Splitterwirkung der Sprenggranaten |
(vgl. auch: Betrachtungen über Geschoßzerlegung, D 497) |
Die Ausbreitung der wirksamen Splitter von Sprenggranaten wurde durch Versuch festge-stellt. Als »wirksamer« oder »scharfer« Splitter soll im folgenden ein Sprengstück be-zeichnet werden, das Kiefernholz von 20 mm Stärke glatt durchschlägt. Die hierzu erfor-derliche Auftreffwucht genügt nach Versuchen aus der Zeit vor 1914, um einen Men-schen kampfunfähig zu machen. |
Zur Prüfung der Splitterwirkung wurde eine Anzahl scharfer Sprenggranaten unter glei-chen Bedingungen auf verschiedene Stellen einer Scheibenanlage nach Anlage 1 ver-schossen. Die Scheiben waren 2 m hoch, um die Garbe der Splitter in höhe eines stehen-den Mannes zu erfassen, und standen sowohl gleichlaufend als auch senkrecht zur Schußrichtung; sie waren in Felder von 2 m Breite und 2 m Höhe eingeteilt. Nach jedem Schuß wurde die Belegung der Scheibe mit »scharfen« Splitter festgestellt. |
Hierbei wurde für alle von Splittern getroffenen Felder die »Splitterdichte«, d. i. die Zahl der auf einem Quadratmeter kommenden Splitter, berechnet. |
Zeichnet man die in verschiedenen Entfernungen und Richtungen vom Einschlagpunkt ge-fundenen Splitterdichten in der waagerechten, durch den Einschlagpunkt gehenden Ebe-ne auf, so erhält man Bilder gemäß Anlage 2 bis 13. |
Es ergeben sich hierbei Kurven gleicher Splitterdichte, deren Höhe auf diesen Bildern durch kleine, an der betreffenden Kurve stehende Zahlen (0,25–0,5–1,0–2,0 usw.) ge-kennzeichnet ist. Die Kurve der Splitterdichte 1 ist stark ausgezogen. Die Splitterdichte 1 wird als »ausreichende Splitterdichte« bezeichnet, da man annehmen kann, daß bei einer solchen Belegung durch Splitter noch eine der Splitterdichte nach »ausreichende Splitter-wirkung« gegen lebende Ziele erreicht wird. |
Die Anlage 2 bis 13 enthalten die Ergebnisse der Versuche für K.Gr. rot (F.K. 16 n.A.), F.H.Gr. (l.F.H. 16) und 15 cm Gr. 18 (lg.s.F.H. 13). Auf diesen Bildern bedeutet der Pfeil die Schußrichtung, das Kreuz den Einschlagpunkt. |
An den eingetragenen Zahlentafeln kann die Ausbreitung der Splitterdichten in Metern abgelesen werden. Bei der Anlage 9 muß berücksichtigt werden, daß eine Sprengung vor-liegt, bei der die Eigengeschwindigkeit des Geschosses fehlt; beim Schuß würde sich das Bild auf Grund der Geschoßgeschwindigkeit etwas anders darstellen (siehe Anlage 8). |
Die Anlage 14 gibt eine Zusammenstellung der bei den verschiedenen Geschoßsorten un-ter wechselnden Verhältnissen (verschiedene Ladungen und Fallwinkel, o.V., Abpraller, B.Z.) erhaltenen Grenzen der ausreichenden Splitterwirkung nach Breite und Tiefe und der sich daraus ergebenden Flächen ausreichender Splitterwirkung (Splitterdichte 1). |
Die Versuche wurden in Kummersdorf und Münsingen durchgeführt. |
Das Aufschlaggelände innerhalb der Scheibenanlage in Kummersdorf war ein ebener, lok-kerer Sandboden, der keine Bewachsung besaß, welche die Splitterausbreitung merklich beeinflussen könnte. |
Das Aufschlaggelände in Münsingen war fester Kalksandsteinboden, der eine 30–40 cm starke, lose Sandschicht mit einer etwa 3–5 cm starken Grasnarbe trug. |
Die Schießen in beiden Scheibenanlagen haben Werte ergeben, die kaum voneinander ab-weichen. |
In einer weiteren Scheibenanlage in Kummersdorf wurde dagegen auf sehr sumpfigen, weichen Wiesenboden geschossen. Die hier ermittelten Zahlen weichen mehr oder weni-ger, und zwar bis zu 50% nach unten, von den Ergebnissen in den beiden anderen Schei-benanlagen ab. |
Zur grundsätzlichen Feststellung der Splitterausbreitung wurden aber die Schießen auf das besonders günstige Aufschlaggelände in Kummersdorf und Münsigen benutzt, da das Schießen auf anderen Boden, z.B. auf Acker- oder Sumpfboden, wegen der dabei auftre-tenden Zufälligkeiten zu unsichere und zu stark wechselnde Unterlagen geliefert und sehr viel Munition erfordert hätte. |
Die so gewonnen Zahlenangaben gelten also nur für günstiges Aufschlaggelände. Bei wei-chem oder dicht bewachsenem Boden tritt eine entsprechende Herabminderung der Wir-kung bis zu 50% ein. |