B. NebelmittelKapitel D; Flurschaden, SicherheitsbestimmungenInhaltsverzeichnis
Die Nebelmittel und ihre Handhabung, Heft 1 - Grundsätze für Nebelverwendung (G Nbl)
C. Abhängigkeit des künstlichen Nebels von Wetter und Gelände

16. Die Nebelwirkung ist vom Zustand der Luft, in der die Nebelteilchen und -tröpfchen schweben, und vom Gelände abhängig:

Die Ausbreitung des künstlichen Nebels wird beeinflußt von Wind, Bodenform und Bo-denbedeckung, seine Dichte und Beständigkeit außerdem auch von Luftwärme und Luftfeuchtigkeit. Die Wettereinflüsse, die einem ständigen Wechsel unterliegen, müssen durch Messen (H.Dv. 142/2) oder Schäden dauernd beobachtet und berücksichtigt, die Geländeeinflüsse in Rechnung gestellt werden.

17. Da der Nebel mit dem Winde treibt, ist die Windrichtung für den Bedarf an Nebelmit-teln wichtig. Am geringsten ist er bei einer Richtung annähernd gleichlaufend zur Front (Seitenwind). Hierbei genügen verhältnismäßig wenige Nebelquellen, um die Sicht zu ver-hindern. Es bildet sich rasch eine Nebelwand (Bild 1).

Bild 1.
Feindverneblung durch Nebelgeschosse bei Seitenwind (Nebelwand).

Bei senkrecht zur Front ziehendem Wind (Rücken- oder Gegenwind) ist dieselbe Blendung nur durch wesentlich mehr Nebelquellen möglich. Die Wirkung ist dann eine Flächenver-neblung. (Nebelzone, Bild 2)

Stets muß bei Selbstverneblung die Nebelausdehnung wesentlich breiter sein als die zu tarnende Truppe oder Anlage, und zwar um so breiter, je weiter die Nebelquellen von der zu tarnenden Truppe abgesetzt sind, damit dem Feind der Einblick von der Seite verwehrt ist. Je breiter die Verneblung angelegt wird, desto mehr wird der Feind zur Zersplitterung seines ungezielten, nicht beobachtungsfähigen Streufeuers und zur Munitionsverschwen-dung verleitet.

Bild 2.
Feindverneblung durch Nebelkerzen bei Rückenwind (Nebelzone).

18. In jedem Fall lassen sich die Grenzen des Nebels nur über Wind genau bestimmen, unter Wind dagegen nicht, da sich die Nebelausdehnung mit den Wettereinflüssen, be-sonders dem Wind, ändert.

19. Der Einsatz von Nebelkerzen ist von der Windrichtung abhängig; bei Gegenwind ist es deshalb unmöglich mit ihnen den Feind zu vernebeln. Hieraus ergibt sich die Überlegen-heit des Nebelschießens, bei dem die Anpassung an alle Windrichtungen durch Verlegen der Geschoßeinschläge möglich ist.

Die Nebelhandgranate läßt sich im Nah- und Stellungskampf auch bei Gegenwind zur Feindverneblung verwenden, wenn das Überwerfen des Gegners möglich ist. Dadurch läßt sich auf Nahentfernung die Nebelfahne wie beim Nebelschießen allen Windrichtungen an-passen.

20. Durch die geringe Windgeschwindigkeit wird die Breiten- und Höhenausdehnung des Nebels begünstigt, die Tiefenwirkung beeinträchtigt. Hohe Windgeschwindigkeit hält den Nebel zunächst zwar besser zusammen, in weiterer Entfernung wird er aber schneller verweht; dies bedingt für Tiefenwirkung einen vermehrten Bedarf an Nebelmitteln. Im all-gemeinen steigt die Nebelfahne von der Quelle aus allmählich an. Im Durchschnitt beträgt die Höhe der einzelnen Nebelfahnen 10 bis 15 m, die Breite 25 bis 30 m, ihre Länge bei Nebelkerzen und Nebelzerstäubern 200 bis 300 m, bei Nb. Geschossen etwa 100 m, bei Nebelhandgranaten etwa 30 bis 50 m. Die Höhe des Nebels erlangt besonders in stark welligem Gelände Bedeutung.

21. Mit Nebelkerzen und Nebelzerstäubern ist bei Windgeschwindigkeiten unter 2 m über 8 m/Sek. keine erfolgreiche Verneblung zu erreichen. Günstig sind Windgeschwindig-keiten zwischen 3 und 6 m/Sek.

Für Nebelhandgranaten liegen die Verhältnisse ähnlich wie für Nebelkerzen, doch spielt der Wind wegen ihres Einsatzes auf nächste Entfernung eine geringere Rolle (Nr. 19).

22. Beim Nebelschießen liegt die obere Grenze ebenfalls bei Wind von 8 m/ Sek., die günstigsten Werte liegen zwischen ½ und 4 m/Sek.

Windgeschwindigkeiten unter 1 m/Sek. sind ungünstig, wenn der Nebel bald nach dem Schießen abziehen soll (z.B. beim Zusammenwirken mit Kampfwagen).

Der Nebel zieht mit dem Winde ab. Rückstände der Nebelmasse an den Geschoßeinschlä-gen bilden aber bei feuchtem Boden und schwachem Wind einen Dunst (Nachnebeln), der die Sicht für längere Zeit stören kann.

