellen, sind nicht mehr gegeben.

Wenn allerdings der Liegeplatz der angtriebenen Mine eine Sprengung an Ort und Stelle nicht zuläßt, weil in der Nähe befindliche Gebäude und dgl. gefährdet sind, muß die Mine entschärft und an einen Platz befördert werden, wo die Sprengung ohne Gefährdung durchgeführt werden kann. Sprengbojen sind wegen ihrer Gefährlichkeit und wegen ihrer kleinen Ladung stets am Fundort zu sprengen.

1. Ziel und Zweck der Vorliegenden Vorschrift3. Die verschiedenen Zündungsarten bei Ankertauminen und Sprengbojen