II. Minen und Zünder; D. Flußminen: 1. TreibmineKapitel II. Minen und Zünder; D. Flußminen: 3. Abwehr von Flußtreibminen durch GiersperrenInhaltsverzeichnis
Merkblatt über englische Spreng- und Zündmittel, Minen und Zünder
II. Minen und Zünder
D. Flußminen

2. Vom Flugzeug abwerfbare Flußtreibmine.

Deutsche Benennung:

Flußtreibmine 480 (e) (Tr.Mi. 480 (e)).

Die von Flugzeugen abwerfbare Flußtreibmine (Bild 91) wird zur Verminung von Flüssen und anderen fließenden Binnengewässern verwendet. Für stehende Gewässer ist sie we-niger geeignet.

Bild 91.
Vom Flugzeug abwerfbare Flußtreibmine.

Gesamtgewicht: 15 kg,
Gewicht der Sprengladung: 9 kg gegossenes Trinitrotoluol,
Länge: 41,9 cm,
Durchmesser: 25,2 cm.
Im gesicherten Zustand besteht die Flußtreibmine aus:

dem Windsack mit Zubehör (Bild 91),

Bild 92.
Flußtreibmine gesichert,
mit abgenommenem Minendeckel.

dem Minendeckel (Bild 92), sowie

dem Minengehäuse (Bilder 92 und 93),

darin enthalten:

Zünder mit federnden Stoßarmen und Schwimmkorken, Trockenbatterie, Glühzünder und Übertragungsladung, rund 9 kg Sprengladung (gegossenes Trinitrotoluol).

Bild 93.
Flußtreibmine gesichert.
(Schnitt.)

Der Windsack ist ein konischer, oben und unten offener Sack aus Seide. Er ist durch Lei-nen und ein kurzes Drahtseil mit dem Minendeckel verbunden.

Das Minengehäuse ist zylindrisch und besteht aus einem Raum für die Sprengladung und einem Luftraum für den Auftrieb. In der Längsachse des Gehäuses ist das Zünderrohr zur Aufnahme des Zünders angebracht. Das untere Ende des Rohres hat ein Gewinde zum Befestigen des Sicherungsgehäuses, das den Zünder trägt.

Der Zünder (Bild 94), eine elektrisch-mechanische Zündvorrichtung, besteht aus einer Messingzünderstange mit Feder, deren unteres Ende durch eine Bohrung in das Siche-rungsgehäuse führt und dort einen Salmiakring in gespanntem Zustand gehalten wird. Der Salmiakring wird durch eine Schraubenmutter auf der Zünderstange gehalten. Bei der ge-sicherten Mine ist das Sicherungsgehäuse mit einer Schutzkappe versehen, die vor dem Einsatz entfernt werden muß.

Am oberen Ende der Zünderstange befindet sich in einem Querblech ein Vierkant, der ein Drehen der Zünderstange verhindern soll. Die über dem Vierkant angebrachten Isolierringe verhüten bei der gesicherten Treibmine die unmittelbare Berührung der Zünderstange mit dem im oberen Teil des Zünderrohres befindlichen Kontaktring. Über dem Isolierring ist eine Gummimembrane angebracht, die das Zünderrohr gegen Wasser abdichtet. Über der Gummimembrane ist eine Preßspansicherung.

Die Zünderstange führt weiter durch die Stoßarmscheibe, auf der acht federnde Stoßar-me befestigt sind. Diese Scheibe hält im gesicherten Zustande die Verschlußhebel des Deckels.

Bild 94.
Zündvorrichtung.
(Schnitt.)

Gleichlaufend mit dem Zünderrohr ist im Inneren der Mine (Bild 93) die Übertragungsla-dung (etwa 9 kg gepreßtes Trinitrotoluol), der Glühzünder und eine Trockenbatterie was-serdicht untergebracht.

Der Minendeckel greift mit dem Rand in das Minengehäuse ein und wird mit vier Paar Verschlußhebeln solange am Minengehäuse festgehalten, wie der Salmiakring die Zünderfeder gespannt hält. Der Minendeckel schließt nicht wasserdicht.

Der geschlossene Minendeckel drückt die Stoßarme nieder.

Zwischen den 8 Stoßarmen liegen 6 Schwimmkorke (Bild 93), die mit einer Schnur unter-einander und mit der Zünderstange verbunden sind. Jeder Kork enthält in einer Bohrung eine Druckfeder, die sich gegen den Minendeckel legt. Die restlichen Zwischenräume sind mit 8 losen Füllkorken zum Ausgleich des Deckelgewichts aufgefüllt.