23. Günstig ist ein in Richtung und Geschwindigkeit möglichst gleichbleibender Wind, weil er die Ausbreitung des Nebels in gleichmäßiger Dichte und Höhe bewirkt und das seitliche Ausschwenken der Nebelwolke einschränkt. Geringe Windschwankungen, die immer auf-treten, sind für die Nebelwirkung bedeutungslos, wenn sie auch die gleichmäßige Gestalt der Nebelwolke und ihre Dichte etwas beeinträchtigen.

Freies und ebenes Gelände begünstigt die Stetigkeit der Windrichtung, durch welliges oder bergiges Gelände, und durch hohe Bewachsung (Wälder) wird sie gestört. Bei schwachem Wind bilden sich hier örtliche Luftströmungen mit abweichenden Richtungen. Die Zugrichtung des Nebels wird dann unberechenbar.

24. Hohe Luftwärme begünstigt das Aufsteigen des Nebels. Bodenflächen geben meist schnell, Wasserflächen allmählich die durch Sonneneinstrahlung aufgespeicherte Wärme wieder ab, hierdurch entstehen aufwärts gerichtete Luftströmungen von unterschiedli-cher Stärke. Sie reißen den Nebel hoch oder lassen ihn leicht steigen.

Diese Erscheinungen machen sich besonders bei schwacher Luftbewegung bemerkbar.

25. Hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt die Nebelwirkung, geringe setzt sie herab. In beiden Fällen können erheblich Unterschiede gegenüber der durchschnittlichen Nebelentwicklung auftreten. Dies gilt ganz besonders für Säurenebel.

26. Über feuchtem Boden (im Winter Schneedecke) ist auch die Luft feuchter und da-her der Nebel dichter. Es hält sich dort länger. Er klebt auch an niedriger Bewachsung (bestellte Felder, Heidekraut usw.), die von Regen oder Tau benetzt ist.

27. Bei trockener Wetterlage nimmt die Luftfeuchtigkeit mit steigenden Wärmegraben ab, mit sinkenden zu. Die Ergiebigkeit des künstlichen Nebels sinkt und steigt dement-sprechend. Frühe Morgen-, späte Nachmittagsstunden und feuchte Witterung sind für die Nebelentwicklung immer günstig.

Sind die Schwankungen der Luftwärme gering (kalte Jahreszeit), so ist die Nebelent-wicklung im Tagesverlauf ausgeglichener durch die geringe Feuchtigkeitsmenge, die bei kaltem Wetter in der Luft enthalten ist, wird aber die Nebelbildung beeinträchtigt.

28. Neigt die Wetterlage zu natürlicher Nebelbildung, so genügen wenige Nebelmittel, um einen sehr ergiebigen und beständigen Nebel hervorzurufen, der sich bei schwacher Luftbewegung stundenlang im Gelände halten kann. Das Verschwinden des Nebels ist in solchen Fällen nicht im voraus zu bestimmen.

Leichter Regen begünstigt die Nebelbildung, starker, wolkenbruchartiger Regen schlägt den künstlichen Nebel nieder.

29. Durch Gebüsch und Wald wird der Nebel verteilt; lichten, hochstämmigen Wald durchzieht er mit verminderter Geschwindigkeit, im Wald mit dichtem Unterholz kann er hängenbleiben, er sucht dann auf Schneisen und Wegen weiterzutreiben. Auch vor ande-ren Hindernissen (Dämmen, großen Geländeblöcken usw.) staut er sich zunächst, um teils um sie herum, teils mit vermehrter Geschwindigkeit, aber verdünnt, über sie hinweg-zugleiten. Hierbei entstehen oft Lücken und dünne Stellen im Nebel.

30. Bodensenkungen, die seinen Weg kreuzen, füllt der Nebel aus, ehe er über sie hin-wegzieht.

Gräben, Schluchten, Seitentäler, die quer oder schräg zur Windrichtung verlaufen, können seine Zugrichtung ablenken. Um einzelne Hügel und Kuppen kann er herumströmen und sie womöglich als unvernebelte Inseln liegenlassen.

31. In Berggegenden sind sie für die künstliche Verneblung die Berg- und Talwinde in ihrer Abhängigkeit von Luftwärme, Sonne und Tageszeit zu berücksichtigen.

32. Hiernach lassen sich die Einflüsse von Wetter und Gelände kurz zusammenfassen:

Günstig:

Stetiger Seiten- oder Rückenwind von mittlerer Geschwindigkeit; bedeckter Himmel; feuchte, kühle Witterung; frühe Vormittags-, späte Nachmittags-stunden; freies ebenes Gelände mit niedriger, gleichmäßiger Bewachsung; leichter Regen; im Winter: Schneedecke.

Ungünstig:

In der Regel Gegenwind, Windstille; hohe Windgeschwindigkeit, böiger und stark pendelnder Wind; sonniges, trockenes Wetter; starke Sonnenbe-strahlung; Kälte; starker Regen; stark durchschnittenes Gelände mit hoher und wechselnder Bewachsung.

Bei Windgeschwindigkeiten über 8 m/Sek., bei sonnigen trockenem Wetter mit mehr als 25° C, bei starker Bodenerwärmung mit gleichzeitiger Windstille sowie bei Kälte unter 4° C ohne und unter 10° C mit Schneedecke verspricht Nebelverwendung unzureichende Er-folge.

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