I.) Artillerie-Geschosse
Die Munition des belgischen Heeres nach dem Stande vom 10.5.1940
Inhaltsverzeichnis
A) Aufbau des Waffen- und Munitionswesens
1.)

Dasselbe uneinheitliche Bild wie im völkischem und staatlichen Aufbau bot das Waf-fen- und Munitionswesen Belgiens.

 

Die Geschütze z.B. stammten z.T. aus Frankreich, z.T. aus deutschen Ablieferungen von 1918. Daneben gab es noch einige englische Geschütze und ein paar belgische Eigenkonstruktionen.

 

Daß sich dieser Zustand bei der Mun.-Fertigung störend bemerkbar machte, ist klar. So liefen nebeneinander Mun.-Arten m. Hülsenkartuschen z.T. m. Zdschrb. z.T. mit Zündhülse und Beutelkartuschen für Geschütze franz. und engl. Herkunft mit plasti-scher Liderung.

 

Nicht einmal die Ladungen werden einheitlich bezeichnet. Bei manchen Geschützen ist die Ladung mit der kleineren Nummer, bei anderen die mit der größeren Nummer die stärkere Ladung.

2.)

An Produktionsstätten standen dem "Ministerium der Nationalverteidigung" zur Ver-fügung:

  a)

Manufacture d'Armes d'Etat in St. Leonard bei Lüttich als Waffenfabrik,

  b)

Fonderie Royale de Canons in Lüttich als Geschütz- und Geschoßhüllenfabrik,

  c) Fabric Nationales (F.N.)
    1.) Werk Herstal b. Lüttich
      als Waffen- und Patronenfabrik,
    2.) Werk Brügge
      als Kartusch- u. Patrh.-Fabrik.
  d)

Ateliers de Fabrication de Munitions in Zwijndrecht als Munitionsfabrik für Artl.Mun., einschl. Zünderfertigung, Sprengstoffumkristallisation.

    Außerdem unterstellt:
   

Sprengstoffabrik in Haesdonl-Nieuwerken Waes mit Tri-Fertigung nach Bofors-Patenten.

3.)

Außerdem wurden folgende Werke der Privatindustrie zu Lieferungen herangezogen:

  a)

John Cockerill

    in Lüttich für Geschütze und Geschoßhüllen,
  b) Foges de Zeebrügge (F.Z.)
    in Zeebrügge für Kartusch- und Patronenhülsen,
  c) Poudreries Réunis de Belgique
    1.) Werk Engis
      für Pulver aller Arten,
    2.) Werk Baelen (Wezel)
      für Sprengstoffe,
  d) Coopal et Cie
    1.) Werk Caulille
      für Pulver aller Arten,
    2.) Werk Wetteren
      für Sprengstoffe aller Arten,
    3.) Werk Havré
      für Zdh., Sprengkapseln, Zündladungen, Glühzünder.
  e) Textilfabriken Deynze
    bei Gent für Kartuschbeutelstoffe (aus Rohseide).
4.)

Die staatlichen Werke und die Industrie Belgiens waren merkwürdigerweise nicht in der Lage, den gesamten Heeresbedarf decken zu können.

 

Wahrscheinlich war das Absicht, denn anders kann man sich bei einer so hoch ent-wickelten Industrie die Abhängigkeit vom Ausland kaum erklären. Umsoweniger als Werke wie F.N. z.B. in der Handfeuerwaffen- und Munitionsherstellung Weltruf ge-nießen.

5. Frankreich lieferte:
  a)

Geschütze und Munition dazu,

  b)

Kartusch- und Patr.-Hülsen, Pulver, Zündhülsen, Zünder, Übertragungsladun-gen, Sprengstoffe und Geschoßhüllen.

6. England lieferte:
  a)

Geschütze (37" Flak Vickers) und Munitions dazu,

  b)

Geschoße der 6" Haub. wurden in England fertig gekauft, die Treibladungen in Zwijndrecht gefertigt.

7. Italien lieferte:
  Sprengstoffe, Pulver und Chloracetophenon.
8. Schweden lieferte:
  a)

Geschütze (4 cm Flak) und Mun. dazu,

 

b)

Sprengstoffe und Pulver (Bofors).

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