Nach Entfernen der Schutzkappe und Abwurf der Mine vom Flugzeug, wobei durch den konischen, oben offenen Windsack die Fallgeschwindigkeit verzögert, die Abtrifft (wie beim Fallschirm) aber vermindert wird, schwimmt die Mine durch den Auftrieb der unter dem Minendeckel befindlichen Schwimm- und Füllkorken zunächst an der Wasseroberflä-che.

Durch die Beseitigung der Schutzkappe kommt der Salmiakring mit dem Wasser in Berüh-rung, löst sich langsam auf und läßt die Zünderstange durch den Druck der Zünderfeder nach oben gleiten. Dadurch werden die Verschlußhebel angehoben, der Deckel mit dem daran befindlichen Windsack löst sich von der Mine und die acht Stoßarme stellen sich selbsttätig waagerecht (Bild 95).

Bild 95.
Flußtreibmine entsichert.

Gleichzeitig wird der Vierkant aus seinem Lager, der isolierte Teil der Zünderstange aus dem Kontaktring und die Preßspansicherung aus dem Zünderrohr geschoben, so daß sich nun die Zünderstange, gegen seitliches Verschieben nur durch die Gummimembrane leicht gehalten, unisoliert in dem Kontaktring befindet (Bild 96).

Die Mine ist nun scharf.

Während die Mine mit Deckel durch die Schwimm- und Füllkorke an der Wasseroberfläche schwimmt, sinkt sie ohne Deckel etwa 50 cm unter die Wasseroberfläche und wird in die-ser Lage durch die Schwimmkorken gehalten. Die 8 lose eingelegten Füllkorken schwim-men beim Lösen des Deckels ab.

Bild 96.
Flußtreibmine, entsichert.
(Schnitt.)

Stößt die Flußtreibmine im scharfen Zustande mit den Stoßarmen oder mit dem Minenge-häuse an einen Gegenstand an oder bleiben die Schwimmkorke daran hängen, so schlägt die Zünderstange in der Gummimembrane infolge des Stoßes oder infolge des Zuges der Korkleine seitlich aus und berührt den Zündkontaktring, der Zündstrom wird geschlossen und die Mine zerknallt.

Beseitigen.

Die Flußtreibmine ist schußempfindlich. Sie kann durch M.G.- oder Gewehrfeuer, auch durch Handgranatenwurf aus angemessener Deckung unschädlich gemacht werden. Durch Treffer in die Zündung wird sie unmittelbar gezündet, durch Treffer in den Luftraum (vgl. Bilder 93 und 96) wird sie zum Sinken gebracht und zerknallt auf dem Flußgrund.

An das Ufer angetriebene oder auf dem Lange abgesetzte Minen dürfen nicht berührt werden. Sie sind gegen unbeabsichtigtes Berühren durch Einfriedung zu sichern und un-verzüglich mit genauer Angabe der Fundstelle dem zuständigen Pi. Kdr. zu melden, der die Minen durch Sonderkommandos unschädlich machen läßt.

Entschärfen und Transport der Minen ist verboten !

Gesprengt wird durch eine geballte Ladung 3 kg, die neben den Sprengstoffraum der Treibmine gelegt wird. Die Mine darf nicht berührt werden.

Wird ein Umlagern der Treibmine für unumgänglich gehalten, so kann auf Anordnung des aufsichtführenden Offiziers versucht werden, diese mit langen Seilen aus Deckung an den geeigneten Platz zu ziehen, wobei mit Zerknall gerechnet werden muß.

Das Entschärfen der Flußtreibmine darf nur von einem Minenspezialisten oder einem Feu-erwerksdienstgrad mit entsprechender Sonderausbildung auf besondere Anordnung vorge-nommen werden.

Nur solche Flußtreibminen sind nicht scharf, bei denen der Salmiakring eindeutig als völlig unversehrt, ohne Risse und Sprünge oder Minderungen durch Feuchtigkeit, zu erkennen ist. Das Berühren der Flußtreibmine zwecks Besichtigung des Salmiakringes ist verboten. In jedem zweifelhaften Fall ist die Flußtreibmine grundsätzlich zu sprengen.

Aufgefundene Lager noch nicht eingesetzter Flußtreibminen sind ebenfalls sofort dem zu-ständigen Pi.Kdr. zu melden. Einsatz dieser Minen darf nur durch Sd.Kdos. erfolgen. An-weisungen für die Handhabung der Minen durch Sdo. Kdos. enthält D 553.

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