II. Wirkungsweise und Aufbau der mechanischen Zünder: 1. AufschlagzünderII. Wirkungsweise und Aufbau der mechanischen Zünder: 2. ZeitzünderInhaltsverzeichnis
Entwurf einer Zündervorschrift - 2. Teil: Technische Grundlagen der mechanischen Zünder für Abwurfmunition
II. Wirkungsweise und Aufbau der mechanischen Zünder
1. Aufschlagzünder
d. Abwurfsicherheit

Die Abwurfsicherheit bewirkt, daß zufälliges Aufschlagen einer Bombe an das Flugzeug oder das Gegeneinanderschlagen von Bomben gleich nach der Auslösung nicht zu einer Zündung führen kann.

1. Zeitabhängige Entsicherungsvorrichtungen

Die Sicherheit wird gewährleistet durch einen Sicherungsbolzen, der zeitabhängig

  a) durch Hemmwerk
  b) durch pyrotechnische Einrichtung

freigegeben wird.

Die Freigabe dieses Sicherungsbolzens durch die Einrichtung unter a) und b) geschieht zeitabhängig, d.h. die Schärfung erfolgt nach einer gewissen Sicherheitszeit und ist von äußeren Einflüssen unabhängig. Nach Abb. 7a erfolgt die Entsicherung über ein Räderwerk mit Regler (Hemmwerk), das die Bewegung der Zahnstange hemmt.

Abb. 7a
Hemmwerk für zeitabhängige Entsicherung

Bei der pyrotechnischen Entsicherung wird im allgemeinen ein Sicherungsbolzen durch einen Pulverbrennsatz in seiner Anfangslage festgehalten. Beim Abwurf der Bombe wird dieser Brennsatz entzündet und gibt nach Abbrennen den Weg für den Sicherungsbolzen frei. Nach Abb. 7b wird durch Herausziehen des Sicherungssteckers das Nadelstück 1 durch Einwärtsschnellen der Kugeln freigegeben. Durch die Kraft der Spiralfeder 1 sticht das Nadelstück 1

Abb. 7b
Pyrotechnische Entsicherung

das Zündhütchen 1 an. Der Feuerstrahl des Zündhütchens 1 bringt den Pulverbrennsatz zum Abbrennen, wodurch der Sicherungsbolzen durch die Kraft der Spiralfeder 2 das Na-delstück 2 für die Aufschlagzündung freigibt.

Die zeitabhängigen Entsicherungsvorrichtungen werden meist durch einen Sicherungs-stecker, der beim Abwurf selbsttätig herausgezogen wird, in Gang gesetzt.

Sicherungsstecker dürfen daher nie (im Gegensatz zu Vorsteckern) vor dem Beladen ent-fernt werden (Lebensgefahr !).

2. Geschwindigkeitsabhängige Entsicherungsvorrichtungen
Die Entsicherung ist abhängig von der Geschwindigkeit der Bombe.
Die Entsicherung kann erfolgen:
a)

durch Antrieb eines Windrades, das durch den Luftstrom in Umlauf gesetzt wird (Abb. 8). Der mit dem Windrad fest verbundene Gewindebolzen wird aus dem Nadel-stück herausgeschraubt, bis die Anschlagscheibe an den Anschlag stößt. Beim Auf-schlag wirken Nadelstück, Gewindebolzen und Windrad zusammen als Stößel im Sin-ne einer empfindlichen Aufschlagzündung;

b)

durch Drall der Bombe. Die dabei auftretenden Fliehkräfte wirken auf entsprechende Entsicherungseinrichtungen, z.B. Fliehbolzen (Abb. 9). Dieser gibt bei seiner Bewe-gung nach außen den Stößel frei. Die Zündung wird nach Auftreffen des Stößels eingeleitet (e AZ).

Abb. 8
Windradentsicherung
Abb. 9
Fliehbolzenentsicherung
e. Blindwurf
Blindwurf ist nur bei Zündern mit Sicherungsstecker gewährleistet.
f. Verzögerungseinrichtungen
(vgl. L.Dv. 152, 1. Teil, Abschn. II)

In Abb. 10 ist als Beispiel eine Pulververzögerung dargestellt. Die Pulversäule ist in das Verzögerungsstück eingepreßt. Sie wird entzündet durch den Feuerstrahl des Zündmit-tels.

Abb. 10
Verzögerungseinrichtung.

Die Brenndauer richtet sich nach der Höhe der Pulversäule und beträgt Bruchteile einer Sekunde.

g. Einrichtungen für Verzugszündung
(vgl. L.Dv. 152, 1. Teil, Abschn. II)
Es sind zwei Arten der Verzugszündung zu unterscheiden:
1. Mechanische Verzugszündung

Die zur Zündung erforderliche Energie ist z.B. mittels einer gespannten Feder im Zünder aufgespeichert. Die Auslösung der Feder für die Zündeinrichtung erfolgt durch eine zeit-gebende Einrichtung (z.B. Uhrwerk), die durch den Aufschlag der Bombe in Gang gesetzt wird (Abb. 11). Ein Auslösungsbolzen gibt beim Aufschlag den Antrieb eines Uhrwerks frei. Die Zündeinrichtung ist hier im Innern des Uhrwerks untergebracht.

Abb. 11
Uhrwerks-Verzugszündung bzw. Uhrwerks-Langzeitzündung
2. Pyrotechnische Verzugszündung.

Das Zündhütchenfeuer entzündet einen Brennsatz, welcher über ein Pulverkorn den Zer-knall der Bombe herbeiführt. Die Brenndauer ist abhängig von der Zusammensetzung des Satzes und seinen Abmessungen (Abb. 12).

Abb. 12
Pyrotechnische Verzugszündung
h. Einrichtungen für Langzeitzündung.
(vgl. L.Dv. 152, 1. Teil, Abschn. II)

Die zur Zündung erforderliche mechanische Energie ist im Langzeitzünder meist in einer gespannten Feder gespeichert. Die Entspannung der Feder und damit die Zündung tritt nach Ablauf der am Zünder eingestellten Zeit durch eine überlange Zeiten (Stunden oder Tage) arbeitende Einrichtung, deren Ingangsetzung durch den Aufschlag geschieht.

Die Langzeitzündung kann erfolgen:
1.

auf mechanischem Wege über ein Uhrwerk. Das Uhrwerk gestattet, nach Belieben den Zeitpunkt einzustellen, in welchem die Zündung eintretten soll (Abb. 11);

2.

auf chemischem Wege, beispielsweise durch Zerstörung des federbelasteten Nadel-stückes mittels einer Säure. Der zeitliche Verlauf dieses Vorganges ist von den che-mischen Eigenschaften des Zerstörungsmittels und der Dicke des Bolzens abhängig (Abb. 13). Der Glasbehälter, der die Säure enthält, zerbricht beim Aufschlag. Da-durch gelangt die Säure an das Nadelstück. Die Zündung erfolgt, sobald die Säure den Schaft des Nadelstückes zerstört hat und die gespannte Spiralfeder das Nadel-stück gegen das Zündhütchen treibt.

Abb. 13
Chemische Langzeitzündung

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